Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. , S. 151 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber das Annässen der Steinkohlen bei
Dampfkessel-Feuerungen; von Ernst Seidler in
Magdeburg.
In vielen Fabriken findet man, daß die Steinkohlen zur Dampfkessel-Heizung
angenäßt werden, weil man von der Ansicht ausgeht, daß nasse Steinkohlen sparsamer
und besser brennen als lufttrockene, auch mehr Hitze entwickeln, da der Wasserstoff
des Wassers mit zur Verbrennung gelange. Widerlegt man diese Ansicht, so erhält man
gewöhnlich die
Antwort: „die Schmiede machen, um eine wirksamere Hitze zu erreichen, die
Kohlen ja auch naß.“
Daß die Schmiede die Kohlen trocken vor die Düse bringen und nur die obere Decke der
Kohlen von Zeit zu Zeit deßhalb etwas annässen, – um
ein Zusammenhalten der oberen Kohlenschicht zu erzielen, – dieß will
man nicht begreifen, und somit bleibt man beim tief eingewurzelten Glauben, resp.
beim Naßmachen der Kohlen.
Daß nasse Kohlen fast ebenso langsam wie frisch gefälltes, nicht lufttrockenes Holz
brennen, dieß geht ganz natürlich zu, indem das in dem Brennmaterial enthaltene
Wasser vorerst verdampft werden muß, ehe eine lebhafte Flammenbildung sich
entwickelt. Dieses langsame Vorwärtsschreiten des Brennprocesses bezeichnet man eben
mit „Sparsamkeit,“ während an eine Sparsamkeit, bezüglich des
Brennmateriales, dabei gar nicht zu denken ist; denn 1 Pfund Wasser welches in den
Kohlen sich befindet, erfordert zu seiner Verdampfung dieselben Wärmeeinheiten, als
1 Pfund Wasser im Kessel. Die Wärmeeinheiten aber, welche zur Verdampfung des
„Kohlenwassers“ verwendet
werden, gehen dem „Kesselwasser“
verloren, der Kessel liefert also um so weniger Dampf. Dieß ist aber nicht der
alleinige Nachtheil, welcher durch das Naßmachen der Kohlen entsteht; ein zweiter
Nachtheil ist der, daß durch die nasse Kohle beim Aufgeben derselben die Feuerhitze
wesentlich herabgestimmt und somit eine unvollkommene Verbrennung momentan
herbeigeführt wird, die einen größeren Brennmaterialaufwand zur Folge hat.
Bei mehrmaligen Versuchen, welche ich mit lufttrockenen und mit angenäßten Kohlen
angestellt, habe ich allemal mit den trockenen Kohlen eine größere Wasserverdampfung
erzielt, als mit den angenäßten Kohlen. Wenn es auch einzelne Fabrikbesitzer gibt,
denen dieß einleuchtend erscheint, so erfolgt aber doch gewöhnlich die Einwendung:
„sind klare Kohlen naß gemacht, so fallen weniger Kohlentheile
unverbrannt durch die Rostfugen und der damit erzielte Vortheil erscheine ihnen
größer als der Wärmeverlust, welcher durch die angenäßten Kohlen herbeigeführt
wird.“
Construirt man die Roste für die klare Beschaffenheit der Kohlen in richtiger Weise,
so kann ein massenhaftes Durchfallen von unverbrannten Kohlentheilen nicht
vorkommen; bei nicht angenäßten Kohlen findet man in der Asche dann noch etwa 2,
allerhöchstens 3 Procent unverbrannte Theile, bei angenäßten aber nur 1 bis 2
Procent; der Unterschied beträgt also nur etwa 1 Procent vom Gewicht der
verbrauchten Kohlen.
In einer Fabrik, deren Besitzer mich mit Begutachtung ihrer Kesselanlage beauftragt
hatte, übergoß man die klaren, grubenfeuchten Braunkohlen, welche einen Wassergehalt
von circa 45 Procent haben mochten, – folglich
schon naß genug waren, – mit einem Feuerspritzenmundstück in gleicher Weise
mit Wasser, als gälte es eine Feuersbrunst zu löschen. Eine Feuersbrunst sucht man
durch Wasser zu löschen, die Kohlen überschüttet man aber mit Wasser im festen
unerschütterlichen Glauben, daß die Kohlen dann besser brennen und eine wirksamere
Hitze geben. Wäre dieses Wasser Petroleum oder Kohlentheer, dann würde ich zwar
nicht glauben, wohl aber im Voraus definitiv wissen, daß
die Kohlen eine intensivere Hitze erzeugen, als wenn der Feind des Feuers –
„Wasser“ zugegossen wird. Die Heizer in dieser Fabrik
sagten mir, daß bei starkem Dampfconsum gewöhnlich der Dampf von 4 Atmosphären
Spannung plötzlich auf 14 und 20 Pfund zurückgeht; eine höhere Spannung könnten sie
aber nur dann wieder erreichen, wenn unangenäßte Kohlen auf die Roste gebracht
würden. Mein, den Besitzern der Fabrik durch einleuchtende Vorstellungen ertheilter
Rath: „die Kohlen nicht mit Wasser zu überschütten,“ war nicht
unbeachtet geblieben, denn nach wenigen Tagen erhielt ich von denselben die
Mittheilung, daß seit Befolgung meines Rathes nicht mehr, wie bisher, 80 Tonnen,
sondern nur 66 bis 68 Tonnen Kohle täglich verbraucht werden. (Praktischer
Maschinenconstructeur, 1871 S. 251.)
Preis-Ausschreibung für vorzügliche Arbeiten über
Construction und Ausführung von Maschinen.
