Titel: | Verfahren zur Bestimmung der bei der Explosion des Nitroglycerins sich entwickelnden Gase; von L. L'Hote. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. CXXIV., S. 540 |
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CXXIV.
Verfahren zur Bestimmung der bei der Explosion
des Nitroglycerins sich entwickelnden Gase; von L. L'Hote.
Aus den Comptes rendus, t. LXXIII p. 1013; October
1871.
L'Hote über die Explosiongase des Nitroglycerins.
Das zu den im Nachstehenden beschriebenen Versuchen verwendete Nitroglycerin war mit
Salpeterschwefelsäure dargestellt, dann in vielem Wasser sorgfältig ausgewaschen und
im luftleeren Raum über Schwefelsäure getrocknet worden. Nach dieser Methode
gewonnen, ist es farblos und verhält sich, in Methylalkohol gelöst, gegen
Lackmustinctur vollständig neutral.
Bekanntlich detonirt das Nitroglycerin leicht, wenn man mit einem Hammer auf einem
Amboß darauf schlägt; bei diesem Versuche kann man aber über die Natur der bei der
Explosion sich entwickelnden Gase nur sehr wenig Aufschluß erhalten, und bemerkt nur
einen metallischen Geruch; wenn man jedoch, anstatt das Nitroglycerin unmittelbar
auf den Amboß zu gießen, einige Milligramme davon auf Jodstärkepapier bringt und
letzteres nach der Explosion schwach anfeuchtet, so bläut es sich deutlich. Bei der
Detonation des Nitroglycerins an freier Luft entstehen daher nitröse Producte.
Ich kam auf den Gedanken, den Schlag des Hammers durch den Schlag zu ersetzen,
welcher in einem Eudiometer entsteht, wenn man elektrolytisches Knallgas mittelst
des elektrischen Funkens entzündet. Der erste Versuch wurde mit einem Gay-Lussac'schen Eudiometer angestellt, dessen Wandungen eine
Glasstärke von 13 Millimeter hatten. Ich brachte in das Eudiometer:
elektrolytisches Knallgas
10 Kub. Centim.
Nitroglycerin, in einem Glasschälchen
enthalten
0,06 Gramm.
In Folge der Entzündung des Gasgemisches explodirte das Nitroglycerin, aber das
Eudiometer wurde zu Pulver zerschmettert.
Wenn man mit sehr geringen Mengen Nitroglycerin arbeitet, so vermögen die Eudiometer
der Gewalt der Explosion zu widerstehen. Ich bediene mich zu meinen Versuchen der
Eudiometer von Mitscherlich, welche ich mit aus Röhren
(für die organische Analyse) von grünem Glase darstelle. Das elektrolytische
Knallgas stelle ich nach Bunsen's Methode dar. Das
Nitroglycerin bringe ich vermittelst einer Pipette mit capillarer Spitze in kleine
hohle Perlen von dünnem Glase, welche 5 bis 6 Milligramme davon fassen; dieselben
wurden auf der Probirwaage abgewogen.
Man bringt zunächst 10 Kubikcentimeter elektrolytisches Knallgas, dann die das
Nitroglycerin enthaltende Perle in das Eudiometer und läßt hierauf den elektrischen
Funken durchschlagen. Das Nitroglycerin detonirt und gibt eine meßbare Gasmenge; man
bemerkt daß sich dann das Quecksilber an der Oberfläche schwach braun färbt und eine
kleine Menge salpetersaures Quecksilberoxyd entstand.
Das erhaltene Gas ist farblos und enthält so viel Stickstoffoxyd, daß es an der Luft
sich röthlich färbt. Behufs der Analyse mit Absorptionsmitteln behandelt, hinterläßt
es einen Rückstand welcher aus reinem Stickstoff besteht.
Auf 1 Gramm Nitroglycerin berechnet fand ich:
Gas bei 0° und 760 Millimet.
Druck
284 Kubikcentimet.
100 Volumtheile dieses Gases enthalten:
Kohlensäure
45,72
Stickstoffoxyd
20,36
Stickstoff
33,92
––––––
100,00
Diese Methode dürfte sich auch zur Untersuchung der Gase eignen, welche sich bei der
Detonation der zusammengesetzten Explosivmittel entwickeln. Das Pikrinsaure Kali
detonirt sehr leicht unter denselben Umständen; man kann mit einer Perle operiren,
welche 20 bis 25 Milligramme Substanz enthält. Das entstandene Gas ist brennbar und
enthält bestimmbare Mengen von Cyan.