Titel: | Ueber die galvanischen Säulen mit doppelt-chromsaurem Kali im Allgemeinen und die Systeme von Chutaux, Delaurier und Barker insbesondere; Bericht von du Moncel. |
Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. XCIV., S. 375 |
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XCIV.
Ueber die galvanischen Säulen mit
doppelt-chromsaurem Kali im Allgemeinen und die Systeme von Chutaux, Delaurier und Barker insbesondere; Bericht
von du Moncel.
Aus dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, Juli 1871, S. 113.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Du Moncel, über die galvanischen Säuren mit
doppelt-chromsaurem Kali.
Die Volta'sche Säule mit doppelt-chromsaurem Kali,
deren man sich seit ungefähr 15 Jahren häufig bedient, ist ursprünglich eine
Erfindung von Poggendorff, dessen Flüssigkeit
folgendermaßen zusammengesetzt war:
Wasser
18
Theile
doppelt-chromsaures Kali
3
„
Schwefelsäure
4
„
Nach ihm soll diese der Salpetersäure in der Bunsen'schen
Batterie substituirte Flüssigkeit von ebenso energischer Wirkung als jene seyn und
außerdem den Vortheil gewähren, nach vollständiger Reduction der Chromsäure,
Chromalaun zu geben. Aus den Rückständen könnte man nach Poggendorff ohne Verlust leicht das doppelt-chromsaure Kali wieder
herstellen.
Der elektrochemische Vorgang bei dieser Säule ist dem bei der Bunsen'schen Batterie beobachteten analog. Der aus der Oxydation des
Zinkes resultirende Wasserstoff reducirt das doppelt-chromsaure Kali und
verbindet sich mit dem Sauerstoff der Chromsäure zu Wasser. Als Rückstand hat man
nun schwefelsaures Kali, Zinkvitriol und eine gewisse Quantität Chromalaun, welcher
sich leider an den Elektroden ablagert und eine hinreichend starke Polarisation
veranlaßt, um diese Säule zu einer wenig constanten zu machen. Um diesen Mißstand zu
beseitigen, wandte Grenet im Jahre 1856 eine
Blasevorrichtung an, welche die Flüssigkeit rings um die Elektroden in wallende
Bewegung setzte. Dadurch wurde nicht nur die erwähnte Ablagerung verhindert, sondern
auch in Folge der Einwirkung der zugeführten Luft auf den entstehenden Wasserstoff
die etwa auftretende geringe Polarisation gänzlich beseitigt. Inzwischen hat man es
ungeachtet Grenet's sinnreicher Anordnung vorgezogen, bei
der einfachen Einrichtung der ursprünglichen Batterie zu bleiben, die übrigens in
ihrer Form vielfach abgeändert worden ist. Die von Grenet
angewandte Flüssigkeit hatte folgende Mischungsverhältnisse:
Wasser
1000
Gramme
doppelt chromsaures
Kali
100
„
Schwefelsäure
300
„
Delaurier glaubt jedoch, daß diese Verhältnisse nicht
rationell sind und folgendermaßen umgeändert werden sollten:
Wasser
200
Theile
doppelt-chromsaures Kali
18
„
Schwefelsäure von 66° Baumé.
42
„
„Man löst die 18 Theile doppelt-chromsaures Kali in den 200 Theilen
Wasser auf und gießt nachher die 42 Theile englische Schwefelsäure langsam
hinzu. Auf diese Weise erhält man eine Flüssigkeit, welche beinahe alle Metalle,
hauptsächlich Eisen und Zink ohne Gasentwickelung angreift, nicht kostspielig
ist und ein werthvolles Chromsalz liefert.“
Es ist übrigens kein großer Unterschied zwischen der Zusammensetzung von Delaurier's Flüssigkeit und derjenigen von Grenet und Poggendorff, wie
sogleich in die Augen fällt, wenn man die Volumeinheit des Wassers allen übrigen
Werthverhältnissen zu Grunde legt, und letztere darnach berechnet.