Die Verlagshandlung des „praktischen Maschinenconstructeur“ (Baumgärtner's Buchhandlung in Leipzig) hat sich
entschlossen, für vorzügliche Arbeiten über Construction und Ausführung von diversen
Maschinen und Fabrikanlagen Preise auszusetzen und zwar für das Jahr 1872:
1) Einen Preis von 200 Thalern
für die beste Abhandlung über Einrichtung und Betrieb
mittelgroßer Maschinenfabriken: a) zur
Fabrication von Dampfmaschinen bis zu 20 Pferdekräften;
b) zur Herstellung von Transmissionen und
Einrichtungen für Mühlen, Brennereien, Brauereien, Stärkefabriken etc., – mit
Berücksichtigung der gegenwärtigen socialen Verhältnisse, möglichst weitgehender
Arbeitstheilung und Anwendung der neuesten Werkzeugmaschinen etc.
2) Einen Preis von 100 Thalern für die beste Abhandlung
über Construction und Ausführung der Girard-Turbinen
oder eines denselben ähnlichen Systemes.
Die erste Abhandlung soll den Umfang von vier Druckbogen,
die zweite den von zwei Druckbogen (Format „des
praktischen Maschinenconstructeur“) womöglich nicht übersteigen Beide
Abhandlungen müssen mit den zum Verständniß nöthigen Zeichnungen oder Skizzen (für
Holzschnitte) versehen seyn. Selbstverständlich haben die Arbeiten vorwiegend die
Anforderungen der Praxis zu berücksichtigen.
Die Einsendung der Arbeiten hat spätestens bis zum 1. April 1872 an die Redaction des
„praktischen Maschinenconstructeur“ zu erfolgen Jede Arbeit
ist mit einem Motto zu versehen und in einem versiegelten Couvert mit gleichem Motto
die Adresse des Verfassers beizulegen.
Die Zuerkennung der Preise erfolgt spätestens bis 1. Juli 1872.
Sollten zwei Arbeiten über einen und denselben Gegenstand gleich vorzüglich seyn,
sich aber gegenseitig ergänzen, so wird auf Antrag des Preisgerichtes, welches aus
sechs renommirten Fachmännern zusammengesetzt ist, der betreffende Preis
getheilt.
Die prämiirten Arbeiten, für welche neben der Prämie das übliche Honorar bezahlt
wird, bleiben Eigenthum von Baumgärtner's
Buchhandlung.
Die eingesandten Manuskripte können innerhalb 3 Monaten nach erfolgter
Preisvertheilung von den Verfassern selbst oder durch Bevollmächtigte derselben bei
der Redaction des „praktischen Maschinenconstructeur“ in
Empfang genommen werden.
Gold- und Platin-Gewinnung in Rußland.
Gold. – Im Jahre 1868 lieferten 993
Gold-Seifenwerke mit 56261 Arbeitern aus 287,311,000 Zollcentnern
verwaschenen Sandes mit 0,000195 Procent Ausbeute 56068,6 Zollpfd. Gold. Der größte
Theil davon fällt auf Ostsibirien, wo sich auch die reichsten Wäschereien finden.
Auf den von der Regierung betriebenen Wäschereien in der Umgebung von Miask im
Bezirke Slatoust beträgt die Dicke des über dem goldführenden Sande befindlichen
Schuttlandes gewöhnlich bis 15 Fuß, die Stärke der goldführenden Schicht 1/6 bis 1/5
des Schuttlandes. Die Arbeit des Abräumens und das Zuliefern des Goldsandes zur
Wäsche geschieht meist im Accorde, normirt je nach dem kubischen Inhalt des
Materiales und der Weite des Transportes. Der den Handwäschereien durch einspännige Pferdefuhrwerke zugeführte goldführende
Schotter und Schuttsand kommen zunächst auf Reibgatter
unter Wasserzufluß; die feinen Theile des Sandes gehen mit dem Wasser durch die 3/4
Zoll weiten Oeffnungen des Gatters auf darunter liegende Waschherde mit Querleisten, hinter welchen hauptsächlich die
Goldpartikelchen liegen bleiben. Alle 6, bei ärmeren Sande alle 12 Stunden, wird die
concentrirte Masse auf demselben Herde bei weggenommenen Querleisten und
Wasserzufluß unter Zuhülfenahme von kleinen Kisten, Bürsten und den bloßen Fingern
rein gewaschen, die Trübe gesammelt und nach einigen Jahren nochmals verwaschen. Aus
der Siebgröbe werden größere Goldstückchen ausgelesen.
Beim Großbetriebe der Wäschereien verwendet man Dampfkraft und Maschinen. Auf
der Maschinenwäsche wird der Sand unter Wasserzufluß in
gußeisernen Schalen mit Siebboden durch rotirende
Krätzer gerieben und gelangt dann auf den Waschherd mit
aufgelegtem amerikanischen Rahmen statt der Querleisten, welcher nach beendigter
Concentration des Goldes weggenommen wird, worauf man die zurückgebliebenen Absätze
sammelt, in einen schaufelartigen Behälter schafft und auf kleinen Probe-
oder Handmaschinen in oben angegebener Weise rein wäscht.
Bei sehr lehmigem, zähem
Schottersande dienen Läutertrommeln zur Trübebildung beim
Verwaschen. Auf einem anderen Werke gelangt der Schotter in eine eiserne Waschtrommel; aus der Grobe werden auf der gußeisernen
Austragplatte Goldtheilchen aus den Geschieben ausgeklaubt; das Siebseine gelangt
auf den bezeichneten Waschherd und das Concentrirte auf Handwaschherde. Bei ärmeren Sanden pflegt man vor beginn einer neuen
Anwasche zunächst unter der Rührvorrichtung etwas Quecksilber einzutragen und gewinnt dann das meiste Gold als Amalgam,
welches destillirt wird. Gewöhnlich enthält das Waschgold 10 Proc. Silber. Bei
Handwäschereien werden von 40 Arbeitern in 10 bis 12 Stunden 800 bis 1200 Zollctr.
Sand, bei Maschinenwäschen mit 78 Mann und 25 Pferden, oder zur richtigen
Vergleichung, einschließlich der Vor- und Nebenarbeiten, mit 150 Mann und 50
Pferden, ungefähr das 8- bis 10fache verwaschen. Das nachhaltigste,
hoffnungsvollste und größte Feld für die russische Goldproduction bildet
Sibirien.
