Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. , S. 384 |
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Miscellen.
Miscellen.
Bailey's
Sicherheitsventil-Hebel.
Der Ingenieur W. H. Bailey in Salford (bei Manchester)
ließ sich nachstehende Hebelanordnung für Sicherheitsventile patentiren.
Der Hebel ist an der unteren Seite verzahnt. In die gähne greift ein Getriebe, welches an der Achse
eines Zeigers befestigt ist. Die Zeigerachse geht durch den Mittelpunkt einer
Kreisscala, welche an dem Belastungsgewicht angebracht ist. Verstellt man nun das
Gewicht längs des Hebels, so dreht sich das Getriebe, ebenso der Zeiger welcher an
der Theilung sofort den Druck in Pfunden pro Quadratzoll
angibt, wie derselbe dem jeweiligen Stande des Gewichtes entspricht. (Nach dem Scientific American, August 1871, S. 86.)
Ueber die Verwendung von Riemenbetrieb bei Walzwerken.
Hierüber gibt die amerikanische Zeitschrift The
Locomotive folgende Notizen:
Es ist in Pittsburg gebräuchlich, beim directen Betriebe von 8zölligen Walzen
Dampfmaschinen von 12 bis 16 Zoll Cylinderweite zu benutzen, ganz nach Art der
gewöhnlichen Schieberdampfmaschinen gebaut, die mit Dampf von 90 Pfd. Kesselspannung
und 50 Pfd. (?) mittlerem Kolbendrucke pro Quadratzoll
arbeiten. Die 12zölligen Cylinder haben sich als ungenügend erwiesen; 14zöllige sind
hinreichend stark und 16zöllige besitzen Uebermaaß an Kraft. Die
Kolbengeschwindigkeit beträgt selten weniger als 400 Fuß per Minute, häufig 600 bis 700, und manchmal selbst 800 Fuß.
14zöllige Riemen haben sich ungenügend gezeigt, um solch eine Walzenstraße zu
treiben; 16zöllige genügen, und 18zöllige sind breiter als erforderlich. Gewöhnlich
werden letztere beiden Sorten benutzt; dieselben bestehen stets aus zwei
Lederdicken, oder sie sind zwei- bis dreifache Gummiriemen.
Werden die Walzen von der Wellenleitung aus getrieben, was die gewöhnliche
Einrichtung ist, so werden beiderseits 6füßige Riemenscheiben verwendet, wobei die
Achsen etwa 15 Fuß Entfernung und der Riemen 20° Neigung gegen die Verticale
hat. Manchmal wird die Riemenscheibe an den Walzen schwer gemacht, meistentheils
aber werden besondere Schwungräder von 8 Fuß Durchmesser und etwa 4 Tonnen (80 Ctr.)
Schwere benutzt. Riemenspanner werden selten angewendet; die Scheiben machen 150 bis
250 Umdrehungen per Minute.
In einem Pittsburger Stahlwalzwerke treibt ein 20füßiges Schwungrad an der
Maschinenwelle bei 60 Umdrehungen per Minute direct
mittelst Riemens auf eine 6füßige Scheibe von 4 Tonnen Gewicht in 20 Fuß
horizontaler Achsenentfernung. Die Walzen sind 9 Zoll stark, der Riemen ist 17 Zoll
breit, von dreifachem Gummi, und keine Spannvorrichtung vorhanden.
Dieser Riemen gleitet beim Auswalzen langer Stäbe, was ungenügende lebendige Kraft
der Schwungrolle auf den Walzen und unzureichende Adhäsion des Riemens daran
bekundet. Größere Enfernung der Wellen und geringerer Unterschied der Durchmesser
dürfte bessere Resultate ergeben.
In Betreff der Dauerhaftigkeit der Riemen bei Walzwerken wird keine Klage erhoben.
Neue Riemen, die nicht gehörig anliegen, sind zur Erweichung der Oberfläche
einzufetten, worauf sie bald zur gehörigen Berührung mit den Scheiben kommen; aus
eben diesem Grunde ist es auch vorzuziehen, die Riemen mit der glatteren Narbenseite
auf die Scheiben zu legen, statt mit der unebenen Fleischseite. Nachdem der Riemen
aber einigermaßen gebraucht ist, läßt sich kein Unterschied zwischen beiden Seiten
mehr machen; thatsächlich kann man beide Seiten kaum mehr von einander
unterscheiden. (Engineer, September 1871, S. 182;
polytechnisches Centralblatt, 1871 S. 1382.)
Widerstand der Luft gegen Geschosse.
Mit einem eigens zu diesen Untersuchungen construirten Zeitmesser hat Hr. Professor
Bashforth in Woolwich von 1865 bis 1870 Versuche
angestellt, um das Gesetz des Luftwiderstandes gegen Geschosse zu ermitteln. Der
ausführlichen Darstellung dieser Versuche ist ein Bericht über diese Arbeit von den
Herren Stokes, Adams und Noble
angehängt, in welchem die Ergebnisse etwa wie folgt, dargestellt sind.
Ueber die Abhängigkeit des Luftwiderstandes von der Schnelligkeit hatte Professor Hélie 1865 als Resultat von Versuchen mit
länglichen Projectilen, die sich mit Geschwindigkeiten von 700 bis 1050 Fuß in der
Secunde bewegten, festgestellt, daß der Widerstand ziemlich genau proportional war
dem Kubus der Schnelligkeiten. Prof. Bashforth kam 1865
und 1866 selbstständig zu demselben Resultat, mit Geschwindigkeiten welche von 1000
Fuß bis 1500 Fuß in der Secunde variirten.
