Titel: | Mittheilungen der vom englischen Unterhause ernannten Commission für Erörterung der Ursachen der Dampfkessel-Explosionen. |
Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. XXI., S. 86 |
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XXI.
Mittheilungen der vom englischen Unterhause
ernannten Commission für Erörterung der Ursachen der
Dampfkessel-Explosionen.
Vom königl. preußischen
Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten mitgetheilt in den
Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1871 S.
277.
Mittheilungen der vom englischen Unterhause ernannten Commission
für Erörterung der Ursachen der Dampfkessel-Explosionen.
I.
Bemerkungen, welche den Mitgliedern der
Commission als Richtschnur für die Berathungen von dem Vorsitzenden mitgetheilt
worden waren.
Die Bestimmung der CommissionAuf Anordnung des englischen Unterhauses war im Jahre 1870 in London eine
besondere Kommission behufs Erörterung der Ursachen der
Dampfkessel-Explosionen zusammengetreten. Dem von dieser Commission
über ihre Verhandlungen erstatteten sehr ausführlichen Berichte sind die
folgenden Mittheilungen angehängt, welche auch für unsere Verhältnisse von
Interesse erscheinen. ist, wie Sie wissen, „die Ursachen der
Dampfkessel-Explosionen und die besten Mittel zu ihrer Verhütung zu
erörtern.“
Daß Dampfkessel-Explosionen mit ihren traurigen Folgen sich fortwährend
wiederholen, kann der Aufmerksamkeit des gewöhnlichen Zeitungslesers nicht entgangen
seyn. Es ist nicht lange her, daß eine höchst verderbliche Explosion in Bingley
stattfand, bei welcher nicht weniger als 15 Personen getödtet und 13 verletzt
wurden, wovon der größere Theil Frauen und Kinder waren. Erst kürzlich hörten wir
von einer anderen verheerenden Katastrophe dieser Art, welche sich in einer Brauerei
zu Southsea ereignete, wobei drei Personen getödtet und vier schwer verletzt wurden.
Kaum aber hatte die Untersuchung des Coroners über diese Katastrophe stattgefunden,
als eine neue Explosion zu Warrington stattfand, wobei sechs Personen getödtet und
drei beschädigt wurden, und unmittelbar darauf ereignete sich eine solche in Dublin,
und zwar, nach den darüber eingegangenen Mittheilungen unter sehr erschwerenden
Umständen, indem dieselbe den Tod von drei und die schwere Beschädigung von sechs
Personen zur Folge hatte. Dieser folgte unmittelbar eine Explosion Schrecken
erregender Art auf den Eisenwerken zu Kidsgrove in Staffordshire, denn sie tödtete
nicht weniger als dreizehn Arbeiter und verletzte fünf andere. Diese Explosionen
erfolgten in der That so rasch auf einander, daß der Versuch, sie umständlich
herzuerzählen, nur ermüden würde, und doch sind seit der Explosion zu Kidsgrove, nach darüber eingegangenen
Nachrichten, wieder vier Explosionen vorgekommen.
Diese Katastrophen ereignen sich nicht etwa dann und wann, sondern sind gewissermaßen
constant. Explosionen sind' darnach hier zu Lande ein herkömmliches Ereigniß und
traurige Begleiterinnen der Anwendung der Dampfkraft. Ueberschaut man nicht bloß die
letzten wenigen Monate, sondern mehrere Jahre, so ergibt sich, daß durchschnittlich
nicht weniger als 30 Explosionen alljährlich vorkommen, wobei 75 Personen den Tod
finden und ebenso viele, wenn nicht noch mehr verletzt werden. Vergleicht man diese
Thatsachen mit dem Lebensverlust bei den Reisen auf Eisenbahnen, so ergibt sich, daß
für jeden Eisenbahnreisenden welcher unter Umständen, die außer seiner Gewalt lagen,
den Tod gefunden, drei Personen in Folge von Dampfkessel-Explosionen getödtet
werden.
Die Zahl der Todesfälle in Folge von Kessel-Explosionen ist jedoch keinesweges
die Grenze der Leiden, von denen solche Katastrophen unzertrennlich sind. Denn viele
von den Getödteten sind Familienväter und Ernährer ihrer Angehörigen, so daß, in
Folge ihres Todes, viele Frauen verwittwet und viele Kinder verwaist werden.
