Titel: | Ueber die Kali- oder Schmierseifen, ihre Verfälschungen, und die daraus beim Gebrauch entstehenden Nachtheile; von Dr. Herm. Vohl in Cöln. |
Autor: | Hermann Vohl |
Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. XVII., S. 54 |
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XVII.
Ueber die Kali- oder Schmierseifen, ihre
Verfälschungen, und die daraus beim Gebrauch entstehenden Nachtheile; von Dr. Herm. Vohl in Cöln.
Vohl, über die Schmierseifen, ihre Verfälschungen und die daraus
beim Gebrauch entstehenden Nachtheile.
Die weichen oder Schmierseifen sind Kaliseifen, welche man aus an Stearinsäure oder
Margarinsäure armen Samen- und Thierfetten bereitet. Auch das bei der
Stearinfabrication abfallende, mehr oder minder stearinsäurehaltige Olein benutzt
man vielfach zur Darstellung derselben.
Die Wahl der zur Bereitung der Schmierseife zu verwendenden Fettsubstanz hängt fast
lediglich vom Marktpreise derselben ab, obgleich auch die Jahreszeit in einer
Hinsicht dem Fabrikanten die Wahl normirt.
Der Fabrikant macht nämlich bei der Verwendung der Samenöle in Bezug auf die
Jahreszeit einen Unterschied, und theilt die Oele in warme
oder weiche und in harte oder kalte ein.
Erstere, die warmen oder weichen Oele, wozu das
Lein-, Leindotter- und Hanföl gehören, bilden eine Seife welche bei
der Winterkälte keine oder nur wenige krystallinische,
die Seife trübe machende stearin- oder margarinsäurehaltige Verbindungen
ausscheidet, wohingegen die kalten oder harten Oele diese
Unart, d.h. die entgegengesetzte Eigenschaft
besitzen. Zu den letzteren Samen- und Thierölen gehören das Kohlsaat-
und Rübsamenöl und Thran, welche deßhalb vorzüglich im Sommer ihre Verwendung
finden. Aus demselben Grunde wird auch das Olein der Stearinfabriken vorzugsweise im
Sommer angewendet.
Schon die Art und Weise der Darstellung der Schmierseifen gibt sofort zu erkennen,
daß sie anders wie die Natronseifen zusammengesetzt sind, weil bei letzteren häufig
durch das Aussalzen, resp. Abscheiden der Unterlauge das Glycerin aus der
Seife abgeschieden wird, welches niemals bei Kali- oder Schmierseifen
stattfindet und dadurch dieselben glycerinhaltig sind,
wenn sie direct aus Pflanzen- oder Thierfetten dargestellt wurden.
Selbstverständlich enthalten die aus Olein, resp. Oleinsäure dargestellten
Schmierseifen kein Glycerin.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Glyceringehalt den Schmierseifen Eigenschaften
ertheilt welche einen gewissen Einfluß bei der Anwendung derselben, z.B. beim Walken
der Tücher ausüben und welche den aus Fettsäuren direct dargestellten Seifen
abgehen. Die glycerinhaltigen Seifen sind stets schärfer und fettärmer wie die
Oleinseifen. Aus diesem Grunde mag wohl die Ansicht vieler Tuchfabrikanten
gerechtfertigt seyn, daß die aus Pflanzen- und Thierfetten direct bereiteten
Seifen beim Walken der Tücher einen minder günstigen Effect hervorbringen, wie
diejenigen welche aus Olein bereitet wurden.
Dieser Glyceringehalt bedingt, wie schon angegeben, den geringeren Fettgehalt der aus
Pflanzen- und Thierfetten direct bereiteten
Schmierseifen, den ausgesalzenen Seifen und Oleinseifen gegenüber.
Der Gebrauch der Schmierseifen zu Haushaltungszwecken und in der Industrie ist
mannichfaltig und weit verbreitet, daher denn auch die Darstellung derselben einen
wichtigen Fabricationszweig bildet. Der Verbrauch zu Haushaltungszwecken allein ist
schon ein enormer, weßhalb wir denn auch allerorten Seifenfabriken entstehen sehen,
wo nur einigermaßen die Bevölkerung dicht wird.
Was die Darstellung selbst betrifft, so hat sie sich im Laufe der Zeit nur wenig
geändert, wenn man nicht die vortheilhaftere Darstellung der Laugen und die
Anwendung fertig gebildeter Fettsäuren als wesentliche Veränderungen der
Fabricationsmethode ansehen will.
Auch hat man die Fettsäure und das Kali zu surrogiren versucht; erstere suchte man
theilweise durch Harz, letzteres zum Theil durch Natron zu ersetzen.
Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß man bei den Schmierseifen einen Theil der
Fettsäure durch Harz (Harzsäuren) ersetzen kann, ohne die Güte der Seife, resp. den
Effect merklich zu beeinträchtigen und es kann, wenn es sich eben nicht um eine
reine Oelseife handelt, der Harzzusatz nicht gerade als eine Verfälschung der
Schmierseife angesehen werden. Das Harz, resp. die Harzsäuren surrogiren bis zu
einer gewissen Grenze die Fettsäuren in dieser Hinsicht.
Im Allgemeinen kann man annehmen daß ein Zusatz von 10 Proc. Harz zu dem zu
verseifenden Oel, welchem ein Harzgehalt in der Seife von circa 4 Proc. entspricht, die Qualität der Seife bezüglich des Effectes
nicht alterirt, daß jedoch ein Zusatz von 15 Proc. Harz zu dem Oele das Maximum ist
welches man bei reinen Oelseifen anwendet, wohingegen bei den mit Wasserglas und
Stärkemehl verfälschten Fabricaten oft ein Harzzusatz von 25 Proc. gemacht wird.
