Titel: | Der Buß'sche Regulator für Dampfmaschinen, Wasserräder, Turbinen, Gas- und andere Umtriebsmaschinen; beschrieben von Bernhard Stauffer, Ingenieur in Magdeburg. |
Autor: | Bernhard Stauffer |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. CXIII., S. 481 |
Download: | XML |
CXIII.
Der Buß'sche Regulator
für Dampfmaschinen, Wasserräder, Turbinen, Gas- und andere Umtriebsmaschinen;
beschrieben von Bernhard Stauffer, Ingenieur in
Magdeburg.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Stauffer, Beschreibung des Buß'schen Regulators.
Textabbildung Bd. 202, S. 481
Dieser neue, in allen industriellen Ländern patentirte Apparat ist ein
Centrifugalregulator, welcher durch die ihm eigenen Vorzüge sehr rasch in
Deutschland, Belgien, England, Oesterreich und Rußland Verbreitung gefunden hat.
Umtriebsmaschinen, welche mit diesem Apparate versehen sind, arbeiten selbst bei den
plötzlichsten Veränderungen im Betriebe ganz ruhig und ohne eine
Geschwindigkeitsänderung merkbar werden zu lassen. Diese gute Regulirung wird
hauptsächlich durch die hohe Empfindlichkeit und die sehr große Energie des
Regulators erreicht. Schon bei einer unmerkbar geringen Geschwindigkeitsänderung
erfolgt eine Verstellung des Drosselventiles oder des Expansionsschiebers. Sollte
aber in irgend einem speciellen seltenen Falle ein unempfindlicher Apparat verlangt
werden, so hat man nur das obere Pendelgewicht, die Kugel, durch verticales Anbohren
leichter zu machen.
Neben der hohen Empfindlichkeit entwickelt dieser Apparat ungefähr die doppelte Kraft
(Energie), als ein gleich schwerer und gleich viel Raum einnehmender bisheriger
Regulator.
Ferner sind bei dem neuen Apparat das so schädliche Beharrungsvermögen der in
Bewegung versetzten Pendelmassen, sowie die auftretenden Reibungswiderstände auf ein
Minimum reducirt.
Da die Fabrication im Großen geschieht, so wird der Buß'sche Regulator in den meisten Fällen weniger kosten, als eine andere,
ihren Zweck nur unvollkommen erfüllende Regulirvorrichtung. Bei Dampfmaschinen wird
überdieß eine Ersparniß an Kohlen erzielt, weil nunmehr der Dampfverbrauch stets
genau im richtigen Verhältniß zu der geleisteten Arbeit steht. Mehrere
Maschinenfabrikanten beziehen bereits ihren ganzen Bedarf an Regulatoren von den
Herren Schäffer und Budenberg
in Buckau-Magdeburg, welch' letztere den Alleinvertrieb für alle Länder
übernommen haben.
––––––––––
Der Buß'sche Regulator, siehe Tab. VIII Fig. 15, besteht aus den
folgenden sehr wenigen Bestandtheilen:
1) einer verticalen Rotationswelle,
2) einem gußeisernen Pendelträger,
3) zwei gußeisernen Pendeln mit vier Stahlzapfen (Pendelachsen),
und
4) einem gußeisernen Muff, mit zwei eisernen Kloben und zwei
Stahlstiften.
Die Rotationswelle
wird in zwei verschiedenen Sorten angefertigt:
a) für Antrieb von unten, über dem
Pendelträger in einer Kugel endigend;
b) zum Antrieb von oben, oder auch für
doppelte Lagerung bestimmt.
Der gußeiserne Pendelträger
ist auf der Rotationswelle W
befestigt; seine vier kreuzweise nach unten gebogenen Arme f₁, f₂, f₃, f₄, tragen die Pendelachsen
E, E₁.
Fig. 1., Bd. 202, S. 483
Jedes der beiden Pendel
besteht hauptsächlich aus einer Kugel A und dem faßförmigen Gewichte B.
Fig. 2., Bd. 202, S. 483
Kugel und Faß sind durch Arme a, a
und b, b mit zwei Gehäusen C
und C₁ verbunden. In jedem der letzteren steckt ein
Arm f des Pendelträgers. Durch ein Gehäuse C und durch den darin befindlichen Arm f des Pendelträgers ist je ein dünner Stahlzapfen E eingeschraubt (siehe Tab. VIII Fig. 15). Zwei dieser
sehr weit auseinander liegenden Stahlzapfen E und E₁ bilden zusammen die eine Pendelachse; diese
Lagerung ist in jeder Beziehung eine außerordentlich günstige.
