Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. , S. 303 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Neue Dampfpackung für Stopfbüchsen, Patent Becker, Hecker und Wirth.
Diese selbstschmierende Packung zeichnet sich vor der bekannten amerikanischen vor
Allem durch größere Haltbarkeit aus; dabei reducirt sie die Reibung von
Kolbenstangen etc. auf ein Minimum. Dieselbe ist äußerst solid und mit Sorgfalt
gearbeitet, sie ist fetter wie jede bekannte Packung und besteht aus einer
geschickten Combination von Stoffen, welche für diesen Zweck sehr geeignet sind. Die
damit angestellten Versuche sind geradezu glänzend ausgefallen, So schreibt der
Betriebs-Ingenieur der hessischen Ludwigsbahn: „Ich hielt die Sache
speciell im Auge und wurde die Liderung zwei zuverlässigen Führern zum
Gebrauch überwiesen. Das Resultat war ein übereinstimmend günstiges; angewandt
wurde sie bei einer 2 Kuppler-Maschine (Schnellzug und große schwere
Proviantzüge). Die Liderung hielt 3 1/2 Touren (1 Tour = 6 Tage, Dienst = 30
Meilen per Tag), während die anderen früher
gebrauchten selten 1 1/2, meistens nur 1 Tour ausdauerten. Die andere Probe fand
bei einer 3 Kuppler-Güter-Maschine statt, welche circa 45 Tage Militärzüge fuhr (20 Meilen per Tag) und erst bei Rückkunft hierher wieder
gelidert wurde.“
In der Anwendung wird am besten so verfahren, daß oder- und unterhalb der
Liderung eine dünne Hanflage beigelegt wird, um das Fortlaufen des flüssigen Fettes
zu verhindern. Die Schnur wird spiralförmig um die Kolbenstange gewickelt, das obere
Ende schräg zugeschnitten, das Ganze auf die untere Hanflage gedrückt und das obere
Hanfzöpfchen aufgelegt. – Bei Gegendampf lassen im Moment alle Liderungen,
auch diese den Dampf durch. Die anderen Liderungen bleiben aber undicht, während
diese durch ihre massige, fettartige Bildung wieder ihre frühere Dichtigkeit erlangt
und nicht ersetzt zu werden braucht.
Diese Packung wird bereits von verschiedenen deutschen Eisenbahnen, sowie von vielen
Privatetablissements mit Erfolg verwendet; deßgleichen hat dieselbe bei der
russischen Marine Eingang gefunden. Wir können dieselbe allen
Dampfmaschinenbesitzern auf das Beste empfehlen. Diese Packung ist zu beziehen von
dem Patent- und Maschinengeschäft von Wirth und
Comp. in Frankfurt a.
M.
Falten-Brech-Maschine für
Lederwaarenfabrikanten.
Sehr unvollkommenen bisherigen Einrichtungen auf dem Felde der
Portefeuillefabrication gegenüber, ist es dem Lederfabrikanten Moritz Müller in Dresden gelungen eine Maschine zur Herstellung
von Portemonnaies und Cigarrenetuis zu construiren, welche sowohl einfache als
doppelte Falten bricht und zwar unter Gewährung folgender namhafter Vortheile.
Man ist mit dieser Maschine im Stande ohne große Anstrengung binnen 6 Stunden 288
Außentheile von Portemonnaies oder Cigarrenetuis feiner Qualität, ordinärer Qualität
aber noch weit mehr schön und sauber zu brechen, so wie es durch Handarbeit nie
erreicht werden kann. Es ist dieselbe ferner so eingerichtet daß man nicht, wie bei
einigen schon existirenden, erst die Spannbleche auflöthen muß oder die sonst mit
großen Umständen verbundenen Abänderungen vorzunehmen nöthig hat, sondern daß ein
neues Muster darauf zu machen nicht mehr als einige Minuten in Anspruch nimmt, so
daß es sich verlohnet, wenn man mehrere verschiedene Portemonnaies etc. in Arbeit
hat, auch einzelne Dutzend darauf zu brechen.
Die kleine Maschine ist von Holz und Eisen construirt, nimmt einen Raum von 43
× 43 × 62 Centimeter ein, und wiegt circa
100 Zollpfund; sie ist also leicht transportabel, überall aufzustellen, und da der
Arbeiter die Maschine ganz nahe vor sich hat, so sind, wenn etwa die Matrize oder
die Stellbleche nicht ganz richtig eingesetzt sind, kleine Unregelmäßigkeiten sofort
zu erkennen und zu corrigiren. Endlich bietet diese Maschine einen wesentlichen
Vortheil dadurch, daß das Leder nicht so dünn dazu geschärft zu werden braucht, die
Waare damit eine größere Festigkeit erhält, und die Außentheile doch schön und
scharf auf dem Rahmen sitzen.
Hr. Müller liefert selbst solche Maschinen in eleganter
und solider Qualität, und zwar für einfachen Faltenbruch um 18 Rthlr., für doppelten
Faltenbruch um 24 Rthlr. per Stück. Zur Anfertigung der
Matrizen und Stellbleche ist Angabe aller hierauf bezüglichen Formen und Maaße
welche die Waare erhalten soll, natürlich unerläßlich. (Mitgetheilt von F. Steinmann in Dresden.)
Anderson's
Steinbearbeitungsmaschine.
Der Amerikaner A. G. Anderson in Quincy ließ sich eine
Steinbearbeitungsmaschine patentiren, welche die Arbeit der Hobelmaschinen nachahmt.
Das Gestell ist ähnlich wie bei Metallhobelmaschinen gebaut und geht auch der
Steinblock, festgehalten auf dem Tisch, hin und her.
Zur Bearbeitung der oberen Steinfläche dient aber eine größere Anzahl von Meißeln,
welche in einer rotirenden Walze eingesteckt und über die ganze Breite gleichmäßig
vertheilt sind. Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit sind zwei solche Walzen hinter
einander vorhanden; in der zunächst zur Wirkung gelangenden stecken spitzige, in der
hinteren Walze aber breitspurige Meißel, um die Steinfläche zu glätten.