Der Widerstands-Coefficient aber, den Hr. Bashforth
gefunden, ist bedeutend größer als der von Hrn. Hélie gefundene.
1867 und 1868 machte Hr. Bashforth neue Versuche in
ausgedehnterem Grade, in denen die Geschwindigkeiten und die Durchmesser der
Geschosse innerhalb bedeutender Grenzen variirten. Diese führten zu dem Resultat,
daß, während für mäßige Schwankungen der Geschwindigkeit, der Widerstand sich wie
der Kubus der Geschwindigkeiten ändert, dieses Gesetz für beträchtlichere
Aenderungen der Geschwindigkeit nicht mehr stichhaltig ist. Wenn man daher der
Bequemlichkeit wegen den Ausdruck cv
³ beibehalten will, dann muß man
auch den Coefficienten c als mit der Geschwindigkeit
veränderlich annehmen. Dieser erreicht seinen größten Werth bei einer
Geschwindigkeit von etwa 1200 Fuß in der Secunde, und der von Hrn. Hélie gefundene Werth für den Coefficienten des
Luftwiderstandes erwies sich nur richtig in der Nähe von 950 Fuß in der Secunde.
Später stellte Hr. Bashforth noch Versuche mit sphärischen
Geschossen und Geschwindigkeiten von 1000 bis 2100 Fuß in der Secunde an. Sie
ergaben, daß der Widerstandscoefficient bei diesen sehr verschieden ist von den für
dieselben Geschwindigkeiten bei länglichen Geschossen ermittelten; doch erreicht er
auch hier sein Maximum bei einer Geschwindigkeit von etwa 1200 Fuß in der Secunde.
Bei derselben Geschwindigkeit schwankte der Widerstand genau
wie das Quadrat der Durchmesser sowohl bei runden, wie bei länglichen
Geschossen. (Report on Experiments made with the
Bashforth
Chronograph,Bashforth's Chronograph, zur Messung der
Geschwindigkeit eines Geschosses an den verschiedenen Stellen seiner Bahn
und für anderweitige Zwecke bestimmt, ist im polytechn. Journal, 1867, Bd.
CLXXXIII S. 81 beschrieben. 1865–1870, London; Naturforscher, 1871,
Nr. 42.)
Ueber eine neue Methode des Arsennachweises für
pharmaceutische Zwecke.
Bisher fehlte es immer noch an einem leicht ausführbaren oder wenig umständlichen
Verfahren des Nachweises kleiner Spuren von Arsen. Wir besitzen zwar in dem Marsh'schen Verfahren ein Mittel, um die geringsten
Spuren von Arsen zu ermitteln; da aber die Instandsetzung und Ingangsetzung eines
Marsh'schen Apparates oft durch eine Menge kleiner
Hindernisse sehr erschwert wird oder die Substanz, in welcher das Arsen nachgewiesen
werden soll, oft Stoffe enthält, welche ihre Verwendbarkeit für genannten Apparat
nicht ohne Weiteres zulassen, so verdient die Bettendorf'sche, resp. vereinfachte Hager'sche
Methode,Polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 252. insbesondere für pharmaceutische Zwecke, wegen ihrer ganz umstandslosen
leichten Ausführung, auf's Wärmste empfohlen zu werden.
Sie besteht, und zwar bei Prüfung von Schwefelsäure auf
einen Arsengehalt in Folgendem: Man überschüttet in einem Reagensglase eine starke
Messerspitze reinen Zinnchlorürs mit 4 bis 6 Kubikcentimeter reiner Salzsäure von
1,12 spec. Gewicht, schüttelt bis zur Lösung des Zinnsalzes und setzt nun vorsichtig
tropfenweise 2 bis 3 Kubikcentimeter der zu prüfenden concentrirten Schwefelsäure
hinzu, nach jedem Zusatze sanft agitirend. Es erfolgt durch diese Mischung eine sehr
starke Erhitzung. Ist kein Arsen gegenwärtig, so bleibt die Flüssigkeit farblos und
klar, im anderen Falle färbt sie sich erst gelblich, dann bräunlich und zuletzt
dunkelgraubraun trübe. Bei einem Gehalte von 500,000tel arseniger Säure erfolgt noch
eine schwache gelbliche Färbung, die nach einer halben Stunde eine bräunliche Nüance
zeigt. Man kann demnach diese Reaction als eine sehr empfindliche ansehen und sie
dürfte der Marsh'schen nicht viel an Empfindlichkeit
nachstehen.
Die Prüfung der Salzsäure auf Arsen weicht von dem vorstehenden Verfahren nicht ab,
nur wird an Stelle der reinen Salzsäure die zu prüfende Säure, und an Stelle der
unreinen Schwefelsäure das reine Schwefelsäurehydrat verwendet.
Bei Prüfung des basisch-salpetersauren Wismuthoxydes, des sogenannten Magisterium bismuthi, auf Arsen, übergießt man circa 1/2 Grm. dieses Präparates mit circa 1 Kubikcentimeter concentrirter Schwefelsäure und
treibt unter vorsichtigem Erwärmen die Salpetersäure aus, dann gießt man, sobald
dieses erfolgt ist, 4 bis 5 Kubikcentimeter reine Salzsäure darauf und nach
erfolgter Lösung gibt man circa 2 Grm. Zinnchlorür dazu.