Der hohle Muff
Fig. 3., Bd. 202, S. 484
nimmt in der Nuth u, u in
üblicher Weise einen Backen auf, um die Bewegung der Pendel auf die
Drosselklappe zu übertragen. Die horizontale Platte g,
g trägt zwei Messingschilder, von denen das eine die Firma der
Fabrikanten, das andere die Größennummer (III) des Regulators, dessen
Umdrehungszahl (Revolutionen) und fortlaufende Nummer der bereits verfertigten
Apparate (Nr. 500) trägt. – In dieselbe Platte g,
g des Muffes sind vertical von oben und diametral einander gegenüber
zwei Schrauben mit durchbohrten Köpfen, die Kloben K
eingeschraubt. Diese Kloben greifen in den hohlen gekrümmten Arm b, b eines jeden der beiden Pendel hinein. Ein
glatter Stahlstift S vollendet die Verbindung je
zwischen einem Pendel und dem Muff (Fig. 2 und
Grundriß des Pendels in Fig. 15 Tab. VIII).
Dieser neue einfache Bewegungsmechanismus ist zugleich eine vollkommene
Geradführung, so daß auch kein Keil zur Führung des Muffes auf der Welle nöthig
ist.
––––––––––
Das conische Pendel in seinen verschiedenen Modificationen, als central, offen oder
gekreuzt, unbelastet oder belastet (Porter), läßt sich
deßhalb nach sehr einfachen Formeln berechnen, weil die ganze Pendelmasse als in
einem einzigen Punkt concentrirt angesehen werden kann. Die complicirte Gestalt des
Buß'schen Pendels dagegen erfordert eine sehr
weitschweifige verwickelte Berechnung, bei welcher die an allen einzelnen
Massentheilchen wirkenden Kräfte speciell berücksichtigt werden müssen. –
Eine ganz neue allgemeine Theorie der Rotationspendel wird nächstens im Druck
erscheinen.
Wirkungsweise des Buß'schen
Pendels.
Soll ohne mathematische Ableitung eine leicht faßliche, überzeugende Erklärung der
Wirkungsweise dieses Pendels gegeben werden, so nimmt man an, daß dasselbe nur von
zwei schweren Punkten A und B (Fig. aus wirke, deren Abstände a und b vom Aufhängepunkt c, als
Hebelarm betrachtet, zusammen einen gewissen Winkel (ungefähr 90°)
bilden.
Fig. 4., Bd. 202, S. 485
Die Annahme des rechten Winkels erleichtert die Erklärung,
ist aber durchaus nicht Bedingung; bestimmte Gründe veranlaßten denn auch dazu,
dem angewandten Pendel einen Winkel von mehr als 90° zu geben.
In Figur 5 sey das Pendel in seiner mittleren Stellung
abgebildet, bei welcher der Arm des kleinen kugelförmigen Gewichtes A genau vertical, der Arm des großen faßförmigen
Gewichtes B dagegen genau horizontal steht. In dieser
mittleren Pendelstellung o wirken an den genannten zwei
Gewichten folgende Kräfte:
Fig. 5., Bd. 202, S. 485
1) In A hält sich die Schwerkraft das Gleichgewicht,
während die Centrifugalkraft das Pendel in der Richtung des angegebenen Pfeiles zu
drehen strebt.
2) In dem Gewichte B dagegen stehen die an den einzelnen
Massentheilchen wirkenden Centrifugalkräfte zusammen im Gleichgewicht, während die
Schwere des Gewichtes das Pendel umgekehrt zu drehen strebt. Bezeichnet daher:
C die Centrifugalkraft der Kugel,
G das Gewicht des Fasses,
a den Hebelarm der Kugel,
b denjenigen des Fasses,
so muß, damit Gleichgewicht stattfinde:
C . a =
G . b seyn.
Bei der unteren Pendelstellung m (Fig. 6) gestalten sich die an den zwei Gewichten
wirkenden Kräfte folgendermaßen:
1) Kräfte am Gewichte A: a. Die Centrifugalkraft hat in Folge der Verkleinerung des Radius
q um einen bestimmten Werth p abgenommen;b. die Schwere wirkt jetzt der Centrifugalkraft mit einem
bestimmten Componenten q entgegen.