Die praktische Erprobung soll recht günstig abgelaufen seyn. Eine perspectivische
Abbildung dieser Maschine bringt der Scientific
American, October 1871, S. 223.
Fabrication von Eisenmennig in der Farbenfabrik von Schlör und Leroux zu
Hellziehen.Ueber das Product dieser Fabrik wurde im polytechn. Journal, 1868, Bd.
CLXXXIX S. 182 berichtet.
Es werden möglichst reine, sehr eisenhaltige Stuferze von der bei Hellziehen in der
bayerischen Oberpfalz) gelegenen St. Marien-Eisensteinzeche ausgesucht, diese
Erze sodann in einem hierzu eingerichteten Flammofen stark durchgeglüht, so daß das
in denselben enthaltene Hydratwasser vollständig ausgetrieben wird, und die Erze
selbst, wenn sie erkaltet sind, ein röthlich blaues Ansehen gewinnen.
Die so vorbereiteten Erze werden sodann unter ein mit schweren Eisenstampfen
versehenes Pochwerk gebracht; der Trog, in welchem die Stampfen arbeiten, ist
ungefähr 2 1/2 Fuß mit Wasser gefüllt. – Hierbei ist eine Vorrichtung in der
Art angebracht, daß immerwährend reines Wasser in den Trog zuläuft, welches durch
ein am oberen Theile des Stampftroges angebrachtes Ablaufrohr als stark rothbraun
gefärbtes Wasser in eine 25 Fuß lange Rinne abläuft.
Diese, an ihrem unteren Ende oder beim Ablauforte etwas höher gelegte Rinne leitet
das Wasser mit den darin suspendirten Eisenoxydtheilchen durch mehrere große
Bottiche, in welchen sich das Wasser rasch klärt, und in deren letzten dasselbe
vollständig rein wieder abläuft.
Schon in der Rinne setzen sich die schweren Theilchen der gepochten Erze und
überhaupt alle gröberen Körnchen zu Boden. Dieselben werden von da unter eine
Glasur- oder auch unter eine Rollmühle gebracht, wo sie vollständig fein
gerieben werden, neuerdings mit Wasser vermengt und durch die obenbeschriebene
Schlämmrinne zu den Bottichen gelangen.
Der sich hierbei ergebende gröbere Niederschlag besteht dann meistentheils aus seinen
Quarzkörnchen, welche bei Seite geschafft werden müssen. – Die in den
Bottichen gewonnene ganz feine Masse wird nun in Trockenapparate gebracht und bis zu
höchstens 3 bis 4 Procent Wassergehalt wieder abgetrocknet.
Hierdurch hat man nun Eisenmennig in Stücken gewonnen; da aber diese Farbe gewöhnlich
nur als feiner Staub in den Handel kommt, so werden diese Stücke in einer Mühle
durch zwei gußeiserne Walzen fein gemahlen, vermittelst einer Siebvorrichtung
ähnlich den bei den Getreidemühlen befindlichen fein gesiebt und so in feinen Staub
umgewandelt.
Eine andere Manipulation, die wir seither auch bei Fabrication des Eisenmennigs
angewendet haben, besteht darin, daß der Eisenstein in ungebranntem Zustande in
gleicher Weise, wie wir es oben vom gebrannten Eisenstein beschrieben haben,
gepocht, gemahlen und geschlämmt, die geschlämmte Masse alsdann lufttrocken gemacht,
in eisernen Cylindern geglüht, zu Staub gemahlen und gesiebt wird. –
Bayerisches Patent vom 6. September 1868. (Aus dem bayerischen Industrie- und
Gewerbeblatt, 1871 S. 277.)
Verfahren zur Gewinnung von Eisenvitriol als Nebenproduct in
den Eisenwaarenfabriken.
In der Versammlung des Bezirksvereines deutscher Ingenieure an der Lenne vom 6.
August 1871 (in Lethmate) erläuterte Hr. Kugel ein
einfaches, von ihm angewendetes Verfahren zur Gewinnung von Eisenvitriol als Nebenproduct in den
Eisenwaarenfabriken welche mit Säuren beizen und dieselben vor dem Abfluß aus
sanitätspolizeilichen Gründen neutralisiren müssen.
Statt der theueren Bleigefäße, wie sie in Vitriolfabriken in großem Maaßstabe und
großer Anzahl angewendet werden, nahm er einen 4 Fuß hohen und ebenso weiten, circa 40 Kubikfuß haltenden Gußeisentopf von 1 Zoll
Wandstärke, welcher nach zweijährigem Betriebe noch nicht 1/8 Zoll tief angefressen
ist. Unter diesem liegt eine Feuerung von 1 Quadratfuß Rostfläche. Es kann täglich
neu eingefüllt werden, das Eindampfen dauert 10 Stunden; zur Neutralisirung etwaiger
in der rohen Beize, wie sie aus der Fabrication entnommen wird, enthaltener freier
Säure dienen in den Topf gelegte Eisenabfälle. Bei Drahtziehereien hat die Lösung
beim Einfüllen 26° Baumé, welche auf 40° B. durch Eindampfen
concentrirt wird.
Ein Abflußrohr, einige Zoll über dem Boden angebracht, führt die eingedampfte Lauge
in alte Oelfässer zum Auskrystallisiren, welches man an einhängenden starken
Bindfäden oder Eisendrahtstäben vor sich gehen läßt. Man gewinnt dann ungefähr zwei
Drittel der enthaltenen Menge Eisenvitriol als krystallisirte Masse und erfordern
600 Pfd. des erhaltenen Vitrioles einen Aufwand von 360 Pfd. Steinkohlen zur
Feuerung und einen Mann als Bedienung des Apparates. Die aus den
Krystallisationsbottichen in ein eingegrabenes Faß abfließende Mutterlauge von
24° Baumé wird aus diesem mit einer Bleipumpe wieder in den
Eindampfkessel gepumpt, und wieder von Neuem auf 40° B. eingedampft.
(Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1871, Bd. XV S. 670.)
Ueber das gelbe und rothe Arsenikglas; von Max Buchner in Graz.
Das gelbe Arsenikglas ist im dichten Zustande mit Ausnahme des Perlmutterglanzes und
der verschiedenen Structurverhältnisse dem natürlichen Auripigment sehr nahe, zeigt
aber ein weniger intensives Pulver. Es enthält doppelt raffinirtes, homogenes,
intensiv gefärbtes gelbes Arsenikglas von Reichenstein 1,05 Proc. Schwefel = 2,68
Dreifach-Schwefelarsenik, deßgleichen von minder intensiver Färbung 1,34
Schwefel = 3,43 Proc. Dreifach-Schwefelarsenik, und gelbes sehr
durchscheinendes und gestreiftes Glas aus einer anderen Quelle 2,50 Schwefel = 6,40
Proc. Dreifach-Schwefelarsenik; ferner sogen, rother Schwefel von
Reichenstein 36,57 und rother Arsenik ebendaselbst 34,97 Proc. Schwefel, so daß
letztere beiden auf Zweifach-Schwefelarsenik berechnet, resp. 6,63 und 5,07
Proc. Schwefel im Ueberschuß enthalten. Gelbes Schwefelarsenik, welches eine kleine
Quantität ungebundenen Schwefel als in Ammoniak unlöslich zurückläßt, enthält nach
Vorstehendem nahezu 93 bis 97 Proc. arsenige Säure und steht an Giftigkeit letzterer
nur wenig nach. (Fresenius' Zeitschrift für analytische
Chemie, 1871 S. 308.)
Prüfung der Fresenius-Will'schen Probe für eisenoxydulhaltige Braunsteine; von E.
Luck.
Nach Pattinson (polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S.
422) gibt die Methode von Fresenius und Will bei eisenoxydulhaltigen Braunsteinen den
Superoxydgehalt zu hoch an und zwar nach den Untersuchungen von Luck um 1 – 4 Proc., was seinen Grund nicht, wie
Pattinon meint, in einem Entweichen von Wasser,
sondern darin hat, daß das Eisenoxydul in wechselnden Mengen von dem Mangansuperoxyd
oxydirt wird, und zwar bei rascher Kohlensäureentwickelung unvollständiger als bei
langsamer, so daß im ersteren Falle eine relativ größere Menge von Superoxyd für die
Oxalsäure übrig bleibt. Um die Resultate dieser Probe mit der von Bunsen, bei welcher ein Eisenoxydulgehalt das richtige
Proberesultat nicht stört, nahezu übereinstimmend zu machen, braucht man nur (bei
nicht zu eisenoxydulreichen Erzen) etwa 8 Kubikcentimenter essigsaures Natron
hinzuzufügen, wo dann die freiwerdende Essigsäure eine nahezu vollständige Oxydation
des Eisenoxyduls durch Superoxyd veranlaßt. Die nach dem Uebersaugen der
Schwefelsäure sich durch die Berührung mit Wasser erhöhende Temperatur darf bei einem
eisenhaltigen Erz 70° C. nicht übersteigen, und man muß den Apparat während
und nach der Analyse vor directem Sonnenlicht schützen, weil sonst durch Zersetzung
von Kleesäure Kohlensäure theils durch Einwirkung von Schwefelsäure entwickelt,
theils weil das oxalsaure Eisenoxyd vom Lichte schnell reducirt wird. Je feiner der
Braunstein zerrieben und je langsamer man arbeitet, um so geringere Temperatur ist
zur Zersetzung desselben nöthig. Von dem Mörser herrührende Eisentheilchen wirken
ähnlich, wie ein Eisenoxydulgehalt. (Fresenius'
Zeitschrift für analytische Chemie, 1871 S. 310; berg- und hüttenmännische
Zeitung Nr. 45.)
Zur Fabrication von Aetzbaryt und Schwefelbarium.
In meinem bezüglichen Aufsatze in diesem Bande des
polytechn. Journals S. 76 (erstes Octoberheft 1871) ist ausschließlich durch meine
Schuld der folgende Satz in der Einleitung ausgefallen, somit von dem Leser zu
ergänzen: „Das Princip des Verfahrens (Glühen von kohlensaurem Baryt mit
Kohle) ist schon seit einer Reihe von Jahren bekannt, aber über die technische
Ausführung sind kaum irgend welche Details bisher in die Oeffentlichkeit
gedrungen.“
Dr. G. Lunge.
Neue Anwendungen der Photographie durch die amerikanische
Regierung; von E. L. Wilson.
Man hat in Amerika zwei oder drei neue und ganz nützliche Anwendungen der
Photographie gemacht, welche der Mittheilung werth sind. Das Pensions-Bureau
hat viele Verluste gehabt, welche durch betrügerische Pensionsforderungen
herbeigeführt wurden. Zum Beispiel, Jemand empfängt das, was er zu fordern hat, bei
der General-Office in Washington und erhebt dann
rasch noch einmal denselben Betrag bei einer Agentur in irgend einer größeren Stadt.
Jetzt hat man aber solchen Betrügereien einen Riegel vorgeschoben. Jeden Tag werden
die betreffenden Seiten in den Quittungsbüchern photographirt und Copien davon an
alle Bureau's geschickt; wenn dann der Fälscher zum zweitenmale seinen Schein
präsentirt, so wird ihm seine eigene photographirte Quittung vor Augen gestellt, und
die Regierung ist auf diese Weise vor Betrug geschützt.
