Titel: | Ueber die Rolle der Kohle in der Formerei; von A. Ledebur, Ingenieur auf dem Eisenwerke Gröditz. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. CI., S. 410 |
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CI.
Ueber die Rolle der Kohle in der Formerei; von
A. Ledebur, Ingenieur
auf dem Eisenwerke Gröditz.
Ledebur, über die Rolle der Kohle in der Formerei.
Ueber die Functionen der in der Formerei verwendeten Materialien gibt es von keinem
noch so viele theils unbestimmte, theils irrige Ansichten, wie über die des
Kohlenstoffes, sey es als Zusatz zum Formsande, sey es als Ueberzug der fertigen
Gußformen. Versuchen wir also zur Aufklärung dieses Gegenstandes ein Scherflein
beizutragen.
Fertigt man eine Gußform aus einem Formsande, ohne Zusatz oder ohne Ueberzug von
Kohle, und gießt nun in diese Gußform flüssiges Eisen, so bilden nach dem Erstarren
des Eisens die Sandkörnchen, welche die Wandung der Gußform herstellten, eine
zusammengefrittete Masse, welche die Oberfläche des Abgusses in mehr oder minder
starker Schicht bedeckt
und mit dem Eisen derartig zusammengeschmolzen ist, daß mechanische Mittel in der
Regel nicht ausreichen, eine Trennung zu bewirken. Durch Behandlung mit Säuren
(Beizen) kann man dagegen meistens den gefritteten Sand entfernen und es
hinterbleibt eine rauhe, unschöne Oberfläche.
Dieses „Anbrennen“ der Sandkörnchen an das Eisen findet auch bei
den dünnsten Abgüssen statt, selbst wenn deren Wärmemenge nicht groß genug war, ein
Fritten, d.h. Zusammensintern des Sandes herbeizuführen. Jene energische Vereinigung
von Sand und Eisen, welche häufig so stark ist, daß die Sandkörnchen eher
zerspringen als sich vom Eisen los lösen, läßt auf eine theilweise chemische
Verbindung zwischen der Kieselerde und dem oxydhaltigen Häutchen, welches eine jede
Eisenoberfläche bedeckt, schließen. In jedem Falle aber beeinträchtigt jener
Sandüberzug, selbst wenn er so viel als möglich entfernt wird, die Genauigkeit und
Schönheit der Umrisse und Flächen des Abgusses, und erschwert seine Bearbeitung.
Dieses Anbrennen des Formsandes an den Guß zu verhindern, ist nun die
hauptsächlichste Aufgabe der Kohle.
Zur Erreichung dieses Zweckes wird die Kohle in zwei verschiedenen Gestalten
angewendet: 1) als Ueberzug der Sandform, gleichsam eine isolirende, selbstthätige
Schicht zwischen dieser und dem flüssigen Eisen bildend, 2) als Beimischung zum
Formsande selbst.
Die Art ihrer Wirkung ist eine gänzlich verschiedene, je nachdem sie auf die eine
oder andere Methode angewendet wird, wenn auch das Ziel in beiden Fällen dasselbe
bleibt.
Betrachten wir zunächst die Kohle in ihrer Verwendung als
Ueberzug der Gußformen. Man wendet sie zu diesem Zweck in zweierlei Gestalt
an: pulverförmig (als Kohlenstaub) bei dem Gusse in
nassem (grünem) Sande; mit Flüssigkeiten zu einem dünnen Breie angerührt als Schwärze bei getrockneten Formen (Lehm-, Masseguß,
Kerne).
