Titel: | Neue Maschinen der Schwanitz'schen Gummiwaaren-Fabrik in Berlin. |
Autor: | Rob. Schmidt |
Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. XLVIII., S. 184 |
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XLVIII.
Neue Maschinen der Schwanitz'schen Gummiwaaren-Fabrik in
Berlin.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Ueber neue Maschinen zur
Gummiwaaren-Fabrication.
Wir haben früher bei Besprechung der nun auch in Deutschland vielfach in Gebrauch
gekommenen Gummi-Treibriemen, der Gummiwaaren-Fabrik von C. Schwanitz in Berlin gedacht. In dieser Fabrik, welche von
Jahr zu Jahr eine größere Ausdehnung erlangt hat, sind mehrere neue Maschinen in
Anwendung, theils eigener und theils ausländischer Erfindung. Wir theilen hier zwei
dieser Maschinen mit; die erste hat in der Schwanitz'schen Fabrik ihren Ursprung, die zweite in England und ist auch von
dort bezogen.
1. Maschine zur Fabrication von soliden oder hohlen
cylindrischen Gummiwaaren. – Dieselbe dient zur Darstellung sowohl
von Gummischnüren, als von Gummischläuchen, und zwar in jeder gewünschten Dimension.
Bisher wurden bekanntlich die cylindrischen Gummiwaaren, sowie alle diese Waaren
überhaupt, aus plattenförmigen Körpern hergestellt, die erwähnten Schnüre und
Schläuche namentlich durch Zusammenwickeln solcher Platten. Schon lange war aber zu
diesem Zweck ein anderes Verfahren wünschenswerth, welches schneller und daher
billiger zu fabriciren gestattet. Die Schwanitz'sche
Fabrik hat sich dazu eines Mittels bedient, welches bereits in anderen
Industriezweigen vortheilhafte Anwendung findet, nämlich der Spiralfläche.
In Fig. 11 ist
eine, um eine drehbare Welle A gelegte und mit derselben
fest verbundene Spiralfläche (normale Spiralfläche) gezeichnet. In ihrer einfachsten
Anwendung dient diese Fläche bekanntlich 1) als Begrenzungsfläche der flachgängigen
Schraubengewinde; 2) als Transportmittel des Mahlgutes in Mühlen. Wird die
Spiralfläche von einer cylindrischen Fläche umschlossen und dabei letztere Fläche
stellenweise unterbrochen, so haben wir 3) das Princip welches in neuerer Zeit bei
den sogenannten Thonschneidern, den Ziegelmaschinen Anwendung findet; es ist dabei
nur für eine Eintritts- und Austrittsöffnung des Materiales zu sorgen, welche
Oeffnungen in Fig.
11 bezüglich bei D und E anzubringen sind. Bei dieser Construction bleibt die im Raume
befindliche Masse immer zeitweilig in Ruhe, wird dann aber von den Kanten der
Spiralfläche weiter zerschnitten, geknetet, hernach wieder fortbewegt. Denken wir uns endlich statt
der cylindrischen Umhüllung eine kegelförmige, die Verjüngung am Ende E der Welle, so wird dadurch der Raum zwischen
Spiralfläche und Umhüllungsfläche mehr und mehr verkleinert, und es kann daher
unsere Vorrichtung nutzbar gemacht werden, um 4) Massen welche Flüssigkeiten
enthalten, auszupressen. Dieses Princip ist neuerlich vom Maschinenfabrikant F. A.
Klusemann in Magdeburg angewandt worden, um die
Rübenschnitte, wie sie sich bei dem Diffusionsverfahren in der Zuckerfabrication
ergeben, zu entwässern.
Die in Rede stehende Maschine der Schwanitz'schen Fabrik,
arbeitet nach dem unter 3) angefühlten Princip, nämlich wie die Ziegelmaschinen,
natürlich mit den Modificationen in der Construction, welche theils durch das zu
bearbeitende Material (Gummi), theils durch das Fertigmachen (Vulcanisiren)
desselben, nothwendig werden. – Beziehen wir uns zur Erläuterung wieder auf
Figur 11,
so ist zunächst zu bemerken, daß bei unserer Maschine die Arbeitswelle A
horizontal liegt. Bei D ist
in dem Gehäuse eine Oeffnung angebracht, welche in ein nach oben sich erstreckendes
Rohr mündet; in dieses Rohr wird das Gummi gebracht, welches bereits hinreichend
vorbereitet, d.h. auf einer sogenannten Mischmaschine bearbeitet ist. Das Gummi in
diesem Rohre wird von oben belastet, und dadurch fortwährend in die Maschine
vorgeschoben. Die umschließende Hülle der Spirale ist doppelwandig und es wird in
den Raum zwischen ihren Wänden beim Arbeiten Dampf eingelassen, um dem Gummi die
nöthige Weichheit zu ertheilen. Mit dieser Hülle können bei E verschiedene Mundstücke verbunden werden, deren Querschnittsöffnungen
entweder kreis- oder ringförmig, dabei von den verschiedensten Dimensionen
seyn können.
