Titel: | Thermostatischer Gasregulator; von Dr. Jeannel. |
Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CXXIX., S. 460 |
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CXXIX.
Thermostatischer Gasregulator; von Dr. Jeannel.
Aus den Annales de Chimie et de Physique, 4. série, t. XXV p. 386; März
1872.
Mit Abbildungen auf Tab. VIITab. VIII.
Jeannel's thermostatischer Gasregulator.
Man kennt zwei thermostatische Gasregulatoren, denjenigen von Stehling und den von Bunsen. Aber weder der
eine noch der andere eignet sich für hohe Temperaturen; denn sie müssen ganz in das
Medium, dessen Temperatur sie reguliren, eintauchen und das Quecksilber dient bei
ihnen als Regulator des Gasstromes. Nun weiß man aber, daß Quecksilber schon bei +
60° C. sehr merklich verdunstet, und überdieß sind die genannten Apparate
sehr zerbrechlich und von einer empfindlichen Construction.
Der von mir vorgeschlagene, in Fig. 28 und 29 abgebildete
Apparat bietet den Vortheil dar, daß er die Temperaturen über dem Siedepunkte des
Quecksilbers ebenso gut reguliren kann, als die Temperaturen welche an die der
Atmosphäre grenzen; denn die auf den Gasstrom wirkenden zerbrechlichen und
empfindlichen Theile können von dem erhitzten Medium entfernt liegen. Der Apparat
ist zugleich von sehr einfacher und ökonomischer Construction. Er besteht aus einem
metallenen, mit Luft gefüllten Behälter A von 300 bis
400 Kubikcentimeter Rauminhalt, welcher in das Medium, dessen Temperatur mit Hülfe
des Gasbrenners Q regulirt werden soll, getaucht ist und
durch ein umgebogenes Metallrohr B nebst Kautschukmuff
C mit dem Schenkel D
einer verticalen U-förmigen Röhre in Verbindung
steht. Letztere ist auf einem soliden Fuß befestigt und ungefähr bis auf 1/2 ihrer
Höhe, etwa bis E, mit Glycerin gefüllt. Sie stellt mit
dem Behälter A eine Art Luftthermometer dar; denn die
Ausdehnung oder Zusammenziehung der in A befindlichen
Luft ist es, welche eine Hebung oder Senkung der Flüssigkeitssäule im Schenkel F bewirkt. Letzterer enthält einen gläsernen Schwimmer
G von der Form eines Aräometers, dessen obere
Fassung H eine Stahlnadel in verticaler Stellung auf
einem Siegellackplättchen trägt.
Das Gas tritt durch die Röhre I und einen Kork L in den Schenkel F, und
verläßt denselben durch die Röhre P. Die Mündung der
letzteren hat eine Verlängerung in Form eines sehr feinen Kautschukrohres O, in welcher die Nadel des Schwimmers gleitet, und
deren Mündung O' beim Steigen des Schwimmers sich gegen
das erwähnte Plättchen legt. Das durch die Röhre I
anlangende Gas setzt seinen Weg durch die Röhre P, P, P
bis zum Brenner Q fort, wo seine Flamme die Temperatur
des Mediums M und des Behälters A erhöht.
Aus diesen Anordnungen geht hervor, daß, wenn der Luftbehälter A erwärmt wird, die Nadel I in dem
Kautschukrohr O mehr oder weniger steigt, und dadurch
den Gaszutritt zu der Röhre P, somit auch die Temperatur
im Raume M regulirt. R ist
ein Justirungshahn und S eine Kautschukblase, mit deren
Hülfe der Gasstrom, mithin auch die Temperatur des Mediums, sich reguliren läßt. In
der That, wenn die durch das Thermometer T angezeigte
Temperatur den gewünschten Grad übersteigen sollte, so genügt es, den Hahn R zu öffnen und mehr oder weniger auf die Blase S zu drücken, um dadurch den Druck im Behälter A und im Schenkel D zu
erhöhen und somit das Steigen des Schwimmers im Schenkel F zu veranlassen. In Folge dieses Vorganges legt sich das Plättchen, aus
welchem die Nadel hervorragt, auf die Mündung und mäßigt dadurch den Gaszufluß. Will
man dagegen die Temperatur des Mediums M erhöhen, so
braucht man nur den Justirungshahn zu öffnen und etwas Luft in die Blase zu lassen.
Dadurch vermindert sich die Spannung der Luft in A und
D, der Schwimmer G mit
seinem Plättchen sinkt herab, und der Gaszufluß wird verhältnißmäßig stärker.
Die Röhre P läßt sich unter Reibung in der Oeffnung des
Korkes L verschieben. Je nachdem man sie nun höher oder
niedriger stellt, nähert oder entfernt sich die Mündung O' des Kautschukröhrchens O von dem Plättchen
des Schwimmers. Und hierin liegt ein zweites Regulirungsmittel.
Es ist wichtig zu bemerken, daß der Behälter A und die
U-förmige Röhre sehr weit von einander
entfernt seyn können, indem die Länge der verbindenden Röhre keinen Einfluß auf die
Ausdehnung oder Zusammenziehung der Luft des Behälters A
hat. Die U-förmige Röhre kann in irgend einem
Schranke außerhalb des Bereiches jeder Erschütterung aufgestellt werden.
Ich habe die Beobachtung gemacht, daß die bedeutende Vermehrung des Gasdruckes,
welche Abends beim Beginn der Beleuchtung stattfindet, und welche den Gasconsum für
eine gegebene Oeffnung verdoppelt, die Temperatur des Mediums M nicht
mehr als um 2 Celsius'sche Grade ändert, wenn einmal der Apparat justirt ist.
Die Verbindung des Behälters A mit der U-förmigen Röhre muß vollkommen hermetisch seyn,
ein Resultat welches ich auf ökonomische Weise dadurch erziele, daß ich den sehr
dicken Kautschukmuff, mit dessen Hülfe die Verbindung bewerkstelligt wird, im
Momente des Anlegens in geschmolzenes Paraffin tauche.