Platin. – Mit Ausnahme einer einzigen Stelle wird
mit Platin stets auch Waschgold gewonnen, so daß die Herstellung des rohen Platins schließlich auf eine Trennung desselben vom
Golde hinausläuft. Man theilt das von den Wäschereien nach Tagilsk abgeführte
Gemenge von rohem Platin und Goldkörnern in zwei Sorten, goldärmeres und
goldreicheres. Beide werden mit Quecksilber, letzteres nur länger, behandelt, worin
das Gold sich auflöst, während das Rohplatin zurückbleibt. Nachdem größere
Gold- und Platinstücke ausgeklaubt sind, werden 10 bis 25 Pfund des
Rückstandes in einer Schale von Holz, Eisen oder Porzellan erst mit Wasser zur
Reinigung, dann mit der entsprechenden Menge Quecksilber mit Hülfe eines Pistilles
umgerührt. Nach einigen Minuten gießt man das Amalgam in einen Beutel, bringt das
durchgelaufene Quecksilber wieder in die Schale, rührt durch und wiederholt dieß bei
goldreichen Geschicken 3 bis 4mal, bis im Rückstande kein Gold mehr zu entdecken
ist. Das Amalgam wird dann abdestillirt. Das rohe Platin enthält gewöhnlich 75
Procent reines Platin nebst beigemengtem Palladium, Osmium, Iridium, Chromeisenstein
etc., nach Le Play von Tagilsk von folgender
Zusammensetzung: Pt 75,1, Pd 1,1, Rh 3,5, Ir 2,6, Os Ir 0,6, Os 2,3 Au 0,4, Cu 1,0,
Fe 8,1, Rückstand 4,5.
Das rohe Platin wird von den Privaten meist nach England und Frankreich verkauft,
wobei man pro Zollpfund reines Platin 151 fl. 45 kr.
österr. W. zahlt; die anderen Metalle werden nicht vergütet. Die 1828 begonnene
Prägung von Platinmünzen ist 1845 in Folge des bedeutend zurückgegangenen
Handelswerthes des Platins eingestellt. Zur Hebung der Platinproduction hat die
Regierung Erleichterungen im Raffiniren, in der Besteuerung und im Verkauf des
Platins gewährt. Während die Platin-Ausbeute Rußlands in den Jahren 1828 bis
1845 per Jahr 5247 1/2 Zollpfd. betrug, macht sie jetzt 4011 1/2 Zollpfd. aus.
Von anderen Metallen betrug im Jahre 1868 die Production von Silber 35790 Zollpfund, die von Blei 32814
Zollcentner, die von Kupfer 100000 Zollcentr., die von Roheisen an 6 1/2 Millionen Zollcentner. (Berg- und hüttenmännische
Zeitung, 1871, Nr. 42.)
Verfahren zur Gewinnung des Antimons, von R. F. Smith in Glasgow.
Die fein gepulverten Antimonerze werden in heiße Salzsäure (in hölzernen Trögen)
eingetragen; die Chlorantimonlösung wird abgezogen, und in dieselbe Zink oder Eisen
eingeführt. Man wäscht und trocknet den Niederschlag und schmilzt ihn in Tiegeln
unter einer Kohlenstaubdecke zu Klumpen etc. – Englisches Patent vom 26.
Februar 1871. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr.
15.)
Eine Modification des Bunsen'schen
Elementes; von E. H. Worlée in Hamburg.
Um der lästigen Entwickelung salpetrigsauer Dämpfe bei Füllung des Elementes mit
Salpetersäure oder einem Gemisch von solcher mit Schwefelsäure, enthoben zu seyn,
bedient man sich mit Vortheil folgender Mischung:
3 Maaßtheile gewöhnlicher Salpetersäure des Handels,
1 Maaßtheil gewöhnlicher Schwefelsäure.
Nach Mischung dieser Säuren schütte man sie in ein Glas, worin sich ein Quantum
gepulverten doppelt-chromsauren Kalis befindet, welches zuvor mir so viel
Wasser durchtränkt wurde, daß es einen Brei bildet, und befördere die Auflösung des
Salzes durch Schütteln und Rühren mit einem Glasstabe, eventuell, um Zeit zu
gewinnen, durch gelinde Wärme.
Man verwende ein Uebermaaß des chromsauren Kalis, um eine
gesättigte Losung zu erhalten und schütte die in der Batterie verwendete Lösung bis
zur gänzlichen Erschöpfung der Salpetersäure immer wieder auf das rückständige
chromsaure Kali. Die elektromotorische Wirkung eines Elementes, bei welchem die
Kohle in dieser Mischung, und das amalgamirte Zink wie gewöhnlich in verdünnter
Schwefelsäure steht, ist gegen ein bloß mit Salpetersäure gefülltes Element wie 98
zu 100, also nahezu gleich dem Bunsen'schen; der innere
Widerstand des Elementes dagegen wie 145 zu 100, also etwa 1 1/2mal größer. Demnach
kann dieses Element das mit reiner Salpetersäure erregte, fast unter allen Umständen
ersetzen, zumal es sich genau so lange constant erhält wie letzteres, wie durch
genaue Prüfung ermittelt ist.
Es ist wohl unnöthig, über die großen Vortheile eines Elementes zu sprechen, welches
bei der elektromotorischen Kraft des Bunsen'schen,
während des Geschlossenseyns der Kette, keine lästigen Dämpfe entwickelt und die
Lunge und die metallenen Geräthe des Experimentators nicht angreift. Man kann eine
aus solchen Elementen zusammengesetzte Batterie in jedem Raume aufstellen, ohne
durch die Athmungsorgane ihre Anwesenheit zu bemerken; sie macht die, leider wenig
constante, mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure hergestellte Batterie völlig
überflüssig.