Fig. 6., Bd. 202, S. 486
Es ist daher die in der Kugel A noch wirkende Kraft:
Pm = C – p
– q.
2) Kräfte am Gewichte B: Der
nahezu constant gebliebenen Schwere in B wirkt jetzt
die Centrifugalkraft mit einem bestimmten Componenten c entgegen, so daß die noch übrig bleibende nach unten wirkende
Kraft:
Qm = G – c
wird.
Fig. 7., Bd. 202, S. 487
Geht das Pendel in die Stellung n (Fig. 7) über, so verändern sich die sämmtlichen Kräfte
im umgekehrten Sinne, so daß dann:
P
n
=
C + p + q
Q
n
=
G + c
ausfällt.
Die Kräfte, welche den drei Pendelstellungen entsprechen, sind nach dem Gesagten
folgende:
Fig. 8., Bd. 202, S. 487
Wird also das Pendel aus der unteren Stellung m
allmählich in die mittlere Stellung o und dann in die
obere Stellung n übergeführt, so nehmen die entgegenwirkenden
Kräfte P und Q continuirlich
zu. Die Pendeldimensionen sind nun so gewählt, daß beide Kräfte P und Q fast genau in
gleichem Grade aufsteigen; der Werth (p + q) ist also in jeder Stellung dem Werthe c sehr annähernd gleich. Bei mittlerer Geschwindigkeit
um die verticale Achse muß deßhalb das Pendel innerhalb eines gewissen
Ausschlagwinkels immer annähernd im Gleichgewicht stehen. Um bei irgend einer
ausgelenkten Pendelstellung wirklich genau Gleichgewicht herzustellen, ist deßhalb
nur eine ungemein kleine Geschwindigkeitsänderung
erforderlich. Diesem Umstande hat das Pendel seine hohe
Empfindlichkeit zu verdanken.
Außerhalb gewisser Grenzen jedoch verliert das Pendel diese Eigenschaft.
Bei der Pendelstellung in Figur 9 wirkt die
Centrifugalkraft des Gewichtes B allein auf Drehung nach
oben; die Centrifugalkraft von A nebst der Schwere
beider Gewichte ziehen dagegen nach unten. Es muß, um Gleichgewicht herbeizuführen,
die Geschwindigkeit sehr groß (∞) seyn.
Fig. 9., Bd. 202, S. 488
In der Stellung von Figur 10 ist schon bei einer sehr
geringen Geschwindigkeit das Moment der Centrifugalkraft der Kugel A groß genug um der Differenz der Schwerkraftsmomente
der beiden Massen das Gleichgewicht zu halten; die durch das Gewicht B erzeugte Centrifugalkraft kommt kaum in Betracht, und
wird Null, sobald sich der Schwerpunkt des Gewichtes genau in der verticalen
Rotationsachse befindet.
Fig. 10., Bd. 202, S. 489
Gelangt das Pendel in die Stellung von Fig. 11, so
liegt sein Schwerpunkt senkrecht über dem Aufhängepunkt; das Pendel befindet sich in
stabiler Gleichgewichtslage der Ruhe, d.h. seine Umdrehungszahl ist gleich Null.
Fig. 11., Bd. 202, S. 489
Um diese eigenthümliche Wirkungsweise noch anschaulicher zu machen, ist das Gesetz
des Buß'schen Pendels in Figur
13 graphisch aufgetragen.
Die horizontalen Abstände entsprechen den Ausschlagwinkeln, während die verticalen die zugehörigen
Geschwindigkeiten darstellen. Als Null- oder Anfangspunkt ist diejenige
Stellung angenommen, in der sich der Schwerpunkt des Pendels (Fig. 12) vertical unterhalb des Aufhängepunktes
befindet. Diese Stellung ist die eine Gleichgewichtslage der Ruhe des Pendels (die
zweite ist in Fig. 11 abgebildet).