Was den Ersatz des Kalis in der Schmierseife durch Natron anbetrifft, so
beeinträchtigt er die Güte der Seife in keiner Weise; derselbe ist jedoch sehr
beschränkt (besonders im Winter), da durch die Bildung einer festen Natronseife das
Fabricat trüb wird, von seiner Transparenz verliert und sein empfehlendes Aeußere
theilweise einbüßt.
Wie schon bemerkt, wird der Effect der Seife durch einen geringen Sodazusatz nicht
alterirt. Ich habe viele Schmierseifen untersucht, welche bei einem Natrongehalt von
1,5 bis 2 Proc. von ihrem Glanz, ihrer Transparenz und ihrem guten Aeußeren nichts
verloren hatten, und deren Qualität als „vorzüglich“ zu bezeichnen war.
Der Zusatz von Harz oder Soda zu den Schmierseifen kann demnach nicht als eine
Verfälschung angesehen werden, insofern die Güte der Seife und der durch dieselbe zu
erzielende Effect nicht geschmälert wird; dagegen sind andere Zusätze, welche den
Wassergehalt erhöhen und den Fettgehalt beeinträchtigen, unzweifelhaft als
Verfälschungen anzusehen und demnach zu verwerfen.
Die Zusätze welche man den Schmierseifen gibt, um das Gewicht der Ausbeute zu
vermehren resp. den Wassergehalt zu erhöhen, bestehen aus kieselsauren Alkalien (Wasserglas), Stärkemehl
(Kartoffelstärkemehl oder die geringste Weizenstärkesorte) und Infusorienerde. Viele Fabrikanten begnügen sich mit dem Zusatz eines dieser Verfälschungsmittel, andere dagegen wenden
mehrere und häufig sogar alle
zugleich an.
Durch diese Zusätze wird es dem Fabrikanten möglich, von 100 Pfd. Oel eine Ausbeute von 370 Pfd. und
selbst über 400 Pfd. Seife zu erzielen, wohingegen bei einem reellen Verfahren nur circa
240 Pfd. gute Schmierseife zu erzielen sind.
Der Schaden welcher dem Konsumenten durch diese Verfälschungen erwächst, besteht
nicht nur darin daß er für sein gutes Geld eine schlechte Waare erhält, sondern es
werden bei der Anwendung dieser verfälschten Seife die Gewebe theils mechanisch, theils chemisch
angegriffen und die Haltbarkeit derselben beeinträchtigt; auch wirken derartige
Schmierseifen durch ihre bedeutende Causticität nachtheilig auf die Farben ein, so
daß in manchen Fällen dieselben vollständig zerstört werden.
Man kann im Allgemeinen annehmen, daß die mit kieselsauren
Alkalien verfälschten Schmierseifen sowohl durch ihre Causticität wie auch durch die mechanische
Einwirkung der ausgeschiedenen Kieselsäure beim Waschen oder Walken einen
schädlichen Einfluß auf die Gewebe ausüben, indem die ausgeschiedene Kieselsäure als
ein wahres Schleifmittel beim Waschen der Zeuge die Oberfläche der Gespinnstfaser
irritirt und die verletzte Epithelialschicht dadurch dem Einfluß der Alkalien
schneller unterliegt, daß dagegen die nur mit Stärkemehl verfälschten Schmierseifen
bloß durch ihre Causticität auf die Zeuge schädlich einwirken.
Die Pflanzenfasern, Leinen-, Hanf- und
Baumwollgespinnste leiden zwar von der mechanischen Einwirkung der Kieselsäure,
dagegen sind sie dem nachtheiligen Einfluß der Causticität weniger unterworfen,
weßhalb auch die Schmierseifen welche nur mit Stärkemehl
verfälscht sind, bei diesen Stoffen keinen erheblichen Schaden bringen.
Wollen- und Seidenstoffe leiden jedoch in hohem
Grade bei der Anwendung der verfälschten Seifen; bei diesen Stoffen wirkt außer der
mechanischen Einwirkung auch die Causticität im höchsten Grade verderblich ein.
Um den nachtheiligen Einfluß der verfälschten Schmierseifen beim Waschen
festzustellen, wurden nachfolgende Versuche angestellt.
Einwirkung auf Leinen- und
Baumwollstoffe.
Die zu diesen Versuchen angewandte Schmierseife war eine mit Wasserglas und
Stärkemehl stark verfälschte Seife. Sie enthielt in 100 Gewichtstheilen:
Fettsäure
27,2300
Kali
8,8303
Natron
0,1146
Kieselsäure
1,2967
(davon waren 0,2663 Gewichtsth. Infusorienerde)
Stärkemehl
15,1699
Wasser
47,3420
––––––––
99,9835
Verlust
0,0165
––––––––
100,0000
Zu den Versuchen wurden reine Leinen- und Baumwollgewebe verwendet, welche
durch kaltes und heißes Ausziehen mit Malzauszug und zuletzt mit destillirtem Wasser
von der Schlichte und der Appretur befreit worden waren.
Die einzelnen Stücke hatten eine Größe von 1/16 Quadratmeter. Sie wurden in eine
60° C. warme Auflösung der Seife gebracht und nach einer Einwirkung von circa einer halben Stunde gewaschen, und in destillirtem
Wasser ausgewaschen und dann getrocknet.
Beim Einäschern ergaben sowohl die Leinen- wie auch die Baumwollgewebe einen bedeutenden Kieselerdegehalt, den sie früher nicht
besaßen, so daß dadurch festgestellt wurde, daß die Fasern mit Kieselsäure
gleichsam imprägnirt worden waren.
Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß ein solches Gewebe beim Gebrauche einem
stärkeren Verschleiß unterworfen seyn wird, weil die zwischen den einzelnen Fasern
abgelagerte Kieselsäure durch ihre rauhe und harte Beschaffenheit, die
Epithelialschicht bedeutend irritiren wird und so den Verschleiß beschleunigt.