Nachdem auch dieses gelöst ist, tröpfelt man 2 bis 3 Kubikcentimeter concentrirte
reine Schwefelsäure hinzu. Die Färbung oder Trübung erfolgt je nach der Größe der
Arsenspuren früher oder später.
Behufs Nachweises von Arsen im Brechweinstein gibt man von
diesem eine starke Messerspitze voll und 2 Messerspitzen Zinnchlorür in ein etwas
weites Becherglas, übergießt mit 4 bis 5 Kubikcentimeter Salzsäure, schüttelt bis
zur Lösung und setzt nun 2 bis 3 Kubikcentimeter concentrirte reine Schwefelsäure
hinzu. (Jahresbericht des physikalischen Vereines in Frankfurt a. M. für
1869–1870)
Das Erhärten hydraulischer Magnesia-Kalke.
Außer den Kalk-Thonerde-Silicaten, welche als Wassermörtel benutzt
werden, hat man auch dolomitische Kalke und reine Magnesia zu demselben Zwecke
verwendet, wobei die Hydraulicität auf der Bildung von Magnesiahydrat beruht. Die
Zusammensetzung der besonders in Amerika in dieser Weise verwertheten Magnesiakalke
stimmt nun, wie Hr. Hauenschild durch fünf Analysen
nachweist, mit Magnesiakalksedimenten vom Nordrande des Todtengebirges in
Oberösterreich. Dieß führte zu Versuchen, aus diesen Kalken hydraulische Producte zu
gewinnen, welche sehr befriedigende Resultate ergaben und für Oesterreich eine sehr
hohe volkswirthschaftliche Bedeutung haben. Hr. Hauenschild machte hierbei auch Beobachtungen über die Natur der
Erhärtung, die wegen ihres allgemeineren Interesses hier ihre Stelle finden
sollen:
„Die Masse besteht, unter dem Mikroskope betrachtet, aus winzigen
rhomboedrischen Kryställchen, welche regellos gelagert sind und nur äußerst lose
zusammenhängen. Durch das Abkneten mit Wasser und den damit verbundenen Druck
lagern sie sich möglichst bequem und werden in Folge des Austrocknens durch
Flächenattraction offenbar bedeutend cohärenter. Gebrannt nimmt dann die ihrer
Kohlensäure beraubte Magnesia nur so viel Wasser auf, als zu ihrer Hydratisirung
nothwendig ist, und der bereits bestehende mechanische Zusammenhang verhindert
das Eindringen von dickeren Wasserschichten, welche die Adhäsion der einzelnen
Kalkmolecüle zu einander überwinden könnten.
Die bei der Bildung krystallinischen Magnesiahydrates auftretende Volumvergrößerung
bringt die Theilchen einander näher und bewirkt so das Erhärten.
Dasselbe geht wohl auch beim Anmachen gepulverten Materiales vor sich, aber die
Moleculargruppen sind hier ohne Zusammenhang; die sich um jedes Theilchen des
Pulvers bildenden Wasserhüllen sind nach verschiedenen Richtungen verschieden dick,
nach den Krystallkanten am dünnsten, daher die Attraction der Theilchen hier am
größten, und diese in Folge dessen unregelmäßig gelagert. Die Wasserhüllen
vergrößern sich durch Capillarwasser so, daß die allerdings auch hier auftretende
Volumsvergrößerung nicht hinreicht, die Adhäsion der Wasserhüllen durch die
Attraction der festen Theilchen zu überwinden. Dadurch wird die Cohärenz der ganzen
Masse so gelockert, daß sich die geringste Bewegung des Wassers durch alle
Capillarräume fortleitet und unterstützt von der Schwerkraft, den Zerfall zu einem
Pulver herbeiführt. Durch Anwendung von möglichst wenig Wasser, durch gleichmäßiges
Verdunsten des überschüssigen Wassers in der Luft, durch tüchtiges Abkneten und
durch Druck wird die Molecularanziehung der in Hydratisirung begriffenen
Magnesiatheilchen befördert, und sobald diese in Action tritt, das überschüssige
Wasser durch bequeme Lagerung der Molecülgruppen verdrängt, und die Masse erlangt
hierdurch die Fähigkeit, hinterher eindringendem Wasser zu widerstehen und zugleich
fremde Körper zu verkitten. Schon dadurch wird der Mörtel beträchtlich fest, nun hat
die Kohlensäure, in Wasser absorbirt, die Eigenschaft, kohlensauren Kalk in Lösung
zu bringen; so wie sie aber in Action tritt, bemächtigt sich ihrer die Magnesia, indem
sie die näher verwandte Säure statt des an Stelle einer Säure eingetretenen
Hydratwassers eintauscht.
Dadurch wird die Dichtigkeit und Unlöslichkeit des Mörtels noch mehr vergrößert, und
der Werth der Magnesia-Cemente bedeutend erhöht.... Hieraus erklärt sich
leicht, warum dünne Schichten viel schneller erhärten als Würfel, warum Sandzusatz
(er befördert die Verdunstung) so vortheilhaft wirkt, warum das feinste gepulverte
Material das beste ist, und warum dickere Schichten, einseitig an der Luft
austrocknend, Risse bekommen. (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, Bd. LXI, Heft
2.)
Verfahren zur Prüfung der Citronensäure auf beigemengte
Weinsäurekrystalle.