Eine andere Anwendung der Photographie geschieht beim Steuer-Departement. Wenn
in New-York von auswärts Güter ankommen für Kaufleute in anderen Städten, so
werden sie in gesicherten Eisenbahnwagen placirt und mit dem photographischen
Schlosse des Zollhauses verschlossen. Das Schloß selbst ist nichts als ein
gewöhnliches Vorlegschloß, bei welchem mittelst einer besonderen Einrichtung ein
Stück Glas von einem Zoll im Quadrat über dem Schlüsselloch angebracht und dort
durch eine Feder festgehalten wird, die man nicht erreichen kann, ohne das Glas zu
zerbrechen. Durch kein Mittel der Welt, selbst nicht durch die Schlauesten Manöver
ist es möglich, das Schloß zu entfernen oder zu öffnen, ohne das Stück Glas zu
zerbrechen. Hier zeigt sich der Werth der Photographie. Eine große Glasscheibe, auf
einer Seite roth, wird in New-York präparirt, indem man sie zunächst in
Quadrate von der betreffenden Größe theilt. Auf jedem Quadrate bringt man nun
allerlei eigenthümliche rothe Figuren und unregelmäßige Flecke hervor, indem man die
rothe Farbe an den übrigen Stellen mittelst Flußsäure fortätzt. So ein Stück Glas
kann nicht vervielfältigt werden. Der Regierungs-Photograph empfängt diese
Gläser in Washington und macht drei Photographien davon, welche ganz getreue
Abbildungen der Figuren und Flecke auf dem Glase zeigen, und dann werden Glas und
Photographien in kleine Quadrate zerschnitten und in kleine Kästen verpackt; jedes
Glasquadrat mit seinen drei Papierphotographien zusammen. Diese werden dann den
Beamten zum Gebrauche übergeben. Der Beamte in New-York verschließt die
Eisenbahnwagen, in denen sich die betreffenden Waaren befinden, befestigt die
Glasscheibe über dem Schlüsselloche und schickt die Photographie davon an den
Beamten in Philadelphia oder anderwärts, der nachher die Güter in Empfang zu nehmen hat. Wenn bis zur
Ankunft des Wagens das Schloß erbrochen und die Glasscheibe durch eine andere
ersetzt worden ist, so wird der Beamte dieß sogleich gewahr.
Dieß ist eine sinnreiche und praktische Anwendung der Photographie, und es werden
noch mehrere Anwendungen dieser Kunst folgen, um das Eigenthum sicherzustellen und
Verbrecher gegen dasselbe zu entdecken. Der Photograph beim
Finanz-Departement ist jetzt damit beschäftigt, die Siegel für die neuen
Schlösser anzufertigen, welche jene Behörde beim Transporte von garantirten Gütern
anwenden wird, oder überhaupt für solche Fälle in denen der Schutz, den sie
gewähren, nöthig seyn wird. (Photographische Mittheilungen, 1871 S. 173.)
Lösungsmittel für Indigo; von Dr.
E. Jacobsen.
Von de Aguiar und Baeyer,Polytechn. Journal Bd. CC S. 72
(erstes Aprilheft 1871). sowie von Prof. Martha
Polytechn. Journal Bd. CC S. 244
(erstes Maiheft 1871). sind neuerdings mehrere neue Lösungsmittel für Indigo angegeben worden.
Diesen will ich noch einige hinzufügen, welche ich auffand. Daß Anilin Indigo zu
lösen vermag, ist auch mit auf Grund eigener Versuche seit einigen Jahren bekannt;
ein ebenso gutes Lösungsmittel für Indigblau ist aber auch Nitrobenzol, welches sich beim Erhitzen mit Indigo tief violettblau färbt,
beim Erkalten Krystallflitter fallen läßt und dann dunkelroth, wahrscheinlich von
gelöstem Indigroth, erscheint. In mehr oder minder erheblichen Mengen lösen bei
Kochhitze ferner noch Indigo auf: Ricinusöl, Aceton, Chloralhydrat, Campher, Harzöl,
Copaivabalsam, Cedernöl (Oel von Junip. virgin.),
Amylalkohol, Lavendelöl, weißes Bienenwachs, japanesisches Pflanzenwachs und
Carnaubawachs (aus letzterem scheidet sich das Indigblau ebenfalls in
Krystallflittern ab). Je höher der Kochpunkt des Lösungsmittels liegt, um so röther
erscheint die Lösung, so daß also Körper wie Aceton, Amylalkohol, Chloralhydrat eine
rein blaue, Ricinusöl, Cedernöl u.s.w. eine violettblaue, die Wachsarten eine
purpurrothe Lösung geben. Mit weißem Wachs kurze Zeit auf dem Kochpunkt erhalten,
geht die Farbe der Lösung durch Scharlachroth, Orange und Geld in ein Braun über;
der Indigo wird dabei durch Acroleinbildung reducirt, die Lösung behält ihre braune
Farbe auch beim Verdünnen mit Petroleumäther. – Trägt man in schmelzende
Pikrinsäure gepulverten Indigo ein, so zersetzt sich letzterer unter
Feuererscheinung. (Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 36.)
Darstellung des Saffranins.
Das Saffranin (worüber im polytechn. Journal, 1871, Bd. CXCIV S. 332 und 430
berichtet wurde) hat sich zum Ersatz des Safflors in der
Baumwollen- und Seidenfärberei seit einiger Zeit bereits völlig eingebürgert.
Man erfährt jetzt etwas Näheres über die Herstellung dieses interessanten
Farbstoffes.
In einem passenden Gefäß erhitzt man eine Mischung von zwei Theilen salpetrigsaurem Anilin und einem Theil Arseniksäure fünf
Minuten lang auf eine Temperatur von 80 bis 120° C. Der Inhalt des Gefäßes
wird darauf in kochendes Wasser gegossen und die Lösung mit Kalk neutralisirt. Die Flüssigkeit nimmt dabei eine klare, prächtig rothe
Farbe an. Man läßt sie kurze Zeit stehen und filtrirt sorgfältig durch Wollenfilter.