Man kann die Verhältnisse der Säuren natürlich variiren, braucht auch nicht ganz
genau sie einzuhalten; wenn man aber zu viel
Schwefelsäure anwendet, bildet sich leicht Chromalaun, der durch das
Auskrystallisiren an Thonzelle und Kohle hinderlich wird.Schon seit einer langen Reihe von Jahren bediene ich mich in meinen Vorträgen
der hier von Hrn. Worlée so warm
empfohlenen Batterie mit großem Nutzen, jedoch
mit gänzlicher Hinweglassung von Schwefelsäure,
um der mit der Zeit nie ausbleibenden, sehr störenden Chromalaunbildung
vorzubeugen; bei Verwendung eines bloß in concentrirter Salpetersäure
eingetragenen Ueberschusses von fein gepulvertem doppelt-chromsaurem
Kali, ohne Zusatz von Schwefelsäure, bildet sich schließlich ein nicht
krystallisirendes Salz, das salpetersaure Chromoxyd-Kali, und hat man
daher bei Benutzung angegebenen Gemisches nie ein Zerbrechen der Thonzellen
(was durch den Ansatz von Chromalaunkrystallen bei Mitverwendung von
Schwefelsäure so oft und leicht einzutreten pflegt) zu befürchten; eine
Combination, die ich deßhalb allen Physikern und Chemikern bestens empfehlen
kann. Prof. Böttger.
Die Anwendung derselben Flüssigkeit für Platin-Elemente ist selbstverständlich. (Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1872, Nr. 1.)
Mineralische Baumwolle.
In der letzten Versammlung des Franklin Institute in
Philadelphia zeigte Coleman Sellers eine Probe von einem
auf neuem Wege gewonnenen Material, welches eine nützliche Anwendung in der
Industrie gestattet. Das Product besitzt im Allgemeinen das Ansehen von Baumwolle,
anstatt deren es zweifelsohne in gewissen Fällen mit Vortheil verwendet werden kann;
bei genauerer Untersuchung gleicht es aber mehr gesponnenem
Glase, was es in der That ist. Man erhält es, wenn man einen Dampfstrahl durch einen Strom flüssiger Schlacke
entweichen läßt, wodurch dieselbe in die feinsten Fäden geblasen wird,
welche manchmal eine Länge von zwei oder drei Fuß haben. Diese Fäden, obgleich etwas
elastisch, lassen sich leicht in viel feinere zerbrechen, und da die Farbe derselben
weiß ist, so hat eine compacte Masse davon das Ansehen der Baumwolle. Das sehr
bedeutende Nichtleitungsvermögen des Materiales für die Wärme, sowie der Umstand daß es
eine große Menge Luft in seinen Zwischenräumen zurückhält, dürften es zur Benutzung
als nichtleitende Umhüllung für Dampfkessel und Dampfröhren sehr geeignet machen,
und über seine Verwendbarkeit zu diesem Zweck werden gegenwärtig Versuche
angestellt. (Journal of the Franklin Institute
Institute, December 1871, S. 361.)
Ueber künstliches Alizarin.
F. Reverdin in Zürich hat ein künstliches Alizarin
untersucht, welches aus der Fabrik von Gebr. Gessert in
Elberfeld stammte und eine dicke, gelbe Flüssigkeit von 10 Proc. Farbstoffgehalt
darstellte. Beim Erhitzen sublimirte daraus das Alizarin in rothen Nadeln, daneben
fanden sich in ziemlich beträchtlicher Menge orangegelbe und sehr wenig hellere
Nadeln. Alizarin und die dunkler orange gefärbten Nadeln lösten sich in Natronlauge
mit blauer Farbe, welche beim Verdünnen mit Wasser in Rosa überging; die helleren
Nadeln blieben zurück, sie waren schwer löslich in Alkohol, durch Wasser aus der
alkoholischen Lösung nicht wieder fällbar. Ihre Menge war nicht genügend, um damit
eine Analyse ausführen zu können; Reverdin hat sich aber
überzeugt, daß der fragliche Körper nicht, wie man etwa vermuthen könnte,
Anthrachinon sey; zu einer genaueren Untersuchung müssen erst etwas größere Mengen
desselben dargestellt werden. Wie Liebermann gezeigt hat,
enthalten fast alle künstlichen Alizarine auch Monoxy-Anthrachinon. Besser
als das empfohlene Barytwasser eignet sich zur Trennung dieses Körpers vom Alizarin
Kalkmilch. Da nämlich der alizarinsaure Baryt in heißem Wasser nicht vollständig
unlöslich ist, so erhält man auf Zusatz von Salzsäure zu dem rosafarbigen Filtrat
dunkel orangegelbe Flocken, welche, wie eine Färbeprobe zeigt, noch Alizarin
beigemengt enthalten, während beim Ausziehen von künstlichem Alizarin mit Kalkmilch
ein Filtrat entsteht, aus welchem mit Salzsäure direct Monoxy-Anthrachinon
gefällt wird, welches gebeizte Stoffe nicht mehr färbt und in Natronlauge mit
rothbrauner Farbe sich löst. Der alizarinsaure Baryt, eine dunkelviolett gefärbte
Masse von metallischem Glanz, zerfällt bei der trockenen Destillation, ohne daß
dabei theerartige Producte auftreten, in Baryumcarbonat, Wasser, Kohle und
Anthrachinon, welches letztere in hellgelben Nadeln sublimirt. Hingegen liefern die
Kalk- und Barytverbindungen des Purpurins bei gleicher Behandlung nicht
Anthrachinon, wie man bei Betrachtung des Purpurins als
Trihydroxyl-Anthrachinon erwarten sollte, sondern ein gelbbraunes Oel, das
erst nach einiger Zeit erstarrt. Auch tritt im rohen künstlichen Alizarin kein
Purpurin neben Alizarin auf.
Bei den Färbeproben ergab das rohe Alizarin sehr schöne Farbentöne, sogar schönere
als das sublimirte; die brillantesten Nüancen, namentlich in Roth und Rosa, erhielt
man jedoch aus dem durch Behandlung mit Barytwasser von gelber Substanz gereinigten
Alizarin.
