Titel: | Ueber die in den Kohks enthaltenen Gase und über die Anwendung der Sprengel'schen Quecksilber-Luftpumpe bei der Analyse der Kohks; von John Parry, Chemiker der Ebbw Vale Eisenwerke in Wales. |
Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CXXXI., S. 470 |
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CXXXI.
Ueber die in den Kohks enthaltenen Gase und über
die Anwendung der Sprengel'schen Quecksilber-Luftpumpe
bei der Analyse der Kohks; von John
Parry, Chemiker der Ebbw Vale Eisenwerke in Wales.
Aus Chemical News, vol. XXV p. 98; März
1872.
Parry, über die in den Kohks enthaltenen Gase.
Es ist für die meisten Chemiker und Metallurgen immer zweifelhaft gewesen, ob der
Steinkohle durch Erhitzen ihre flüchtigen Bestandtheile vollständig entzogen werden
können. Die übliche Regel war, die Kohle in einem geschlossenen Tiegel der Hitze
einer mit gepreßter Luft gespeisten Gas- oder Weingeistflamme auszusetzen und
den Rückstand, nachdem das Gewicht constant geworden, als nur aus Kohlenstoff und
unverbrennlichen Substanzen oder Aschenbestandtheilen bestehend anzunehmen.
Dr. Percy und Andere haben
jedoch auf die Thatsache aufmerksam gemacht, daß die aus den härtesten gebrannten
Steinkohlen erhaltenen Kohks bei der Elementaranalyse einen Verlust an Kohlenstoff
zeigen. Dieser Verlust
kann allerdings von bei der Analyse begangenen Fehlern herrühren; derselbe zeigte
sich jedoch so constant, daß allgemein angenommen wurde, er werde durch die
Gegenwart einer gasförmigen Substanz, nämlich Sauerstoff und Stickstoff,
bedingt.
Der Verfasser hat aber gefunden, daß die Steinkohle, entgegen der allgemein
angenommenen Ansicht, beim Verkohlen beständig Wasserstoff zurückhält, da es ihm selbst bei der höchsten verfügbaren
Hitze (derjenigen eines Sefström'schen Ofens) nicht
gelungen ist, Steinkohle gänzlich von flüchtiger Substanz zu befreien; ferner fand
er, daß nicht alle Steinkohlensorten von ihren flüchtigen Bestandtheilen mit
gleicher Leichtigkeit durch bloßes Erhitzen in einem geschlossenen Tiegel befreit
werden können.
Die Aufmerksamkeit des Verfassers wurde auf diesen Gegenstand insbesondere dadurch
gerichtet, daß er es mit großer Schwierigkeit verknüpft fand, eine ihm zur
Untersuchung zugesendete Steinkohlenprobe von den flüchtigen Bestandtheilen zu
befreien. Die Analyse dieser Kohle ergab folgende Resultate:
Steinkohle Nr. I
Elementaranalyse.
Kohlenstoff
65,600
Wasserstoff
4,243
Schwefel
0,807
Aschenbestandtheile
5,170
Sauerstoff und Stickstoff
24,180
Bestimmung der näheren
Bestandtheile.
Gaskohks
82,69
Theer
4,67
Wasser
3,00
Leuchtgas
9,64
Beim Erhitzen von 100 Theilen dieser Steinkohle in einem geschlossenen Tiegel bei
einer Temperatur, welche vieljähriger Erfahrung zufolge stets als hinlänglich und
als mit den auf den Werken von Ebbw Vale im großen Maaßstabe erhaltenen Resultaten
ganz übereinstimmend gefunden wurde, gab dieselbe 77,28 Proc. Kohks;Ein anderer, sehr erfahrener Chemiker gab, bevor der Verf. diese Versuche
begann, ebenfalls 77 Proc. Kohks an. da dieß aber mit den Ergebnissen der Elementaranalyse nicht übereinstimmt,
so wurden mehrere Verbrennungsversuche ausgeführt, deren Resultate genau
übereinstimmten. Es wurde daher gefolgert, daß die erhaltenen Kohks noch flüchtige
Substanzen enthielten.