Die beim Waschen und Auswaschen der Zeuge zurückgebliebenen Laugen wurden mit
verdünnter Essigsäure übersättigt und mit einem gleichen Volumen Canadol in einem
Scheidetrichter durchgeschüttelt.
Die trübe wässerige Flüssigkeit, welche die ausgeschiedene Kieselerde neben
Stärkemehl und die Pflanzenfasern enthielt, wurde in
einem Becherglase zur Klärung bei Seite gesetzt und der mit destillirtem Wasser
ausgewaschene Niederschlag unter dem Mikroskop bei circa
400facher Vergrößerung Weiler untersucht.
Es wurden neben amorpher Kieselsäure, Stärkemehlkügelchen und Stärkemehlhülsen, bei
dem Baumwollzeuge die charakteristischen gewundenen Baumwollfasern erkannt, welche
auf ihrer Oberfläche eine Rauheit, an manchen Stellen
eine vollständig unebene wollige Oberfläche zeigten, ein
Beweis daß durch das Reiben und Waschen die Epithelialschicht der Baumwolle durch
die harte und rauhe Kieselsäure angegriffen worden war. Bei der Leinwand fand man im
Waschwasser ebenfalls unter dem Mikroskope die charakteristischen hohlen cylindrischen Faserbündel; auch diese waren auf
ihrer Oberfläche mit Einschnitten und wolligen Fasern
bedeckt, so daß auch hier eine mechanische Einwirkung nicht zu verkennen war.
Die Gegenprobe wurde mit denselben Zeugen und einer reinen
Oelschmierseife angestellt, und auch nicht die geringste mechanische
Einwirkung auf die Pflanzenfaser wahrgenommen.Ich kann es nicht unterlassen, hier darauf aufmerksam zu machen, daß die aus
einer mit kieselerdehaltiger Seife gewaschenen Leinwand gezupfte Charpie
einen höchst nachtheiligen Einfluß auf den Zustand der Wunden ausübt. In
einem concreten Falle wurde bei einem Verwundeten Charpie angewandt welche
aus reiner Leinwand hergestellt war. Jedesmal
wenn der Verwundete in seinem Quartier sich einen Verband mit
der im Hause verfertigten Charpie anlegte, nahm die Wunde einen höchst
entzündlichen Charakter an, wohingegen der im Spital dem Verwundeten
gemachte Verband diese Wirkung nicht zeigte.Bei einer genauen chemischen Untersuchung zeigte sich nun, daß die Charpie in
dem Quartier des Verwundeten einen bedeutenden Kieselsäuregehalt besaß,
welcher der Spital-Charpie fehlte; auch unter dem Mikroskop ließen
sich bei ersterer die mechanisch zerschlissenen und wolligen Oberflächen der
Fasern leicht erkennen, wohingegen bei der Spital-Charpie die
Faserbündel fast noch in ihrer primitiven Form vorkamen. Weitere
Nachforschungen ergaben, daß in dem Quartier des Verwundeten die Leinwand
vorher mit einer sehr kieselsäurehaltigen Seife gewaschen worden war.
Einwirkung auf Wollen- und
Seidenstoffe.
Wie schon erwähnt, leiden die Wollen- und Seidenstoffe in einem hohen Grade,
wenn sie mit kieselsäurehaltiger oder mit Stärkemehl versetzter Seife gewaschen
werden. In ersterem Falle tritt zu der caustischen Einwirkung noch die mechanische
Zerstörung, welche durch das Erweichen der Epithelialschicht durch die Alkalien
begünstigt wird.
Es wurden zur Untersuchung ungefärbte und ungeschwefelte Zeuge von reiner
Merino-Wolle ganz in derselben Weise wie bei der Leinwand und Baumwolle
verwendet.
Auch wurde dieselbe mit Kieselsäure und Stärkemehl verfälschte Seife angewendet,
jedoch vorher auf einen Gehalt an Schwefelalkalien vorsichtig geprüft.
Zu dem Ende wurde die fragliche Seife in ihrem 10- bis 12fachen Volumen warmen
destillirten Wassers gelöst und diese Lösung mit reinem
Chlornatrium im Ueberschuß versetzt. Die ausgeschiedene Natronseife wurde abfiltrirt
und das Filtrat mit Nitroprussidnatrium auf einen Schwefelgehalt geprüft. Diese
Seife ergab keine Spur eines Schwefelalkaligehaltes.
Bezüglich des Schwefel-, resp. Schwefelalkaligehaltes der Schmierseifen ist zu
bemerken, daß derselbe nur ein zufälliger ist und entweder von der Potasche oder der
Soda, oder von dem Oele herrühren kann. Letzteres ist dann der Fall, wenn das
Samenöl durch Extraction vermittelst Schwefelkohlenstoff dargestellt wurde.Man sehe: Vohl, über die Extraction der Samen
behufs Gewinnung von Speise-, Brenn- und Schmierölen, im
polytechn. Journal, 1866, Bd. CLXXXII S. 319.
Eine directe Bestimmung der Abnutzung der Stoffe durch diese verfälschten
Schmierseifen in Folge von Gewichtsabnahme ist, wie wir bei der Baumwolle und dem
Leinen gesehen haben, deßhalb unausführbar, weil die Zeuge Kieselsäure aufnehmen und
in manchen Fällen dieselben nach dem Waschen und Trocknen (bei 100° C.) mehr
wie vor dem Waschen wiegen. Es mußte deßhalb der Nachweis bei den Ersteren lediglich
durch das Mikroskop erbracht werden.
Bei den Wollenstoffen tritt jedoch der Umstand ein, daß die abgeschliffenen Theile
sich zum größten Theil in der caustischen Seifenlauge auflösen und man deßhalb im
Stande ist, den nachtheiligen Einfluß der Seife mit großer Bestimmtheit chemisch nachzuweisen.
