Titel: Anwendung der Mineralöle zum Reinigen der Wäsche.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. XXXIII., S. 125
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XXXIII. Anwendung der Mineralöle zum Reinigen der Wäsche. Aus dem bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1872 S. 81. Mit Abbildungen auf Tab. III. Anwendung der Mineralöle zum Reinigen der Wäsche. Zum Reinigen der Wäsche diente bisher fast ausschließlich die Seife. Ihre Anwendung, welche hauptsächlich auf der Fähigkeit Fette aufzulösen beruht, erfordert vor Allem möglichst wenig, am besten gar nicht façonnirte und (mit geringen Ausnahmen) unbesetzte Gegenstände; ferner müssen dieselben ächt gefärbt seyn, und dürfen durch Seife nicht angegriffen oder zerstört werden. Bei der natürlichen Abneigung des Publicums, schmutzige Sachen behufs Reinigung entweder von allem Besatz zu befreien oder gar ganz zu zertrennen, und bei dem Umstande daß nicht ganz ächtfärbige Stoffe sowie Stoffe die von Thieren abstammen, also Wolle, Seide, Leder, durch Seife nachtheilig verändert oder zerstört werden, war man vielfach bemüht, zweckentsprechende Waschmittel zum Ersatz der Seife ausfindig zu machen. Von allen zu diesem Zwecke in Anwendung gekommenen Substanzen haben sich die flüchtigen Producte, welche bei der Destillation des Petroleums als Nebenproducte gewonnen werden und unter verschiedenen Namen wie Naphta, Benzin, Ligroin etc. in den Handel gelangen, am besten bewährt. Die mittelst dieser Stoffe bewirkte sogenannte Trocken-Reinigung ermöglich; die Wäsche fast aller Stoffe und in allen Farben, ob ächt oder unächt gefärbt, ferner nimmt sie dem Stoffe Nichts von der ihm beiwohnenden neuen Appretur und erlaubt das Vorhandenseyn von Besatz aller Art; ausgenommen hiervon sind im Allgemeinen die baumwollenen Artikel, sowie die hellen Beinkleider und Westen. Ich gebe im Nachstehenden nach der Brochüre Die chemischtrockene Reinigung von Hermann Droeße; Berlin, Verlag von Theobald Grieben, 1871“ eine kurze Beschreibung dieser in Berlin und anderen Orten in Anwendung gebrachten neuen Methode des Waschens und der dazu erforderlichen Einrichtungen. Die zur trockenen Wäsche bestimmten Gegenstände sortirt man folgendermaßen: 1) weißseidene Garderobestücke, sowie solche, bei denen Weiß in der Musterung vorherrschend ist; 2) weißwollene, halbwollene etc., sowie gleichfalls die, bei denen ein weißer Grund vorwiegt; 3) sammetene und die anderen seidenen; 4) halbwollene und die helleren reinwollenen; 5) dunkle wollene, als Herrenröcke, Paletots etc., wie etwaige besonders schmutzige halbwollene, um sie nach dieser Reihenfolge in die Waschmaschine zu bringen, von welcher Fig. 12 den Längen- und Fig. 13 den Querdurchschnitt darstellt. Die Waschmaschine besteht aus einem äußeren festen Mantel und einer inneren beweglichen Lattentrommel. Die Latten derselben sind circa 1 1/2 Zoll breit, haben gegen einander einen Zwischenraum von 1/4 Zoll und sind an den beiden vollen Seitenflächen zur Hälfte eingelegt und mit Holzschrauben befestigt. Der Querdurchschnitt zeigt, daß der äußere Mantel aus einer unteren festen und einer oberen abnehmbaren Hälfte sich zusammensetzt, welche beide in einem Absatz derart aufeinander passen, daß bei der in Bewegung gesetzten inneren Trommel Nichts von dem Waschproduct, Naphta etc., nach außen fließen und verloren gehen kann. Die innere Trommel hat eine durch die ganze Länge der Latten gehende Thür, welche an beiden Enden vermittelst Flügelschrauben oder anderer Schlösser fest zu verschließen ist. Die obere Mantelhälfte hat auf ihrer vorderen Hälfte einen gleichfalls in einem Absatze liegenden Deckel und zwar von solcher