Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 204, Jahrgang 1872, Nr. , S. 74 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Gewinnung von Betriebskräften für die
Kleinindustrie.
In der Versammlung des hannoverschen Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 10.
November 1871, wurde dieser Gegenstand, namentlich in Bezug auf Hannover, in
lebhafte Besprechung gezogen.
Zunächst äußerte sich Hr. Dr. Rühlmann, daß es für die hiesigen Verhältnisse hierin eigentlich nur zwei
Wege gebe, da es durch den Mangel einer größeren Wasserkunst nicht möglich sey, das
Wasser als Motor zu verwenden. Der eine Weg bestehe darin, daß man von einer
größeren Betriebskraft mit genügenden Räumlichkeiten Antheile abmiethet, wie solches
auch bereits in Nürnberg, Schaffhausen, Hamburg, Berlin und anderen Orten mit
Vortheil zur Ausführung gekommen; der andere Weg, für manche Geschäfte der
zweckmäßigere, bestehe in Benutzung der bekannten Gasmaschinen als Betriebskraft.
Von letzteren hielt Redner die Hugon'scheHugon's Gasmaschine ist beschrieben im polytechn.
Journal Bd. CLXXXVII S. 4; man sehe
auch Rühlmann's Bemerkungen über diese Maschine
in Bd. CXCIV S. 281. für die bessere, da die Langen'sche viel Geräusch
mache und einer starken Abnutzung ihrer bewegenden Theile unterworfen sey.
Hr. Fischer führte dagegen an, daß er mit den Gasmaschinen
in verschiedenen Fällen keine gute Erfahrungen gemacht habe; dieselben hätten zum
größeren Theil die Leistung, welche garantirt sey, nur auf eine kurze Zeit ausüben
können, dann hätten dieselben einen immer langsameren Gang angenommen und nach
kurzer Zeit sogar stillgestanden. Besser wäre seines Erachtens für einen kleinen
Betrieb die Lehmann'sche Luftmaschine.Lehmann's Luftexpansionsmaschine ist beschrieben
im polytechn. Journal Bd. CXCIV S.
257.
Hr. Holzapfel theilte noch mit, daß im Aquarium in Hannover eine Langen'sche Gasmaschine zum Betriebe zweier kleinen Pumpen diene und recht
gut, wenn auch mit Geräusch arbeite. Dieselbe hätte 250 Thlr. gekostet und gebrauche
täglich nur für 10 Sgr. Gas. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1872,
Bd. XVI S. 88.)
Meyn's Hochdruckkessel.
In der Versammlung des hannoverschen Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 10.
November 1871 theilte Hr. Dr. Rühlmann mit, daß auf der Krupp'schen Fabrik in
Essen jetzt 10 Meyn'sche Patent-Hochdruckkessel im
Betriebe seyen, welche das 7fache Wasser pro Einheit
Kohle verdampfen und bis dahin zur größten Zufriedenheit gearbeitet haben.
Der Meyn'sche Hochdruckkessel ist im polytechn. Journal,
1871, Bd. CXCIX S. 338 nach beigegebenen Abbildungen beschrieben.
Bau von Panzerschiffen für die deutsche Kriegsmarine.
Mit Rücksicht auf die Ansprüche, welche durch die in England bestellten Panzerschiffe
an die Marineverwaltung gemacht werden, ist der Bau des in Wilhelmshaven in Angriff
genommenen Panzerthurmschiffes „Großer Kurfürst“ der Art
verzögert worden, daß die Fertigstellung desselben erst im Jahre 1875 (anstatt 1873)
erfolgt. Dagegen wird,
der „Weserzeitung“ zufolge, der Bau des Schwesterschiffes
„Friedrich der Große“ auf dem Kieler Werft so beschleunigt
werden, daß das Schiff im Jahre 1873 vom Stapel laufen kann. Das dritte Panzerschiff
dieser Art ist bereits im Herbst v. J. bei der Gesellschaft Vulcan in Stettin
bestellt worden. Die Lieferungszeit beträgt 2 1/2 Jahre, so daß die Fertigstellung
desselben (Barbarossa) etwa im Frühjahr 1874 erfolgen wird. Von den Maschinen der
beiden erstgenannten Schiffe ist diejenige des „Friedrich der
Große“ der märkisch-schlesischen
Maschinenbau-Gesellschaft (Egells) übertragen,
diejenige des „Großen Kurfürst“ der Maschinenfabrik von Borsig, welche damit in die Reihe der für die
Kriegsmarine thätigen inländischen Industriellen eintritt. Da die Lieferungsfrist
der in England bestellten Panzerschiffe „Metz“ und
„Sedan“ auf zwei Jahre festgesetzt ist, so wird also die
deutsche Kriegsmarine in den nächsten vier Jahren einen Zuwachs von fünf großen
Panzerschiffen erhalten. (Berggeist, 1872, Nr. 14.)