Zu dem Kohlenstaube für nassen Sandguß wendet man vorzugsweise Holzkohlen an und zwar, wo es zu ermöglichen ist, Kohlen von Laubhölzern,
am besten Erlen oder Birken. Kohlen von Nadelhölzern sind leichter verbrennlich und
gewähren der Form nicht den Schutz wie Laubholzkohlen; außerdem aber pflegen
letztere in Folge ihrer Structur zartere Gußflächen zu liefern, als erstere. Um die
im Sande fertig hergestellte Form mit Kohle zu überziehen, bedient man sich
bekanntlich eines Beutels aus feiner Leinwand oder Shirting, der mit Kohlenstaub
gefüllt ist; der Former ergreift ihn mit der linken Hand bei dem oberen offenen Ende
und stäubt nun durch rasches Schütteln des mit der rechten Hand erfaßten unteren Endes die ganze
Form aus. Die Feuchtigkeit des Formsandes theilt sich bald der Kohle mit und
veranlaßt ein besseres Anlegen an die Form; ist dieselbe zu trocken, so besprengt
man sie vor dem Stäuben mit Hülfe einer Spritzbürste oder noch besser, indem man
vermittelst eines gewissen Kunstgriffes einen in den Mund genommenen Schluck Wasser
in staubförmiger Vertheilung über die Form ausbläst. Durch Poliren der ebenen
Flächen mit Hülfe bestimmter Werkzeuge (Polirbleche, Formerkelle), durch nochmaliges
behutsames Einklopfen des Modelles bei ornamentirten Gegenständen bewirkt man nun
ein überaus gleichmäßiges, dichtes Anlegen des Kohlenstaubes an den Formsand.
Interessant ist es und nicht allgemein bekannt, daß für diesen Zweck nur Kohlenstaub
brauchbar ist, welcher durch Stampfen im Mörser oder Pochwerke erzeugt wurde; nicht
aber gemahlener. Letzterer haftet nicht genügend an der Form, um nicht theilweise am
Polirbleche und dem Modelle kleben zu bleiben und macht dadurch seine Anwendung
unmöglich. Nach Schott's mikroskopischen Untersuchungen
ist eine splitterige nadelförmige Textur des letzteren, eine körnige des ersteren
die Ursache dieser Erscheinung.
Will man durch das Stäuben mit Kohle nicht nur das Anbrennen des Sandes verhüten,
sondern auch, durch Ausfüllung der kleinen Zwischenräume zwischen den Sandkörnchen
durch den feineren porösen Kohlenstaub eine saubere
Oberfläche des Gußstückes erzielen, so wird dieser Zweck in vollkommener Weise
erreicht, wenn man die Form vor dem Stäuben mit Kohle in gleicher Weise mit feinem
Sande ausstäubt, welcher beim Putzen der Gußstücke von denselben abfällt; also ein
gebrannter magerer Sand.
Die Wirkung des Kohlenstaubes ist nun in diesem Falle eine vorzugsweise mechanische,
indem derselbe die directe Berührung des flüssigen Eisens mit dem Formsande und das
dadurch bewirkte Anbrennen des Sandes an das Eisen hindert. Bei dünnen Gegenständen,
welche momentan nach dem Eingießen erstarren, ist diese Wirkung eine vollkommene und
es bedarf keiner anderen Hülfsmittel zur Erreichung jenes Zweckes; bei größeren
Gegenständen hingegen, welche länger flüssig bleiben, würde die aufgestäubte Kohle
ganz oder theilweise verbrennen, und auch bei der größeren, dem Sande sich
mittheilenden Wärmemenge ein Zusammensintern desselben nicht zu verhüten vermögen,
wenn man nicht ihre Wirkung durch Präpariren des Sandes mit eingemengter Kohle, also
die zweite, weiter unten zu besprechende Anwendung derselben unterstützte. So
einfach nun an und für sich diese Wirkungsweise der aufgestäubten Kohle, eine auch in der
Temperatur des weißglühenden Eisens absolut unschmelzbare Isolirschicht zwischen
Sand und Eisen zu bilden, ist, so wenig klar scheint sie häufig seltsamer Weise
erkannt zu seyn. Ein englischer Schriftsteller z.B.R. Mallet. Die allerdings nicht selten