Zu diesem Zweck hat Hager folgende zwei Verfahren in
Anwendung gebracht. Nach dem ersten und besten Verfahren wird eine Lösung aus 4 Grm.
geschmolzenem Aetzkali in 60 Kubikcentimetern Wasser mit 30 Kubikcentimetern
90procentigem Weingeist gemischt; diese Flüssigkeit gießt man auf einen oder zwei
gläserne Teller mit flachem Boden, so daß die Flüssigkeitsschicht ungefähr eine Höhe
von 6 Millimeter hat, und legt in die in Ruhe erhaltene Flüssigkeit in gewisser
Ordnung und von einander 3 bis 5 Centimeter entfernt einzelne kleine und große
Krystalle der zu prüfenden Citronensäure. Der Teller steht auf einer dunklen
Unterlage und bleibt unberührt, um jede Erschütterung und Bewegung der Flüssigkeit
unmöglich zu machen. Nach 2 bis 3 Stunden findet man die Citronensäurekrystalle
größten Theiles oder vollständig gelöst, an ihrer Stelle alsdann ein kleines zartes
staubähnliches weißes Feckchen zurücklassend. Der Weinsäurekrystall erscheint
dagegen nur zu einem geringen Theil gelöst, weißlich trübe, von einem Barte
weißlicher spießiger Kryställchen eingefaßt und von einem Haufwerk kleiner
aneinander liegender Krystallgruppen oder einer dünnen, jedoch breiten
Krystallschicht umgeben. Die Citronensäurekrystalle erscheinen nach mehreren Minuten
der Einwirkung der alkalischen Flüssigkeit klarer und durch sichtiger, die
Weinsäurekrystalle trübe und weißlich. – Das zweite Verfahren besteht darin,
daß eine verdünnte durchsichtige Lösung von übermangansaurem Kali, welche mit einer
Lösung von geschmolzenem Aetzkali stark alkalisch gemacht ist, in ca. 5 Millimeter hoher Schicht auf einen weißen flachen
Porzellanteller ausgegossen und in diese in Ruhe befindliche Flüssigkeitsschicht in
4 bis 5 Centimeter weiten Entfernungen Säurekrystalle gelegt werden, so daß deren
Höhe mit dem Flüssigkeitsniveau ziemlich abschließt oder darüber hinwegragt. Mau
läßt unter Vermeidung jeder Erschütterung 1 bis 2 Stunden stehen. An der Stelle des
Weinsäurekrystalles befinden sich dann gelbe oder farblose Flecke, der Krystall ist
selten ganz in Lösung übergegangen, dagegen zeigt die Flüssigkeit, wo
Citronensäurekrystalle lagen, eine grüne Farbe mit einem Stich in's Bläuliche oder
Violette. Die Citronensäurekrystalle sind gewöhnlich gelöst, wenn sie nicht zu groß
waren. – Das erstere Verfahren ist das bessere und sicherste. Zum Gelingen
der Probe gehört aber, daß die alkalische Flüssigkeit ganz so zusammengesetzt wird,
wie angegeben, denn eine geringe Abweichung von der Vorschrift erweist sich alsbald
modificirend auf das Resultat. Bei vollständig reiner Citronensäure ist jener zarte
weiße Fleck nicht vorhanden, fehlt aber bei der käuflichen Citronensäure nie.
(Pharmaceutische Centralhalle.)
Ueber die Verwendbarkeit des rothen Blutlaugensalzes zu
photographischen Zwecken; von Dr. W. F. Gintl, Prof. der Chemie in Prag.
Veranlaßt durch die neuerlich von H. Vogel gemachten
Mittheilungen (polytechn. Journal Bd. CXCIX S.
323, zweites Februarheft 1871) über die Lichtempfindlichkeit des rothen
Blutlaugensalzes und über Versuche, diese Reaction zur Erzeugung von Lichtbildern zu
verwerthen, nimmt der Verf. Gelegenheit, einige Erfahrungen, die er bereits im Jahre
1864 in dieser Beziehung gemacht hat, zur Kenntniß zu bringen.
Ausgehend von der Ansicht, daß die bereits durch Gmelin bekannt gewordene
Zersetzbarkeit des rothen Blutlaugensalzes in Lösung unter Lichteinwirkung, die
sich, wie bekannt, zunächst durch Bildung eines Ferrocyanürs bemerkbar macht, im
Wesentlichen einem Processe der Reduction des rothen Blutlaugensalzes gleich komme,
und daß demgemäß sich nach der anderen Seite hin eine oxydirende Wirkung des zur
Zersetzung gebrachten Complexes äußern müsse, versuchte der Verf. diesen auch nach
dem sonstigen Verhalten des rothen Blutlaugensalzes zu erwartenden oxydirenden
Einfluß in ähnlicher Weise, wie man die gleiche Wirkung des Kaliumdichromates
bereits praktisch zu verwerthen gesucht hatte, zum Zwecke der Erzeugung
photographischer Positive zu benutzen.
Er überzog zu diesem Ende ein geeignetes glattes Papier mit einer Lösung von rothem
Blutlaugensalz in 10 Th. Wasser, welcher er eine Lösung von 1 Th. Gelatine in 5 Th.