Die Zeuge wurden vorher mit einer lauwarmen Auflösung von Olivenölseife behandelt und
mit destillirtem Wasser vollständig ausgewaschen.
Bezüglich des in der Wolle enthaltenen Schwefels muß ich noch bemerken, daß der
sogenannte active Schwefel aus derselben nach dem
Verfahren von Chevreul entfernt worden war, so daß ein
Auftreten von freiem Schwefel nur durch Zerstörung der Wollsubstanz bedingt seyn
konnte.
Liefert demnach die Seifenlauge welche zur Behandlung des Wollenstoffes benutzt
worden ist, eine Reaction auf freien Schwefel, so hat die
Seife unzweifelhaft eine zerstörende Einwirkung auf die
Wollfaser (Wollsubstanz) ausgeübt. Auch muß alsdann die filtrirte Lauge, zur Trockne abgedampft und mit Natronkalk behandelt, eine
Reaction auf Ammoniak geben, wodurch die Auflösung, resp. Zerstörung der Wollfaser
abermals nachgewiesen wird, indem das sich bildende Ammoniak nur von dem in der
Wolle enthaltenen Stickstoff herrühren kann.
Zum Versuch, um zu bestimmen in welcher Weise die mit Kieselsäure und Stärkemehl
verfälschte Schmierseife auf die Wollenzeuge einen schädlichen Einfluß hinsichtlich
der Haltbarkeit derselben ausübt, wurde 1/16 Quadratmeter großes Stück mit einer 40
bis 45° C. warmen Auflösung der fraglichen Schmierseife circa 1/2 Stunde sich selbst überlassen, alsdann
gewaschen, in destillirtem Wasser ausgespült und bei gelinder Wärme getrocknet.
Die gebrauchte Seifenlauge wurde mit reinem Kochsalz übersättigt und die
ausgeschiedene Natronseife durch Filtration getrennt.
Die eine Hälfte des Seifenlaugefiltrates wurde in einer Retorte bei guter Kühlung der
Destillation unterworfen und ein Destillat erhalten, welches stark alkalisch reagirte und durch den bloßen Geruch schon das Ammoniak
erkennen lieh.
Das Destillat wurde mit Chlorwasserstoffsäure neutralisirt und nach Zusatz von
Platinchlorid im Wasserbade zur Trockne verdampft. Es wurde ein ziemlich bedeutender
krystallinischer Rückstand von Ammoniumplatinchlorid
erhalten, woraus die Bildung von Ammoniak aus der Wolle
unzweifelhaft schon hervorging. Der Rückstand in der Retorte wurde zur
Trockne verdampft und alsdann mit Natronkalk in der Glühhitze behandelt. Es trat
hier abermals eine
neue Portion Ammoniak
auf, welche wie vorhin mit Platinchlorid nachgewiesen wurde. Aus den Ergebnissen
dieses Versuches allein geht schon evident die Zerstörung der Wollfaser durch diese
Seife hervor.
Die andere Hälfte des Seifenlaugefiltrates wurde mit Nitroprussidnatrium auf freien
Schwefel, resp. Schwefelalkalien geprüft. Es trat eine prächtig blau violette Farbe der Flüssigkeit ein, wodurch
unzweifelhaft die Gegenwart von freiem Schwefel
nachgewiesen wurde. Dieser freie Schwefel konnte nur von der Zersetzung und
Zerstörung der Wollfaser herrühren.
Eine Gegenprobe welche mit reiner Schmierseife angestellt wurde, gab nur Spuren von Ammoniak und Schwefel.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß man den Verlust welchen ein Wollenstoff durch
derartig verfälschte Seifen erleidet, durch die Bestimmung des Stickstoffes (als Ammoniak) in der filtrirten Lauge ziemlich genau quantitativ bestimmen kann. Ich habe diese Bestimmung
jedoch hier unterlassen, weil ich bei den Untersuchungen der
Walk- und Auswaschseifen (Oekonomieseifen) darauf zurückkommen und
den quantitativen Verlust angeben werde.
Die mit der fraglichen Seife gewaschenen Wollfasern zeigten unter dem Mikroskop
nachfolgendes Aeußere.
Die einzelnen Wollfasern hatten fast alle die schuppenartige,
kannenzapfförmige Bildung ihrer Epithelialschicht fast vollständig verloren;
viele Cylinder waren aufgeschlitzt oder gespalten, und die Oberfläche netzartig
zerfressen und mit dunkelgelben Flecken bedeckt.
Der gewaschene Wollenstoff hinterließ bei der Verbrennung eine sehr
kieselsäurehaltige Asche, welche 0,613 Proc. betrug, wohingegen der ursprüngliche
Stoff einen Aschengehalt von 0,577 Proc. zeigte. (Die Stoffe waren jedesmal bei
100° C. getrocknet worden.)
Aus den Ergebnissen meiner Versuche geht demnach hervor, daß die Wollenstoffe durch
das Waschen mit diesen verfälschten Seifen bedeutend leiden, insofern einerseits die
eigentliche Wollsubstanz angegriffen und zerstört, der Rückstand beim Trocknen
spröde und brüchig wird, andererseits durch das Waschen (Reiben) bei Gegenwart der
freien Kieselsäure die aufgelockerte Epithelialschicht mechanisch zerstört wird und
somit der Haltbarkeit der Zeuge bedeutenden Einbruch thut.
Es geht ferner daraus hervor, daß derartig verfälschte Seifen nicht zum Walken der Wollenzeuge angewandt
werden dürfen.
Ferner ist zu bemerken, daß durch Aufnahme von ausgeschiedener Kieselsäure, welche
sich zwischen den einzelnen Wollfasern lagert, ein
schnellerer Verschleiß, also eine geringere Haltbarkeit bedingt wird, weil eben die harte und rauhe
Kieselsäure die Abnutzung der einzelnen Fasern und Fäden beschleunigt.