Größe, daß die Thür der Lattentrommel durch die Oeffnung gehen kann, man also beim Laden und Entladen der Waschmaschine die ganze obere Hälfte des Mantels nicht abzuheben braucht. Die Durchgangslöcher in den Seitenwänden des äußeren Mantels dürfen nicht größer seyn, als die Stärke der eisernen Wellen gerade erfordert. Die untere und obere Hälfte des Mantels, sowie der letzteren Deckel sind innen sauber mit Zinkblech auszuschlagen und in den Fugen sorgfältig zu verlöthen, da Naphta etc. das Holz austrocknen und durchlaufen würde. Die bewegliche Lattentrommel wird durch einen Riemen auf der Riemenscheibe a, welcher mit einer Scheibe der Dampfmaschine oder deren Transmission in Verbindung steht, in Bewegung gesetzt und kann vermittelst eines in Fig. 13 angegebenen Ausrückers ausgeschützt werden, indem der letztere die Verkuppelung c (Fig. 13) theilt. Die Welle, welche von der Riemenscheibe bis zur Lattentrommel läuft, an der sie befestigt ist, besteht also aus zwei Theilen, deren Endpunkte innerhalb der beweglichen Hälfte der Verkuppelung an einander stoßen, wodurch ermöglicht wird, daß nach dem Ausschützen der Waschmaschine zu anderen Zwecken, mit ihr auch die Welle a in Bewegung bleiben kann. Zur Reinigung der unteren Mantelhälfte kann die ganze innere Trommel herausgehoben werden, indem man den an dem äußeren Lager innen befindlichen Stellring löst und die Trommel ein wenig nach außen schiebt, wodurch das der Riemenscheibe zugekehrte Stück der an der Lattentrommel befestigten Welle aus dem beweglichen Theile der Verkuppelung geht und frei wird; für diesen Fall ist dann auch selbstverständlich die ganze obere Hälfte des Mantels abzunehmen. Der äußere Mantel ist in seiner unteren Hälfte an der der Riemenscheibe zugekehrten Seite um einen Zoll tiefer, als an der anderen (18 und 17 Zoll), um das Auslaufen der ganzen Waschflüssigkeit nach dem Gebrauche durch den Hahn d zu erleichtern. Das im Querdurchschnitt Fig. 13 sichtbare, in der inneren Trommel angebrachte Bret y nimmt die in letzterer befindlichen Gegenstände zum Theil bei ihrem jedesmaligen Umgange mit in die Höhe und läßt sie nach Erreichung des höchsten Punktes wieder nach unten in die Flüssigkeit fallen; zudem erleiden sie auf den nach innen etwas abgerundeten Latten der sich drehenden Trommel beständig eine sanfte aber wirksame Reibung. Bei Behandlung der, wie oben angegeben, sortirten Garderobestücke verfährt man in folgender Weise: Zunächst füllt man die Waschmaschine – nach Abnahme des Deckels des Mantels und Oeffnen der Lattenthür der Trommel – mit dem zur Verwendung kommenden Product, Naphta etc., bis das Niveau circa 3 bis 4 Zoll in die Lattentrommel hineinsteigt, wozu etwa 6 bis 7 Eimer Flüssigkeit erforderlich sind. In Fig. 12 und 13 gibt die Linie ef das ungefähre Niveau der Füllung an. Man bereitet nun den ersten Posten der zu reinigenden Gegenstände für die Maschine vor. Auf einen mit Zink beschlagenen, an den Rändern oben und zu beiden Seiten mit einer Leiste versehenen Tisch wird jedes Stück einzeln ausgebreitet und an den schmutzigsten Stellen, bei Kleidern z.B. unten herum, unterhalb der Aermel, auf der Vorderseite der Taille etc., scharf mit dem Waschmittel gebürstet. Man bedient sich hierzu sowohl starker Borsten- wie guter Wurzelbürsten. Bei dünnen Stoffen wendet man selbstverständlich auch schwächere Bürsten an; bei Gaze, Grenadine etc. unterläßt man das Bürsten ganz. Seide kann und muß scharf, am besten durchweg gebürstet werden, ohne jede Gefahr, daß man helle Stellen reibe (wie dieß beim Bürsten ohne Flüssigkeit der Fall wäre) oder der Seide den Glanz nehme; nur sorge man dafür daß die Bürste stets gehörig mit Naphta