Wasser zugesetzt hatte. Das Präpariren des Papieres, welches selbstverständlich,
sowie die Bereitung der Lösung, im Dunkeln (beziehungsweise photographisch
indifferentem Lichte) geschehen muß, wurde durch kurzes Schwimmenlassen der
zugeschnittenen Papierblätter auf der Flüssigkeit bewerkstelligt. Das so präparirte
und im Dunkeln getrocknete Papier wurde nun unter einem kräftigen Negative je nach
der Lichtintensität 10 Minuten bis 1 Stunde lang exponirt. Bei bewölktem Himmel (die
Versuche wurden im Mai angestellt) war mindestens eine Stunde Expositionszeit
erforderlich. Das so exponirte Papier zeigte sich, wenn die Expositionszeit keine
allzu länge gewesen war, nicht merklich verändert, und nur bei genauer Betrachtung
konnte wahrgenommen werden, daß die am stärksten belichteten Partien weniger satt
gelb gefärbt erscheinen, als die weniger oder nicht belichteten Partien. Behufs der
Hervorrufung des Bildes wurden die exponirten Blätter zunächst in ein Bad von
lauwarmem Wasser gebracht, in welchem sich die wenig oder nicht belichteten Partien
des Gelatine-Ueberzuges, wie zu erwarten stand, theilweise oder gänzlich
lösten, während ein wenig deutliches Positivbild von matt gelber Farbe hervor zu
treten begann, dessen Deutlichkeit jedoch mit fortgesetztem Wässern sich wesentlich
verringerte, ohne daß das Bild auch beim nachherigen Einlegen in ein schwaches Bad
von Eisenchlorid, in welchem dasselbe eine blaue Färbung annahm, wesentlich an
Deutlichkeit gewann. Es wurde deßhalb das vorherige Auswässern unterlassen, und das
exponirte Papier sofort in ein schwaches Bad von Eisenchlorid gebracht, worin das
Bild bald mit prächtiger Wiedergabe aller Details hervortrat, um nun auch nach dem
Auswässern nicht mehr zu verschwimmen. Die so erhaltenen Berlinerblau-Bilder
ließen, abgesehen von dem ungewohnten blauen Tone, nichts zu wünschen übrig und
traten namentlich nach dem Satiniren recht deutlich hervor. Behufs der Beseitigung
des blauen Tones hat der Verf. auch schon zur Hervorrufung ein Bad verwendet,
welches durch Auflösen von etwa gleichen Theilen Eisenchlorid und essigsaurem
Uranoxyd hergestellt war, und er erhielt auf diesem Wege Bilder von nicht
unangenehmem schwarzbraunen, etwas in's Grüne ziehendem Tone. Seiner Ansicht nach
ließe sich dieses Verfahren, wenn überhaupt von einer Verdrängung des
Silberverfahrens die Rede seyn kann, recht gut für Landschaftsbilder verwenden,
während es für Portrait-Photographie vielleicht nicht völlig geeignet wäre,
weil die Durcharbeitung des Bildes zu sehr von der Dicke der aufgetragenen
Gelatineschicht abhängig ist. Die so erhaltenen Bilder sind recht dauerhaft. Der
Verf. besitzt noch heute, also nach mehr als sieben Jahren, ein derartiges Portrait,
das sich völlig unverändert erhalten hat. (Chemisches Centralblatt, 1871, Nr.
37.)
Kräftigung der Kohle-Lichtbilder durch übermangansaures
Kali.
Wharton Simpson beschreibt in den Photographic News ein neues Verfahren von Swan,
Kohlebilder zu kräftigen. Das Verfahren ist eben so wirksam wie einfach, und besteht
in nichts Weiterem als einem Aufguß von übermangansaurem Kali. Der Ton des Bildes
wird hierdurch ungemein gekräftigt, indem das übermangansäure Kali an den
Bildstellen durch die Gelatine zersetzt wird und dort ein Niederschlag von
Manganoxyd entsteht. Die Farbe des Niederschlages ist nicht gerade schön zu nennen,
sie ist ein äußerst saftiges Olivenbraun mit fast in's Orange übergehendem Halbton.
Wenn diese Art der Kräftigung nun auch für Abdrücke zunächst nicht verwendbar ist,
so ist sie doch von großem Werthe bei der Reproduction von Negativen mittelst des Kohleverfahrens.
Die gewöhnlichen Kohlepapiere, für Papierübertragung, sind bei weitem nicht genug
gefärbt, um auf Glas Abdrücke zu liefern, die sich kräftig copiren lassen. Durch die
neue Kräftigung aber wird der Ton äußerst intensiv und vollkommen druckfähig. Wir
haben mit einigen schon vor langer Zeit entwickelten Kohlebildern Proben angestellt;
auch diese kräftigten sich vorzüglich. (Photographisches Archiv, November 1871, S.
229.)
Ueber Anilinöl für Schwarz und über Anilinschwarz; von Carl
Hartmann, Colorist bei Rolffs und Comp. in Siegburg.
Die zahlreichen Sorten von Anilinöl, welche für die Kattundruckerei, namentlich für
die Fabrication des Anilinschwarz geliefert werden, bestehen niemals aus reinem
Anilin. Ihre Zusammensetzung ändert sich mit dem Siedepunkte und dem specifischen
Gewicht. Gewöhnlich bestehen diese Aniline aus 60 bis 65 Proc. eines Productes bei
180 bis 185° C. siedend, das man als fast reines Anilin betrachten kann (der
Siedepunkt des letzteren ist 182° C.), 18 bis 22 Proc. eines Productes bei
185 bis 192° C. siedend, das man als eine Mischung von Anilin und Toluidin
betrachten kann, 8 Proc. eines Productes bei 192 bis 198° C. siedend, welches
Toluidin ist, und 4 bis 6 Proc. anderer Producte, wie Xylidin, Cumidin etc.