Nach Konstantinoff, welcher in Rußland diese Art Batterien
in großem Maaßstabe anwendet, erhält man mit ihnen den galvanischen Strom dreimal so
billig, als mit der Bunsen'schen Batterie. Wenn man aber
als negative Elektrode Platin, statt der Kohle, anwendet, so ist sonderbarer Weise,
wie Konstantinoff constatirt hat, die elektrische
Erregung und die Wirkung um Vieles geringer.
Die elektromotorische Kraft der Säule mit doppelt-chromsaurem Kali kann im
Mittel durch die Zahl 11400, und der Widerstand des Elementes (mittleren Modelles)
durch 160 Meter dargestellt werden. Dieß ist ungefähr derselbe Widerstand, wie der
eines Bunsen'schen Elementes, aber die elektromotorische
Kraft ist etwas größer, als die des letzteren, welche 11123 beträgt. Wir werden
weiter unten sehen, daß die elektromotorische Kraft bei dem Delaurier'schen System weit größer sich herausstellt, ein Resultat welches
nur der Salzlösung zuzuschreiben ist, in welche Delaurier
die Zinkplatten taucht. Andererseits ist aber der Widerstand des Elementes bei
dieser letzteren Anordnung ungefähr doppelt so groß.
Chutaux's Batterie.
Bei der Säule mit doppelt-chromsaurem Kali nimmt die Polarisation, wenn die
Flüssigkeit nicht durch einen Luftstrom oder auf sonstige Weise in wallende Bewegung
gesetzt wird, einen raschen Verlauf. Unter Polarisation ist hier die Ablagerung von
Chromalaun an den Polplatten verstanden. Um die nachtheiligen Folgen dieses
Mißstandes abzuschwächen, hat Chutaux die Anordnung so
getroffen, daß die Flüssigkeit fortwährend erneuert wird und nur mittelst eines
porösen von derselben beständig imprägnirten Körpers mit den Platten in Berührung
kommt. Auf diese Weise hat er in der That recht gute Resultate erzielt. Der Strom
ist constanter und regelmäßiger geworden, die Efflorescirung der Salze ist
beseitigt, und die aus der Einwirkung auf das Zink resultirenden Rückstände, anstatt
die erregende Flüssigkeit zu übersättigen und ihre elektromotorische Kraft zu
vermindern, wie dieses bei den meisten Batterien der Fall ist, zeigen sich
fortwährend ausgeschieden. Auch ist diese Batterie äußerst reinlich und sehr leicht
zu unterhalten.
Bei der in Fig.
20 dargestellten Chutaux'schen Batterie
befindet sich die Lösung von doppelt-chromsaurem Kali im Vorrath in einer
großen Flasche F, welche in ein poröses Gefäß gestürzt
ist. Letzteres steht auf einer Lage Kohlenpulver und Sand S,
C', womit sämmtliche Elemente der Batterie in gleicher Weise gefüllt sind.
Die Polelektroden bestehen aus Zink- und Kohlenplatten, deren Abstand beinahe
dem Durchmesser ihres Gefäßes gleichkommt. Die Kohlenplatte ist von einer gewissen
Quantität Kohlenpulver oder zerstoßenen Kohks C'
umgeben, um den Widerstand der Säule zu vermindern und die Polarisation gleichförmig
zu machen. Die Zinkplatte, welche bei geringer Oberfläche ein bedeutendes Volumen
besitzt und vermöge ihrer Form den Wänden des Gefäßes sich anschließt, ist von Sand
S umgeben. Demnach enthält die eine Hälfte des
Elementes die Zinkplatte und den Sand, die andere Hälfte die Kohlenplatte und das
Kohlenpulver. Das Ganze ist mit einer ungefähr 2 Centimeter dicken Sandschichte
bedeckt. Eine am Boden des Gefäßes angebrachte und von einer umgekehrten Schale
bedeckte Oeffnung D gestattet der durch den Sand
gesickerten Flüssigkeit den Ausfluß. Auf diese Weise entsteht eine fortwährende
Strömung der Flüssigkeit, welche die oben erwähnten vortheilhaften Wirkungen zur
Folge hat.
B sind die unter den Elementen angebrachten Recipienten
zur Aufnahme der verbrauchten Flüssigkeit. Bringt man mehrere Reihen solcher
Elemente, wie Fig.