etc. getränkt sey. Alle übrigen dünnen Stoffe bürstet man nur der Kette entlang, um ein etwaiges Verziehen der Fäden zu verhüten. Gleicherzeit sind Haken etc. bei allen Sachen zu entfernen oder niederzuschlagen, um in der Waschmaschine Nichts zu zerreißen. Die Leisten am Tische verhindern den Verlust von Waschflüssigkeit; man stellt jenen nach vorn etwas gesenkt und fängt das schmutzig Ablaufende vermittelst einer an der Vorderseite des Tisches befindlichen Nuth in einem Gefäß auf. Es liegt auf der Hand, daß der unnöthige Verlust von jedem Tropfen Naphta, Benzin oder sonstigem Waschmittel vermieden werde, da dieser selbst in der allerschmutzigsten Gestalt (wie unten gezeigt wird) wieder nutzbar und klar zu machen ist. Kleinere Sachen, welche leicht durch die Lattentrommel fallen könnten, als Schlipse, Bänder, Schwanbesatz etc., wie auch sehr dünne feine Gewebe, Spitzen u. dgl., thut man in einen Musselinsack, bindet ihn zu, und legt diesen wie die anderen angebürsteten Gegenstände in die Maschine, schließt die Thür der Trommel und des Mantels, und setzt sie in der bekannten Weise in Bewegung. Während die Maschine läuft, bürstet und bereitet man die nächste Ladung vor. Die Dauer und Schnelligkeit der Umdrehungen der Waschmaschine richten sich nach der Qualität der Stoffe der betreffenden Ladung. Dünne weiße Stoffe kann man zur Erreichung eines vollständig weißen Grundes circa 25 bis 30 Minuten bei 20 Umdrehungen der Waschmaschine per Minute laufen lassen; seidene und Sammet-Sachen höchstens 8 bis 12 Minuten bei 15 Umdrehungen; dicke weiße Stoffe, wie alle halbwollenen, eine gute halbe Stunde bei 25 Umdrehungen; die dunklen Stoffsachen etc. ohne Sorge 3/4 bis 1 Stunde. Nach Ablauf dieser Zeit nimmt man nach Ausschützen der Maschine die Sachen vorsichtig in ein unten stehendes Gefäß heraus und ladet die Maschine mit der bereits getrübten, aber vollständig brauchbaren Flüssigkeit, mit der nächsten dunkleren Post. Die herausgenommenen Sachen werden in eine mit reinem Waschproduct gefüllte Spülwanne, am besten in ein Kupfer- oder mit Zinkblech ausgeschlagenes Holzgefäß von flach halbkugeliger Gestalt, stückweise gebracht, gespült und dann getrieselt. Die Centrifugalmaschine sey von der größtmöglichen Schnelligkeit und ist auf den höchsten Punkt ihrer Leistungsfähigkeit anzuspannen, um so viel als möglich das in den Stoffen enthaltene Waschproduct wieder zu gewinnen, welches man in einem der „Schnauze“ der Centrifuge sich anpassenden Gefäße auffängt und, wenn das Niveau in der Waschmaschine gefallen, dieser wieder zusetzt. Während des Austrieselns ist die Centrifuge mit einem auf dem Mantel der letzteren in Filz aufliegenden Deckel zu schließen. Sammet allein ist weniger stark zu trieseln; allen anderen Stoffen, also auch der Seide, schadet scharfes Trieseln keineswegs, wenn man beim Entladen der Centrifuge Stück für Stück tüchtig in der bekannten Weise zwischen den Händen klopft. Aus der Centrifugalmaschine werden die Gegenstände schnellstens in ein Trockenzimmer von möglichst hoher Temperatur gebracht. Mit den übrigen Ladungen der Waschmaschine verfährt man in derselben Weise, wie angegeben, dabei als Princip festhaltend, die in Thätigkeit befindliche Flüssigkeit, das ist die in der Waschmaschine und Spülwanne, so viel und so schnell als möglich auszunutzen. Letzteres schon aus dem Grunde, um das bei der Natur aller zur Trocken-Reinigung verwendeten Flüssigkeiten unvermeidliche Verdunsten derselben auf das Minimum zu reduciren. Sodann kommt noch Folgendes in Betracht: So lange die Flüssigkeit in Bewegung und Thätigkeit bleibt, hat sie durch den von ihr aufgenommenen Schmutz der vorhergegangenen Ladung