Titel: | Beschreibung einer zweckmäßigen Vorrichtung beim Lackkochen, wodurch namentlich die so belästigenden Dämpfe unschädlich gemacht werden können. |
Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. LXXX., S. 319 |
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LXXX.
Beschreibung einer zweckmäßigen Vorrichtung beim
Lackkochen, wodurch namentlich die so belästigenden Dämpfe unschädlich gemacht werden
können.
Mit einer Abbildung.
Vorrichtung zum Lackkochen.
Bekanntlich hört man häufig Klagen über die Lackfabriken, wenn sie sich in der Nähe
von bewohnten Häusern befinden, weil dieselben nicht nur für die Nachbarschaft
belästigend, sondern auch unter Umständen gefahrbringend sind. Belästigend ist die
Lackbereitung (durch Kochen von Leinöl) dadurch, daß die beim Kochen des Lackes
auftretenden dicken und schweren Dämpfe durch Oeffnungen am Dache, oder durch die
Fenster und Thür des Arbeitslocales ungehindert in die äußere Luft austreten.
Gefahrbringend für die Nachbarschaft kann das Lacksieden werden, wenn das Leinöl
beim Kochen übersteigt, in den Feuerraum abläuft und sich dort entzündet, oder wenn
die beim Kochen sich entwickelnden brennbaren Gase und Dämpfe mit der Flamme des
Heizmateriales in Berührung kommen und sich entzünden, oder, was seltener vorkommt,
wenn der Kessel bei längerem Gebrauche am Boden durchlöchert wird, so daß Oel in den
Feuerraum tröpfelt und zum Entzünden kommt.
Um allen diesen Uebelständen theilweise oder ganz zu begegnen, sind öfters Mittel in
Vorschlag gebracht worden, welche auf Verbrennung oder Condensation der entwickelten
Dämpfe abzielten. Die dazu erforderlichen Einrichtungen waren aber entweder zu
complicirt oder entsprachen nicht vollständig dem Zwecke, daher selten davon
Gebrauch gemacht wurde.
Wir geben im Nachstehenden eine Beschreibung sammt Zeichnung einer Einrichtung
bekannt, wodurch alle oben genannten Uebelstände vermieden werden können und welche in
vielen großen Etablissements Englands, sowie in einer sehr renommirten Lederfabrik
in München, welche Lack im Großen fabricirt, schon seit Jahren in Anwendung ist und
sich vollständig bewährt hat.
Textabbildung Bd. 203, S. 319
Von den beiden Kesseln dient der größere zum Kochen des Leinöles, welcher so geräumig
seyn muß, daß derselbe von dem zu kochenden Oele nur zu 2/3 des Raumes angefüllt
wird; derselbe ist so eingemauert, daß kein Oel beim Uebersteigen in den Feuerraum
fließen kann, und daß das Feuer den Kessel nur so hoch umspült, als das Oel im
Kessel reicht; auch ist derselbe seitlich mit einer Schnauze versehen, durch welche
das allenfalls übersteigende Oel in den zweiten kleineren und tieferliegenden und
nicht geheizten Kessel abfließen kann.
Auf den Kessel wird während des Kochens des Lackes ein gut anpassender Hut, der mit
einem Thürchen zur Beobachtung der Masse im Kessel versehen ist, aufgesetzt, welcher
Hut in ein Rohr sich verlängert, welches die Dämpfe und Gase in den Kamin ableitet;
in dem Kamin wird ein kleines Feuerchen aus Holz, Kohlen etc. unterhalten zur
Verstärkung des Zuges und zur Verbrennung der Gase und Dämpfe.
Der Rost ist ausziehbar, indem er mit Rollen auf Schienen läuft, wodurch das Feuer
unter dem Kessel entfernt werden kann, wenn das Oel zu heiß würde, oder wenn
durch den durchlöcherten Boden des Kessels Oel abtröpfelt. Dr. G. Feichtinger. (Bayerisches
Industrie- und Gewerbeblatt, 1872 S. 18.)