Der offenbare Schaden welcher dem consumirenden Publicum durch die betrügerischen
Verfälschungen der Schmierseifen mit Wasserglas, Stärkemehl und Infusorienerde
erwächst, erfordert ein strenges Einschreiten gegen dieses unreelle Treiben und
macht es jedem Fachmanne zur Pflicht, das Publicum in dieser Hinsicht aufzuklären
und zu warnen.
Prüfung der Schmierseife.
Da man durch bloßes Ansehen den Werth der Schmierseife nicht bestimmen kann und bei
dem Gebrauch derselben der eigentliche nutzbringende Effect nur von dem Gehalt an fettsaurem Kali abhängig
ist, so kommt es bei unverfälschten Fabricaten nur darauf
an, den Gehalt an eigentlicher Seifensubstanz, resp. die
Fettsäure und das Kali direct zu bestimmen und aus dem Verlust den Wasser-, resp. den Wasser-
und Glyceringehalt zu berechnen.
Um den Gehalt der Seife zu bestimmen, ist es deßhalb vorab nothwendig, die Reinheit
oder die Verfälschungen des Fabricates nachzuweisen, d.h. also dieselbe einer
Vorprüfung (einer qualitativen Analyse) zu unterwerfen.
Vorprüfung.
Die zu untersuchende Seife wird in warmem destillirtem
Wasser gelöst. Löst sich die Seife klar und ohne Rückstand auf, so ist dieses ein
gutes Zeichen, denn es schließt eine geflissentliche Zumischung von unlöslichen
Substanzen, Thon, Infusorienerde etc. aus; scheidet sich nach längerer Zeit eine
geringe Menge eines blauen, schwarzen oder grünlichen
Niederschlages ab, so ist dieser nicht von einer geflissentlichen Verfälschung
herrührend zu betrachten, sondern dem der Seife zugesetzten Färbemittel (Indigo,
Schwärze oder Schwefeleisen) zuzuschreiben.
Man versetzt nun die klare Lösung mit verdünnter Salzsäure bis zur stark sauren
Reaction und beobachtet ob die Neutralisation unter Aufbrausen stattfand
(Kohlensäure), und ob das entweichende Gas einen Geruch nach faulen Eiern verbreitet
und Bleipapier schwärzt (Schwefelwasserstoff). Ist Letzteres der Fall, so muß wie
schon früher angegeben ein directer Nachweis der Schwefelalkalien mit
Nitroprussidnatrium erbracht werden.
Bei dieser Neutralisation scheidet sich zuweilen ein hellblauer Niederschlag aus,
welcher von einem Cyan-, resp. Ferrocyangehalt der Seife herrührt. Wird nämlich zur
Bereitung der Seife eine Potasche benutzt welche aus Schlempekohle bereitet wurde,
so enthält sie fast immer Cyankalium, welches in Berührung mit metallischem Eisen
oder Schwefeleisen sich in Ferrocyankalium (Blutlaugensalz) verwandelt und bei der
Zersetzung der Seife mit einer Säure die Ausscheidung der Eisencyanverbindung
hervorruft.
Der Gehalt an Ferrocyan bringt keinen Schaden hervor. Auch kann ein Ferrocyangehalt
der Seife hervorgerufen werden, wenn von unwissenden Fabrikanten der zum Färben der
Schmierseife anzuwendende Indigo durch Berliner- oder Mineralblau ersetzt
wird. Diese beiden Verbindungen bringen jedoch die gewünschte Färbung nicht hervor,
weil durch die Einwirkung des Kalis sich unter Abscheidung von braunem
Eisenoxydhydrat, Blutlaugensalz bildet. Beim Zusatz einer starken Säure tritt die
Rückbildung der blauen Farbe wieder ein.
Nachdem die Seifenlösung mit Salzsäure zersetzt ist, welche Operation man
vortheilhaft in einem mit Glashahn versehenen Glasscheidetrichter vornimmt, setzt
man der Flüssigkeit Canadol zu und schüttelt das Gemisch kräftig. Nachdem sich das
Canadol, welches die Fettsäuren und auch einen Theil des
Harzes gelöst enthalten kann, klar abgeschieden hat, läßt man vermittelst, des
Glashahnes die saure wässerige Flüssigkeit ablaufen.
Von dieser sauren Flüssigkeit versetzt man eine mit Wasser verdünnte Probe in einem
Proberöhrchen mit einem Tropfen Jodwasser oder mit einer
schwachen Auflösung von Jod in Jodkalium. Entsteht eine dunkel
veilchenblaue oder violettrothe Färbung, so enthält die Seife unzweifelhaft
Stärkemehl.
Den Rest der sauren Zersetzungsflüssigkeit dampft man im Wasserbade vorsichtig zur
Trockne ein, befeuchtet den Rückstand mit reiner starker Salzsäure und verjagt den
Ueberschuß durch gelindes Erwärmen im Wasserbade.
War die Seife mit Stärke verfälscht, welches ja schon durch Jod nachgewiesen wurde,
so nimmt beim Eindampfen der Rückstand eine dunkelbraune Farbe an, unter
Ausscheidung einer humusähnlichen Substanz und unter Verbreitung eines
eigenthümlichen faden Geruches, welcher, wenn
Kartoffelstärke angewandt wurde, dem bei der Traubenzuckerbereitung aus
Kartoffelstärke sich einstellenden frappant ähnlich ist.
Man bringt den Abdampfniederschlag vermittelst destillirten Wassers auf ein Filter
und süßt denselben vollständig aus.
Der Niederschlag wird nun getrocknet und im Platintiegel verbrannt. Bleibt ein weißer
leichter Rückstand, so war Kieselsäure in der Seife vorhanden, d.h. sie war mit Wasserglas oder Infusorienerde, oder mit beiden zugleich
verfälscht. Die Beantwortung der Frage, ob Wasserglas, Infusorienerde oder beide
zugleich zur Verfälschung verwendet wurden, kann nur das Mikroskop geben.