durchaus keinen Nachtheil und keine geringere Reinigungskraft für die folgende, und man kann bei richtiger Reihenfolge der Farben und Stoffe die Flüssigkeit benutzen, bis sie ein ganz schwarzes Aussehen angenommen hat. Nach kurzem Stehen der Flüssigkeit aber fängt der in ihr enthaltene Schmutz an, sich zu setzen und eine selbstständige schmierige Masse zu bilden, welche bei Wiederaufnahme des Gebrauches der Flüssigkeit sich in die Gegenstände festsetzt und aus Seide und baumwollenem Futter nach dem Trocknen nur äußerst schwer wieder zu entfernen ist. Bei wollenen Sachen hat dieser Satz weniger, der Schmutz der in Thätigkeit gebliebenen Flüssigkeit gar nichts zu sagen; dieser ist durch strammes Klopfen und bürsten nach dem Trocknen, jener gleichfalls in derselben Weise oder durch nochmaliges Laufen in der Waschmaschine zu entfernen. Mit dem schmutzigen Waschproduct verfährt man folgendermaßen: Ist ein sofortiger Gebrauch der Waschmaschine nicht nöthig, so läßt man es in dieser wie in der Spülwanne, die mit einem genau passenden, an der Berührungsfläche mit Filz beschlagenen Holzdeckel bedeckt wird, stehen, wo es sich innerhalb 12 Stunden vollständig klar absetzt. Man hebt sodann vorsichtig die innere Trommel der Waschmaschine aus, ohne die Flüssigkeit aufzurühren und schöpft (wie aus der Spülwanne) behutsam das Klare von oben ab, läßt das unten befindliche Schmutzige in ein Gefäß zum weiteren Verfahren laufen und wischt den Satz, der nach einer großen Wäsche oft die Stärke eines halben Zolles erreicht, aus. Das Abgeschöpfte kann man ohne Weiteres zum Füllen der Waschmaschine von Neuem in Gebrauch nehmen; für die Spülwanne indessen, namentlich bei weißer Wäsche, nimmt man besser ganz reine Waschflüssigkeit oder nach unten angegebener Methode destillirte. In größeren Fabriken pflegt man die Flotte aus der Waschmaschine und Spülwanne in ein Pumpen-Reservoir laufen zu lassen, um sie von da in ein großes schmiedeeisernes Reservoir zu pumpen. Nach öfterem Absetzen der Flüssigkeit hat solche ihr klares Ansehen verloren, ist gelblich trübe und zum Gebrauch nicht mehr geeignet, daher es nunmehr nöthig ist, sie durch Destillation wieder auf den früheren Zustand zu bringen. Die zu destillirende Flüssigkeit bringt man durch das Rohr f oder durch das Mannloch o, Fig. 14, in die Destillirblase. Dieselbe ist am besten ganz aus Kupfer gearbeitet und ruht auf eisernen Füßen, welche nach Bedürfniß durch steinerne Sockel erhöht werden können. Sie besteht aus der oberen Halbkugelschale a mit dem Helme b und d, in deren Mitte der Dampf wirkt; alle drei Schalen werden durch eine eiserne Verschraubung in der Mitte der Blase zusammengehalten. m ist das Hauptventil des Dampfes, der durch das Ventil 1 direct in die Blase hinein, durch das Ventil e in den von den beiden unteren Halbkugelschalen gebildeten Dampfraum gegeben wird. Nicht zu versäumen ist vor dem Eintritt des indirecten Dampfes das Oeffnen des kleinen Hahnes i zur Entfernung der kalten Luft aus dem Dampfraum, der dann alsbald wieder geschlossen wird. k ist der Ablaßhahn für das Condensationswasser, welchen man zuerst ganz, wenn die Schalen erwärmt sind, nur wenig, aber stetig geöffnet hält, ohne zu viel Dampf durch ihn entweichen zu lassen. Die durch die beiden unteren Halbkugelschalen gehende Oeffnung dient zum Entleeren des Rückstandes in ein unten stehendes Gefäß. Diese Oeffnung ist zweifach verschlossen und zwar durch den conisch eingegossenen Rothgußstöpsel p, der nur nach oben durch eine Kette oder Eisenstange q gehoben werden kann, sowie durch das von unten eingeschraubte, 4 Zoll starke und 3 Zoll lange, mit Schraubengewinde versehene Verschlußstück r. Man