Um zu untersuchen, welche von diesen Producten das eigentliche Schwarz geben, und in
welchen Beziehungen sie zu demselben stehen, hat der Verf. sich einige im Handel
vorkommende Aniline verschafft, deren specifisches Gewicht und Siedepunkt
verschieden war, die ihm aber alle mit der unten folgenden Zusammensetzung gleich
schönes Schwarz gaben.
Nr. 1
hatte
ein
specifisches
Gewicht
von
2° Baumé.
Nr. 2
„
„
„
„
„
3° B.
Nr. 3
„
„
„
„
„
2,25° B.
Diese drei Producte, der fractionirten Destillation unterworfen, gaben nachstehende
Resultate:
Nr. 1.
6 Proc
bei
180° C.
siedend,
spec.
Gewicht
–
–
62 „
„
180
bis
185 „
„
„
„
2,75°
Baumé
20 „
„
185
„
192 „
„
„
„
1,6°
„
10 „
„
192
„
198 „
„
„
„
0,6°
„
2 „
„
–
„
– „
„
unreine Producte.
Nr. 2.
12 „
„
180° C.
siedend
50 „
„
180
„
185 „
„
spec.
Gewicht
3,4°
B.
24 „
„
185
„
192 „
„
„
„
2,1°
„
6 „
„
192
„
198 „
„
„
„
1°
„
8 „
„
198
„
215 „
„
„
„
0,5°
„
Nr. 3.
8 „
„
180° C.
siedend
54 „
„
180
„
185 „
„
„
„
3°
B.
22 „
„
185
„
192 „
„
„
„
1,8°
„
10 „
„
192
„
198 „
„
„
„
0,9°
„
6 „
„
198
„
215 „
„
„
„
0,5°
„
Von einem Anilin-Fabrikanten erhielt der Verf. noch einige im Großen
destillirte Proben:
A.
bei
180
bis
184°
siedend,
spec.
Gewicht
3,5°
Baumé
B.
„
184
„
190°
„
„
„
3,18°
B.
C.
„
190
„
205°
„
„
„
1,5°
B.
D.
„
200
„
230°
„
„
„
2,5°
B.
reines Anilin von Coupier
„
„
3,5°
B.
gewöhnliches Toluidin
„
„
„
0,88°
B.
Pseudotoluidin
„
„
„
0,5°
B.
Aus diesen verschiedenen Destillationsproducten hat der Verf. Anilinschwarz auf
folgende Art dargestellt:
7 Liter Verdickung,
500 Gramme
chlorsaures Kali,
500 „
Salmiak,
500 „
schwefelsaures Kupfer in Teigform,
650 „
Destillationsproduct,
750 „
Weinsteinsäure.
Nach dem Druck wurden die Proben 48 Stunden im Oxydationslocal für Anilinschwarz
aufgehangen in einer Temperatur von 35 bis 40° C. mit der nöthigen
Feuchtigkeit und dann durch Krystallsoda fertig gemacht.
Die Resultate, welche der Verf. erhielt, entsprachen ganz seinen früheren
Erfahrungen, nämlich:
Reines Anilinöl von Coupier, sowie alle Producte bei 180
bis 185° C. siedend, gaben schönes, brillantes Schwarz. Pseudotoluidin und
die Producte bei 185 bis 192° C. siedend gaben ein auf das Blaue ziehendes
Schwarz. Gewöhnliches Toluidin von Coupier und die
Producte welche ihren Siedepunkt über 192° C. haben, gaben einige schmutziges
Kastanienbraun, andere ungleiche Farbentöne, denen man keine Namen mehr beilegen
kann.
Nach diesen Resultaten wäre zu schließen, daß bei der Zubereitung des Anilinöles für
Schwarz alle Producte über 192° C. siedend von den Fabrikanten zurückgezogen
werden sollten, was auch bei den meisten im Handel vorkommenden Anilinen der Fall
seyn könnte. Allerdings gibt es auch solche, die Pseudotoluidin enthalten, das
bekanntlich seinen Siedepunkt wie Toluidin selbst bei 198° C. hat, und das,
wie Anilin, auch Schwarz gibt (doch kommt dieser Fall selten vor).
Hat man also in einer Kattundruckerei Anilin für Schwarz zu prüfen, so kann dieß nach
dem Vorhergehenden auf verschiedenen Wegen geschehen:
1) Um es nur oberflächlich und rasch zu thun, kann man sich des Baumé'schen Aräometers bedienen. Wenn das Anilinöl sonst nicht
absichtlich verfälscht ist, gibt es bei einem specifischen Gewichte von 2 bis 3
1/2° B. jedes Mal Schwarz. Aniline, die mehr als 3 1/2° B. haben,
enthalten gewöhnlich noch Nitrobenzin; die welche weniger als 2° B. haben,
enthalten zu viel Toluidin, welches, wie erwähnt, der Entwickelung des Schwarz
hinderlich ist und manchmal in der Fabrication viele Schwierigkeiten bereitet.
2) Eine zweite Art, Anilin für Schwarz zu prüfen, besteht in der fractionirten
Destillation. Die Quantität Anilinöl, welche man bei dieser Destillation zwischen
180 und 190° C. erhält, zeigt den eigentlichen Werth des zu prüfenden Anilins
an.