Wir können dieß als ein Nationalunglück bezeichnen, das uns zur ernstlichsten
Erwägung auffordert, und indem wir uns damit beschäftigen, werden wir zuerst zu
ermitteln haben, ob es außer der menschlichen Macht liegt, dieses
National-Unglück abzuwenden oder Abhülfe dagegen zu leisten, und sollte eine
Abhülfe theilweise oder gänzlich möglich seyn, so wird es uns demnächst obliegen, zu
erwägen, welche Maaßregeln zu ergreifen sind, um die Fortdauer desselben zu
verhindern.
Es ist gewiß nicht als eine voreilige und zu sanguinische Hoffnung anzusehen, daß es
gelingen werde, durch Abhörung sachverständiger Zeugen zu ermitteln, daß die
fortwährende Wiederkehr dieser Katastrophen nicht unvermeidlich, sondern zu
verhindern ist; daß Explosionen, obgleich so verderblich in ihren Resultaten,
keineswegs geheimnißvoll sind, sondern den einfachsten Ursachen zugeschrieben werden
müssen, daß sie bekannten Gesetzen unterliegen, die wir zu beherrschen vermögen, und
daß sie unter Benutzung gewöhnlicher Kenntnisse und unter Anwendung gewöhnlicher
Sorgfalt verhindert werden können.
Ferner darf angeführt werden, daß in Manchester die Einrichtung Periodischer
Revisionen der Dampfkessel eingeführt ist, welche sich als ausreichend erwiesen hat,
so weit sie zur Durchführung gekommen ist, diese Katastrophen zu verhindern. Es
würde sich meiner Meinung nach darum auch zur Zufriedenheit der Kommission darthun
lassen, daß, wenn diese Einrichtung periodischer Revisionen von jedem Dampfkessel-Inhaber adoptirt
würde, den Explosionen ein Ziel würde gesetzt werden.
Hiermit haben wir also das Uebel vor uns, auf dessen Bekämpfung es ankommt: die
Explosion von jährlich 50 Dampfkesseln im Durchschnitt, zugleich aber auch das
Mittel zu dessen Bekämpfung: periodische Revisionen durch Sachverständige. Demnächst
wird zu erwägen seyn, in welcher Weise die periodischen
Revisionen am besten allgemein und dergestalt zur Ausführung gebracht
werden können, daß, während einerseits dadurch die Explosionen
verhindert werden, dieselben andererseits den Inhaber eines Dampfkessels nicht zu sehr
belästigen oder in der Anwendung des Dampfes beschränken.
Um die Einführung der Dampfkessel-Revision durch alle Besitzer von
Dampfkesseln zu sichern, sind verschiedene Vorschläge gemacht, welche in der
Hauptsache auf zweierlei Maaßregeln hinauslaufen, erstlich diejenigen, welche diese
Unfälle indirect und zweitens, welche sie direct verhindern sollen.
Diejenigen, welche die Annahme indirect verhindernder
Maaßregeln empfehlen, schlagen die Anwendung einer Strafe wegen solcher Explosionen
vor, so daß jeder Inhaber eines Dampfkessels welcher
explodirt, eine schwere Strafe zu erlegen hätte. Dieß würde, wie man glaubt, die
Inhaber von Dampfkesseln nöthigen, Vorsichtsmaaßregeln zu adoptiren und sich
entweder solchen Revisions-Vereinen anzuschließen, oder
Versicherungsgesellschaften, wie sie gegenwärtig bestehen oder künftig gegründet
werden, beizutreten, in dieser Weise aber ohne besondere legislative Anordnungen die
Revision aller Dampfkessel im Lande sichern.
Diejenigen, welche die Annahme direct präventiver
Maaßregeln empfehlen, schlagen vor, die Revision im Wege legislativer
Anordnung in jedem Falle zwangsweise herbeizuführen, obgleich sie in ihren Ansichten
darüber untereinander abweichen, wie diese Revision zu beschaffen und wie sie zu
handhaben ist. Ein Plan geht dahin, daß alle Dampfkessel
im Lande der Oberaufsicht des Handelsamtes zugewiesen
werden sollen. Ein zweiter Plan verlangt, daß die Revision nicht von der Regierung, als von einem Mittelpunkte aus geleitet, sondern
von den Stadträthen oder anderen Ortsbehörden
ausgeführt werden solle, und daß diese Behörden ihre eigenen
Revisoren zu bestellen hätten. Ein dritter Plan will, daß während eine
Revision weder durch die Central-Regierung noch
durch die Ortsbehörden unternommen werden solle, die erstere es doch zu einer gebieterischen Bedingung für die Anwendung der Dampfkraft
machen müsse, daß jeder Eigenthümer eines Dampfkessels verpflichtet sey, seinen
Dampfkessel jährlich wenigstens einmal revidiren und dessen Tüchtigkeit bescheinigen zu lassen. Diese Bescheinigungen seyen von
solchen Kesselrevisoren und Versicherungsgesellschaften, wie sie gegenwärtig
bestehen, oder von anderen, die künftighin gegründet werden möchten, sowie auch von
anderen für competent erachteten Seiten zu ertheilen. Um aber
die Zuverlässigkeit der Revisionen zu sichern, sollen bloß die von der Regierung
dazu ermächtigten Individuen Bescheinigungen ausstellen dürfen, so daß die
Regierung, während sie die allgemeine Annahme der Revision zur Pflicht macht, diese
Obliegenheit nicht selbst zu übernehmen hätte, sondern daß sie, statt die
Dampfkessel zu revidiren, nur die Revisoren zu beaufsichtigen hätte.