Bei einer hinreichend starken Vergrößerung (400facher) erkennt man sofort die
charakteristischen Kieselpanzer, wenn Infusorienerde vorhanden ist, wohingegen die
aus dem Wasserglas ausgeschiedene Kieselsäure sich formlos zeigt.
Das von dem Niederschlag erhaltene Filtrat wird im Wasserbade zur Trockne
eingedampft, der Rückstand (A) mit einer Mischung von
Aether und Weingeist (gleiche Volumina) ausgezogen und der Auszug auf dem Wasserbade
von dem Aether-Weingeist befreit.
Man nimmt nun den Rückstand mit Wasser auf, setzt neutrale Kupferchloridlösung und
zuletzt überschüssiges Aetzkali zu.
Hatte die Seife Stärkemehl oder Glycerin enthalten, so entsteht eine schön
dunkellasurblaue Flüssigkeit. Man erhitzt in einem Kölbchen diese Flüssigkeit im
Wasserbade so lange als sich noch ein Niederschlag (gelb oder roth) ausscheidet und
muß im Falle die geklärte Flüssigkeit farblos geworden ist, bis zur deutlich blauen
Farbe (zuweilen auch grünlichen) noch Kupferlösung zusetzen und abermals im
Wasserbade erwärmen bis die Ausscheidung des Niederschlages erfolgt ist. Dieser
gelbe oder schmutzigrothe Niederschlag besteht größtentheils aus Kupferoxydul und
erscheint wenn die Seife Stärkemehl enthielt.
Man versetzt nun die Flüssigkeit mit einigen Tropfen basisch-essigsaurem
Bleioxyd, um gummiähnliche und färbende organische Zersetzungsproducte zu
beseitigen, filtrirt und fällt das Filtrat mit Schwefelkalium im Ueberschuß. Man filtrirt die Schwefelmetalle ab, dampft
nach der Neutralisation mit Salzsäure das Filtrat im Wasserbade zur Trockne ab und
extrahirt mit Aether-Weingeist. Nach dem Abdunsten des Extractionsmittels
bleibt das Glycerin rein zurück. Selbstverständlich ist im Nichtfalle kein Glycerin
vorhanden.
Der mit A bezeichnete, mit Aether-Weingeist
extrahirte Filtratrückstand wird im Platintiegel geglüht, der Rückstand mit Wasser
aufgenommen und mit antimonsaurem Kali auf einen Gehalt an Natron geprüft.
Die schon früher erwähnte Auflösung der Fettsäuren in Canadol wird nun, wenn sie klar
ist, in einem hohen Glascylinder mit dem 9- bis 10fachen Volumen reinen
Canadols gemischt.
Tritt eine Trübung ein, so ist sicher Harz vorhanden.
Dasselbe setzt sich nach einiger Zeit als eine klebrige bräunliche Masse am Boden
des Cylinders ab.
Diese ganze Vorprüfung, wie mühsam und umständlich sie auch scheint, ist es für den
Chemiker nicht und sie ist durch die mannichfachen Verfälschungen, welchen die
Schmierseifen ausgesetzt sind, energisch geboten.
Quantitative Bestimmung des Wassers bei
den Schmierseifen.
Die directe Bestimmung des Wassers der Kaliseifen bietet insofern Schwierigkeiten,
als sie bei einer geringen Temperaturerhöhung flüssig werden und die Oberfläche sich
mit einer Haut überzieht welche den übrigen Theil der Seife vor dem Eintrocknen
schützt. Steigert man die Temperatur, so tritt häufig ein Schäumen und Blasenwerfen
ein, welches einen Verlust an Substanz zur Folge hat, wodurch die Wasserbestimmung
zu hoch ausfällt. Ferner tritt bei einem Ueberschuß von caustischem Kali der
Uebelstand ein, daß Kohlensäure aus der Atmosphäre aufgenommen wird, was eine
unrichtige Bestimmung veranlaßt und den Wassergehalt zu gering finden läßt. Auch muß
das Abwägen unter Vorsichtsmaßregeln geschehen, die eine Wasseranziehung aus der
Luft vermeiden.
Bei meinen unzähligen Wasserbestimmungen bei den Kaliseifen hat sich nachfolgende
Methode am besten bewährt: Man wägt eine Quantität Seife (6 Gramme) zwischen zwei
Uhrgläsern ab, deren Ränder abgeschliffen sind und luftdicht aufeinander passen.
Durch eine Messingklemme werden sie fest auf einander gehalten. Nach dem Abwiegen
bringt man das untere Uhrglas, welches die Seife enthält, in ein Luftbad welches
anfangs auf 100° C. erwärmt ist. Dieses Luftbad ist mit einem Aspirator
versehen, welcher einen continuirlichen Strom trockener und kohlensäurefreier Luft
durch das Luftbad saugt. Man steigert allmählich die Temperatur bis auf 120°
C. und läßt die Seife so lange dieser hohen Temperatur ausgesetzt, bis das Gewicht
constant bleibt. Der Gewichtsverlust entspricht dem Wassergehalt der Seife.
Eine directe Wasserbestimmung ist bei allen verfälschten
Seifen nothwendig; bei reinen Schmierseifen genügt die indirecte Bestimmung durch
den Verlust.
Quantitative Bestimmung der
Fettsäuren.