interessanten Veröffentlichungen desselben über Eisengießerei findet man mit
besonderer Vorliebe benutzt und citirt in Dürre's
Handbuche der Eisengießerei. schreibt die Wirkung der Kohle ihrer Umwandlung in Graphit einerseits
(welche nach Schafhäutel bei Berührung mit überhitztem
Wasserdampfe im weißglühenden Zustande stattfinden soll), der Bildung von
Kohlenoxydgas andererseits zu, welches das flüssige Eisen einhüllen und vor
Oxydation schützen soll, so daß sich eine reine Metallfläche an die sämmtlichen
Theile der Form anlege. Ob eine Umwandlung in Graphit wirklich stattfindet, wollen
wir dahin gestellt seyn lassen; keinesfalls erscheint dieselbe von Belang für den
eigentlichen Zweck des Kohlenstoffes zu seyn. Kohlenoxydgas wird allerdings durch
Verbrennung der Kohle bei jedem Gusse in reichlichem Maaße gebildet, doch scheint
uns dessen Entstehung weniger eine bezweckte als vielmehr eine unvermeidliche
begleitende Wirkung zu seyn. Die Oxydation des flüssigen Eisens in einem solchen
Maaße, daß dadurch Glühspanschalen gebildet würden, tritt nicht so rasch ein, um
eine schützende Gasschicht nothwendig zu machen; außerdem aber erhält die in jeder
Gußform befindliche atmosphärische Luft bei dem raschen Aufsteigen des flüssigen
Eisens und durch die stattfindende Erwärmung eine derartige Spannung, daß das
gebildete Kohlenoxydgas kaum im Stande seyn wird, in die noch nicht mit Eisen
erfüllten Räume der Form – als Hülle für das nachdringende Eisen –
einzutreten, sondern vielmehr genöthigt ist, seinen Ausweg direct durch die Poren
der Formmasse selbst zu suchen. Sobald der Guß vollendet und die Form mit Eisen
ausgefüllt ist, was doch in den meisten Fällen binnen wenigen Secunden geschieht,
bildet ohnehin der Formsand selbst eine schützende Decke gegen den oxydirenden
Einfluß der atmosphärischen Luft. Größere Stücke aber, deren Guß längere Zeit
beansprucht, sind stets mit einem sogenannten verlorenen Kopfe versehen, welcher die
gebildeten Oxyde sowohl, als andere Ausscheidungen (Gaarschaum, fremde Körper etc.)
aufnimmt. Eine rein metallische Oberfläche aber zeigt niemals ein Abguß, sondern es
tritt dieselbe stets erst dann zu Tage, wenn man die Gußhaut, d.h. das aus
oxydhaltigen Verbindungen bestehende, den ganzen Körper gleichmäßig bedeckende
Häutchen durch Säuren und mechanische Mittel entfernt.
In Gießereien, welche Holzkohlenstaub nur zu hohen Preisen beschaffen können, oder
auch bei denen weniger Werth auf vollendetes Aeußere der Güsse als auf Arbeitsersparung gelegt wird,
ersetzt man Wohl den Holzkohlenstaub durch ein Gemenge von trockenem Thon und Kohks,
gemeinschaftlich in demselben Apparate gemahlen. Der Thon hat dabei den Zweck, als
hygroskopischer Körper Feuchtigkeit aus dem Sande anzuziehen und dadurch das dichte
Anlegen des Gemenges an die Sandform zu bewirken, in gleicher Weise, wie es eben
beim Holzkohlenstaube beschrieben worden ist. Kohksstaub, für sich angewendet,
würde, da ihm jene Eigenschaft der Holzkohle völlig abgeht, nur lose auf den,
Flächen aufliegen und durch das flüssige Eisen rasch entführt werden. Ein Glätten
der mit einem solchen Gemenge bestäubten Flächen, sey es mit dem Polirbleche oder
durch Einklopfen des Modelles, ist jedoch in keinem Falle möglich, da das
staubförmige Material an dem Bleche oder Metalle haften würde. Der Erfolg einer
derartigen Anwendung ist in keiner Hinsicht dem mit guter Holzkohle erzielten
Erfolge auch nur im Entferntesten an die Seite zu stellen.
