Titel: | R.George's Gasofen (Calorigen) zur Zimmerheizung. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. CXXVIII., S. 552 |
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CXXVIII.
R.George's Gasofen (Calorigen) zur Zimmerheizung.
Mit einer Abbildung.
George Gasofen zur Zimmerheizung.
Das Calorigen von R. George, welches von Farwig und Comp. in London
(36, Queenstreet, Cheapside) ausgeführt wird, ist eine
neue Art Gasofen, welcher die Einwürfe gegen die gewöhnliche Methode der
Zimmerheizung mittelst Gas entkräften soll. Die Haupteinwände gegen die trotz
vielfacher Veränderungen doch wenig verbesserten Gasöfen gingen darauf hinaus, daß
entweder der größere Theil der durch das Gas entwickelten Wärme unbenutzt durch den
Schornstein entweiche, oder daß das Zimmer, worin der Ofen steht, durch die in dem Zimmer
zurückbleibenden Verbrennungsproducte ungesund gemacht würde. Beiden Uebelständen
begegnet das Calorigen. Die ganze durch die Verbrennung des Gases erzeugte Wärme
wird ausgenutzt, während die Verunreinigungen der Zimmerluft durch die
Ausströmungsöffnung abgeführt werden, welche mit der Einlaßöffnung so angelegt ist,
daß durch beide Oeffnungen gerade nur so viel Luft hindurchgeht, als zur
Unterhaltung der Verbrennung und zur Abführung der Verbrennungsproducte erforderlich
ist. Es wird nämlich ein Strom warmer Luft von außen in das Innere eines Gebäudes
hinein geführt, durch welchen dasselbe zu gleicher Zeit erwärmt und auch mit
frischer Luft versorgt wird.
Textabbildung Bd. 202, S. 553
Das Calorigen besteht nach der vorstehenden Abbildung aus dem Ofen A, welcher ein Cylinder aus Walzeisen ist, am Boden und
oben geschlossen, so daß das Innere desselben, welches den Brenner enthält, ganz
gegen die Zimmerluft abgeschlossen ist. Dieser Cylinder ist mit zwei Röhren
ausgestattet, von denen die eine nahe am oberen Ende angebracht ist und die
Verbrennungsproducte abführt, während die andere nahe am Boden die zur Verbrennung,
welche in ihr stattfindet, erforderliche Luft zuführt. Diese beiden Rohre gehen
durch die Mauer hindurch und münden in der außerhalb des Zimmers gelegenen cylindrischen Kammer B, welche bloß am oberen Ende offen ist, weßhalb die in
den Ofen eintretende Luft mit der den Ofen verlassenden heißen Luft in Berührung
kommt; dieß bildet einen natürlichen Regulator des Luftstromes und verhütet eine
große Wärmeverschwendung. Es mag beim ersten Blick unmöglich erscheinen, unter
solchen Umständen die Verbrennung zu unterhalten. Die Schwierigkeit löst sich aber
durch die Thatsache, daß, wenn leichte und schwere Luft gleichzeitig in ein Gefäß
strömt, die leichte in die Höhe steigt, während die schwerere zu Boden sinkt. So
werden in dem Calorigen die Gasdünste aus dem Raume abgeführt, ohne etwas von der
Luft mit fort zu nehmen, und auch ohne Hervorrufung von Zug, da keine Verbindung
zwischen dem Ofen und der Zimmerluft besteht. Wenn die Ofenthür geschlossen ist, so
schließt sie jene vollständig ab, obgleich sie das Licht zu sehen erlaubt.
Eine weitere wichtige Eigenthümlichkeit des Calorigens liegt in der Einführung einer
gewundenen schmiedeeisernen Röhre C, welche, wie die
Abbildung zeigt, mit der äußeren Luft in Verbindung steht. Diese Röhre kann nach dem
Zimmer hin geöffnet werden und die in sie eintretende und in ihr den durch die
Pfeile angedeuteten Weg nehmende Luft bewirkt eine reichliche Ventilation, obwohl
sie bereits eine angenehme und gesunde Temperatur angenommen hat. Bei dieser
Anordnung ist der gewöhnliche Gang umgekehrt, indem die Uebelstände in einem
gewöhnlichen Zimmer – die Räume rund um die Thüren und Fenster –
anstatt ausgiebige Quellen von Zug und Unannehmlichkeit zu seyn, die Mittel zum
Entweichen der Luft aus dem Zimmer werden.
Der Erfinder hat dasselbe Princip auch mit gleichem Erfolg auf Oefen angewendet,
welche mit Kohlen oder anderem Brennmaterial geheizt werden. Obgleich bei dieser
Anordnung alle Luft, welche für das Zimmer nöthig ist, durch den Ofen in das Zimmer
gelangt, so kommt sie doch nie mit überheißem Metall in Berührung, während eine
große Ersparniß an Brennmaterial erreicht werden soll. Das Calorigen wird bereits in
ausgedehnter Weise für die Zwecke des Trocknens und Heizens benutzt, und bewährt
sich überall. In dem Arsenal zu Woolwich wurden von Fachmännern des
Kriegsdepartements Versuche mit dem neuen Ofen angestellt, zu dem Zwecke, um ihn in
den verschiedenen zum Arsenal gehörigen Vorrathshäusern etc. anzuwenden. (Mechanics' Magazine, October 1871, S. 286.)