20 zeigt, über einander an, so dienen die unteren Elemente als Recipienten
für die oberen. Da jedoch die Flüssigkeiten nach ihrer Filtration etwas abgeschwächt
sind, so ist es bei wichtigen Verwendungen vielleicht vorzuziehen, sich mit einer
einzigen, höchstens zwei über einander angeordneten Reihen zu begnügen. Die
Erfahrung hat übrigens gezeigt, daß man z.B. für elektrische Schellen dieselbe
Flüssigkeit ohne
Nachtheil viermal hintereinander durch jedes Element der Batterie laufen lassen
kann.
Die Füllung der Elemente wird folgendermaßen bewerkstelligt. Man deckt zunächst über
die im Boden des Gefäßes angebrachte Oeffnung die erwähnte Schale in umgekehrter
Lage. Dann theilt man mit Hülfe eines dünnen Bleches, welches nachher wieder
entfernt wird, das Gefäß in zwei gleiche Theile. In die eine Abtheilung bringt man
die Zinkplatte, in die andere die Kohlenplatte, und füllt die erstere mit Sand, die
letztere mit zerkleinerter Kohle. Das Ganze bedeckt man mit einer 1 bis 2 Centimeter
dicken Sandschichte und gießt von der Lösung von doppelt-chromsaurem Kali so
lange zu, bis dieselbe am Boden des Gefäßes zum Ausfluß kommt. Dann stellt man das
Element auf sein Gestell, das poröse Gefäß auf den Sand und stürzt über dieses die
Flasche mit der Chromsalzlösung.
Die Flüssigkeit von Chutaux unterscheidet sich von der bei
dieser Art Batterie gewöhnlich angewandten, durch den Zusatz einer gewissen
Quantität von schwefelsaurem Quecksilberoxyd. Dieser Zusatz bietet jedoch wohl kaum
einen anderen Vortheil dar, als den, das Zink amalgamirt zu erhalten und dessen
Abnutzung zu vermindern. Ich habe wenigstens die Wahrnehmung gemacht, daß ein
wirklicher Vortheil nur bei Batterien mit großer Oberfläche und freier Flüssigkeit
stattfindet, bei denen es sich um die Hervorbringung sehr intensiver elektrischer
Wirkungen handelt. Bei den in Rede stehenden Batterien kann man füglich obigen
Zusatz sparen, ohne daß deßhalb die elektromotorische Kraft vermindert oder der
Widerstand vermehrt wird; und da die Quecksilbersalze sehr kostspielig sind, so wird
die Unterhaltung der Batterie in Folge dieser Hinweglassung um mehr als die Hälfte
billiger. Die Zusammensetzung der Flüssigkeit von Chutaux
ist folgende:
Wasser
1500
Gramme
doppelt-chromsaures Kali
100
„
schwefelsaures Quecksilberoxyd
50
„
Schwefelsäure von 66° Baumé
200
„
Die elektromotorische Kraft dieser Batterie im Momente ihrer Füllung läßt sich durch
11848 darstellen; sie ist somit ungefähr zweimal so stark, als die Daniell'sche, und ihr Widerstand beträgt ungefähr 500
Meter. Allein diese Ziffern halten sich nicht lange, und ihr mittlerer Werth kann
bei offener Kette zu 11400 und zu 600 Meter, bei mehrere Tage geschlossener Kette
und einem Schließungsbogen von 12 Kilometern zu 11038 und 600 Meter angenommen
werden. In Folge des continuirlichen Ausflusses der erregenden Flüssigkeit und insbesondere der
Anordnung der Elektroden ist diese Batterie bei Widerstand leistendem
Schließungsbogen verhältnißmäßig recht constant und bietet offenbar große praktische
Vortheile.