800 Grm. der Gaskohks wurden nun in einer kleinen eisernen Retorte zur vollen
Rothgluth erhitzt. In der ersten Stunde entwickelte sich sehr rasch ein Gas welches
mit blaßblauer Flamme brannte, dann wurde diese Gasentwickelung langsamer und hörte
nach 30 Minuten auf; ganze Heizzeit 1 1/2 Stunden. Der Kohksrückstand in der Retorte
wog 759 Grm., entsprechend einem Glühverluste von 5,2 Proc.
100 Grm. Kohks aus der Retorte wurden im bedeckten Platintiegel mittelst Griffin's Gasofen und großem Brenner erhitzt. Verlust:
nach 1 Stunde 15 Minuten = 1,9 Procent; nach 3 1/2 Stunden = 9,8 Procent; nach 1
Stunde 40 Min. = 12,9 Procent. Gesammtverlust in 6 Stunden 25 Minuten = 12,9
Procent.
20 Grm. der Steinkohle, wie vorhin über dem großen Brenner 4 1/2 Stunden erhitzt,
wogen 14,3 Grm.; nach wiederum 1 Stunde 35 Minuten, 13,6 Grm.; nach weiter 1 Stunde
40 Minuten, 12,8 Grm. = Kohks 64,00 Proc.; Verlust 36,00 Proc.
Analyse von Gaskohks.
Kohlenstoff
84,360
Wasserstoff
0,187
Schwefel
0,850
Aschenbestandtheile
8,300
Sauerstoff und Stickstoff
6,303
Analyse von 7 Stunden 55 Minuten erhitzten Kohks.
Kohlenstoff
89,450
Wasserstoff
Spur
Schwefel
0,795
Aschenbestandtheile
8,450
Sauerstoff und Stickstoff (durch
Differenz bestimmt)
1,305
Zur weiteren Prüfung der Gaskohks wurden 20 Grm. 3 Stunden lang im Sefström'schen Ofen erhitzt; sie verloren 3,6 Grm. = 18,6
Proc.
20 Gramme der vorstehenden erhitzten Kohks, im Vacuum der
Sprengel'schen Quecksilber-LuftpumpeDie Sprengel'sche Quecksilber-Luftpumpe ist
im polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXIV S. 122 beschrieben. 2 1/2 Stunden lang erhitzt, gaben 7,664 Kubikcentimeter Gas, dessen
procentische Zusammensetzung war:
Kohlensäure
75,77
Kohlenoxyd
5,60
Wasserstoff
18,13
Stickstoff (durch Differenz)
0,50
Volum der Kohks (gemessen) = 15,4 Kub. Cent.
Der Verfasser kam nun auf den Gedanken, daß es interessant wäre, die Gaskohks unter
der Sprengel'schen Luftpumpe zu erhitzen und die sich
entwickelnden Gase von Zeit zu Zeit zu sammeln und zu untersuchen. 20 Grm., 2 1/2
Stunden lang auf diese Weise erhitzt, gaben 301,5 K. C. Gas, welches in Procenten
enthielt:
Kohlensäure
22,80
Sauerstoff
0,00
Kohlenoxyd
13,49
Wasserstoff
50,00
Sumpfgas
13,80
Stickstoff
0,00
außerdem Wasser und
theerige
Substanzen.
Nochmals 7 Stunden erhitzt, gaben die Kohks 586 K. C. Gas, welches enthielt:
Kohlensäure
3,10
Kohlenoxyd
3,30
Wasserstoff
93,45
Sumpfgas
0,00
Stickstoff
0,00
Bei wiederholtem 1 1/2stündigem Erhitzen wurden 65,6 K. C. Gas erhalten, welches
enthielt:
Kohlensäure
5,721
Kohlenoxyd
5,150
Wasserstoff (durch Differenz)
89,129
Beim vierten, gleichfalls 1 1/2 Stunden dauernden Erhitzen entwickelten sich 80 K. C.
Gas, welches enthielt:
Kohlensäure
4,809
Kohlenoxyd
5,110
Wasserstoff (durch Differenz)
90,09
Beim fünften, 1 Stunde dauernden Erhitzen wurden 62,5 K. C. Gas erhalten, welches
enthielt:
Kohlensäure
9,65
Kohlenoxyd
0,70
Wasserstoff
89,65
Ein sechstes, 1 Stunde dauerndes Erhitzen gab 21,6 K. C. Gas, welches enthielt:
Kohlensäure
9,385
Sauerstoff
0,00
Kohlenoxyd
8,200
Wasserstoff
81,200
Stickstoff
1,215
Im Ganzen wurden also aus den Kohks durch 14 1/2stündiges Erhitzen im Glasrohre durch
eine Gasflamme 1117,2 K. C. Gas = beiläufig 72,5 Volumen der angewendeten Kohks
erhalten.