Fig. 12., Bd. 202, S. 490
Aus dem Diagramme Figur 13 ist nun sofort ersichtlich,
daß das Pendel erst um 55° ausschlagen muß, bevor ein Gleichgewichtszustand
eintreten kann. Erst wenn man auch das große Gewicht B
nach rechts auf die andere. Seite der Rotationswelle gebracht hat, ist, wie wir
schon aus Fig. 9 gesehen haben, eine unendlich große
Geschwindigkeit im Stande der ganz beträchtlichen Schwerkraft das Gleichgewicht zu
halten.
Fig. 13., Bd. 202, S. 490
Diese Geschwindigkeit nimmt aber, wie die sehr steil abfallende Curve zeigt, rasch
ab. Bei einem Ausschlag von nahezu 100° (m)
beginnt die Geschwindigkeit wieder größer zu werden, bis sie bei ungefähr
120° (n) ihren Höhepunkt erreicht. Da aber diese
Geschwindigkeitszunahme, wie oben nachgewiesen wurde, äußerst gering ist, so
erscheint das betreffende Curvenstück (δ) als
eine schwach ansteigende, fast horizontale gerade Linie. Das von dem Punkte n absteigende Curvenstück zeigt, daß bei noch größer
werdendem Ausschlagwinkel (Fig. 10) die
Geschwindigkeit immer kleiner wird, und daß endlich bei 180° (Fig. 11) nochmals eine (labile) Gleichgewichtslage der
Ruhe eintritt.
Innerhalb der Ausschlagwinkel von 100–120° (δ) wird nun das Pendel des Buß'schen
Regulators zum Reguliren verwendet. Die Berechnung ergab, daß eine Differenz der
Geschwindigkeit von 0,8 Proc. = 8 pro mille das Pendel
von dem tiefsten bis zum höchsten Stande bewegt; oder anders ausgedrückt, eine
Geschwindigkeitsänderung von 0,4 Proc. ist ausreichend um den Muff von seiner
mittleren Stellung nach einer der beiden Endstellungen hin zu bewegen.
Figur 13 zeigt uns außer dem Diagramme des Buß'schen Pendels links die beiden Gleichgewichtslagen,
welche dasselbe je bei der Geschwindigkeit Null einnehmen kann. In der einen Lage
(0°) befindet sich der Schwerpunkt S vertical
unterhalb, in der zweiten Lage (180° Ausschlag) dagegen vertical oberhalb dem
Aufhängepunkt c. Rechts über dem Diagramme ist das
Pendel in der zum Reguliren verwendeten mittleren Stellung gezeichnet. Der Arm mit
dem größeren Gewichte liegt genau horizontal. Der Schwerpunkt S des ganzen Pendels berührt beinahe die Peripherie dieses Gewichtes. Beim
Ausschlagen des Pendels schwingt dieses Gewicht und mit ihm der Schwerpunkt S in einem sehr gestreckten Bogen beinahe vertical
auf- und abwärts.
Wie bekannt, wird aber ein so empfindlicher Regulator fortwährenden Oscillationen
(Tanzen des Regulators) unterworfen seyn, wenn er nicht die zwei ferneren
Hauptbedingungen eines guten Centrifugalregulators in hohem Grade erfüllt.
Die eine dieser Hauptbedingungen ist die, daß schon bei einer ganz geringen
Geschwindigkeitsänderung eine hinreichende Kraft erzeugt werde um die Drosselklappe
oder den Expansionsschieber zu bewegen. – Da für jede Gleichgewichtslage
eines Rotationspendels das Moment der Centrifugalkraft gleich demjenigen der Schwere
seyn muß, so ist sofort zu erkennen, daß dasjenige Pendel am kräftigsten wirken muß,
dessen Moment der Schwerkraft bei gleicher Pendellänge und bei gleichem
Pendelgewichte am größten ist. Befindet sich der Schwerpunkt eines Pendels, wie dieß
beim Buß'schen Regulator annähernd der Fall ist, bei dessen
mittlerer Stellung in einer Horizontalen mit dem Aufhängepunkt, so ist der Hebelarm
der Schwere und daher auch das erzeugte Moment ein Maximum. –
Fig. 14., Bd. 202, S. 492
Fig. 15., Bd. 202, S. 492
Fig. 16., Bd. 202, S. 492
Dieser Vorzug des Buß'schen Pendels
hat zur Folge, daß dem größten der ausgeführten Apparate (Nr. V), welcher nur zur Regulirung von mächtigen Dampfmaschinen, von Turbinen
und Wasserrädern verwandt wird, Pendelarme von bloß 320 Millimeter Länge gegeben wurden. Trotz dieser
auffallenden Kürze ist die Energie dieses Regulators bei stets gleich hoher
Empfindlichkeit eine außerordentlich große. – Da überdieß der Aufhängepunkt
c beim Buß'schen Pendel
sehr weit auf der einen, der Schwerpunkt S des ganzen
Pendels dagegen fast ebenso weit auf der anderen Seite der verticalen Rotationswelle
Y liegt, so muß der Buß'sche Regulator im Vergleich zu jedem anderen mit ebenso kräftiger Wirkung
einen viel geringeren Raum einnehmen.