Gibt man im Princip zu, daß die Flüssigkeit nur ein einzigesmal den Weg durch die
Säule macht, was vielleicht eine etwas übertriebene Vorsicht ist (denn bei
zweimaligem Durchfiltriren habe ich keine bemerkenswerthe Verminderung im Werthe der
Constanten beobachtet), so lassen sich die Unterhaltungskosten eines Chutaux'schen Elementes leicht berechnen. Auf dem Wege
des Versuches habe ich gefunden, daß die Filtration durch die porösen Gefäße 24 bis
27 Kubikcentimeter Flüssigkeit per Tag, also ungefähr
820 Kubikcentimeter per Monat oder circa 10 Liter per Jahr und
Element absorbirt. Erwägt man, daß der Preis des doppelt- chromsauren Kalis
(im Großen) sich auf 1 Frc. 60 Cent. per Kilogramm, die
Schwefelsäure auf 16 Cent. per Kilogramm stellt, so
zeigt es sich, daß die Kosten der Flüssigkeit bei den angegebenen Verhältnissen sich
auf 13 Cent. per Liter stellen, wornach die jährlichen
Unterhaltungskosten nicht höher als 1 Frc. 30 Cent. per
Element zu stehen kommen. Fügt man den Werth des zerstörten Zinkes hinzu, welcher
sich etwas höher als bei der Daniell'schen Säule beläuft,
und den wir, obgleich dieses zu hoch gegriffen ist, mit 90 Cent. in Rechnung bringen
wollen, so belaufen sich die jährlichen Gesammtkosten auf 2 Frcs. 20 Cent. per Element. Dieser Betrag kommt ungefähr den
Unterhaltungskosten eines Daniell'schen Elementes gleich,
wobei jedoch nicht zu vergessen ist, daß die fragliche Säule im Vergleich mit der
Daniell'schen nahezu die doppelte elektromotorische
Kraft und einen halb so großen Widerstand darbietet, und sich stets in einem
befriedigenden Zustande der Sättigung und Reinlichkeit erhält, ohne daß man sich mit
derselben zu beschäftigen braucht, weil die in den Flaschen vorräthige Flüssigkeit
die Batterie mindestens auf einen Monat zu speisen im Stande ist.
Zur Erzeugung sehr kräftiger Ströme für das elektrische
Licht, für Bergwerke, sowie für chirurgische Zwecke, hat Chutaux noch zwei andere galvanische Säulen
construirt, die wir jetzt beschreiben wollen. Bei der ersten, in Fig. 21 dargestellten
Anordnung trägt das Gefäß aus Steingut, welches die Flüssigkeit enthält, auf der
einen Seite ein kleines, oben in dasselbe einmündendes Ausflußrohr D, und auf der anderen Seite einen aus einem Stück mit ihm geformten cylindrischen Behälter I, welcher mit dem Inneren des Hauptbehälters bis zur
Höhe von ungefähr 4 Centimetern vom Boden aus communicirt. Die negative Polplatte
besteht für das einfache Element aus 2 oder 3 an einem hölzernen Deckel befestigten und beständig
in das Gefäß eingetauchten Kohlenplatten C.
Da derartige Platten kostspielig sind, so setzt sie Chutaux aus neben einander gestellten Kohlenprismen zusammen, welche er an
ihren oberen Enden mittelst einer Bleihülle vereinigt. Letztere ist an dem hölzernen
Deckel befestigt und steht mit den Klemmschrauben des Schließungsbogens in leitender
Verbindung. Die positive Platte besteht aus zwei ungefähr 1 Centimeter dicken,
zwischen den negativen Platten angeordneten Zinkplatten Z, welche sich, wenn die Batterie nicht in Thätigkeit ist, leicht in die
Höhe heben lassen. Letzteres geschieht mittelst einer an das obere Ende jeder Platte
befestigten Stange aus verzinntem Eisen oder aus Kupfer, welche durch einen mit dem
Deckel fest verbundenen hohen Metallsteg gleitet. Dieser Steg gestattet mittelst der
in den Stangen angebrachten Löcher und dazu gehöriger Bolzen, die Zinkplatten in
beliebiger Höhe festzustellen.
Man füllt den Apparat bis zum Niveau der Mündung des Abflußrohres mit der erregenden
Flüssigkeit und stürzt über den seitlichen Behälter einen mit der gleichen
Flüssigkeit gefüllten Kolben. Die überschüssige Flüssigkeit läuft durch das
Seitenrohr in ein Gefäß B. Um die Säule in Thätigkeit zu
setzen, braucht man nur die Zinkplatten niederzulassen, wobei dieselben eine gewisse
Quantität Flüssigkeit verdrängen, welche durch das Seitenrohr abfließt. Durch diesen
Ab- und Zufluß wird die Chromsalzlösung stets in genügendem Zustand der
Concentration erhalten, während die Zinkplatten amalgamirt bleiben.
