Titel: | Vereinfachte Methode zur Bestimmung der Kohlensäure in dem Saturationsgase der Zuckerfabriken; von Dr. C. Stammer. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. LXXXV., S. 369 |
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LXXXV.
Vereinfachte Methode zur Bestimmung der
Kohlensäure in dem Saturationsgase der Zuckerfabriken; von Dr. C. Stammer.
Aus dessen Traité de la fabrication du sucre, Paris, Lacroix:
p. 177.
Mit einer Abbildung.
Stammer, Bestimmung der Kohlensäure im Saturationsgase der
Zuckerfabriken.
Textabbildung Bd. 202, S. 368
Eine kleine Abänderung an der graduirten Meßröhre wird von dem Genannten
angewandt, um die bekannten Fehlerquellen auf die einfachste Weise zu vermeiden und die ganze Bestimmung auf die
leichteste und schnellste Weise bei für technische Zwecke vollkommen
hinreichender Genauigkeit ausführbar zu machen.
Die beigegebene Figur stellt die graduirte Röhre in ihrem oberen und unteren
Theile dar: die Röhre besitzt, wie man sieht, oben einen kleinen Glashahn, an
dessen Conus die Eintheilung beginnt, indem hier der 50-Strich gedacht
ist, von wo die Kubikcentimeterzahlen 49, 48 u.s.w. mit ihren Zehntel-
oder Fünftel-Unterabtheilungen bis zu dem einige Centimeter über der
unteren Oeffnung befindlichen Nullpunkt reichen.
Diese Röhre stellt man in einen mit Wasser versehenen Cylinder, wobei man weder
nöthig hat, sie erst mit Wasser zu füllen, noch auch etwas Anderes als reines Wasser
als Sperrflüssigkeit anzuwenden. Dann bringt man die Meßröhre mittelst eines
Schlauches mit dem Probehahn der Gasleitung in Verbindung und öffnet diesen und den Glashahn der
Röhre; der nun heftig durch die Röhre streichende Gasstrom verdrängt natürlich
binnen Kurzem die Luft aus derselben und sättigt zugleich das Wasser, so daß man
nach einigen Secunden, wenn man die Hähne schließt und den Schlauch abnimmt, die
fehlerfreie Probe des zu untersuchenden Gases in der Meßröhre nach dem
Untersuchungstisch bringen kann, wo man zunächst dieselbe die Temperatur des
umgebenden Raumes annehmen läßt; hierauf gibt man ihr die in der Figur angedeutete
Stellung, und öffnet den Hahn einen Augenblick, so daß das Wasser nach dem
Entweichen von etwas Gas sich innen und außen in die Höhe des
Nullpunktes stellt. Von den so abgemessenen 50 Kubikcentimetern Gas läßt
man dann in der bekannten Weise und unter Zuhülfenahme einer Schale mit Wasser die
Kohlensäure durch ein Stückchen Kali oder Natron absorbiren und bringt, wenn keine
Absorption mehr stattfindet, die Röhre wieder in einen mit Wasser gefüllten
Cylinder, um bei gleichem inneren und äußeren Wasserstande die Verminderung des
Volums richtig und unter denselben äußeren Umständen abzulesen, wie die
ursprünglichen 50 Kubikcentimeter gemessen wurden. Eine Verdoppelung der abgelesenen
(durch Kali absorbirten) Kubikcentimeter ergibt offenbar den Procentgehalt des Gases
an Kohlensäure.
Man sieht, die Bestimmung ist so leicht und rasch, wie der Apparat einfach. Die
Anbringung des Hahnes und die von diesem anfangende Eintheilung enthebt aller sonst
nothwendigen Vorkehrungen und Umständlichkeiten, und man ist im Stande, die
Bestimmungen ohne jede Unbequemlichkeit, so oft wie es wünschenswerth erscheint, mit
für den Zweck jedenfalls vollkommen genügender Genauigkeit auszuführen. Wer einmal
in dieser Weise gearbeitet hat, wird diese Methode allen anderen vorziehen.