Ein neues Verfahren zur Darstellung reinen Alizarins aus
künstlichen Alizarinpräparaten ist nach G. Auerbach folgendes. Rohes Alizarin wird in Natronlauge gelöst und dadurch
von Verunreinigungen (Anthrachinon, Anthracen etc.) getrennt. In die Lösung des
Alizarins wird sodann anhaltend Kohlensäure eingeleitet, wodurch aus der rothen
Flüssigkeit ein röthlicher Niederschlag, bestehend aus Natriumbicarbonat, Alizarin
und alizarinsaurem Natron gefällt wird, während gleichzeitig die Wände des Gefäßes
mit gelben Krusten von Alizarin sich bedecken. Der Niederschlag, mehrmals mit Wasser
gewaschen, liefert durch Zersetzung mit Salzsäure oder Schwefelsäure das Alizarin
als schöne orangefarbige Flocken, welche sich in Natronlauge völlig mit blauer Farbe
lösen; ein unreines, in Natronlauge nicht vollständig lösliches Alizarin erhält man
aus dem Filtrat durch Zusatz von Säuren. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin, 1872, Nr. 18.)
Ueber Türkischroth mit künstlichem Alizarin; von Dr. H. Grothe.
Es wird nicht zu viel gesagt seyn, wenn wir behaupten daß das künstliche Alizarin
schon jetzt in keiner Druckerei mehr entbehrt werden kann, denn die Annehmlichkeiten
welche die Dampfapplication gegenüber dem alten Färbeverfahren bietet, sind zu groß, und überhaupt
war schon lange ein unbefriedigtes Bedürfniß da nach einer ächten und billigen
Dampffarbe, welche man in Verbindung mit Anilinschwarz
oder mit Chromgrün zu ganz ächten Dampfartikeln benutzen
konnte.
Es wird, darüber ist kein Zweifel, das künstliche Alizarin immer mehr und mehr, in
dem Maaße wie es billiger wird, die Krappfarbstoffe in allen ächten Artikeln der
Kattundruckereien verdrängen. Aber auch in den Türkischrothfärbereien wird das künstliche Alizarin sehr bald eine große
Rolle spielen und diese wollen wir nun näher betrachten.
Das Türkischroth wurde bisher ausschließlich mit Garancin
gefärbt. Garancin enthält nur etwa 2–3 Procent Alizarin, daneben ebenso viel
Purpurin und andere unächte gelbe und braune Farbstoffe. Fertiges Türkischroth
enthält aber als Pigment gar kein Purpurin etc., sondern ausschließlich Alizarin in Verbindung mit Thonerde und Fettsäure. Alle die
übrigen unächten Farbstoffe des Garancins sind deßhalb unnöthiger, den Färbeproceß
hindernder Ballast, welcher durch langwierige und kostspielige Manipulationen wieder
von dem Garne entfernt werden muß, was naturgemäß auch nicht ohne erhebliche
Verluste an gutem Farbstoff geschehen kann.
Zu diesem Zwecke werden die Garne oder Zeuge nach dem Färben der Procedur des Abklärens unterworfen, einer Behandlung mit Seife und
schwachen Alkalien unter hohem Druck, – sowie nachher mehrmals auf mehr oder
weniger starken Seifenbädern avivirt, bis endlich alles Purpurin (und alle braunen
und unächten Farbstoffe) wieder entfernt und die reine Alizarinfarbe bloßgelegt
wird.
Dieser ganze Ballast und diese viele Arbeit wird vermieden bei der Anwendung des künstlichen Alizarins, denn dieses Product wird fast
chemisch rein in den Handel gebracht und liefert daher gleich beim ersten Auffärben
auf die Oelbeize eine reine rothe Farbe, die nach einem gelinden Aviviren in
schwacher Seifenlösung einen wahrhaft prachtvollen Glanz zeigt und weitaus der nach
dem alten Verfahren mit Garancin dargestellten vorzuziehen ist.
Der Vortheil, den also das künstliche Alizarin der Türkischrothfärberei bieten muß,
ist handgreiflich, und die Ersparniß an Arbeitslohn, Kohlen, Seife, Alkali und
Chlorkalk wird von Sachverständigen auf 20–25 Proc. der Gesammtfärbekosten
geschätzt, vorausgesetzt natürlich daß das künstliche Alizarin zur stritten Parität
des Garancinpreises verkauft würde, was freilich einstweilen noch nicht der Fall
ist.
Aber es kann nicht wohl mehr bezweifelt werden, daß das künstliche Alizarin in der
Zukunft den Krapp und das Garancin vollkommen verdrängen wird. Freilich ist dieß
eine große Aufgabe, denn der Krapp bildet den bedeutendsten aller Farbstoffe und die
Massen welche davon verwendet werden, sind ganz außerordentlich große.
Roscoe schätzte in einem Vortrage in der Royal Institution of Great Britain (Chemical News, 1870, Nr. 543 S. 184) die jährliche
Gesammtproduction an Krapp auf 47,500 Tonnen von einem Geldwerthe von 2,150,000 Pfd.
Sterl., das sind 950,000 Centner und für 14 1/2 Millionen Thaler. Man nimmt
allgemein an, daß der Krapp nur ein Procent Alizarin enthält. Obige 950,000 Centner
Krapp würden also vertreten seyn durch 475,000 Kil. künstliches Alizarin
(trockenes). Ist dafür das Rohproduct, das Anthracen, zu
beschaffen? Vor der Hand allerdings nicht, aber sicher in nicht allzu ferner
Zukunft.
Jetzt wird nur ein sehr geringer Theil des im Theer enthaltenen Anthracens rein
dargestellt und verwerthet, aber die Aufmerksamkeit der Theersieder hat sich erst in
jüngster Zeit auf diesen Artikel gerichtet und die Production steigt von Tag zu
Tag.
Nach den Untersuchungen von E. Kopp (Moniteur scientifique vom 15. August 1870) enthält der
Theer ebenso viel Anthracen wie er Benzol enthält, und kommt die praktische Arbeit
auch nur dahin, die Hälfte dieser thatsächlich im Theer enthaltenen Menge Anthracens
darzustellen, so ist das mehr als zu der großen, oben bezeichneten Aufgabe nöthig
ist. Wir können nicht umhin einzuschalten, daß wir berechtigt sind zu glauben, daß
dieses nächste Ziel sehr bald erreicht seyn wird. Dr.