Besteht die Säule aus mehreren Elementen, so läuft statt der Holzdeckel über
sämmtliche Elemente ein einziges Bret mit den nöthigen Oeffnungen zum Eingießen der
Flüssigkeit, zum Aufziehen der Zinkplatten und zur Einsetzung der Speisungskolben
für die Seitenbehälter. Eine solche Säule von 24 Elementen liefert ein sehr
brillantes elektrisches Licht, welches kaum höher als 75 Cent. per Stunde zu stehen kommt. Jedes Element enthält
ungefähr 5 Liter Flüssigkeit; seine elektromotorische Kraft einen Monat nach der
Füllung ist durch 11245, und sein Widerstand durch 169 Meter dargestellt.
Bei der zweiten Einrichtung, welche Chutaux dieser
Batteriegattung gegeben hat, und die in Fig. 22 dargestellt ist,
lag die Rücksicht auf möglichste Raumersparniß und leichte Transportabilität für chirurgische und medicinische Zwecke zu Grunde. Hier sind
die Elemente quadratisch und in einem und demselben Kasten aus Gutta-percha
angeordnet. Um möglichst wenig Platz einzunehmen und die Anwendung der Bolzen zum
Feststellen der Zinkplatten außerhalb der Säule zu vermeiden, sind die Stäbe J', woran die Zinkplatten hängen, mit Scharnieren versehen, und lassen
sich, wie der Stab J zeigt, umlegen. Sie sind ferner
alle durch einen Querstab mit einander verbunden, mit dessen Hülfe sämmtliche
Elemente gleichzeitig ein- und ausgeschaltet werden können. Sechs Elemente
einer 0,70 Met. langen, 0,30 Met. breiten und 0,40 Met. hohen Batterie dieser
Construction erhielten einen aus 6 Platindrähten bestehenden, 5 Centimeter langen
Strang eine gewisse Zeit lang rothglühend.
Das Zugehör dient zur raschen Füllung und Entleerung der Batterie. S ist der Recipient zur Aufnahme der Chromsalzlösung;
U ein Rohr, durch welches man hineinbläst, um die
Flüssigkeit durch eine Kautschukröhre T aus dem
Recipienten in den Batteriebehälter zu treiben; D das
Ausflußrohr, welches die überschüssige Flüssigkeit in den Recipienten B ableitet. Um die Batterie zu füllen, stellt man den
Recipienten auf den Kasten R, R; um sie zu entleeren,
stellt man ihn auf den Boden unter die Batterie und saugt, anstatt zu blasen, die
Luft durch das nämliche Rohr U.
Man hat während der Belagerung von Paris, behufs der elektrischen Beleuchtung,
mehrere vergleichende Versuche mit der Chutaux'schen und
der Bunsen'schen Batterie angestellt. Jede derselben
bestand aus 48 Elementen, und war zwei Stunden lang in Thätigkeit. Als Resultat
dieser Versuche hat sich herausgestellt, daß die Säule mit
doppelt-chromsaurem Kali viel unregelmäßiger ist als die Bunsen'sche, und daß ihre Wirkung, offenbar in Folge
ihrer immerhin sehr beträchtlichen Polarisation, weit rascher abnimmt. Allein sie
ist eben viel billiger.
Delaurier's Säulen.
Die Systeme, welchen Delaurier den Vorzug gibt, gehören
gleichfalls in die Kategorie der Säulen mit doppelt-chromsaurem Kali. Das
eine dieser Systeme ist auf zwei Flüssigkeiten, das andere auf eine einzige
Flüssigkeit eingerichtet.