Die filtrirte Flüssigkeit wird, wie dieß auch in der Fuchsinfabrication geschieht,
mit Kochsalz gefällt, indem man dieses in der Flüssigkeit auflöst. Man nimmt etwa
die fünffache Quantität des angewendeten salpetrigsauren Anilins. Nach kurzer Zeit
schlägt sich das Saffranin nieder, welches man nun auf einem Filter sammelt,
abtropfen läßt und ausdrückt. Es ist damit zum Verkauf fertig.
Das salpetrigsaure Anilin, welches zur Herstellung des
Saffranins dient, erhält man leicht durch Einleiten von salpetriger Säure in
Anilinlösung. In einem Kolben erhitzt man Stärke mit Salpetersäure und erhält dabei unter Bildung von Oxalsäure salpetrige Säure. Dieses Gas leitet man,
nachdem es durch Wasser gehörig gewaschen wurde, in eine Mischung von Anilinöl, Wasser und Salz. Das
Anilinöl wird dabei in salpetrigsaures Anilin übergeführt, und die völlige
Umwandlung desselben in dieses Salz ist an der Umwandlung der hellbraunen Farbe der
Flüssigkeit in ein tiefes Kastanienbraun leicht erkennbar. Man wäscht einige Male
mit Wasser und kann es dann direct zur Fabrication benutzen. (Reimann's Färberzeitung, 1871, Nr. 41.)
Verfahren, die Schlichte vor dem Schimmeln und Sauerwerden zu
bewahren.
Man hat zu diesem Zweck verschiedene Mittel vorgeschlagen, unter Anderem auch eine
Lösung von Chlorzink. Dieses greift indessen die Faser
vermöge seiner ätzenden Eigenschaften leicht an, während andere vorgeschlagene
Stoffe diesen Einfluß nicht üben, dafür aber nicht die fäulnißwidrigen Eigenschaften
des Chlorzinkes zeigen. Es ist zu bewundern, warum man nicht auf das allereinfachste
und zweckmäßigste Mittel kommt, welches eben seiner Einfachheit wegen am wirksamsten
ist und am leichtesten angewendet werden kann. Wir meinen das carbolsaure Natron, eines der wirksamsten Mittel gegen die Fäulniß,
welches durchaus nicht ätzend ist, sehr leicht angewendet werden kann, ohne
Nachtheil für die Gesundheit der Arbeiter und außerdem sehr billig ist. Man löse so
viel rohe, sehr billige Karbolsäure in Aetznatronlauge (gewöhnlicher
Seifensiederlauge) auf, bis die letzten Quantitäten Carbolsäure nicht mehr aufgelöst
werden, sondern als ölige Tropfen auf der Flüssigkeit schwimmen. Von dieser
Auflösung setze man der Schlichtemasse so viel hinzu, daß dieselbe eben lebhaft
darnach riecht. Diese Schlichte wird dann weder schimmeln noch sauer werden, und ist
ohne jeden Einfluß auf die Faser wie auf die Gesundheit der Arbeiter. (Reimann's Färberzeitung, 1871, Nr. 41.)
Prüfung roher Carbolsäure; von Dr.
G. Leube jun. in Ulm.
Im Laufe des vorigen Jahres, als der Verbrauch von Carbolsäure ein bekanntlich sehr
starker war, hatte ich Gelegenheit, verschiedene Sorten von roher Carbolsäure zu
untersuchen und wurde mit die Aufgabe gestellt, den Gehalt der rohen Säure an reiner Carbolsäure
möglichst rasch zu bestimmen.
Da zu einer solchen Bestimmung keine besondere Methode existirt, die zu einem
schnellen Resultate führt, so habe ich mit eine solche erdacht. Ich theile dieselbe
mit, ohne damit sagen zu wollen, daß sie ohne jeglichen Mangel ist, glaube aber, daß
ein annäherndes Resultat damit erzielt werden kann. Sollten geübtere Analytiker
durch diese Mittheilung vielleicht veranlaßt werden, meine Methode zu verbessern, so
wäre mit das eine angenehme Genugthuung, daß ich nicht umsonst die Sache
veröffentlicht habe. Die Untersuchung beruht auf der Reaction welche Carbolsäure mit
Eisenchlorid erzeugt.
Ich versetzte reine Carbolsäurelösungen von verschiedener
Stärke mit Eisenchloridlösung (1 Theil Eisensalz und 9 Theile Wasser). Je stärker
die Säurelösung, um so dunkler blau war die Färbung der Flüssigkeit; da nun
anzunehmen ist, daß rohe Carbolsäure nicht selten mehr als die Hälfte ihres
Gewichtes reine Karbolsäure enthält, so bereitete ich Lösungen von 0,25 Grm., 0,20
Grm., 0,15 Grm. in je 10 Kubikcentimeter Wasser, setzte zu jeder dieser Lösungen je
10 Tropfen der Eisenchloridlösung und stellte die Gläser in einer Reihe
nebeneinander auf.
Diese Lösungen dienen zum Vergleichen, dürfen aber nicht zu bald vorräthig gemacht
werden, sondern erst, nachdem die Probe der rohen Carbolsäure vorbereitet ist. Dazu
wog ich stets 5 Grm. roher Säure in ein Glas, in welchem 100 Grm. Wasser enthalten
waren, schüttelte tüchtig, ließ einige Zeit stehen, bis der Theer sich oben
gesammelt hatte. Von dieser Lösung wurden dann 10 Kubikcentimeter, welche einem
Gewichte von 0,5 Grm. Carbolsäure entsprechen, mittelst einer Pipette herausgezogen,
dieselben mit 10 Tropfen Eisenchloridlösung versetzt und die eingetretene Färbung
mit den Probelösungen verglichen.
Ich hatte in meinen Proben eine rohe Carbolsäure mit 40 Procent, und zwei solche mit
30 Proc. reiner Säure nachzuweisen. Bei zwei weiteren Proben, von anderen Fabriken
bezogen, ist die Reaction gar nicht eingetreten, dieselben haben, auch anderen
Eigenschaften nach zu schließen, gar keine wirkliche Carbolsäure enthalten. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische
Pharmacie, Bd. XX S. 574.)