Um den Fettsäuregehalt einer Seife zu bestimmen, wird eine abgewogene Menge (circa 10 bis 12 Gramme) derselben in warmem destillirtem
Wasser aufgelöst, diese Lösung mit verdünnter reiner Salzsäure bis zur stark sauren
Reaction versetzt und diese Mischung, nachdem sie bis auf circa 20° C. abgekühlt ist, mit Canadol versetzt (circa das gleiche Gewicht der Seife). Nach einer vorsichtigen Mischung wird
vermittelst eines gläsernen, mit Hahn versehenen Scheidetrichters die Canadolschicht
von der sauren Flüssigkeit getrennt und letztere noch 2- bis 3mal mit neuen
Portionen reinen Canadols ausgewaschen. Die vereinigten Canadolauszüge gibt man in
eine tarirte Porzellanschale oder in ein tarirtes Becherglas und läßt das Canadol
bei gelinder Wärme (circa 30° C.) verdunsten.
Zuletzt bringt man die Schale oder das Becherglas in ein auf 100° C.
erwärmtes Luft- oder Wasserbad und wiegt die zurückgebliebene Fettsäure
ab.
Diese Methode ist derjenigen, vermittelst Zusatz von Wachs den Fettsäuregehalt zu
bestimmen, bei weitem vorzuziehen. Sie gibt sehr übereinstimmende und befriedigende
Resultate.
Soll auch das Harz bestimmt werden, so löst man die erhaltene Fettsäure in Canadol
und setzt dieser Lösung so lange reines Canadol zu, bis keine Trübung mehr entsteht.
Der Ruhe überlassen (in fest verschlossenen Gefässen), scheidet sich das Harz am
Boden des Gefässes als eine klebrige Masse ab. Man gießt die klare Canadollösung ab
und bestimmt wie vorhin angegeben die in derselben enthaltene Fettsäure. Die
Gewichtsdifferenz gibt den Harzgehalt an.
Quantitative Bestimmung der
Kieselsäure.
Da die Kieselsäure in der Seife in zwei verschiedenen Formen vorkommen kann, so ist
ihre Bestimmung eine zweifache.
Man bestimmt zuerst die in der Seife enthaltene unlösliche Kieselsäure.
Zu dem Ende wird eine gewogene Menge, circa 10 Gramme, in
warmem destillirtem Wasser gelöst und die Lösung filtrirt. Der auf dem Filter
zurückgebliebene Niederschlag wird zuerst mit Wasser, hernach mit verdünnter
Salzsäure und zuletzt wieder mit Wasser gewaschen, getrocknet und im Platintiegel
geglüht. Das Gewicht des unverbrennlichen Rückstandes gibt nach Abzug der
Filterasche die Menge der unlöslichen Kieselsäure an.
Die lösliche Kieselsäure bestimmt man in dem eben erhaltenen Filtrat, welchem man
auch die sauren Waschwässer zugibt. Man übersättigt Alles mit Salzsäure und dampft
im Wasserbade zur Trockne ab, befeuchtet den Rückstand mit starker reiner Salzsäure,
verjagt den Ueberschuß der Salzsäure abermals im Wasserbade und bringt den Rückstand
mit destillirtem Wasser auf ein Filter. Nach dem vollständigen Auswaschen wird der
Niederschlag getrocknet und im Platintiegel geglüht. Das Gewicht des Rückstandes gibt
nach Abzug der Filterasche die Menge der löslichen Kieselsäure an.
Quantitative Bestimmung der Alkalien und
Säuren.
Zu dieser Bestimmung wird das Filtrat benutzt, welches bei der Bestimmung der
löslichen Kieselsäure erhalten wurde. Man verdampft dasselbe in einer Platinschale
im Wasserbade zur Trockne und glüht zur Zerstörung der organischen Substanz so
lange, bis der Rückstand vollständig weiß ist. Derselbe wird nun in destillirtem
Wasser gelöst, wenn nöthig filtrirt, und die Lösung in einem Platintiegel zur
Trockne abgedampft und geglüht. Das Gewicht gibt uns die Menge der in der Seife
enthaltenen Alkalien als Chloralkalien an. (Selbstverständlich mußte, wenn
Schwefelsäure vorhanden war, diese vorher durch Zusatz von Chlorbaryum auf die
bekannte Weise beseitigt werden.)
Man versetzt nun die Chloralkalien mit einer Lösung von Platinchlorid im Ueberschuß,
dampft im Wasserbade zur Trockne ein, und bringt den Niederschlag mit starkem
Alkohol auf ein bei 100° C. getrocknetes und gewogenes Filter. Aus dem
Gewichte des bei 100° C. getrockneten Niederschlages ergibt sich die Menge
des in der Seife enthaltenen Kalis. Zieht man die dem Kali entsprechende Menge
Chlorkalium von der Summe der gefundenen Chloralkalien ab, so erhält man das in der
Seife enthaltene Natron in der Form von Chlornatrium, aus welchem sich leicht der
Natrongehalt berechnen läßt. – Sollen die Alkalien in der Weise bestimmt
werden, daß man angibt wie viel derselben mit den Fettsäuren verbunden sind oder
sich als ätzende oder kohlensaure Alkalien in der Seife befinden, so muß man einen
anderen Weg einschlagen, welchen ich bei den Walk- und Auswaschseifen
ausführlich beschreiben werde.
Quantitative Bestimmung des
Stärkemehles.
So leicht der qualitative Nachweis des Stärkemehles in der Seife ist, so schwierig
ist die quantitative Bestimmung desselben, wenn dieselbe direct geschehen soll. Sie
geschieht deßhalb fast immer durch den Verlust in Gemeinschaft mit dem Glycerin.