öffnet bis zum Kochen ziemlich stark das Ventil l des directen Dampfes und vermindert den Eintritt desselben nach Maaßgabe des Destillates, welches gleichmäßig und vollständig kalt dem Ende des Kühlcylinders entströmen muß. Die Abtreibung der Blase bei einem Inhalt von 500 Quart erfordert einen Zeitraum von circa zwei Stunden. Bei dem fettlösenden Charakter müssen alle Verpackungen an der Blase, so des Mannloches etc., nicht durch den sonst gebräuchlichen Kitt von Mennige und Firniß, sondern mittelst Mehlkleister und Leinwand geschehen. Die dem Kühlapparat entströmende Flüssigkeit besteht aus der zum Reinigen benutzten Naphta etc. und den zu Wasser condensirten directen Dämpfen. Beide Flüssigkeiten werden zusammen aufgefangen und später, nachdem eine Scheidung der zwei heterogenen Stoffe in Folge ihres verschiedenen specifischen Gewichtes eingetreten ist, von einander getrennt. Hierzu dient der in Fig. 15 abgebildete Scheidungsapparat, welcher am besten aus starkem Zinkblech zu fertigen und oben wie unten mit einem Eisenbande zu umlegen ist. α ist der Behälter, a der Ausfluß des Wassers, β der Behälter und d der Ausfluß des Naphta etc. Beide Behälter haben zwischen sich eine, unten die Communication von 1 Zoll zulassende Scheidewand. Vor dem Gebrauch, resp. vor dem Beginn des Ueberganges des Destillates füllt man den Scheideapparat zur Hälfte mit Wasser, mindestens aber derart, daß der untere Communicationsraum mit Wasser überdeckt ist. Durch das Ausflußrohr x des Kühlcylinders fließt das aus Wasser und Naphta gemischte Destillat in des Scheideapparates Raum β. Die weite im Raum β angebrachte unten offene Röhre von 6 Zoll Länge weist der gemischten Flüssigkeit den Weg nach unten, wo sich die zwei verschiedenen Elemente trennen und Naphta etc., weil von geringerem specifischen Gewicht, auf dem Wasser schwimmt. Es wird nun bei weiterem Uebergange das Niveau beider Behälter steigen und zwar wird das des Raumes β stets höher seyn, als das des Raumes α. Doch ist die im Raume befindliche Naphta nie im Stande, das ebendaselbst unten befindliche Wasser aus diesem in den Raum α gänzlich hinüber zu drängen und dem Ausflußrohre a zu entströmen. Wenn vollständige Füllung beider Räume erreicht ist, wird die leichtere Flüssigkeit, also das Waschproduct, der Oeffnung b und das Wasser der Oeffnung α entströmen; ersteres leitet man durch ein Rohr in ein Gefäß-Reservoir, am besten gleich nach der Wäscherei, letzteres läßt man in einer Rinne ablaufen. Es ist ganz gleichgültig, ob die aus dem Kühler kommende Flüssigkeit aus 9/10 Naphta und 1/10 Wasser besteht, oder umgekehrt. Man könnte bei einer solchen Mischung ein unrichtiges Ausströmen für möglich halten, doch findet man bei näherer Betrachtung, daß, wie bereits gesagt, einerseits die Naphta, welche immer zuerst in den Raum β kommt, nicht unterhalb des den Communicationsraum füllenden Wassers kommen kann, andererseits das Wasser bei großem Uebergewicht immer zuerst die Ausflußöffnung a erreicht, da diese 2 Zoll tiefer als b liegt. Wenn die Blase vollständig abgetrieben ist, gießt man nach Schließung der Oeffnung a so viel Wasser in den Raum α bis alle noch in β befindliche Naphta herausgetrieben ist, und dient dann das am Boden des Scheideapparates angebrachte Loch c zum Ablassen des ganzen Inhaltes. Die aus der Oeffnung b des Scheideapparates in die Wäscherei abgelaufene Waschflüssigkeit ist vollständig gereinigt, und hat ein etwas geringeres specifisches Gewicht als vorher. Gleich nach dem Destilliren ist sie etwas trübe, milchig und muß einige Zeit, etwa 1 bis 2 Stunden ruhen, bis sie ihr helles klares Ansehen wieder erlangt hat und in Gebrauch genommen werden