Desinfectionstafeln.
Die Erkenntniß der Wichtigkeit einer geregelten Desinfection beginnt überall mehr und
mehr durchzudringen und die Zwangsmaßregeln der Behörden erweisen sich gleichfalls
als wirksames Mittel, namentlich bei denen, welche nicht belehrt seyn wollen. Unter
den Desinfectionsmitteln hat sich in erster Reihe die Carbolsäure als Flüssigkeit, als carbolsaurer Kalk und als Streupulver mit
Eisenvitriol, Gyps etc. eingeführt. Bei der Verallgemeinerung der Desinfection sind
es nur selten Sachverständige, welche dieselbe ausführen, es ist daher am wenigsten
gerathen die Carbolsäure als Flüssigkeit in die Hand zu geben, nicht nur weil diese
ätzend und giftig ist, sondern auch weil ihre Verarbeitung zu Desinfectionszwecken
meistens den Gebrauch von Waage und Gewicht erfordert. Jede Form der Carbolsäure,
welche diese Uebelstände zweckmäßig beseitigt, ist daher willkommen zu heißen. Dieß
ist der Fall bei den vom Hoflieferanten C. Homburg
(Berlin, Dorotheenstraße 28) eingeführten Desinfectionstafeln. Diese bestehen aus Pappe, welche wie ein Schwamm mit
Carbolsäure vollgesogen ist, so daß dieselbe fast das 1 1/2 fache ihres Gewichtes an
roher Carbolsäure und zwar jeder Quadratfuß 100 Gramme (= 1/5 Pfd.) davon enthält.
Es ist daher leicht, die Menge von Carbolsäure zu berechnen, welche man zur Wirkung
gelangen lassen will, sey es beim Desinficiren der Wäsche, als Zusatz zum
Waschwasser, sey es beim Räuchern der Luft. Eine mit Carbolsäuredampf geschwängerte
Atmosphäre ist leicht durch einfaches Aufhängen der Desinfectionstafeln in den
betreffenden Räumen zu erreichen und zu regeln. Die große Oberfläche, welche die
Tafeln bieten, läßt die Carbolsäure rasch zur Verdampfung gelangen, der große Gehalt
der Tafeln an diesem Mittel sichert eine nachhaltige Desinfection. Durch
Hineinwerfen kleiner Schnitzel der Pappe in die Nachteimer, Spucknäpfe etc. schützt
man den Inhalt derselben vor der raschen Zersetzung. Die circa 7 Quadratfuß große Tafel wird im Detail mit 10 Sgr. verkauft.
(Industrie-Blätter, 1871 S. 295.)
Desinfectionspasta.
Nach Dr. Hager ist
nachstehende Desinfectionspasta der sogenannten Desinfectionsseife, welche leicht
zersetzbar ist, bei weitem vorzuziehen. Man nimmt 100 Theile weißen Bolus (Thon),
1000 Theile kochendes, destillirtes Wasser und 25 Theile gewöhnliche Salpetersäure.
Die Mischung läßt man einige Tage unter öfterem Umrühren mit einem Glasstabe in
einem bedeckten Gefäße von Porzellan oder Glas stehen. Hierauf wird die Flüssigkeit
abgegossen und der Thon in einem Leinwand-Colatorium mit destillirtem Wasser
völlig ausgewaschen. Dem hierdurch erhaltenen plastischen Thon werden 5 Theile
gepulvertes übermangansaures Kali hinzugefügt. Die Masse wird nun in Formen gebracht
und an einem lauwarmen Orte ausgetrocknet. Die vollständig getrocknete Masse wird in
mit Paraffin getränktem Papier aufbewahrt; beim Gebrauch wird etwas abgeschabt und
als Waschpulver verwendet. (Pharmaceutische Centralhalle.)
Conservation des Hopfens.
Zum Conserviren des Hopfens empfiehlt Ed. Schaar
(Brauereibesitzer in Neuhofen, Sachsen-Weimar) die Kälte. Er hat Hopfen in einem verpichten Fasse in Eis vergraben und nach 7
Monaten (Ende August) wieder hervorgezogen. Der Hopfen war nun sichtlich nicht
verändert; die Eigenschaften welche man am jungen, neuen Hopfen zu finden gewohnt ist,
Farbe, Geruch und klebrige Beschaffenheit, waren noch vollständig vorhanden. Es ist
nach Schaar unwahrscheinlich, daß man auf einem anderen
Wege, durch Schwefeln, Comprimiren u.s.w. ein günstigeres Resultat erzielen könne.
Wolle man ein Aeußerstes thun, so möge man den Hopfen geschwefelt und gepreßt in das
Eis legen. Das Pressen sey schon der Raumersparniß wegen zu. empfehlen. Wie groß die
Einwirkung der Wärme auf die Qualität des Hopfens ist, könne man daraus erkennen,
daß bis Ende April, in 8 Monaten, höchstens 5 bis 10 Procent Werth zu verschwinden
pflegen, während in den vier darauf folgenden heißen Monaten der Werthverlust des
Hopfens 30 bis 35 Procent betragen könne. (Bayerischer Bierbrauer, 1870, Nr. 7; Wagner's Jahresbericht der chemischen Technologie für
1870, S. 461.)
Bereitung von Hopfenextract, nach E. Newton in London.
Die dem Genanten am 8. November 1870 in England patentirte Erfindung gründet sich auf
die Eigenschaft des Petroleums, die flüchtigen Bestandtheile und das Alkaloid des
Hopfens schnell und vollständig auszuziehen, ohne zugleich jene Theile der Pflanze
zu lösen, welche entweder werthlos oder schädlich sind für die gewöhnlichen Zwecke,
wozu Hopfen in Anwendung kommt. Da das Lösungsmittel nach der Extraction abzudampfen
ist, so ist es vortheilhaft, ein sehr niedrig siedendes Petroleum zu nehmen, etwa
das bei ungefähr 36° C. sich verflüchtigende Gasolin. Um den nach der
Abdampfung verbliebenen syrupartigen Hopfenauszug leicht löslich in Wasser zu
machen, setzt man demselben etwas Alkohol zu. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 11.)