Das erstere repräsentirt der Form nach ungefähr das Bunsen'sche Element, nur seine Anordnung ist je nach dem Falle der Anwendung
eine andere. Wenn es sich um sehr kräftige Ströme von kurzer Dauer handelt, so
bedient sich Delaurier poröser Zellen von großem
Durchmesser, in welche 2 Kohlenplatten tauchen, welche durch einen kupfernen Ring,
an den die positive Polplatte gelöthet ist, mit einander verbunden sind. Die
cylindrische Zinkplatte umgibt, wie bei dem Bunsen'schen
Elemente, die poröse Zelle. Sie ist amalgamirt und in verdünnte Schwefelsäure
getaucht. Die depolarisirende Flüssigkeit, deren Zusammensetzung wir sogleich
angeben werden, hat das doppelt-chromsaure Kali zur Grundlage. Verlangt man dagegen
Ströme von langer Dauer und einer gewissen Spannung, so bedient man sich einer
30procentigen Kochsalzlösung und poröser, beinahe auf ihrer ganzen äußeren
Oberfläche gefirnißter Zellen aus unglasirtem Porzellan (Biscuit). Diese Zellen
bieten zur Filtration der Flüssigkeiten nur eine ungefähr 1 Centimeter breite Stelle
dar, welche auf 2/3 ihrer Länge von Firniß entblößt ist. Auf solche Weise wird der
Widerstand der Säule vermehrt, aber die Mischung der Flüssigkeiten geht weit
langsamer vor sich und ihre Wirkung ist eine constantere. Unter diesen letzteren
Bedingungen reicht eine einzige Kohlenplatte hin, und diese wird durch einen
getheerten Holzdeckel gehalten, welcher das poröse Gefäß hermetisch verschließt.
Das Zink braucht von nun an nicht mehr amalgamirt zu werden.
Die depolarisirende Flüssigkeit dieser, sowie der vorhergehenden Säule ist auf
folgende Weise zusammengesetzt:
Wasser
30
Theile
doppelt-chromsaures Kali
5,4
„
Eisenvitriol
4
„
krystallisirtes schwefelsaures Natron
5
„
Schwefelsäure von 66° Baumé
25
„
Nach Delaurier entsteht in Folge der Einwirkung dieser
Salze auf einander unter dem Einflusse der im Ueberschusse vorhandenen Schwefelsäure
chromsaures Eisenoxyd, chromsaures Natron und Chromsäure, welche letztere sehr reich
an Sauerstoff und leicht zu desoxydiren ist. Die Absorption des Wasserstoffes wird
demnach sehr erleichtert und zugleich die Einwirkung auf das Zink erhöht.
Die elektromotorische Kraft der Säule ist unter solchen Umständen im Momente der
Füllung durch die Zahl 12912 dargestellt. Nachdem der Strom dieser Batterie 5 Tage
hinter einander den Schließungsbogen durchlaufen, sank die elektromotorische Kraft
auf 12329, aber eine Ruhe von 24 Stunden brachte sie wieder auf 12721. Der
Widerstand eines und desselben Elementes im Momente der Füllung beträgt ungefähr 685
Meter; allein derselbe mindert sich in Folge der Mischung der Flüssigkeiten und
nimmt bei einem Schließungsbogen von 12413 Metern einen mittleren Werth von 366
Metern an.
Eine Reihe von Versuchen, welche angestellt wurden, um den Einfluß zu constatiren
welchen bei dieser Säule die dem doppelt-chromsauren Kali hinzugefügten
Eisen- und Natronsalze ausüben, hat dargethan daß die elektromotorische Kraft
der Delaurier'schen Säule mit der genannten Flüssigkeit
in der That ungefähr 1/10 stärker ist, als mit dem Chromsalz allein, und daß die
Säule constanter wirkt.