Cohen in Amsterdam, der ja vielleicht der Erste war,
welcher sich intensiv mit der Anthracen-Gewinnung im Großen beschäftigte,
deutete uns bei Besichtigung seiner großartigen Fabrik im letzten Herbste an, daß er
mit Hülfe neuer Methoden die Production an Anthracen
schon jetzt zu steigern im Stande sey. Es ist das nur ein Beispiel, wie eifrig man
daran arbeitet, dem obigen Ziele nahe zu kommen.
Die Energie unserer Chemiker und Fabrikanten wird aber auch schon die ihr gestellte Aufgabe vollbringen.
Bereits werden große Quantitäten künstlichen Alizarins von der Firma Gebrüder Gessert in Elberfeld fabricirt, deren schönes Product man
an allen Consumplätzen des In- und Auslandes antrifft. Auch H. W. Perkin in London lieferte bedeutende Mengen eines für den
Kattundruck freilich noch nicht genügend gereinigten Productes an die
Türkischrothfärbereien Glasgow's, und es ist mit
Bestimmtheit zu erwarten, daß in kurzer Zeit auch von den anderen, namentlich
deutschen Fabrikanten dieses Artikels namhafte
Quantitäten an den Markt gebracht werden und daß dieser neue Industriezweig eine
recht große Verbreitung finden wird. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc.,
1878, Nr. 1.)
Extraction des Krapps nach Hilley's
englischem Patent.
Die Krappwurzeln werden pulverisirt und mit Salmiak behandelt während 4 bis 10
Stunden. Nach dieser Extraction wird die erhaltene Flüssigkeit abgedampft und man
erhält so die Farbstoffe der Krappwurzel als Rückstand. Dieses Fabricat soll
bedeutende Vortheile bieten gegenüber der gewöhnlichen Methode. (Musterzeitung,
Zeitschrift für Färberei etc., 1872, Nr. 3.)
Die neue Waschmethode der Wollengarne mit
Natronwasserglas.
Dem Referenten ist schon seit Jahren das Verfahren des Waschens der Wollengarne mit
Natronwasserglas statt mit Soda und Seife bekannt, welches er bisher für seine
Zwecke mit Vortheil benutzte.
Jetzt, da das Verfahren allgemeiner verbreitet ist und die Herren van Baerle und Comp.Man s. die Mittheilung der HHrn. von Baerle und
Comp. im polytechn. Journal, 1871, Bd. CC S.
423. in Worms, sowie ihr Filialgeschäft F. Sponnagel
in Berlin das zu diesem Zweck erforderliche neutrale Wasserglas zur sehr billigen
Preisen liefern, will er nicht mit der Veröffentlichung seiner wirklich praktischen
Methode zurückhalten.
Man setzt behufs des Waschens von Zephir und Kammgarnen dem klaren Waschbade auf je
100 Liter Wasser ein und ein halbes Liter Wasserglaslösung hinzu und wäscht in
dieser Flüssigkeit die Wolle bei 45 bis 50° R. – in keinem Falle aber
unter 45° R. – 10 bis 15 Minuten lang. Man bringt nun das Garn in ein
zweites, 35 bis 40° R. warmes Bad, dem vorher auf je 100 Liter Wasser 1 Liter
Wasserglaslösung zugesetzt wurde, behandelt das Garn
10 Minuten lang nimmt heraus, läßt abkühlen und spült in fließendem Wasser.
Beim Waschen ordinärer Garne setzt man dem ersten Bade auf
je 1 Liter Wasserglas 100 Gramme calcinirte Soda
hinzu.
Will man Weiß herstellen, so setzt man dem zweiten Bade
die Bläue hinzu, nimmt aber etwas weniger, als wenn man
mit Soda oder Seife wäscht. Man zieht das Garn fünfmal in dem Bade um, und schwefelt dann, ohne zu
spülen.
Das beschriebene Verfahren ist leichter und billiger auszuführen als das gewöhnliche.
Für auswärtige Färbereien empfiehlt es sich, statt der gewöhnlichen Wasserglaslösung
Wasserglascrême von derselben Firma zu beziehen. U. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 3.)
Prüfung auf Holzzeug in Papier.
Es ist bekannt, daß die Reaction der Anilinsalze auf Fichtenholz benutzt wird, um ein
Papier qualitativ auf seinen Gehalt an Holzzeug zu prüfen (mittelst des
schwefelsauren Anilins, nach Schapringer). Diese Prüfung
hat sich in den Fabriken eingebürgert und sie gibt wohl auch bei gewöhnlichem
Papier, das, wie manches Druckpapier, 40 und mehr Procent an Holzfaser enthält,
einen Anhaltspunkt, um Muster der Concurrenz rasch annähernd zu beurtheilen.Wegen der Unsicherheit in der Anzeige des Holzstoffes im Papier durch
schwefelsaures Anilin (da die durch schwefelsaures Anilin sich gelb färbende
Substanz im Pflanzenreiche außerordentlich verbreitet ist), hat Dr. Jul. Wiesner auf
die nothwendige Anwendung des Mikroskopes als Erkennungsmittel aufmerksam
gemacht, welches außer der Sicherheit im Nachweise auch noch den Vortheil
darbietet, nicht nur auf jene Art des Holzes, welche zur Bereitung des
Papieres diente, zu führen, sondern auch den mechanischen Zustand in welchem
die Faser im Papiere sich befindet, anzuzeigen; man s. polytechn. Journal,
1871, Bd. CCI. S. 156.A. d. Red. Die Holztheile färben sich beim Betupfen des Papieres mit der Lösung eines
Anilinsalzes schwefelgelb.
Nimmt man anstatt eines Anilinsalzes die Lösung eines Naphtylaminsalzes, z.B. von salzsaurem Naphtylamin, so erhält man eine
entsprechende, aber viel intensivere Reaction, welche deßhalb den Vorzug vor der
erstgenannten verdient. Die Holztheile zeichnen sich hierbei rasch und lebhaft
orange, wogegen die gelbe Färbung mittelst eines Anilinsalzes matt und trübe
erscheint.