Anwendung des Tannins zur Behandlung des Weines.
Das Tannin, welches in neuerer Zeit zur Herstellung eines völlig klaren Bieres in
vielfache Anwendung gekommen ist, scheint dazu bestimmt zu seyn, eine ganz neue
Epoche in der Fabrication des Bieres hervorzurufen.Man s. die Mittheilung im polytechn. Journal Bd. CC S. 424 (erstes Juniheft
1871). Um über die Wirkung und Anwendung desselben einen Ueberblick zu geben,
lassen wir daher im Folgenden die Mittheilung eines Fachmannes über das obige Thema
folgen, die jedenfalls das Vertrauen, welches die Sache für die Bierbrauerei
verdient, noch befestigen wird. (Man s. auch die bezügliche Notiz im polytechn.
Journal Bd. CCI S. 376, zweites Augustheft
1871.)
Das Verfahren, trübe Weine durch Filtration zu klären, verbreitet sich in neuerer
Zeit immer mehr, da es schneller und leichter zum Ziele führt, als die Schönung mit
Hausenblase oder anderen ähnlich wirkenden Substanzen. Das Filtriren bietet indessen
keine Garantie, daß der geklärte Wein auch für längere Zeit klar bleibe, da es nur
diejenigen Stoffe beseitigt, welche bereits als unlöslich ausgeschieden, nicht aber
die, welche noch gelöst sind und, indem sie sich beim ferneren Lagern noch
ausscheiden, den Wein trüben. Durch das Pasteur'sche
Erwärmungsverfahren oder durch zweckmäßigere Leitung des Gährprocesses wird es
vielleicht mit der Zeit gelingen, überhaupt haltbarere Weine auch der feineren
Sorten zu erhalten; vorläufig ist man damit aber noch nicht am Ziele und muß sich an
diejenigen Mittel halten, welche sich bereits nach längerer Erfahrung als für die
Haltbarkeit des Weines günstig erwiesen haben. Ein solches ist das Tannin, welches
gewisse die Veränderung und Trübung des Weines besonders hervorrufende Substanzen,
eiweißartige und hefebildende Stoffe etc., unlöslich macht und ausscheidet und
gerade deßwegen bereits seit langer Zeit in der Champagnerfabrication verwendet
wird. Es eignet sich daher das Tannin vorzugsweise für junge Weine, welche es
schneller der Reife entgegen führt und namentlich vor dem Langwerden schützt; es
leistet aber oft auch bei älteren Weinen, welche trübe oder zähe geworden sind und
sich nicht klar filtriren lassen, wesentliche Dienste. Solche Weine lassen sich nach dem
Zusatz von Tannin und nachfolgender Schönung mit Hausenblase, wenn sie noch nicht
ganz klar geworden seyn sollten, wenigstens klar und leicht filtriren.
Jedem Zusatz von Tannin folgt zweckmäßig eine Schönung mit Hausenblase, deßhalb, weil
sich nicht immer die unlöslich gewordenen Bestandtheile klar absetzen, und weil
dadurch in jedem Fall etwa überschüssig zugesetztes Tannin, dessen Quantität sich
nicht immer absolut genau bestimmen läßt, wieder ausgeschieden wird. Da man also
durch die Schönung die Gewißheit erlangt, daß kein Tannin als ungehöriger
Bestandtheil im Wein zurückbleibt, so geht man immer sicher, wenn man es allen
weißen Weinen zusetzt, und namentlich jungen, die bald versandt werden sollen. Es
werden dadurch auf jeden Fall die genannten Stoffe, wenn sie vorhanden sind,
ausgeschieden, und die Weine vor nachtheiliger Veränderung möglichst geschützt.
In der Regel genügen auf ein Stück Wein von 1200 Liter 6 Loth Tannin; bei jüngeren,
sehr trübe oder zähe gewordenen Weinen kann man bis zu 8 Loth steigen. Die
abgewogene Menge wird in einem sauberen irdenen Gefäße, etwa in einer großen Tasse
oder in einem Topfe, mittelst eines Holzlöffels oder Holzstäbchens (alles Metall und
namentlich Eisen ist sorgfältig zu vermeiden) mit Wein gut verrührt und in eine
große Weinflasche gegossen, das Gefäß mit Wein nachgespült, und die Flasche noch so
weit aufgefüllt, daß man den Inhalt schütteln kann. Nach einigem Schütteln ist das
Tannin, je nach der Natur des angewendeten Weines, zu einer mehr oder weniger trüben
Flüssigkeit gelöst, die aber keinen festen Bodensatz mehr hat. Diese Lösung wird nun
in das Faß gegossen und der damit versetzte Wein gut umgerührt oder aufgeblasen. Am
leichtesten geht die Mischung vor sich, wenn man während eines Abstiches abwechselnd
einige Aicher Wein und dann wieder einen Theil der Lösung in das Faß schüttet. Nach
etwa acht Tagen wird die gewöhnliche Hausenblasenschöne zugefügt, die man wiederum
durch entsprechendes Rühren und Aufblasen gut mit dem Weine vermischt. Sollte sich
einen Tag nach der Schönung bei oben abgenommener Probe noch ein geringer
zusammenziehender Geschmack nach Tannin bemerkbar machen, so thut man gut, sogleich
noch die Hälfte oder die gleiche Menge der Schöne wie vorher zuzusetzen. Es ist
hierbei gerechnet, daß auf 1 Pfd. Hausenblase etwa 50 Liter Schöne bereitet sind,
und je ein Liter auf 1200 Liter Wein für gewöhnlich verwendet werde.