Der Wirkung des Holzkohlenstaubes bei grünem Sandguß ähnlich, doch aber auch in
gewisser Beziehung abweichend, ist die Wirkung der Schwärze bei getrockneten Formen
(Lehm- und Masseguß). Es ist leicht begreiflich, weßhalb für derartige
Arbeiten das einfache Bestäuben mit Holzkohle nicht ausreicht. Vor dem Trocknen
aufgetragen, würde der Kohlenstaub durch die oft intensive Hitze in den Kammern
theils verbrennen,Holzkohle entzündet sich bei 300°C.; sehr häufig dürfte dieser
Temperaturgrad nicht nur erreicht, sondern überstiegen werden. theils sich von der Form loslösen und abfallen; auf der getrockneten Form
aber würde der Staub nicht haften. Man mußte sich also nach einem schwerer
verbrennlichen, an den Wänden der Form auch nach dem Trocknen haftenden Ersatzmittel
umsehen.
In den meisten Gießereien benutzt man zur Herstellung einer guten Schwärze folgende
Ingredienzien: Thon, mit Wasser zu einem Breie angerührt,
welcher mit einer durch wässeriges Auslaugen von Pferdedung gewonnenen Flüssigkeit
verdünnt wird; Graphit, fein gemahlen, und Holzkohlenstaub, beide in jenes Thonwasser eingerührt,
bis das Ganze eine mäßig dickflüssige Consistenz (etwa wie ziemlich concentrirter
erwärmter Tischlerleim) erhält.
So übereinstimmend diese qualitative Zusammensetzung der Schwärzen zu seyn pflegt, so
abweichend ist dagegen meistens die quantitative. Besonders ist das Verhältniß
zwischen Graphit und Holzkohle sehr differirend; ja selbst in einer und derselben
Gießerei wechselt man in rationeller Weise nach der Beschaffenheit der Gußformen. Es
wird dieses sogleich einleuchten, wenn wir uns klar gemacht haben werden, welchen bestimmten Zweck jede
dieser einzelnen Zuthaten zu verfolgen hat.
Holzkohle und Graphit bilden
hier gemeinschaftlich die unschmelzbare, trennende Schicht zwischen Eisen und Sand.
Erstere hat also genau den Zweck, wie beim trockenen Aufstäuben. Wegen der
Leichtentzündlichkeit der Holzkohle, sowohl in den Darrkammern als beim Gießen
selbst, welche die Wirkung der Schwärze vereiteln könnte, ist ihr der schwer
entzündliche Graphit beigegeben. Daher steigert man die Menge des Graphites bei
solchen Gußformen, welche theils stark gebrannt werden, theils durch die Menge des
einströmenden Eisens einer höheren Temperatur ausgesetzt sind.
Der Thon dient als Bindemittel sowohl der einzelnen
Bestandtheile unter sich, als des Gemenges im Ganzen auf den Wänden der Gußform.
Die dem Pferdedung durch Auslaugen entzogenen und der
Schwärze beigemengten Bestandtheile endlich sind größtentheils Ammoniaksalze und
organische, in der Hitze zersetzbare Verbindungen. Man ersetzt dieselben hier und da
durch Salmiaklösung (salzsaures Ammoniak). Diese Salze verflüchtigen sich nun,
sobald das glühende Eisen mit der Schwärze in Berührung tritt und bilden eine zarte
gasförmige Schicht, welche die Kohle momentan vor Verbrennung schützt und eine allzu
innige Berührung des Eisens mit den Formwänden hindert. Ihre Verflüchtigung aber,
welche theilweise auch schon beim Trocknen der Formen stattfindet, hat zugleich den
wichtigen Zweck, in der durch Thon- und Graphitgehalt ziemlich dichten und
undurchdringlichen Schwärzeschicht Poren zu erzeugen, durch welche die sich stets
bildenden Verbrennungsproducte entweichen können.
Von dem erkalteten Gußstücke fallen, wenn die Schwärze gut bereitet und in richtiger
Weise aufgetragen und geglättet war, die Formwände mit Leichtigkeit ab und lassen
ohne Bearbeitung die reine, bläulich gefärbte Oberfläche zu Tage treten.