In den Fällen wo eine directe Bestimmung des Stärkemehles gefordert wird, löst man
eine abgewogene Menge Seife, circa 10 Grm. in
200–300 Kubikcentimeter destillirtem Wasser und versetzt diese Lösung mit
verdünnter Schwefelsäure bis zur schwach sauren Reaction. Unter beständigem Ersatz
des verdunstenden Wassers wird nun die Flüssigkeit in schwachem Sieden erhalten, bis
der ganze Stärkemehlgehalt in Zucker verwandelt ist und man mit Jodwasser keine
Reaction auf Stärkemehl mehr erhält. Die Flüssigkeit wird dann mit Kreide oder kohlensaurem Baryt
neutralisirt, filtrirt und der Zucker durch Gährung oder nach der Fehling'schen Methode mit alkalischer Kupferlösung
bestimmt Um das Glycerin direct zu bestimmen, löst man eine gewogene Menge Seife in
destillirtem Wasser, setzt essigsaures Bleioxyd im Ueberschuß hinzu, und kocht. Man
filtrirt und leitet durch das Filtrat so lange Schwefelwasserstoff, bis alles Blei
gefällt ist, filtrirt das ausgeschiedene Schwefelblei ab, verdampft das Filtrat im
Wasserbade zu Syrupconsistenz und zieht den Rückstand mit absolutem Alkohol oder
Aetherweingeist aus. Nach dem Verdunsten des Lösungsmittels in einer tarirten Schale
bleibt das Glycerin zurück und kann dem Gewichte nach bestimmt werden.
Diese Methode kann auch zum qualitativen Nachweis benutzt werden.
––––––––––
Um annähernd festzustellen, welchen Umfang die betrügerischen Seifenverfälschungen
hier und in der Umgegend erreicht haben, wurden 39 Proben verschiedener
Schmierseifen, welche in den Städten: Aachen, Bonn, Coblenz, Cöln, Deutz, Duisburg,
Elberfeld (Barmen), Eschweiler, Mannheim (Ludwigshafen), Neuwied, Stolberg und Worms
fabricirt werde einer genauen chemischen Untersuchung unterworfen.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen, auf 100 Gewichtstheile der verschiedenen
Schmierseifenproben berechnet, sind in nachfolgender Tabelle angegeben.
Textabbildung Bd. 204, S. 68–69
Bezeichnung; Seifenbestandtheile;
Verfälschungen; Bemerkungen; Nr.; Zeichen; Sorte; Fettgehalt; Alkalien in Summa;
Kali; Natron; Glycerin; Wasser; Kieselsäure (lösliche); Kieselsäure
(unlösliche); Stärkemehl; Aeußere Beschaffenheit; Zufällige Bestandtheile;
Aachen; P. N. I; P. J. P.; J. Sch. I; A. W.; Kronseife; Oleinseife; Oelseife;
Bonna. Rh.; R.; H.; Kolbenz; Schfr. I; deßgl. II; Cöln a. Rh.; B. K.; W. C.;
Gebr. R.; E. Sch.; W & Comp. I; Deutz a. Rh.; A. V. H. I; Schmierseife;
klar; getrübt; opalescirend; trüb; hart und trüb; trüb und schmierig; Ferrocyan;
sehr trüb; trüb und weich; krystallinisch; Duisburg; C. B. I; Kronseife;
Schmierseife; Silberseife; sehr weich und trüb; schmutzig trüb; krystallinisch;
Elberfeld (Barmen); Rabch. I; Oh.; ziemlich klar; sehr weich; trüb; Eschweiler;
V. I; Deßgl. III; getrübt und schmutzig; trüb und schmutzig; Neuwied; Hh. I;
Schrt. I; Sgr. I; Oleinseife; weich und trüb; sehr trüb und hart; sehr trüb;
trüb und weich; Stolberg; M. & W. I; dunkel und trüb; Mannheim
(Ludwigshafen); A. B. I; Palmölwasserglasseife; C. v. B. II (Worms); verhärtet
an der Luft; Nitrobenzol
Die genaue chemische Analyse ergab demnach, daß unter diesen 39 verschiedenen
Schmierseifenproben sich nur 8 befanden welche rein und unverfälscht waren,
wohingegen 31 sich als mehr oder minder schlecht und verfälscht ergaben, demnach
nicht auf eine reelle Waare Anspruch machen können.
Von den untersuchten Seifen waren also nur 20,512 Proc. als eine gute Waare, dagegen
79,488 Proc. als schlechte, mehr oder minder verfälschte zu bezeichnen.
Von den 79,488 Proc. schlechter Waare waren verfälscht mit:
Wasserglas
12,820
Proc.
Kartoffelmehl
5,128
„
deßgl. und Wasserglas
56,410
„
deßgl. und Wasserglas nebst
Infusorienerde
5,128
„
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79,486
Ganz tadelfreie, vorzügliche Fabricate sind:
Nr. 1 P.N. I. Aachen
Nr. 2 P.
N. II. „
Nr. 4 J.
Sch. I. „
Nr. 5 J.
Sch. II. „
Nr. 12 W. C. Cöln.
Diesen fast gleich stehend sind die Fabricate:
Nr. 3 P.J.
P. Aachen,
Nr. 22 Rsbch. I.
Elberfeld (Barmen), und
Nr. 29 Hh. I.
Neuwied.
Von den anderen Seifen, welche sämmtlich als verfälschte
Waare anzusehen sind, sind als sehr schlechte Fabricate
zu bezeichnen:
Nr. 7 R.
Bonn.
Nr. 8 H. „
Nr. 9 Schfr. I. Coblenz.
Nr. 10 deßgl.
II. „
Nr. 13 Gebr. R.
Cöln.
Nr. 16 W. & Comp.
II. Cöln.
Nr. 18 A.V. H. II.
Deutz.
Nr. 20 C. B. II.
Duisburg.
Nr. 21 deßgl. III.
„
Nr. 32 Schrt. I.
Neuwied.
Nr. 33 deßgl.
II. „
Nr. 37 M. & W. II.
Stolberg.
Die Nummern 38 A. B. I Ludwigshafen
(Palmölwasserglasseife) und Nr. 39 C. v. B Worms
(Wasserglasseife), sind Fabricate welche den Namen Seife nicht einmal verdienen und gegen deren
Einführung das Publicum energisch protestiren müßte.
Cöln, im Februar 1872.