Delaurier hat die oxydirbare Oberfläche der
elektropositiven Platte möglichst zu reduciren, dagegen die elektronegative Platte
zu vergrößern gesucht. Die erstere besteht daher, um mit ihrer der Flüssigkeit
dargebotenen kleinen Oberfläche eine gewisse Dauerhaftigkeit zu vereinigen, aus
einer auf beiden Flächen gefirnißten Zinkplatte, so daß dieselbe nur an den Kanten
angegriffen wird. Diese der Raumersparniß wegen mehrfach umgebogene Platte ist
zwischen 2 Kohlenplatten angeordnet und letztere sind eben so, wie die Zinkplatte,
an den Schlußdeckel des Apparates befestigt. Nach Delaurier's Ansicht wird dadurch, daß man die elektronegative Platte (die
Kohle) sehr groß, und die elektropositive Platte sehr klein macht, die in der Säule
verschwundene Wärme in Elektricität verwandelt. Es ist nicht unsere Aufgabe, auf
diese Betrachtungen über die Umwandlung der Naturkräfte einzugehen; wir können nur
einfach erwähnen, daß der Erfinder, bei dieser Anordnung der Platten, die
vollständigere Verwerthung der in der Säule erzeugten chemischen Arbeit im Auge
hatte.
Barker's Säule.
Um mit der gewöhnlichen Batterie mit doppelt-chromsaurem Kali, nämlich ohne
Sand und ohne poröse Zelle, einen constanten Abfluß der Salzlösung zu erzielen, hat
Barker eine sinnreiche Anordnung erdacht, die er als
Triebkraft bei der großen Orgel von St. Augustin in Anwendung brachte. Hierbei hatte
Barker hauptsächlich den Zweck im Auge, durch
beständige Erneuerung der erregenden Flüssigkeit, die elektrische Wirkung constant
zu erhalten, wobei das Element immer nur in dem Momente wo dieses nöthig ist,
gefüllt wird. Zu dem Ende stellt er die mit der Chromsalzlösung gefüllten Gefäße auf
einen horizontalen Blasebalg, welcher sich in dem Augenblicke hebt, wo die Orgel
gespielt wird, und sich sogleich senkt, wenn das Spiel aufhört. Ueber diesen Gefäßen
sind die Polplatten (Kohle und Zink) bleibend befestigt, so daß, wenn die Säule in
Thätigkeit gesetzt werden soll, 'in Folge der Aufblähung des Blasebalges die mit
Flüssigkeit gefüllten Gefäße auf die Polplatten treffen, wodurch diese eingetaucht
werden. Ein System von Flaschen und communicirenden Gefäßen mit constantem Niveau
gestattet der Flüssigkeit eines Recipienten den Ausfluß in ein Filter, welches
dieselbe, nachdem die Säule gefüllt ist, Tropfen für Tropfen durchsickern läßt. Ein
Ausflußrohr leitet die überschüssige Flüssigkeit ab. Damit aber dieser Abfluß nicht
stattfinde, wenn die Batterie außer Thätigkeit ist, so ist das mit dem Filter
correspondirende System der communicirenden Gefäße auf einem waagebalkenartigen
Rahmen angeordnet, der einem durch die obere Platte des Blasebalges bewegten Hebel eine Neigung nach
der einen oder der anderen Seite ertheilen kann. Hieraus folgt, daß wenn sich der
Blasebalg in der geeigneten Höhe befindet, das Abflußsystem eine solche Lage
angenommen hat, daß das oben erwähnte Sickern vor sich gehen kann, während in seiner
tiefen Lage der Ausfluß unmöglich ist.
Um mit den in Rede stehenden galvanischen Säulen zum Schluß zu gelangen, erwähnen wir
noch, daß nach dem Journal „les
Mondes“
Paole Levison zu Cambridge ein Mittel gefunden haben
soll, die Chromsalz-Batterie durch Hinzufügung von Salpetersäure constant zu
machen, ohne daß dadurch lästige Dämpfe entwickelt werden. Wenn nun auch das
Letztere wahr ist, so haben doch angestellte Versuche die Constantheit der Kette
keineswegs bestätigt.
Gewährt aber auf der einen Seite die Anwesenheit der Salpetersäure in der
Chromsalzbatterie keinen Vortheil, so soll auf der anderen, Seite nach Ruhmkorff die Einwirkung des doppelt-chromsauren
Kalis auf die Salpetersäure bei der Bunsen'schen Batterie
sich nützlicher erweisen. Indem man nämlich die Salpetersäure durch die Krystalle
des doppelt-chromsauren Kalis hindurchfiltrirt, verhindert man das Auftreten
der bei der Bunsen'schen Batterie so lästigen
salpetrigsauren Dämpfe.