In der Regel wird nun der Wein durch einiges Lagern an sich vollkommen klar; wo
nicht, so kann er wenigstens klar filtrirt werden.
Rothweinen Tannin zusetzen zu müssen, dürfte man seltener in der Lage seyn, da ja
dieses gerade ein sehr wesentlicher Bestandtheil derselben ist, in Folge dessen sie
auch haltbarer und weniger den Veränderungen der Weißweine unterworfen sind. Einem
etwa zu geringen Gehalt derselben an Gerbstoff kann man aber durch einen kleinen
Zusatz von Tannin auf naturgemäße Weise nachhelfen. Es kann der Fall eintreten, daß,
wenn man Rothweine mit Eiweiß oder, was seltener vorkommt, mit Hausenblase geschönt
hat, ein Theil des ihnen nöthigen Gerbstoffes daraus entfernt worden ist, und dann
ist also der Zusatz einer kleinen, durch den Geschmack zu bestimmenden Menge Tannin
ganz angezeigt. (Bayerischer Bierbrauer, 1871, Nr. 6.)
Entfernung der Hefe aus den Weinfässern.
Um Weinhefe aus dem Weinfasse zu entfernen, ohne den Wein abzuziehen, verfährt Deldevez in Clermont-Ferrand in umgekehrter Weise,
als es bisher geschah. Man ließ nämlich bisher den Wein aus dem Fasse ablaufen, und
den Satz und die Hefe im Fasse zurück; Deldevez entfernt
den Bodensatz allein und läßt den Wein darin. Das geschieht einfach durch ein an der
untersten Daube des Fasses angebrachtes Gefäß, ein kleines Fäßchen oder Tönnchen,
welches mit dem großen Fasse durch ein Rohr verbunden ist, das sich durch einen Hahn
absperren läßt und welches einen zweiten Hahn hat, um es nach außen zu entfernen.
Wenn diese Verbindungsrohre offen ist, so sammelt sich die Hefe aus dem Fasse in dem
angehängten Gefäße, als die tiefste Stelle des Fasses, und will man von Zeit zu Zeit
die Hefe entfernen, so schließt man die Verbindungsröhre durch den Hahn ab und leert
das Fäßchen. Dabei wird der Wein im großen Fasse nicht bewegt. Schließt man hierauf
den äußeren Hahn des
Fäßchens wieder und öffnet man allmählich den Hahn in der Verbindungsröhre, so zieht
der Satz auch im großen Fasse, ohne den Wein aufzurühren, sich langsam in das untere
Gefäß und die Reinigung des Weines von der Hefe geschieht daher ohne Mühe und ohne
Nachtheil für den Wein. (Chemisch-technisches Repertorium.)
Ueber die Erkennung einer Verfälschung des Traubenweines mit
Obstwein.
Nach der im polytechn. Journal Bd. CXCIX S.
159 (zweites Januarheft 1871) mitgetheilten Notiz von Dr. Tuchschmid soll eine
Verfälschung des Traubenweines mit Obstwein sich aus der Differenz des
Aschengehaltes beider Weinarten ergeben. Der Obstwein soll nach zahlreichen
Bestimmungen 0,11 bis 0,40 Proc., der Traubenwein höchstens 0,049 Proc. Kalkcarbonat
liefern.
Dr. H. Hagen bemerkt hierzu,
diese Angabe sey mit der größten Vorsicht aufzunehmen; denn der Kalkgehalt mehrerer
Weine (z.B. der Aarweine) erreiche häufig 0,08 Proc., und die platragirten Weine
haben nicht selten einen doppelt so großen Kalkgehalt, besonders wenn der verwendete
Gyps reich an Kalkcarbonat war. Andererseits liefere der Saft der Birnen und Aepfel
höchstens 0,06 Proc. Kalkcarbonat. Es sey also nicht ersichtlich, warum der Obstwein
nothwendig 3 bis 8 Mal reicher daran seyn solle, als der Traubenwein.
(Pharmaceutische Centralhalle, 1871, Nr. 25.)
Haltbare Papiersignaturen für Gläser.
Es kommt ziemlich häufig vor, daß man Gläser mit einer mit Tinte auf Papier
geschriebenen Signatur zu versehen hat. So angefertigte Aufschriften sind nicht nur
dem Schmutzigwerden unterworfen, sondern auch wenig haltbar; ein Tropfen Säure,
Alkali, Oel, selbst Wasser führt deren sofortige, bald größere, bald unbedeutendere
Beschädigung herbei: um sie etwas dauerhafter zu machen, pflegt man sie mit einem
farblosen Harzfirniß zu überziehen, welchem jedoch, wenn er nicht durchschlagen soll, ein Ueberstreichen mit einer
farblosen Leimlösung vorangehen muß, der aber die Tinte wieder zum Auflösen bringt,
so daß es nur durch besondere Vorsicht gelingt, eine saubere Signatur zu erhalten.
Man umgeht alle diese Umständlichkeiten und erhält eine sehr saubere und haltbare
Aufschrift, wenn man das nach dem Aufkleben wieder völlig trockene Etiket mit einem
Stück Paraffin tüchtig reibt und den so geschaffenen Ueberzug mit einem Falzbein
oder mit einer Glasröhre glättet.
Erklärung.
Wir bedauern, auf die erste Kritik geantwortet zu haben, welche Hr. Schinz in diesem Journal veröffentlicht hat. Auf die
zweite, kürzlich erschienene (Bd. CCI S. 205), sowie auf etwa fernerhin noch von
demselben Herrn erscheinende, werden wir nicht antworten. Die Wahrheit kommt
schließlich stets zu Tage, und in der Ueberzeugung, daß unsere Arbeiten nicht ohne
Nutzen gewesen sind, werden wir uns so lange gedulden.
Thann, den 20. October 1871.
A. Scheurer-Kestner.
C.
Meunier.