kann. Der effective Abgang an Waschmaterial bei der Trocken-Reinigung kann demnach nur in dem nach dem Austrieseln in den Stoffen Zurückbleibenden, wie in dem bei der Wäsche Verdunsteten bestehen. Ersteres ist, wie erwähnt, durch starkes Trieseln, letzteres durch schleuniges Zudecken nach dem Gebrauche und luftdichtes Verschlossenhalten aller Gefäße mit Waschmaterial, auf das Minimum zu beschränken. Die dem Trockenzimmer nach 1 bis 2 Stunden vollständig geruchfrei entnommenen Gegenstände müssen noch einer genauen Durchsicht nach gebliebenen Flecken unterworfen werden. Zur Ausbreitung der Gegenstände beim Durchsehen und Entflecken kann man sich eines mit Wachstuch oder Leinwand bespannten Tisches oder Plättbretes bedienen. Man findet in den Gegenständen nur noch solche Flecke, die ihrer Natur nach sich in zuckerige oder mehl- (kleister-) artige theilen lassen. Da alle Fettflecken etc. durch die trockene Wäsche zuverlässig entfernt sind, so ist die Fortschaffung der gebliebenen Flecke bei dem gewonnenen reinen Grunde in den Stoffen einfach und leicht. Während bei dicken wollenen Stoffen schon die Anwendung einer gewöhnlichen Bürste genügt, ist bei allen übrigen reines kaltes Wasser, nach Art der Farben mit etwas Spiritus oder Säure versetzt, das in fast allen Fällen zweckerreichende Mittel; die Instrumente, Schwämme und kleine Bürsten, sind nach Art der Zahn- und Nagelbürsten. Alle so entfleckten nassen Stellen werden sofort mit einem reinen Lederlappen aufgetrocknet, die der Seide nach dem Abtrocknen mit Gyps belegt, zur Vermeidung eines Randes. Nach vollständigem Trocknen läßt sich der Gyps mit einer reinen weichen Bürste leicht entfernen und die auf schwarzer, sowie gerippter Seide etwa zurückbleibenden Spuren kann man mit halbtrockener Brodkrumme abreiben. Alle diese Manipulationen sind weder für den Glanz noch für die Farben seidener und anderer Stoffe von Nachtheil. Reste von Stearin- und Wachsflecken, welche ja in den meisten Fällen als fettige Körper in der trockenen Reinigung fortgehen, entfernt man ebenso wie Siegellackflecke durch Alkohol. Alte Oelfarbenflecke sind äußerst hartnäckig und versuche man deren Auflösung, wenn solche in der trockenen Wäsche nicht gelingt, ohne alle Sorge vermittelst ganz reinen guten Provenzer- oder Mohnöles, das längere Zeit darauf bleiben und von Zeit zu Zeit wieder erneuert werden muß. Die Entfernung des großen Oelfleckes, wie auch in vielen Fällen gleicherzeit der Oelfarben, geschieht leicht durch eine nochmalige Trockenwäsche im Ganzen. Da Naphta, Benzin etc. einen bedeutend niedrigeren Gefrierpunkt als Wasser haben und dadurch in strengen Wintern eine das Hantiren in ihnen fast unmöglich machende Kälte erlangen, so ist ein gelindes Anwärmen derselben schon aus dem Grunde nöthig, weil die Reinigungskraft bei einer solchen niedrigen Temperatur eine geringere ist. Doch kann dieses Anwärmen nur durch Dampf in einem mit doppeltem Boden versehenen Kupfergefäß erfolgen und zwar nur bis zu dem Wärmegrad, welchen die Flüssigkeiten im Sommer zeigen, der also für das Gefühl der Hand immer noch ein kühler bleiben muß. Eine höhere Wärme zu geben, wäre wegen des stärkeren Verdunstens unvortheilhaft, im Uebrigen zwecklos, den Farben der Stoffe sogar schädlich. Die große Feuergefährlichkeit aller zur trockenen Reinigung benutzten Stoffe macht äußerste Vorsicht nöthig. Die Räume der Wäscherei und Destillation dürfen nur durch Dampf oder heiße Luft erwärmt werden und müssen hinreichend weit von der Kesselfeuerung gelegen oder von dieser wie jeder anderen hellen Feuerung durch massive Mauern getrennt seyn. Dr. Zaengerle.

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