Jene blaue Farbe, welche charakteristisch für den Lehm- und Masseguß, wie auch
in etwas abweichender Nüancirung für den in gut ausgestäubten Formen gegossenen
Sandguß ist, können wir nicht, wie einige Schriftsteller, der directen Einwirkung
des in Graphit umgewandelten Kohlenstoffes zuschreiben, sondern betrachten sie
vielmehr als die normale Farbe des bei unvollkommenem Luftzutritte entstehenden, aus
oxydirten Bestandtheilen des Gußeisens gebildeten Gußhäutchens. Daher erklärt sich
die deutlich abweichende Färbung des Kohksroheisens in solchen Gußstücken von der
des Holzkohlenroheisens in Folge der verschiedenen Zusammensetzung dieser beiden Eisensorten.
Erstere ist graublau, oft fast grau, letztere fast rein blau. Die von diesen
Farbentönen der Gußstücke aus grünem Sande etwas abweichende Färbung der in
getrockneten Formen hergestellten Abgüsse dürfte ihre Ursache in der Einwirkung der
erwähnten flüchtigen Salze auf das sich bildende Gußhäutchen haben; wenigstens
spricht dafür sehr deutlich der Umstand, daß letztere Gußstücke der Witterung
ausgesetzt, schon nach wenigen Tagen sich mit einer Rost, schicht vollständig zu
überziehen pflegen, während Sandguß lange Zeit im Freien lagern kann, ohne an
anderen Stellen Rost anzusetzen, als wo durch Behauen etc. das blanke Eisen zu Tage
trat.
Die intensivere Wirkung der Schwärze im Vergleich zu der Wirkung der trocken
aufgestäubten Holzkohle ist der Grund, weßhalb man selbst stärkere Gußwaaren in
getrockneten und geschwärzten Formen ohne besondere Präparirung des Formsandes
gießen kann, während bei Sandguß unter gleichen Verhältnissen ein Zusatz schützender
Materialien nöthig seyn würde. Viele Gießereien, welche eine „gute
Masse“ in der Nähe finden, verwenden dieselbe ohne jeden Zusatz. Nur
wenn die von der Gußform aufzunehmende Eisenmenge so bedeutend ist, daß trotz der
schützenden Schwärzeschicht ein Sintern des Sandes (Lehmes) zu befürchten steht, muß
man zu dem schon früher angedeuteten Mittel zur Verhinderung dieses Uebelstandes
greifen.
Diese Bemerkung führt uns auf die zweite Anwendung der Kohle, nämlich Kohle als Zusatz und Bestandtheil des Formsandes
selbst.
Während in den eben beschriebenen Verwendungen die Wirkung der Kohle eine rein
mechanische war, ohne irgend einen vorausgegangenen chemischen Proceß, wirkt sie im
Formsande erst durch die Verbindungen und Zersetzungsproducte, welche sie in der
Hitze bildet. Jenes Zusammensintern des Formsandes nämlich, welches jedes Mal bei
größeren Abgüssen in der unmittelbaren Umgebung derselben stattfinden würde, läßt
sich verhindern, wenn man im Stande ist, mit der eintretenden Schmelzhitze zugleich
den Zusammenhang der Sandkörner unter einander aufzuheben und ihre directe Berührung
so lange zu hindern, bis die Gefahr des Zusammenschmelzens mit eintretender
Erstarrung des Eisens vorbei ist. Hierzu dient nun eine Gasschicht, welche aus
kohlehaltigen Substanzen durch Zerlegung, resp. Verbrennung in der Glühhitze
erzeugt, jedes Sandkörnchen gleichsam einhüllt und die Berührung unter einander
hindert. Das einfachste und billigste Material für diesen Zweck ist nun die Steinkohle, welche bekanntlich bei der Erhitzung eine
reichliche Menge Gas zu entwickeln im Stande ist. In je feiner gemahlenem Zustande dieselbe
angewendet wird, je inniger dieselbe mit dem Sande vermischt wurde, so daß
eigentlich jedes Sandkorn von allen Seiten mit einigen Kohlenpartikelchen in
Berührung steht, desto vollkommener ist ihre Wirkung. Der procentale Zusatz der
Kohle ist abhängig von der Beschaffenheit des Sandes, des Gußstückes, der Kohle
selbst. Bei allzu reichlichem Zusatze entsteht eine solche Auflockerung des Sandes,
daß das noch flüssige Eisen in die gebildeten Spalten dringt, und das Gußstück
nachher mit gratartigen, kreuz- und querziehenden Ansätzen bedeckt
erscheint.