Es war noch nicht alles Gas extrahirt, als man aber das Rohr für die nächsten
Versuche erkalten ließ, zersprang dasselbe. Berücksichtigt man jedoch den früheren
Versuch, bei welchem die Kohks im Sefström'schen Ofen
erhitzt wurden, so ergibt sich offenbar, daß Wasserstoff ausgeschieden wird, während
hauptsächlich nur Kohlensäure zurückbleibt.
Der Verfasser schritt hierauf zur Untersuchung einer Probe von einem anderen
Steinkohlenflötze.
Steinkohle Nr. II.
Elementaranalyse.
Kohlenstoff
73,688
Wasserstoff
4,956
Schwefel
1,826
Aschenbestandtheile
7,300
Sauerstoff und Stickstoff, durch
Differenz bestimmt
12,23
Kohksausbringen
63,50 Proc.
20 Grm. der Kohks gaben unter der Sprengel'schen
Luftpumpe:
2 Stunden erhitzt
nochmals2 1/2 Stunden erhitzt
Kohlensäure
77,12
33,220
Sauerstoff
Spur
0,000
Kohlenoxyd
4,153
0,000
Cyan
0,000
0,000
Wasserstoff
0,000
34,561
Stickstoff
17,780
31,000
Durch das 2stündige Erhitzen wurden 28 Kubikcentimeter Gas erhalten, durch das
nochmalige 2 1/2stündige Erhitzen 32 K. C.; somit im Ganzen durch 4 1/2stündiges
Erhitzen 60 K. C.
20 Grm. der Steinkohle, im Sefström'schen Ofen 4 Stunden
20 Minuten gekohlt, gaben nur 62,2 Proc. Kohks; aus diesen wurden unter der Sprengel'schen Luftpumpe erhalten:
1 Stunde erhitzt
nochmals3 Stunden erhitzt
Kohlensäure
67,419
61,449
Sauerstoff
0,000
0,000
Kohlenoxyd
12,420
10,427
Cyan
0,000
0,000
Wasserstoff
5,325
24,564
Stickstoff
14,900
3,484
Durch das 1stündige Erhitzen wurden 32,5 Kubikcentimeter Gas erhalten, durch das
nochmalige 3stündige Erhitzen 26,6 K. C., somit im Ganzen durch 4stündiges Erhitzen
59,1 K. C.
Kohksvolum, 20 Grm. = 16 K. C. = beiläufig 3,75 Volume Gas auf 1 Volum Kohks.
Kohks, aus der in Rede stehenden Steinkohle auf der Hütte dargestellt, verloren in
einer durch und durch gekohlten Probe beim Trocknen in schwacher Rothglühhitze 0,993
Procent.
Diese getrocknete Probe, 2 Stunden unter der Sprengel'schen Luftpumpe erhitzt, gab 51,5 K. C. Gas, welches enthielt:
Kohlensäure
91,400
Kohlenoxyd
3,583
Wasserstoff und Stickstoff
5,017
Die aus der Steinkohle Nr. II dargestellten Kohks weichen von den aus der Kohle Nr. I
erhaltenen darin ab, daß sie Stickstoff enthalten, welcher bei der Kohle Nr. I durch
das Verkohlen ausgeschieden wird. Sie stehen als Brennmaterial für den
Hohofenbetrieb in gutem Rufe, während die aus der Kohle Nr. I dargestellten Kohks
für die Verwendung im Hohofen sich als ungeeignet erwiesen haben.