Bemerkenswerth ist hier auch die Reaction, welche die Salze einer Base geben, die Volley aus dem Mononitroanthracen dargestellt hat.
Dieselben färben Fichtenholz blutroth und dürfte diese Farbenerscheinung für obigen
Zweck an Deutlichkeit noch die der Naphtylaminsalze übertreffen. Doch gehört diese
vom Anthracen abstammende Base noch in den Bereich der Laboratoriumspräparate,
während das Naphtylamin und seine Salze überall und leicht im Handel bezogen werden
können. Dr. K. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei
etc., 1872 Nr. 3.)
Ueber Bestimmung des Traubenzuckers; von F. Jean.
Millon und Commaille haben in
ihrer Arbeit über die gegenseitige Einwirkung der Kupferoxydulsalze und der
Silberoxydsalze nachgewiesen, daß eine Lösung von Chlorsilber in Ammoniak mit einer
Lösung eines Kupferoxydulsalzes einen Niederschlag von metallischem Silber gibt,
dessen Gewicht der Quantität des in der Lösung enthaltenen Kupferoxyduls
proportional ist. Ich habe mehrere Versuche angestellt, um diese Reaction zur
quantitativen Bestimmung des Traubenzuckers zu verwerthen, und blieb bei dem
nachfolgenden Verfahren stehen:
1 Decigramm Rohrzucker, in Traubenzucker umgewandelt, wurde einer Lösung von
weinsaurem Kupferoxyd-Kali zugesetzt, dann das Gemisch in einem Glaskölbchen
zum Sieden erhitzt. Es entstand ein Niederschlag von Kupferoxydul, welchen ich in
Salzsäure löste; die erhaltene Lösung wurde stark ammoniakalisch gemacht und dann in
ein Becherglas gegossen, welches eine Lösung von salpetersaurem Silberoxyd in
Ammoniak enthielt. Das Gewicht des ausgefällten metallischen Silbers betrug 0,314
Grm.; bei drei anderen Versuchen erhielt ich 0,316, 0,314, 0,315 Grm. Die Theorie
verlangt 0,315 Grm.; das Verfahren ist daher für die quantitative Analyse brauchbar;
1 Aequivalent Traubenzucker entspricht 5 Aequivalenten metallischen Silbers, oder
100 Th. Traubenzucker entsprechen 300 Th. Silber, und 100 Th. Rohrzucker 316 Th.
Silber. (Comptes rendus, t. LXXIII p. 1397; December 1871.)
Prüfung des peruvianischen Balsams auf seine Reinheit.
Auf die Prüfung des peruvianischen Balsams sehen wir uns
veranlaßt, besonders aufmerksam zu machen. Man kann annehmen, daß 2/3 der
Handelssorten kein reiner peruvianischer Balsam sind, wobei sehr wohl zugegeben
werden kann, daß die Verfälschung nicht in letzter Hand vorgenommen wird. Die
Prüfung ist sehr leicht:
Löst man nämlich 1 Theil Kochsalz in 5 Theilen Wasser, so erhält man eine
Flüssigkeit von 1,125 spec. Gewicht. Der peruvianische Balsam zeichnet sich aber vor
allen anderen Balsamen, resp. fetten Oelen, mit welchen er verfälscht werden könnte,
durch sein hohes spec. Gewicht von 1,140 bis 1,160 aus, und hierin liegt auch seine
Prüfung. Nimmt man auch an, daß der Perubalsam in Folge verschiedener
Herstellungsmethoden nicht ganz das Gewicht von 1,140 bis 1,160 erreichte, so muß
wenigstens die Anforderung gestellt werden, daß er schwerer als 1,125 ist, d.h. also
es muß, wenn man einen Tropfen davon in jene oben erwähnte Kochsalzlösung fallen
läßt, derselbe untersinken. – Von vier Sorten, welche wir in dieser Weise
prüften, entsprach nur eine einzige dieser Anforderung; es ist dieß gleichzeitig ein
Beweis, daß der allenfalls denkbare Einwand, der gegenwärtige Perubalsam sey an sich
specifisch leichter als der in früheren Zeiten, nicht stichhaltig ist.
Der ächte schwere Balsam ist also im Handel vorhanden, somit auch zu erlangen, man
weise nur den leichten ganz einfach zurück. (Apotheker-Zeitung, 1871, Nr.
43.)
Verfahren zum Entkletten der Wolle.
Man füllt ein hölzernes Gefäß mit lauwarmem Wasser, löst in diesem auf je 10 Pfd.
Waare 2 Pfd. Alaun und setzt dann dem Wasser so viel Schwefelsäure zu, daß die
Flüssigkeit 6° Baumé schwer wird. In das so hergestellte schwach saure
Bad bringt man die gewaschene Stückwaare und läßt sie so lange darin liegen, bis man
an der eingenähten Nummer des Stückes oder an größeren Kletten die Wirkung der Säure
wahrgenommen hat. Hierauf wird die Waare aufgeschlagen und behufs gründlichen
Ablaufens längere Zeit liegen gelassen. Man trocknet dann in einem möglichst heißen
Raum und befreit sie hierauf in einer leichten Rauhmaschine oder scharfen
Bürstmaschine von den gänzlich zerstörten Kletten. Nun erst wird die Waare nach
Vorschrift eingewalkt und kann dann zu jeder beliebigen Farbe verwendet werden.
Durch Erwärmen des Säurebades kann man allerdings eine radicalere Wirkung erzielen,
doch wird dann auch leicht die Wollfaser angegriffen. Es ist also beim Einsäuren die
größte Vorsicht anzuwenden. Stückwaare, welche baumwollene Kette hat, darf
selbstverständlich diesem Proceß nicht ausgesetzt werden, da in solchem Fall mit den
Kletten auch die Kette zerstört würde; hier müssen die Kletten schlechterdings
fortgefärbt werden. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr.
2.)