Dieß sind einige von den bereits vorgelegten Plänen für die allgemeine Annahme der
Dampfkessel-Revision; andere werden ohne Zweifel im Verlauf der weiteren
Untersuchung vorgeschlagen werden.
Alle diese Pläne werden unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen und bei Abwägung
derselben darf man nicht aus den Augen lassen, daß an drei Bedingungen festzuhalten
ist, erstlich daß die Revision allgemein zur Anwendung gebracht werden muß, zweitens
daß sie wirksam zur Ausführung kommt, und drittens daß der Inhaber gegen
vexatorische Einmischung zu schützen ist.
Dieß ist, wie es scheint, der Weg welchen die gegenwärtige Untersuchung zur
Erreichung des Zieles einzuschlagen hat. Dieß läßt sich in wenigen Worten
bezeichnen. Es ist nachgewiesen, daß in Folge von Dampfkessel-Explosionen
jährlich 75 Personen das Leben verlieren, und es wird behauptet, daß diese
Unglücksfälle durch periodische Revisionen dieser Kessel verhindert werden können.
Ist Letzteres als richtig anzuerkennen, so kommt es nur darauf an, eine Maaßregel
ausfindig zu machen, welche periodische Revisionen jedes solchen Dampfkessels im
ganzen Lande mit Zuverlässigkeit herbeizuführen vermag, jedoch dergestalt, daß bei
der Ausführung dieser Revisionen neben der Beseitigung der Explosionen auch die
Inhaber der Kessel nicht benachtheiligt werden. Ich habe daher die lebhafteste
Hoffnung, daß es dieser Commission nicht nur gelingen werde, das Land von der
gegenwärtigen Plage der Kesselexplosionen zu befreien, sondern daß damit auch den
Fortschritten der Wissenschaften und der ausgedehnteren Anwendung der Dampfkraft
werde Vorschub geleistet werden.
II.
Nachweisung der in der Zeit vom 1.
Januar 1870 bis 18. Juni 1870 einschließlich vorgekommenen
Explosionen.
Textabbildung Bd. 204, S. 90
Laufende Nr.; Datum; Allgemeine
Beschreibung des Kessels; Getödtete Personen; Verletzte Personen; Zusammen; 11.
Ja; mit einfacher Dampfröhre, nach cornischer Construction mit innerer Feuerung;
schlicht cylindrischer, an den Ecken abgerundet, mit äußerer Feuerung; 4.
Februar; mit einfacher Dampfröhre, nach cornischer Construction mit innerer
Feuerung; Kochkessel oder „Kier“ (Bauchkessel) mit Dampfheizung; rotirender Kessel zum
Heizen mit äußerer Feuerung; 27. März; Details nicht genau ermittelt;
Schiffskessel mit innerer Feuerung; 13. April; mit doppeltem Flammrohr,
Lancashire-Construction mit innerer Feuerung; schlicht cylindrischer mit
ovaler Form am Ende, mit äußerer Feuerung; mit einfachem Flammrohr, cornisch,
mit innerer Feuerung; 12. Mai; schlicht cylindrischer, an den Enden abgerundet,
mit äußerer Feuerung; mit einfachem Flammrohr, cornisch, mit innerer Feuerung;
aufrecht stehender Kessel „Rustrick“ mit der Flamme aus Puddelöfen geheizt; aufrecht
stehender transportabler, mit innerer Feuerung; Details nicht vollständig
ermittelt; 2. Juni; mit einfachem Flammrohr, cornisch, mit innerer Feuerung; mit
einfachem Flammrohr, cornisch, mit innerer Feuerung; Doppel-Kessel
„Waist“ mit innerer
Feuerung; Ueberhaupt
III.
Uebersicht der Ursachen, durch welche im
Jahre 1869 Dampfkessel-Explosionen herbeigeführt worden.
