Titel: | Ueber die Nachweisungs- und Bestimmungsmethoden des Paraffins in Stearinkerzen; von M. Hock. |
Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. LXXVIII., S. 313 |
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LXXVIII.
Ueber die Nachweisungs- und
Bestimmungsmethoden des Paraffins in Stearinkerzen; von M. Hock.Vom Verfasser aus dem in Wien erscheinenden „Techniker“
(1872, Nr. 2) mitgetheilt.
Hock, über Bestimmung des Paraffins in Stearinkerzen.
Jeder in die Geheimnisse der Kerzenfabrication eingeweihte Chemiker weiß, daß in den
Stearinkerzen-Fabriken die starre fettsaure Masse mit Paraffin (bis zu 20 Proc.) versetzt wird. Ebenso geben die
Paraffinkerzen-Fabriken ihren Kerzen durch Zusatz von Stearinsäure werthvollere Eigenschaften. Leider ist aber nicht immer dem
Consumenten angegeben, daß er mit Paraffin versetzte Stearinkerzen kauft, und er
wird so durch Mischung einer theueren mit einer billigeren Substanz übervortheilt.
Es existiren hingegen aber auch Kerzen (wie Composit-, Helioskerzen), bei
welchen auf der Enveloppe der Zusatz von Paraffin angegeben ist. Man war nun schon
seit längerer Zeit darauf bedacht, Methoden ausfindig zu machen, welche einestheils
die Nachweisung des Paraffins neben Stearinsäure, andererseits die quantitative
Bestimmung beider Substanzen ermöglichen.
Man hat zuerst das specifische Gewicht und dann die Schmelzpunkte solcher Gemische
festgesetzt. Allein auch reine (natürlich im technischen Sinne genommen) Substanzen
stimmen nicht immer mit den Normalzahlen überein, und so scheiterte mit diesen
Mitteln die Ausführung des Nachweises und der Bestimmung des Paraffins und
Stearins.
Der Grund davon liegt darin, daß die Kerzenfabriken eben nicht chemisch reine
Stearinsäure und chemisch reines Paraffin verarbeiten, sondern immer Gemische
verschiedener Fettsäuren, respective Kohlenwasserstoffe in Anwendung bringen, deren
Zusammensetzung stets von der Bereitungsmethode abhängig, und so in jeder Fabrik
eine andere ist. Was die Nachweisung mit dem Thermometer anbelangt, so sey zur
Widerlegung dieser Methode hier nur bemerkt, daß die Schmelzpunkte verschiedener
Paraffine, nach der Methode wornach sie erzeugt werden, nach dem Rohmaterial, wie
Torf, Theer, Ozokerit etc., aus dem sie stammen, in ihren Schmelzpunkten von circa 48 bis 62° C. differiren, so daß an
festzusetzende Normalzahlen gar nicht zu denken ist.
Man muß daher darauf bedacht seyn, Methoden zu ermitteln, nach denen man sowohl Paraffin als Stearin nebeneinander auf sogenanntem
nassen Wege nachweisen und bestimmen kann.
Zur qualitativen Nachweisung, mit welcher man aber in den seltensten Fällen
ausreichen wird, hat R. Wagner
Zeitschrift für analytische Chemie, 1866 S. 279; polytechn. Journal, 1867,
Bd. CLXXXV S. 72. eine recht gute Methode angegeben, welche auch von Hofmann
Chemical News, August 1867, S. 78. als die zuverlässigste empfohlen wird. Die Methode beruht darauf, daß eine
siedende Lösung von Paraffin in Alkohol mit einer alkoholischen Lösung von neutralem
Bleiacetat keinen Niederschlag gibt, dagegen sofort Trübung oder stockiger
Niederschlag erscheint, falls dem Paraffin Stearinsäure beigemengt war. Wie aus dem
Vorhergehenden ersichtlich, ist diese Methode jedoch nur zur Nachweisung der
Stearinsäure im Paraffin und nicht umgekehrt in Anwendung zu bringen. Zu einem
besseren Resultate gelangt man, wenn man die Stearinsäure in Seife überzuführen
sucht und das Paraffin mit einem Lösungsmittel extrahirt und so für sich bestimmt.
