Titel: | Ueber den Lichtpausproceß; von Dr. H. Vogel. |
Autor: | Hermann Wilhelm Vogel [GND] |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. CVIII., S. 456 |
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CVIII.
Ueber den Lichtpausproceß; von Dr. H. Vogel.
Vogel, über den Lichtpausproceß.
In dem mir verspätet zugekommenen zweiten Juniheft des polytechn. Journals (Bd. CC S.
489) beschreibt Herr G. Meißner ein für Techniker sehr empfehlenswerthes
Verfahren, Zeichnungen mit Hülfe lichtempfindlichen Papieres, jedoch ohne
optisch-photographische Apparate zu copiren.
Herr Meißner übersieht jedoch dabei, daß ich schon fünf
Monate früher in den photographischen Mittheilungen, Februar 1871, S. 272 (daraus
aufgenommen im polytechn. Journal Bd. CXCIX S.
331, zweites Februarheft 1871) ein ähnliches
Verfahren publicirt habe, welches sogar dem seinigen gegenüber eine sehr wesentliche Vereinfachung enthält, indem es dem
Techniker die von Meißner beschriebene mühsame und
unsaubere Selbstpräparation des lichtempfindlichen Papieres gänzlich erspart und die
unvermeidlichen Verluste, welche durch das rasche Verderben des letzteren leicht
eintreten, gänzlich ausschließt.
Dieses von mit in Vorschlag gebrachte haltbare lichtempfindliche Papier wird seit
März 1871 von Herrn R. Talbot in Berlin (Wilhelmstr. 101)
im Großen fabricirt; es hält sich im Dunkeln aufbewahrt mindestens drei Monate, und
ist sogar billiger als das selbst präparirte gesilberte
Papier.
Meißner gibt nämlich den Preis eines Buches des letzteren
auf Summa 7 Rthlr. an. Das Talbot'sche Papier, welches
unter dem Namen „Lichtpauspapier“ mit Gebrauchsanweisung in den
Handel kommt, kostet hingegen bei gleicher Größe per
Buch nur 5 Rthlr. Dasselbe wird bereits von dem Ingenieurcorps des Generalstabes, im
kgl. Handelsministerium, auf dem kgl Werft in Danzig, auf der kgl.
Gewerbe-Akademie, in verschiedenen Maschinenbauanstalten und Baubureaus
Berlins etc. praktisch mit bestem Erfolge angewendet.
Zur Sache bemerke ich, daß ich mich in der oben citirten Beschreibung des Verfahrens
nur kurz gefaßt habe, da dasselbe nur eine Vereinfachung des viel älteren, bereits
i. J. 1839 beschriebenen, allgemein in photographischen Kreisen bekannten
Copirverfahrens von Fox Talbot ist, ich demnach die
Details der Operationen als bekannt voraussetzen durfte. Zu dem Specialzwecke des
Copirens von Zeichnungen in der beschriebenen Weise ist
dasselbe in großartigem Style zuerst auf der Patentoffice zu Washington zur
Anwendung gelangt. Der Arbeitsgang, welcher dort innegehalten wird, findet sich
beschrieben in den photographischen Mittheilungen, Jahrg. 1869, S. 45 und in meinem
Lehrbuch der Photographie, 1870, S. 470.
In Bezug auf das Fixiren gedachter Lichtcopien bemerke ich, daß das von Herrn Meißner a. a. O. Seite 494 empfohlene „längere
Zeit in Wasser
liegen“ der natronhaltigen Copien keineswegs genügt, sondern ein
gründliches Auswaschen behufs vollständiger Entfernung des Fixirnatronsalzes
unbedingt für die Dauerhaftigkeit der Copien nothwendig ist. Berlin, im November 1871.