Die andere Hauptbedingung, welche ein Regulator noch erfüllen muß, um eine gute
Regulirung zu erzeugen, ist die, daß in ihm das Beharrungsvermögen der bewegten
Pendelmassen ein geringes sey. Beim conischen Pendel in allen seinen verschiedenen
Formen (Fig. 14, 15 u.
16) haben die Gewichte beim Ausschlagen um einen
gewissen Winkel an sehr langen Pendelarmen einen großen Weg zurückzulegen; einmal in
Bewegung versetzt, werden sie auch stets über die neue Gleichgewichtslage
hinauseilen und dadurch eine unrichtige Stellung der Klappe oder des Schiebers
veranlassen. Beim Buß'schen Regulator dagegen muß der
kurzen Pendelarme wegen das Beharrungsvermögen auf das geringst mögliche Maaß
herabgemindert seyn.
Nachdem durch mathematische Ableitung festgestellt war, nach welchen Principien ein
Centrifugalregulator gebaut werden muß, um demselben die größtmögliche
Vollkommenheit zu ertheilen, wurde die Construction des Apparates mit der größten
Sorgfalt durchgeführt. Auch in der praktischen Ausführung besitzt der Buß'sche Regulator vor den bisherigen eine Anzahl ganz
wesentlicher Vortheile.
Bei demselben sind:
1) die Pendelmassen in solcher Weise auf beide Seiten der Rotationswelle vertheilt,
daß der durch die Centrifugalkraft erzeugte Component des Achsendruckes im
Drehpunkte des Pendels nahezu gleich Null wird;
2) ist jedes Pendel äußerst günstig (Fig. 1 u. 2 und Tab. VIII Fig. 15) je auf zwei
dünnen Stahlzapfen E und E₁ gelagert;
3) statt der (mindestens) vier Drehzapfen mit den Zugstangen, welche gewöhnlich die
Pendelbewegung auf den Muff übertragen, sind hier zu gleichem Zwecke nur zwei glatte
Stahlstifte S mit den zwei Kloben K in sehr vortheilhafter Weise verwendet (Fig.
1, 2 u. 3
nebst Tab. VIII Fig. 15);
4) die bei dem Auf- und Niedergang des Muffes sonst so schädlich auftretende
Reibung (Anpressen) an dem Führungskeil auf der Rotationswelle bleibt ganz weg, weil der neue
Bewegungsmechanismus dieser Führung nicht bedarf.
Der Buß'sche Regulator muß also auch deßhalb viel
schneller und kräftiger wirken, weil seine Energie nicht durch schädliche
Reibungswiderstände im Inneren des Apparates vermindert wird.
––––––––––––
Die sämmtlichen Vorzüge des Buß'schen Regulators,
nämlich:
außerordentliche Empfindlichkeit,
sehr hohe Energie,
geringes Beharrungsvermögen und
bedeutende Verminderung der Reibungswiderstände,
lassen diesen Apparat als den besten Centrifugalregulator und
überhaupt als die beste bekannte Regulirvorrichtung für Umtriebsmaschinen
bezeichnen.
Alle nicht die Centrifugalkraft zum Reguliren benutzenden Vorrichtungen sind deßhalb
zu verwerfen, weil die dazu verwendeten Gebläse, Pumpen, Windflügel etc. (abgesehen
davon, daß es nicht möglicht ist die Vorzüge des Buß'schen Regulators in ihnen zu vereinigen) stets eine mehr oder weniger
beträchtliche Arbeit zu ihrem Betriebe absorbiren. Der
sehr geringe Arbeitsverlust, welchen die Reibung der Rotationswelle in ihren Lagern
hervorruft, kommt beim Centrifugalregulator im Verhältniß zur Stärke der
Betriebsmaschine kaum in Betracht.