Diese Methode kann aber mit einem Male qualitativ und quantitativ zugleich
ausgeführt werden. Man wägt sich einen Theil des zu untersuchenden Kerzenmateriales
(am besten nie unter fünf Grammen) ab, und behandelt dieß dann mit warmer Kalilauge
von nicht allzuhoher Concentration. Die Stearinsäure wird nun mit dem ätzenden
Alkali eine Seife geben, während das Paraffin, da es bekanntlich weder von starken
Säuren noch Alkalien angegriffen wird, in der Flüssigkeit in kleinen geschmolzenen
Kügelchen suspendirt ist, und sich nach und nach an der Oberfläche der Flüssigkeit
vermöge seines geringeren specifischen Gewichtes als klar geflossene Masse
ansammelt. Es würde nun die Idee naheliegen, die Paraffinschichte auf der
Flüssigkeit erkalten zu lassen, und ähnlich wie bei der Bestimmung des
Fettsäuregehaltes bei Seifen zu verfahren. Dem ist aber nicht so, da immer ein
bedeutender Theil Paraffintröpfchen im Wasser suspendirt bleibt und so die
Bestimmung unrichtig macht. Ein ähnliches Resultat erhält man, wenn die Flüssigkeit
direct mit Aether oder einem anderen Lösungsmittel des Paraffins ausgeschüttelt
wurde. Am besten gelangt man zum Ziele, wenn man die bei der Seifenerzeugung im
Großen verwendete Methode des Aussalzens in Anwendung bringt.
Die Kaliseife hat bekanntlich die Eigenschaft, in einer Chlornatrium-
(Kochsalz-) Lösung unlöslich zu seyn und in krümlig körnigen Massen aus ihrer
Lösung heraus zu fallen. Hierbei hüllt sie die in der Flüssigkeit suspendirten
Paraffintröpfchen vollständig ein, und bringt sie so in eine der Extraction
zugänglichere Form: Man bringt nun die feste Natronseife auf ein Filter und wäscht
mit kaltem Wasser oder sehr verdünntem Weingeist aus. Hierbei geht, nachdem alle
anhängende Kochsalzlösung verdrängt ist, die nunmehr gebildete Natronseife in Lösung, und die
Paraffinkügelchen, welche von der Seife eingehüllt waren, kommen frei auf das
Filter, welches nun bei einer Temperatur, die unter derjenigen des Schmelzpunktes
des Paraffins, also bei circa 35–40° C.
liegt, getrocknet wird. Da die Paraffintröpfchen aber wieder Wasser und
überschüssiges Alkali von der Verseifung der Stearinsäure her enthalten können, so
würde eine directe Wägung am Filter zu einer Fehlerquelle führen. Man behandelt
daher das Paraffin am Filter mit Aether, und verdampft, nachdem man mit dem
Lösungsmittel gehörig nachgewaschen, den ätherischen Auszug in einer gewogenen
Porzellan- oder Glasschale mit gehörigen Vorsichtsmaßregeln bei niederer
Temperatur (die Lösung schäumt und spritzt sehr gern) im Wasserbade. Das Gewicht des
Abdampfrückstandes gibt dann den Gehalt an Paraffin an, während man die Stearinsäure
aus der Differenz bestimmt.
Diese Methode, welche mit Gemischen von bestimmter Zusammensetzung hinlänglich
geprüft ist, liefert immer zuverlässige Resultate und ist daher Jenen, welche sich
mit der Untersuchung solcher Gemische befassen müssen, bestens zu empfehlen. Die
dabei erhaltenen Resultate sind stets durch Thatsachen zu bekräftigen und nie von
Fabricationsmethoden und dem Ursprunge des Rohmateriales, wie specifische
Gewicht- und Schmelzpunktbestimmungen, abhängig.