Der cylindrische Strang, welcher die Maschine verläßt, ist ziemlich weich, und muß
daher vor dem Vulcanisiren, welches ihn fester macht, vorsichtig behandelt werden.
In der Schwanitz'schen Fabrik besteht dazu folgende
Einrichtung: Die beschriebene Maschine liegt derart in einer Maueröffnung, daß von
ihr einerseits nur das bei E (Fig. 11) befindliche
Mundstück, andererseits das Rohr über D und die
Betriebsriemenscheibe aus der Mauer tritt. Vor dem Mundstück befindet sich ein
eiserner, 50 Fuß langer Kasten (Fig. 12), welcher
Talkpulver enthält und die gebildeten Gummistränge zuerst aufnimmt. (Die
Gummischläuche werden auch innen mit Talkpulver versehen und dann über Eisendraht
gezogen.) Der erwähnte eiserne Kasten wird endlich zunächst seitlich, dann in einen
Vulcanisirkessel (Fig. 12), ein Dampfrohr von etwa 11/2 Fuß Durchmesser, geschoben. Nach
gehöriger Zeit wird der Kasten mit den jetzt fertigen Gummiwaaren aus dem Vulcanisirkessel wieder
herausgezogen.
Maschine (Presse) zum Vulcanisiren plattenförmiger Körper. –
Stärkere plattenförmige Körper stellt man bekanntlich aus dünnen Gummiplatten her,
indem diese auf einander gelegt, durch ihre große Klebrigkeit zusammengehalten
werden. Für dieses Zusammenlegen ist es durchaus erforderlich, daß sich keine
Luftbläschen zwischen den Flächen befinden. Denn wenn man diesen Fehler nicht
vermieden hat, so dehnen sich die Luftbläschen beim demnächstigen Vulcanisiren der
Platten (in der Wärme) aus, wodurch der Zusammenhang der sie umgebenden Theile
aufgehoben wird, und machen dadurch manche Gummistücke ganz unbrauchbar. Diesen
Uebelstand zu beseitigen, bezweckt die englische Maschine, welche solche Stücke
während des Vulcanisirens zusammengepreßt zu erhalten gestattet, wodurch nicht nur
ein Heben der Luftbläschen verhindert, sondern überdieß ein Auspressen der Luft
bewerkstelligt wird. In einem etwa 2 Fuß hohen Gestell befindet sich nämlich eine
Anzahl quer durchgelegter, kräftiger Rollen a, Figur 13. Auf
diesen liegt eine gußeiserne, oben eben gehobelte Platte A, welche etwa 8 Fuß lang und 4 Fuß breit, und in der Richtung des Pfeiles
horizontal bewegbar ist. Ueber dieser Platte befindet sich ein hohler gußeiserner
Körper B, von etwa denselben horizontalen Dimensionen
wie die Platte, welcher durch zwei Handräder und bekannte mechanische Hülfsmittel in
verticaler Richtung bewegt, d.h. der Platte A in solider
Weise mehr oder weniger genähert werden kann. Dieser hohle Körper B wird durch Dampf erwärmt, der an zwei Punkten seines
rechtsgelegenen Endes, bei b, einströmt und an einem zur
Linken gelegenen Punkte, bei c, ausströmt. Soll dieser
Apparat in Anwendung kommen, so wird die Platte A in der
Richtung des Pfeiles hervorgezogen, man packt dann auf dieselbe die plattenförmigen
Gummikörper, welche selbstverständlich alle gleiche Höhe haben müssen, schiebt
hernach die Platte unter B zurück und preßt endlich den
(mit einem Manometer für den Dampfdruck versehenen) Körper B gegen die Gummiwaare, um dieselbe durch seine Wärme zu vulcanisiren.
Dr. Rob. Schmidt in Berlin.