Textabbildung Bd. 204, S. 91
Ursachen der Explosion; Zahl der
Explosionen; Getödtete Personen; Verletzte Personen; Fehlerhafte Construction:;
äußere Feuerung; Verengerung der Zugröhren; Schwäche der
Reinigungs-Canäle; mangelnde Unterstützung; Mangelhafte Beschaffenheit:;
äußerlich zerfressen; innerlich zerfressen; Ueberheizung bei unzureichender
Wassermenge; Ueberheizung bei dem Gebrauch von Kessel-Compositionen;
Ueberheizung, deren Ursache jedoch näherer Nachforschungen bedarf; Fälle, in
welchen die näheren Umstände nicht zu erlangen gewesen sind; Ueberhaupt
IV.
Uebersicht der Ursachen der
Dampfkessel-Explosionen, welche sich in der Zeit vom 1. Januar 1861 bis
18. Juni 1870 ereigneten.
Textabbildung Bd. 204, S. 92
Ursachen der Explosion; Procente
der Gesamtanzahl; Zahl der Explosionen; Getödtete Personen; Verletzte Personen;
Fehlerhafte Construction entweder des Kessels selbst, oder der sonstigen
Ausrüstungsgegenstände; Mangelhafte Beschaffenheit, entweder des Kessels selbst
oder der sonstigen Ausrüstungsgegenstände; Nachgeben der Nietnähte am Boden bei
Kesseln mit äußerer Feuerung; Ueberheizung der Platten bei unzureichender
Wassermenge; Ueberheizung der Platten: bei Incrustationen; bei dem Gebrauch von
Kessel-Compositionen; aus Ursachen, die einer weiteren Erörterung
bedürfen; Zu großer Druck in Folge unvorsichtiger Behandlung der
Sicherheitsventile seitens des Wärters; Explosion des Sparers (economiser), ob aber durch Gas oder zu hohen
Dampfdruck, ist ungewiß; Von der Beschaffenheit oder der Construction des
Kessels völlig unabhängige Ursache, die daher als
„zufällig“ bezeichnet werden kann; Zahl der Fälle, in
welchen die Ursache ermittelt worden; Zahl der Fälle, in welchen wegen Mangels
genügender Detailangaben die Ursache nicht zu ermitteln war; Gesammtzahl der
Explosionen
V.
Die muthmaßlichen Ursachen der
Dampfkessel-Explosionen lassen sich wie folgt classificiren:
1) Verringerung der ursprünglichen Stärke;
2) ursprünglich schlechte Construction;
3) mangelhafte Materialien;
4) mangelhafte Arbeit, ursprünglich oder bei Reparaturen;
5) unzureichende Wasserzufuhr;
6) zu hoher Druck.
1. Verringerung der ursprünglichen
Stärke.
Verschlechterung, weil allgemein oder stellenweise zerfressen, was oft aus
unbemerkten oder unzugänglichen leckenden Stellen entspringt; mangelhafte
Reparatur oder Flickerei an schwer zugänglichen Theilen, was zur Folge hat, daß
die Arbeit ungenügend ausgeführt, oft übereilt und im Allgemeinen unter
Umständen bewirkt wird, welche einer fehlerfreien und sorgfältigen Arbeit
ungünstig sind.
2. Ursprünglich fehlerhafte
Construction.
Alle unter 1 genannten Ursachen müssen durch ursprüngliche schlechte Construction
erhöht werden. Letztere beruht auf der Wahl der Form und auf der Anordnung der
einzelnen Theile, welche nicht geeignet sind, der Spannung zu widerstehen,
welcher sie ausgesetzt sind.
3. Mangelhafte
Materialien.
Solche sind z.B. schlechte, spröde und brüchige Qualität der Bleche und Niete,
wornach sie dann unter der fortwährenden Wirkung der Ausdehnung und
Zusammenziehung, welchen das Material aller Kessel von Natur ausgesetzt ist,
leicht Risse bekommen. Eine häufig vorkommende Folge dieser ununterbrochenen
Ausdehnung und Zusammenziehung ist: die Erzeugung oder gefährliche Erweiterung
von Rissen von einem Nietloche zum anderen, wie auch von den Nietlöchern
auswärts nach dem Rande des Bleches zu.