Es wurden nun auch Proben von anderen auf der Hütte Ebbw Vale bereiteten Kohkssorten
unter der Luftpumpe auf ihren Gasgehalt untersucht, und dabei folgende Resultate
erhalten:
1) Harte, gut gebrannte Kohks; 20 Grm., 2 Stunden unter Sprengel's Luftpumpe behandelt, gaben 79,2 Kub. Cent. Gas von folgender
procentischen Zusammensetzung:
Kohlensäure
85,720
Kohlenoxyd
8,590
Wasserstoff
5,680
Stickstoff
0,000
2) Harte Kohks, aus einem Gemenge von verschiedenen Steinkohlensorten erhalten, gaben
bei 2stündigem Erhitzen unter der Luftpumpe 42,4 K. C. Gas, welches in Procenten
enthielt:
Kohlensäure
57,413
Kohlenoxyd
28,562
Wasserstoff und Stickstoff (beide zugegen,
der erstere durch
Explosion nachgewiesen, jedoch vom
letzteren nicht getrennt
14,025
Analyse dieser Kohks.
Aschenbestandtheile
12,100
Schwefel
1,400
Verlust bei Rothglühhitze
1,500
Verlust unter der Sprengel'schen
Luftpumpe
0,586
Kohlenstoff (durch Differenz bestimmt)
84,414
3) Gewöhnliche Kohks, welche einige Zeit an freier Luft gelegen; schlecht verkohlte
Probe; 20 Grm. derselben, 2 Stunden unter der Sprengel'schen Luftpumpe erhitzt, gaben 91,7 K. C. Gas, welches enthielt:
Kohlensäure
39,020
Kohlenoxyd
7,673
Wasserstoff
53,317
Sumpfgas
Spuren
Stickstoff
0,000
Analyse dieser Kohks.
Aschenbestandtheile
14,000
Schwefel
1,370
Verlust bei Rothglühhitze
4,820
Verlust unter der Sprengel'schen
Luftpumpe
1,000
Kohlenstoff (durch Differenz bestimmt)
78,810
Der Verf. hält es für verfrüht, irgend welche Vermutungen bezüglich der Wirkung der
in den Kohks enthaltenen Gase bei deren Verwendung zum Hohofenbetriebe aufzustellen.
Es ist aber wahrscheinlich, daß diese Gase erst bei sehr hohen Temperaturen
ausgetrieben werden und höchst wahrscheinlich wird die Kohlensäure bis zum
Schmelzpunkt des Roheisens von den Kohks zurückgehalten. Er hat jedoch beständig
gefunden, daß die sogen. „schwachen
Kohks“ (weak coke), d.h. Kohks von denen
eine größere Menge als gewöhnlich erforderlich ist, um eine gegebene Menge
Eisenstein durchzusetzen, stets das größte Verhältniß von Wasserstoff, dagegen
keinen Stickstoff oder nur eine geringe Menge desselben enthalten.
Der Verfasser ist jetzt beschäftigt, die Erze und Zuschläge welche für den
Hohofenbetrieb verwendet werden, auf eingeschlossene Gase zu prüfen, in der Absicht
die Volume des Gases im Vergleich zu dem Volumen der angewendeten Materialien
quantitativ zu bestimmen; zu diesem Zwecke erhitzt er zunächst die Proben zur vollen
Rothgluth, bis sie nicht mehr an Gewicht verlieren.
Bekanntlich werden sowohl Erze, als auch Zuschläge durch gewöhnliches Glühen
(Zubrennen oder Rösten) niemals vollständig von flüchtigen Substanzen befreit; der
Betrag der in diesen Materialien zurückbleibenden gasförmigen Körper ist jedoch noch
nicht bestimmt worden, und der Verfasser hofft, daß seine bezüglichen Versuchsreihen
von einigem Nutzen für die Praxis seyn werden.
In den meisten Fällen wurde gefunden, daß die Erze wie die Zuschläge bei der
Behandlung unter der Sprengel'schen Luftpumpe Gas abgeben, und daß thonige
Eisencarbonate selbst dann noch Kohlensäure enthalten, wenn sie bis zum
halbgeschmolzenen Zustande erhitzt worden sind; ferner, daß Erze welche bis zur
Gewichtsconstanz abgeröstet worden sind, bei ihrer Prüfung unter der Sprengel'schen Luftpumpe ungefähr ihr dreifaches Volum an
Kohlensäure entwickeln; endlich daß weißes Roheisen sein doppeltes Volum
eingeschlossenen Gases enthält, welches zu 80 bis 90 Procent aus Wasserstoff
besteht.