Titel: | Indicator zu dynamometrischen Untersuchungen der Dampfmaschinen; von H. Haedicke. |
Autor: | H. Haedicke |
Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. I., S. 1 |
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I.
Indicator zu dynamometrischen Untersuchungen der
Dampfmaschinen; von H. Haedicke.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Haedicke's Indicator.
Der in Figur 1
in natürlicher Größe dargestellte Indicator soll namentlich den Zweck haben –
neben der Feststellung der indicirten Pferdestärken – exacte Curven
aufzunehmen, welche einen sicheren Einblick in die Dampfvertheilung gestatten, um
die praktische Ausführung möglichst genau mit den bei der Construction zu Grunde
gelegten Schieberdiagrammen vergleichen zu können. Es war daher nothwendig,
Fehlerquellen zu beseitigen oder doch zu vermindern, welche bei den anderen bisher
bestehenden Indicatoren besonders bei schnell gehenden Maschinen oft sehr hindernd
auftreten. Diese sind:
1) Störende Reibungen, welche die feineren Nüancen der Curven nicht genügend
auftreten lassen. – Da bei der vorliegenden Construction der Kolben ganz
vermieden ist und durch eine Membrandichtung ersetzt wurde, so ist zunächst die
Kolbenreibung umgangen. Ferner ist durch bedeutende Vergrößerung der
druckempfangenden Fläche das Verhältniß der treibenden Kraft zur Reibung ein
möglichst günstiges geworden. Es kann hier also nie der Fall eintreten, wo durch zu
dichtes Schließen des Kolbens treppenförmige Curven entstehen, oder durch zu große
Undichtheiten desselben feine Druckdifferenzen gerade bei den interessantesten
Theilen (Compression und Voreilung – Expansion) nicht wiedergegeben
werden.
Nur wenige und außerordentlich sauber gearbeitete Ausführungen der bisherigen
Constructionen genügen diesen Anforderungen, und zwar nur bei langsam gehenden
Maschinen.
2) Zu großes Moment der bewegten Theile. – Wenn dieses schon bei dem Richard'schen Indicator dadurch wesentlich vermindert
worden ist, daß die Geschwindigkeit des Kolbens auf ein Minimum reducirt wird, so
ist dieß doch nicht in genügendem Grade erreicht. Die Geradführung des
Schreibstiftes ist z.B. bei der genannten Construction der Art, daß gerade die schwersten Theile
derselben – obschon sehr leicht gehalten – die größte Geschwindigkeit
haben. Außerdem bildet der Kolben, obwohl hohl angefertigt, immer noch Moment genug,
um gerade die wichtigste Periode zu verundeutlichen. Dem Verfasser liegt eine große
Zahl von Curven vor, welche von geübten Technikern und mit den besten Richard'schen Indicatoren (Ausführungen von Elliott) an schnellgehenden Maschinen aufgenommen sind,
und stets die aufspringenden Ecken beim Beginn der oberen Curve zeigen.
Dieser Uebelstand soll nun bei der vorliegenden Construction, Fig. 1 bis 4, möglichst vermieden
werden. Das Gewicht der bewegten Theile konnte zunächst noch mehr reducirt werden
durch Anwendung einer Membrandichtung. Außerdem ist die Geradführung des
Schreibstiftes – halber Storchschnabel – derart daß die schweren
Theile die geringste Bewegung haben, während die Theile mit dem größten Hub
möglichst leicht gehalten sind.
Die Wahrscheinlichkeit, daß die von dem Indicator angegebene Spannung der im Cylinder
enthaltenen möglichst entspricht, ist durch genügende Weite des Zuströmungscanales
sowie durch Anbringung eines Mantels erhöht.
Außerdem hat das vorliegende Instrument manche kleinen, aus mannichfaltiger Erfahrung
geschöpften Vortheile, welche die Anwendung desselben erleichtern.
Zunächst ist dasselbe zweiseitig zu gebrauchen, indem man den Ring a um circa 330°
dreht. Es schreibt dann die andere Seite des (in Holz gefaßten) Messingstiftes auf
der anderen Seite der Rolle. Diese Einrichtung ist namentlich bei den zweicylindigen
Schiffsdampfmaschinen von Vortheil, wo man sonst oft eine unbequeme Stellung
einnehmen muß. Feder und Schnur behalten hierbei dieselbe Lage zu einander, nur wird
letztere soweit angezogen, daß der Papierhalter vom Stift freigeht.
Ferner hat das Instrument einen leicht regulirbaren Anschlag, so daß man, nachdem
derselbe eingestellt worden ist, nur bis zum harten Widerstand zu drücken braucht,
ohne auf die Feinheit des Schreibens zu achten. Dieser Anschlag liegt so bequem zu
Tage (Knaggen b und b₁, Excentric c, Fig. 4), daß ihn Jeder,
auch wenn er zum erstenmale mit dem Indicator arbeitet, finden muß.
Die Papierrolle ist im Wesentlichen der älteren ähnlich. Die Construction ist noch
etwas vereinfacht, und namentlich das Einsetzen der Feder erleichtert. Die
Papierhalter sind nicht federnd, sondern mit einem Scharnier versehen, und halten
mit Nadeln das Papier fest. Diese Einrichtung hat der Verfasser an mehreren Indicatoren anbringen
lassen, und sehr bewährt gefunden.
Die Leitrolle für die Schnur ist durch Lösen der unteren Schraube leicht drehbar, und
wieder bequem festzustellen. Diese Schraube hält zu gleicher Zeit den gut
einzupassenden Stift e fest.
Der Indicator ist dem größeren oder geringeren Dampfdrucke (oder Luftdrucke)
anzupassen durch Einsetzen einer anderen Spiralfeder, welches sich, wie aus der
Zeichnung hervorgeht, schnell und einfach bewerkstelligen läßt, ohne gedichtete
Stellen zu lösen.
Außerdem würde für geringere Dampfspannungen eine Verdoppelung der Membrandichtung,
welche dann mitfedernd wirkt, angewendet werden, welche die Spiralfeder unterstützen
oder eventuell ersetzen würde.