4. Mangelhafte Arbeit.
Mangelhafte Arbeit gibt sich hauptsächlich durch Lecken kund; kommt diese an
Stellen des Kessels vor, welche schwer zugänglich und darum schwer zu untersuchen sind,
so erzeugt sie ein örtliches Zerfressen, welches eine fruchtbare Quelle der
Gefahr ist, und zwar um so mehr, als solches Zerfressen einen höchst
gefährlichen Grad erreichen kann und sich dennoch der Wahrnehmung entzieht. Eine
kleine unbemerkte lecke Stelle ist darum gefährlicher als eine solche, welche
bei größerem Umfange die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, bevor sie
ernstliche Gefahr zur Folge hätte. Eine Art mangelhafte Arbeit, welche fruchtbar
an Unglücksfällen ist, besteht in dem ungenauen Durchschlagen der Nietlöcher. Um
hierin größere Gleichförmigkeit zu erreichen, bedient man sich dabei des
conischen Treibnagels, wodurch Risse und Schwächung des Materiales veranlaßt
werden, was sich im Verlauf der Zeit zu einer ernsten Quelle von Unglücksfällen
entwickelt. Brüchige Bleche, welche beim Biegen Risse bekommen, geben ebenfalls
Anlaß zu großen Uebelständen. Niete, welche mit dem Hammer bearbeitet worden,
bis sie fast kalt sind, können ebenfalls als eine Quelle gefährlicher Schwächung
eines Dampfkessels betrachtet werden, indem dergleichen ungehöriges Hämmern die
Niete spröde und brüchig macht. Reparaturen oder
„Flickereien,“ welche, wie es oft geschieht, unter
Umständen ausgeführt worden, die solider und sorgfältiger Arbeit ungünstig sind,
müssen nicht minder als eine häufige Quelle von Unfällen bezeichnet werden.
5. Unzureichende
Wassermenge.
Diese Veranlassung zu Explosionen mag vielleicht nicht immer sogleich auf eine
Explosion hinauslaufen, aber die Wirkung einer unzureichenden Wasserzufuhr
besteht im Allgemeinen in einer solchen Schwächung des Materiales des
überfeuerten Theiles sowie einem Verlust der ursprünglichen Widerstandskraft,
daß damit eine Schwäche herbeigeführt wird, aus der ein Unglück hervorgeht.
„Röhrenkessel“ insbesondere sind ernstlichen
Beschädigungen in Folge der Ueberheizung der Bleche bei unzureichender
Wassermenge ausgesetzt.
VI.
Nachweisung der in der Zeit von 1800 bis
1869 vorgekommenen Dampfkessel-Explosionen.
In zehnjährigen Zeitabschnitten und nach der Constructionsart
geordnet. Gesammelt und aufgezeichnet von der Midland Steam
Boiler Inspection and Assurance-Company.
Textabbildung Bd. 204, S. 95
Constructionsart; 1800 bis 1809;
1810 bis 1819; 1820 bis 1829; 1830 bis 1839; 1840 bis 1849; 1850 bis 1859; 1860
bis 1869; 1870 bis 30. Juni; Ueberhaupt; A. Ungewiß; B. Schiffs-; C. Cornwall-
oder Lancashire-; D. Locomotiv-; E. Einfacher Cylinder; F. Ballen-; Waggon-;
Butterley-; Brittischer Röhren-; Elephanten-; Trevethick-; G.
Ackerbau-Maschinenkessel; Kleiner aufrechtstehender; Kran-; H. Küchen-; Kier-
oder Bauchkessel; Lumpen-; I. Ofen-, aufrechtstehender; Personen; getödtet
verletzt
VII.
Nachweisung der in der Zeit von 1800 bis
1869 vorgekommenen Dampfkessel-Explosionen.
In zehnjährigen Zeitabschnitten und nach den Ursachen der Unfälle
geordnet. Gesammelt und aufgezeichnet von der Midland Steam
Boiler Inspection and Assurance-Company.
Textabbildung Bd. 204, S. 96
Ursachen; 1800 bis 1809; 1810 bis
1819; 1820 bis 1829; 1830 bis 1839; 1840 bis 1849; 1850 bis 1859; 1860 bis 1869;
1870 bis 30. Juni; Ueberhaupt; Ungewiß; 1) Mängel in der ursprünglichen
Construction: schlechter Entwurf; schwache Röhren; sonstige schlechte
Ausrüstungsgegenstände; schlechte Unterstützung; zu schwach für den
erforderlichen Druck; bei der Reparatur abgeändert; 2) Fehler während des
Gebrauches entstanden: alt und abgenutzt zerfressen; schlecht gewordene Bleche;
dergleichen Nähte; 3) Schuld der Wärter: ungeeigneter Druck; Unordnung im
Ventil; absichtlich; Nachlässigkeit; Hemmung der Ventile; Wassermangel; dicke
Incrustation; schmutziges Wasser; Aeußere Veranlassungen, die den Kessel nicht
berühren