3) Um ganz sicher den Werth eines Anilins für Schwarz festzustellen, auch um Irrungen
zu beseitigen, wenn Pseudotoluidin in dem Anilin enthalten ist, macht der Verf.
stets noch folgende Versuche, welche er jedem Praktiker empfiehlt:
Als Bedingung bezüglich der Zusammensetzung der Farbe, wie auch der Oxydation
derselben, hat er ermittelt, daß die kleinste Quantität reinen Anilinöles von Coupier, die man nehmen kann, um noch einigermaßen
Schwarz zu erhalten, 400 Gramme ist. Hat er nun den Werth von einem oder
verschiedenen Anilinen festzustellen, so nimmt er obige
Farbe-Zusammensetzung, aber mit 400 Grm. Anilinöl als Einheit, an, und prüft
jedes Anilinöl durch Ermittelung der kleinsten Quantität,
die ausreicht, um noch Schwarz zu liefern. In diesem Falle concurriren alle Schwarz
gebenden Producte, die in dem Anilin enthalten sind, für die Bildung der Farbe, und
es kann der Werth derselben nach gewissen Proportionen bestimmt werden, d.h. je mehr
man von dem zu prüfenden Anilin gebraucht, um Schwarz zu erhalten, desto weniger
Werth hat dasselbe für diesen Zweck. (Musterzeitung, 1871, Nr. 33.)
Ueber Bariumphosphat zum Conserviren von Holz; von Armand Müller.
Vor einem Jahre wurden von dem Verf. versuchsweise 12 cylinderförmige, ungefähr 10
Centimeter lange und 4 Centimeter im Durchmesser haltende Probehölzer von frischem,
im Mai gefälltem Eichenholz behufs der Conservation desselben mit den Lösungen
nachstehender Substanzen imprägnirt:
Probeholz 1. mit Theer; 2. mit Gallotin, einer Mischung von leichten und schweren Theerölen mit 3 bis 4
Proc. Kreosot; 3. mit Chlorcalcium; 4. mit Chlorbarium; 5. mit Natriumdiborat und
folgend einer Lösung von Chlorbarium (vom Verf.); 6. Natriumphosphat (7procentige
Lösung), und nach dem Trocknen Behandlung mit Chlorbarium (13 Proc.) – in
erstere Lösung wurde das Holz 5, in letztere 7 Tage eingelegt (vom Verf.) –;
7. Eisenvitriol und Wasserglas (getrennte Lösungen, von Buchner); 8, Natronseife und Kupfervitriol (nach R. Wagner); 9. Seife und Chloraluminium (Jarry);
10. Chlorzink; 11. Kupfervitriol; 12. Quecksilberchlorid (M'. Kyan).
Nach dem vollständigen Abtrocknen vergrub man die Hölzer nebst einem unpräparirten
Stück in lockere, stets feuchte, nahe an einer Düngergrube gelegene Erde. Vor
ungefähr einem Monat (Ende Juli) wurden die Hölzer heraus genommen und es zeigten
sich folgende Resultate:
Bezüglich der Härte waren nach dem zurück behaltenen und gut aufbewahrten Muster nur
die Probehölzer 6 und 8 fast vollständig unverändert geblieben; Nr. 2, 7, 9, 10, 11
und 12 waren noch ordentlich erhalten, während die Versuchsstücke 1 und 5 schon
bedeutende Schimmelbildung zeigten. Die übrigen und hauptsächlich Nr. 4 könnten als
wenig besser als das sich in voller Verwesung befindende nicht imprägnirte Stück
gelten.
Die unlöslichen Thonerde- und Kupferoxydseifen, für deren Anwendung die
Versuche des Verf. deutlich sprechen, sind schon früher vorgeschlagen worden. Ihre
Wirkung beruht hauptsächlich darauf, daß sie das Holz vor dem Eintritt von
Feuchtigkeit bewahren. Da man jedoch, um mit diesen Methoden genügende Resultate zu
erlangen, ziemlich concentrirte Lösungen in Anwendung bringen muß, so glaubt der
Verf. kaum, daß sie in der Praxis so leicht Anklang finden dürften. Mehr wäre
vielleicht von der Methode, nach welcher Probeholz Nr. 6 imprägnirt worden war, zu
hoffen, wenn sie im Großen ebenso befriedigende Resulate liefert, wie es bei obigen
Versuchen der Fall war. Ihre conservirende Wirkung beruht ohne Zweifel auf dem sich
in der Holzfaser abscheidenden und dieselbe mineralisirenden phosphorsauren Baryt,
ähnlich wie bei Anwendung von Schwefelcalcium und Eisenvitriol durch Bildung von
Calciumsulphat und Schwefeleisen nach Payne's Vorschlag.
Dem gleichzeitig auftretenden Chlornatrium, welches öfters zu diesem Zwecke für sich
allein oder mit Chlormagnesium etc. Verwendung findet, ist indessen wahrscheinlich
ebenfalls durch Veränderung der Proteinstoffe des Holzsaftes ein großer Theil der
erhaltenen Wirkung zuzuschreiben. (Chemisches Centralblatt, 1871, Nr. 37.)
Ueber die sogenannten schwedischen
Sicherheits-Zündhölzchen; von Aug. Kriwanek.
Mit der Darstellung der sogenannten schwedischen Sicherheits-Zündhölzchen,
deren Consum sich von Tag zu Tag steigert, haben sich viele Fabrikanten beschäftigt;
nicht wenige haben jedoch wegen der Unzweckmäßigkeit ihrer Recepte die Production
wieder aufgegeben, so daß dieser Artikel nur aus wenigen Quellen zu beziehen ist.