Holzkohle und Kohks, dem
Formsande beigemengt, äußern zwar durch ihre Verbrennung zu Kohlenoxyd und
Kohlenwasserstoff (in Berührung mit dem gebildeten Wasserdampfe) eine ähnliche
Wirkung, jedoch in weit geringerem Maaße, so daß aus diesem Grunde ihr Zusatz weit
beträchtlicher seyn müßte und die plastische Beschaffenheit des Formsandes dadurch
zu leiden Gefahr laufen könnte. Man wendet sie für Sandguß nur ausnahmsweise an.
Dagegen dürfte jetzt die von manchen Schriftstellern angezweifelte gute Wirkung
solcher Zusätze zum Formsande, als z.B. Bierreste, Brauereirückstände etc.
erklärlich gefunden werden, welche beim Erhitzen kohlehaltige Gasgemische bilden,
außerdem aber die gute Eigenschaft haben, daß sie ihres flüssigen Aggregatzustandes
halber den Sand vollständig durchdringen und endlich beim Trocknen noch außerdem der
Form eine größere Haltbarkeit verleihen.
Außer jener eigentlichen Bestimmung der Steinkohle verfolgt man durch ihren Zusatz
wohl einen Nebenzweck, welcher von unkundigen Arbeitern sogar nicht selten als die
eigentliche Aufgabe der Steinkohle betrachtet wird. Gewisse Sandsorten erhalten
nämlich durch Vermischung mit Steinkohle eine erhöhte Plasticität, werden also
dadurch um so geeigneter zum Formen. Die Textur der Steinkohle dürfte sie allerdings
für einen solchen Zweck geeignet erscheinen lassen; indessen verräth es immerhin
eine ungenügende Beschaffenheit des Formsandes, wenn eine solche Aushülfe nöthig
wird.
Bei einem sehr dichten Formmaterial, welches den Gasen nicht so leichten Abzug
gestattet, wie der poröse Formsand für grünen Guß (vorzüglich Lehmformen), würde
eine allzu rasche Gasentwickelung nachtheilig wirken können. In diesem Falle läßt
sich also ausnahmsweise die Steinkohle durch ein weniger gasreiches Material mit
Vortheil ersetzen, welches in dieser Verwendung weniger den Zweck hat, durch seine
Gasentwickelung nützlich zu seyn, als vielmehr, indem es dem eigentlichen
Formmaterial eine erhöhte Unschmelzbarkeit verleiht. Man bedient sich in dieser
Hinsicht häufig des
Graphites als Zusatz zu dem Material derjenigen Theile der Form, welche unmittelbar
mit dem flüssigen Eisen in Berührung treten sollen; oder auch der Holzkohle. Eines
ganz besonderen Rufes für diesen Zweck erfreut sich der aus Gasretorten als
Zersetzungsproduct des Steinkohlengases in höherer Temperatur gewonnene Graphit und es erhöht ein Zusatz desselben – unter
Umständen bis zu 50 Procent gesteigert – zur Formmasse ebensowohl die
Haltbarkeit als die Unschmelzbarkeit derselben in bedeutendem Maaße. Die
eigenthümliche Structur dieses Graphites, seine Schwerbrennbarkeit etc. geben eine
genügende Erklärung für diese Eigenschaft. (Berg- und hüttenmännische
Zeitung, 1871 S. 293.)