Ueber die in England bezüglich der Verwendung der
Cloakenstoffe als Dünger angestellten Erörterungen.
Wie früher mitgetheilt wurde,Man s. den „Bericht über die in England angewandten Verfahren zum
Reinigen von Schleusenwässern auf chemischem Wege behufs der
Düngergewinnung“ im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S.
373. hat die British Association ein Comité
von Chemikern und Ingenieuren zur Erörterung des in der Ueberschrift erwähnten
Gegenstandes gebildet. Dieses Comité hat seine Arbeiten während des Jahres
1870 mit vielem Eifer fortgesetzt. Der ziemlich gedrängt abgefaßte Bericht erfuhr
auf der Versammlung der British Association in Edinburg
(1871) weit weniger Opposition, als auf der früheren in Liverpool; bloß eine oder
zwei Stimmen erhoben sich, um das Dry-Closet-System zu preisen, und für die Vortheile von
Präcipitationsmethoden trat diesesmal gar kein Kämpe auf. Trotzdem die
Untersuchungen des Comité's im vergangenen Jahre bereits weit genug gediehen
waren, um mit Entschiedenheit behaupten zu können, daß die beste Verwendungsweise
des Cloakeninhaltes die mittelst Berieselung sey, und daß demzufolge das Water-Closet-System das
empfehlenswertheste sey, wurde doch – wahrscheinlich aus Rücksicht auf die
vielen gegnerischen Stimmen – im Gange der letzten Arbeiten noch einmal dem Dry-Closet-Systeme und der
Präcipitationsmethode Aufmerksamkeit zugewendet. Eine specielle Erhebung in
Lancaster durch Dr. Corfield
ergab wenig Günstiges für das obige System. Von den vielen früher schon beobachteten
Niederschlagsmethoden wurde das der HHrn. Forbes und Price einer erneuerten Prüfung unterzogen. Der Proceß
wird in Tottenham im Großen ausgeführt Ein Theil der Londoner Cloakenmasse wird
daselbst in Bassins von etwa 150000 Gallons Inhalt gepumpt, und während des
Einlaufens in diese großen Behälter wird der Schlamm erst mit phosphorsaurer
Thonerde und nachher mit Kalkmilch vermengt. Der Kalk dient zum Niederschlagen
überschüssiger Phosphorsäure. Nach dem Absitzen der Mischung wird das überstehende
Wasser vollkommen klar und geruchlos gefunden; allein es enthält so viel Ammoniak,
wie gewöhnliche verdünnte Cloakenmasse; doch ist es frei von Salpeter- und
Salpetrigsäure, Schwefelwasserstoff und Phosphorsäure. Der Bodensatz in den Bassins
ist auch ganz geruchlos und bleibt so, selbst nach längerem Stehenlassen an der
Luft. Der Vortheil dieses Verfahrens besteht somit in der Zerstörung der üblen
Gerüche; sonst sind hier dieselben Mängel, wie bei den meisten anderen
Präcipitationsmethoden; der resultirende Dünger entbehrt des werthvollen Ammoniaks,
und die Abzugswässer sind zu schlecht um in einen reinen Fluß geleitet werden zu
können. Unter den bei der Versammlung zu Liverpool vorgebrachten Einwendungen gegen
das directe Berieselungssystem war auch die von Dr. Cobbold gemachte Behauptung, daß die Eier gewisser
Eingeweidewürmer durch den Cloakendünger auf die Felder gebracht und dann mit den
auf denselben gewachsenen Futterpflanzen in das Mastvieh eingeführt würden. Es wurde
nun ein Ochse, der ein Jahr lang ausschließlich mit von Versuchsfeldern kommenden
Gräsern gefüttert worden war, geichlachtet, und seine Eingeweide etc., von den HHrn.
Cobbold, Corfield und Marshal sorgfältig untersucht. Keine Spur von Parasiten konnte entdeckt
werden. Die fortgesetzten Beobachtungen über die Irrigationsversuche schlossen
diesesmal auch die Temperatur der durch den Boden filtrirten Wässer ein. In der
Regel sind die Abzugswässer kühler, als die Cloakenwässer. Allein in Fällen wo die
Filtration durch den Boden eine ungenügende gewesen (wenn z.B. zu viel
Cloakenflüssigkeit in einer bestimmten Zeit durch dasselbe Bodenstück getrieben
worden war), war die Temperatur der abfließenden Wässer dieselbe, wie die der
zuströmenden, ja in einzelnen Fällen sogar einen halben Grad höher. Natürlich
enthalten diese Wässer dann auch reichlich Ammoniak und organische Stoffe. Die
Ernte-Resultate auf den verschiedenen Versuchsstationen waren auch Heuer
überraschend günstig. Die Ergebnisse der bis heute gemachten Erfahrungen weisen
somit zu dem schon im Jahre 1870 gewonnenen Schlusse, daß der durch die Cloaken der
Städte passirende Dünger nur mittelst Berieselung vortheilhaft auf die Felder
gebracht werden kann; während der Boden bei dieser Behandlungsart alle werthvollen
Bestandtheile der Cloakenmasse erhält, werden den Wohnhäusern durch die
Wasser-Closets Reinlichkeit und Bequemlichkeit gesichert. Das Einzige,
welches hier noch nicht als günstig zu betrachten ist, sind die Kosten. Allein die
bisherigen Experimente, wenn gleich ausgedehnt genug zur Entscheidung anderer
Punkte, mögen vielleicht noch zu beschränkt gewesen seyn, um die ökonomische Frage
zu beantworten. Sollte es sich aber auch herausstellen, daß dieses Verfahren den
Städten mehr aus- als eintragen würde, so ist es doch, wenn man auf die
Sanitätsverhältnisse Rücksicht nimmt, immerhin das einzig empfehlenswerthe. Die
Stadtgemeinden zahlen für Beleuchtung, für Straßenkehren; warum soll die Reinhaltung
der Luft, die wir athmen, der Flüsse, deren Wasser wir trinken, nicht ein legitimer
Posten im communalen Budget seyn? (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu
Berlin, 1871, Nr. 15.)