Der Verf. hat die im Verkehr am meisten vorkommenden Hölzchen dieser Art untersucht
und gelangte zu folgenden Resultaten.
Wenn auch die Versicherung, welche man oft hört, daß diese Hölzchen nur allein auf
der Reibfläche des sie einschließenden Kästchens sich entzünden, nicht zutrifft, so
muß man doch zugeben, daß dieselben auf harten, ebenen Flächen, wie z.B.
Schieferstein, gehobeltem Eichenholz etc., nur sehr schwierig Feuer fangen, während
sie auf der Reibfläche des Behälters sich sehr leicht entzünden und dann mit einer
schön gleichmäßigen Flamme bis an das Ende brennen. Wie die Signatur gewöhnlich
sagt, ist als Feuer übertragendes Mittel Paraffin angewendet. Werden die Hölzchen
beim Brennen ausgelöscht, so verbreitet sich ein Geruch nach Acrolein; man kann also
auf eine Beimischung von Talg schließen. Das Holz ist Linden- oder Pappelholz
und schief durch die Jahresringe geschnitten.
Durch die Analyse, welche der Verf. im Laboratorium des Wiener Polytechnicums bei
Hrn. Prof. Hlasiwetz ausführte, wurden in der Zündmasse
etwas Feuchtigkeit, Eisenoxydhydrat, Manganhyperoxyd, Schwefel, chlorsaures Kali,
neutrales chromsaures Kali, Glaspulver und Leim gefunden. Die quantitative
Untersuchung ergab für die Masse der Zündhölzchen und für die Masse der Streichfläche
folgende procentische Zusammensetzung:
Masse derZündhölzchen.
Masse derStreichfläche.
Glaspulver
8,77
–
Leim
7,12
3,65
neutrales chromsaures Kali
7,36
–
chlorsaures Kali
46,76
–
Eisenoxydhydrat
5,39
3,19
Manganhyperoxyd
13,07
13,06
Schwefel
7,41
–
Differenz, hygroskopisches Wasser
4,22
–
Dreifach-Schwefelantimon
–
50,34
amorpher Phosphor
–
29,91
––––––––
––––––––
100,00
100,15
(Deutsche Industriezeitung, 1871, Nr. 34.)
Ein wohlfeiler Eisbehälter.
Das Eis ist in Folge seiner immer ausgedehnteren Anwendung zu den verschiedensten
Zwecken ein bedeutender und gesuchter Handelsartikel geworden, und würde auch in den
Haushaltungen noch viel häufiger zum Gebrauch kommen, wenn nicht die Vorrichtungen
zu seiner Aufbewahrung in größerer Masse bisher immer noch ziemlich kostspielig
gewesen wären. Im Hinblick darauf ist vielleicht ein ganz einfacher Eisbehälter
mittheilenswerth, welchen sich Jeder leicht herstellen kann, und den ich kürzlich
auf einem größeren Gute gesehen habe, wo er sich schon seit mehreren Jahren
vollständig erprobt hat.
An einem beliebigen Platz, der nicht nothwendig schattig seyn muß, obwohl dieß
natürlich vorzuziehen ist, auf freiem Boden, oder wenn man der Reinlichkeit halber
will, auf einer etwa 8 Zoll hohen Lage Moos oder Sägmehl, werden Winters möglichst
große Eisstücke schichtenweise im Kreis – dessen Durchmesser sich nach dem
aufzubewahrenden Eisbedarf richtet – so nahe als möglich aneinander gesetzt,
die entstehenden Fugen mit zerstoßenem Eise ausgefüllt und mit Wasser begossen. Ist
auf diese Weise eine entsprechende Schichte zu einem compacten Klumpen
zusammengefroren, so folgt eine weitere und so fort bis zu einer Höhe von
9–10 Fuß. Der so gebildete Eiskegel wird in einem 2 1/2 – 3 Fuß dicken
Mantel von Waldmoos eingehüllt und über das Ganze ein auf Pfosten ruhendes Strohdach
gemacht, welches um etwa 2 Fuß überragt, aber nicht ganz darauf aufsitzt. Will man
Eis haben, so besteigt man den Kegel und öffnet oben – niemals aber an der
Seite – die Moosdecke so lange, bis das gewünschte Quantum losgelöst ist. Das
Eis hält sich bei dieser Art der Aufbewahrung ganz vortrefflich von einem Jahr zum
anderen. Diese ganze Einrichtung empfiehlt sich durch ihre Einfachheit und
Wohlfeilheit, z.B. auch für größere Käsereien, welche mageren oder auch halbfetten
Käse liefern, weil dieselben dadurch, daß die Milchgefäße mit Eis umgeben oder auf
Eis gestellt werden, auch ohne kostspielige Kellerbauten in den Stand gesetzt sind,
im hohen Sommer die Milch länger süß zu erhalten und in Folge dessen mehr Rahm zu
gewinnen. – Eine bedeutende Rolle spielt bekanntlich auch das Eis in der
Heilkunde, und es ist bei manchen Krankheitsfällen von dem größten Werth, solches
schnell bei der Hand zu haben. Wie leicht kann sich nun auf obige Weise manche
Gemeinde einen Eisvorrath halten mit ganz geringen Kosten. B. (Württembergisches
Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1871, Nr. 44.)