Die zahlreichen bereits im Betriebe befindlichen Apparate haben alle, selbst bei den
plötzlichsten Veränderungen des Arbeitsbedarfes, einen äußerst gleichförmigen Gang
der Maschine erzielt, wie dieß zahlreich eingegangene Atteste auf's Nachdrücklichste
bestätigen.
Bei Dampfmaschinen mit Drosselklappe oder einer den Querschnitt des
Dampfzuleitungsrohres auf zweckmäßige Weise verändernden Admissionsvorrichtung, sind
in der Regel die folgenden Größennummern zu verwenden:
Nummer des Regulators.
I.
II.
III.
IV.
V.
Pferdestärken bei Dampfmaschinen
0–10
10–20
20–60
60–120
120 –und für Turbinen
Umdrehungszahl pro Minute
162
156
144
132
122
Mit einem im Verhältniß zur Größe der Maschine sehr schweren Regulator wird eine um
so vollkommenere Regulirung gewonnen, weil alsdann der Regulator schon bei der kleinsten
Geschwindigkeitsänderung eine genügende Kraft zur Bewegung des Gestänges und der
Admissionsvorrichtung ausübt. Bei der hohen Empfindlichkeit des Apparates ist also
die Möglichkeit gegeben, einer jeden Maschine eine fast vollkommene Gleichförmigkeit
des Ganges ertheilen zu können. Angestellte Versuche haben denn auch ergeben, daß
das plötzliche Ausrücken einer schwerbelasteten Transmission nicht vermochte an der
nun leer gehenden Maschine eine merkbare Beschleunigung hervorzubringen.
Es sey noch bemerkt, daß wenn die absolut beste Regulirung verlangt wird, man bei
Maschinen von 10, 20 oder 60 Pferdestärken eher die größere Nummer verwenden wird.
Maschinen, bei denen der Regulator den Expansionsschieber oder ein sehr
schwerbewegliches Gestänge zu verstellen hat, erfordern meist eine höhere Nummer.
Bei Turbinen und Schützenzügen, bei welchen der Uebertrager auf vortheilhafte Weise
construirt ist, dürfte oftmals die Nummer IV eine genügende Energie ausüben.
Die angegebenen Umdrehungszahlen sind möglichst genau innezuhalten, weil sonst die
betreffende Maschine nicht die verlangte Geschwindigkeit erhalten wird; Differenzen
von wenigen Umdrehungen können durch zweckmäßige Belastung des Hebelwerkes
ausgeglichen werden.
Soll bei ganz plötzlichen Betriebsstörungen, wie beim Herabfallen eines Hauptriemens,
keine Geschwindigkeitszunahme stattfinden, so muß auch die Dampfabsperrung ganz
vollständig geschehen können. Man sollte deßhalb der fast nie vollkommen
schließenden Drosselklappe entlastete Ventile oder Schieber vorziehen. Da ferner
(selbst bei großen Dampfmaschinen) das Regulatorgestänge meistens Kräfte von nur
einigen Kilogramnen zu übertragen hat, so dürfen sämmtliche bewegte Theile desselben
auf ganz dünnen Zapfen gelagert seyn.
In neuerer Zeit hat man immer größere Anforderungen an die Betriebsmaschinen
bezüglich der Regelmäßigkeit ihres Ganges gestellt, so daß viele Industrielle und
namentlich Fabrikanten von Dampfmaschinen diesen neuen Regulator, als einem längst
gefühlten Bedürfnisse entsprechend, ihre besondere Aufmerksamkeit zuwandten und
denselben gegenwärtig ausschließlich in Anwendung bringen. Der Preiscourant der
Herren Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg
über den Buß'schen Regulator enthält nebst einer kurzen
Beschreibung auch die Hauptdimensionen desselben, wie: größten Durchmesser,
verticale Höhe, Wellenstärke etc.
An einer besonders dafür gebauten Maschine wird jeder einzelne Regulator auf seine
Empfindlichkeit und gute Wirkung geprüft, und deßhalb jedes Exemplar unter Garantie
für die oben angegebenen Eigenschaften abgegeben.
Bernhard Stauffer, Constructeur
des Buß'schen Regulators.
Magdeburg, im December 1873.