Titel: Colt's Maschine zur Prüfung der Festigkeit metallener Constructionstheile.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. XCII., S. 357
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XCII. Colt's Maschine zur Prüfung der Festigkeit metallener Constructionstheile. Nach dem Scientific American, März 1872, S. 175. Mit einer Abbildung auf Tab. VII. Colt's Festigkeits-Probirmaschine. Zur Erläuterung des Principes und der Wirkungsweise der Maschine von Colt (in Hartford, Conn.) dient die perspectivische Ansicht Fig. 5. A ist die Plattform einer 50 Tonnenwaage, B der Waagbalken mit seinem Laufgewicht C. Auf der Plattform ist ein gußeisernes, ungefähr 10 Fuß hohes Gerüst D befestigt, zur Aufnahme derjenigen Theile, welche das obere Ende des auf seine absolute Festigkeit zu prüfenden Versuchsobjectes festhalten. Die Plattform ist 5 Fuß lang und 3 Fuß breit, und in ihrer Mitte mit einer länglichen Oeffnung versehen, durch welche zwei lange Schrauben ungefähr 2 Fuß über die Plattform emporragen. Eine dieser Schrauben ist in der Abbildung sichtbar, die andere ist durch das Gestell D verdeckt. Die Schrauben sind durch ein starkes Querhaupt F mit einander verbunden, welches mittelst zweier Muttern, deren eine in der Abbildung sichtbar ist, auf- und niedergeschraubt werden kann. Schrauben und Querhaupt treten nicht eher mit der Plattform in Verbindung, als bis das Probeobject an seine Stelle gebracht ist, wo dann das letztere die Verbindung herstellt. Das Querhaupt nimmt die Befestigungsmittel auf, welche zur Applicirung der Zug- oder Druckkraft auf die zu prüfenden Materialien dienen. Die unteren Enden der Schraube E sind an die kürzeren Arme eines in der Abbildung nicht sichtbaren massiven gabelförmigen Hebels befestigt, welcher unterhalb des Fußbodens angebracht ist, und dessen Stützpunkte auf der Fundamentplatte der Waage liegen. Der längere Arm dieses Hebels ist an das Differentialsystem der Hebel G und H so gekuppelt, daß die Zugrichtung mit dem Stützpunkt des Hebels G nahezu in einer Linie liegt. Die Verbindungen zwischen dem Hebel G und den Schrauben E, welche das Querhaupt tragen, sind so eingerichtet, daß durch Niederdrücken des freien Endes von G das Querhaupt nach unten gezogen wird, und die Hebung des Stützpunktes von G den gleichen Erfolg hat. Das zur Ausübung einer Zugkraft auf das Probeobject dienende Gewicht wirkt an dem freien Ende des Hebels G. Eine Stange K hängt nämlich von dem letzteren herab, an welche die zur Aufnahme der verschiedenen Gewichte dienenden Platten und Waagschalen L und M befestigt sind. Zur Hebung des Stützpunktes des Hebels G dient eine kleine, an das gußeiserne Gestell O befestigte hydraulische Presse N. Wenn nun das eine Ende des zu prüfenden Materiales, z.B. einer Eisenstange, an das Gerüst D, das andere Ende an das Querhaupt F befestigt wird, so äußert das Niederdrücken des Hebelarmes G einen Zug auf die besagte Stange. Das Verhältniß der Hebelarme ist der Art, daß ein bei K angebrachtes Gewicht von 1 Pfund einen Zug von 120 Pfund, ein solches von 800 Pfd. also einen Zug von 100000 Pfd. auf den Gegenstand ausübt. Diese Kraft wird gemessen, indem man den Waagbalken B in die Gleichgewichtslage bringt. Das Probeobject wird von der Plattform A getragen, und jeder auf dasselbe wirkende Zug oder Druck an dem Waagbalken mit großer Genauigkeit angezeigt. Durch die alleinige Anwendung von ziehenden Hebeln ist dieses Resultat nicht zu erzielen, weil wegen der Dehnung des Objectes eine sehr große Winkelbewegung der Hebel erforderlich wäre, wodurch verschiedene Fehler in die Rechnung eingeführt würden. Bei der in Rede stehenden Maschine ist es gleichgültig, ob wir das bei K angebrachte Gewicht kennen oder nicht. Der Zug wird nichts desto weniger durch Balancirung des Waagbalkens B immer genau gemessen. Das Querhaupt kann unter der Zugwirkung des Gewichtes um eine Strecke von mehr als 1 Zoll bewegt werden, ohne einer wiederholten Justirung zu bedürfen. Es läßt sich daher mit dieser Maschine jedes Metall bis über seine Elasticitätsgrenze hinaus dehnen. Wenn es sich um Untersuchung der relativen Festigkeit der Materialien handelt, so beseitigt man das Gerüst D, legt den zu prüfenden Gegenstand auf die Plattform unterhalb des Querhauptes, und läßt die Zugkraft mittelst einer an der unteren Seite des Querhauptes angebrachten Stahlschneide auf denselben wirken. Zur Prüfung der rückwirkenden Festigkeit bringt man den Gegenstand auf die Plattform unter das Querhaupt, und setzt ihn einfach dem Druck des letzteren aus. Auch zur Untersuchung der Torsionsfestigkeit von Achsen lassen sich leicht die erforderlichen Anordnungen mit dem Apparat in Verbindung bringen.

Tafeln

Tafel Tab. VII
Tab. VII