Der hydrostatisch-galvanische Gas-Anzünder von
Prof. Dr. Klinkerfues.
Am 14. März d. J. Abends hatte Göttingen die Freude, zum
erstenmal die neue Erfindung eines seiner Mitbürger, des Prof. Dr. Klinkerfues (aus
Kurhessen), den hydrostatischen Selbstzünder (beschrieben
im polytechnischen Journal Bd. CCIII S. 451,
zweites Märzheft 1872), in Wirksamkeit zu sehen. Auf der längsten Straße Göttingens,
der Weender, waren bis weit vor dem Thor alle Straßenlaternen (etwa 40) während des
Tages mit den neuen Zündapparaten versehen worden, und in allen Kreisen der
Gesellschaft, den zweifelnden wie den gläubigen, herrschte bis zum Abend keine
geringe Aufregung, wie dieß Abends die zahlreich versammelte und erregte
Menschenmenge bewies. Wir hatten von authentischer Seite genau die Zeit erfahren
wann auf der hiesigen Gasanstalt der nöthige Druck gegeben werden sollte, und hatten
eine Stellung gewählt, von der aus es uns möglich war fast alle Laternen zu
überblicken. Es war in der That ein überraschender Anblick, als Punkt 5 Minuten vor
halb 7 Uhr sich alle in unserem Gesichtskreis befindlichen Laternen mit einem Schlag
entzündeten, und wie gewöhnlich weiterbrannten. Noch effectvoller war es, als in der
Nacht zur festgesetzten Zeit in einem Augenblick die
„Abendlaternen“ auslöschten, während die ebenfalls mit
Apparaten versehenen Nachtlaternen fortbrannten – ein Beweis daß die
verschiedene Dauer der Brennzeit kein Hinderniß ist, sondern, wie uns auch von
fachmännischer Seite versichert wird, durch eine ganz geringfügige Vorrichtung
ausgeglichen wird. Wir glauben in der That, daß keine lange Zeit mehr vergehen wird,
bis wenigstens die größeren Städte dem Beispiel des kleinen Göttingen folgen werden.
Göttingen aber hat so zum zweitenmal die Ehre, eine in seinen Mauern gemachte
Entdeckung auch zuerst innerhalb derselben angewandt zu sehen: das erstemal war es
als Prof. Gauß (der auch, wie der jetzige Erfinder, Prof.
Klinkerfues, auf der Sternwarte wohnte) mit Prof. Weber den elektrischen Telegraphen erfand, und hier in
Göttingen zuerst eine kleinere Leitung anlegte. (Elberfelder Zeitung.)
Ueber eine rasch auszuführende Methode für die Scheidung des
Kupfers vom Silber; von R. Palm.
Der Genannte benutzte bei der Darstellung von salpetersaurem Silberoxyd aus
bucharischen, mehrere Procente Kupfer enthaltenden Silbermünzen, bei welcher es auf
möglichst rasche Ausführung ankam, die gewöhnlichsten Utensilien und andere
erforderliche Bequemlichkeiten dagegen so gut wie gar nicht vorhanden waren, das
verschiedene Verhalten der salpetersauren Salze der beiden Metalle zu concentrirter
Salpetersäure, worin das Kupfersalz löslich, das Silbersalz dagegen unlöslich ist,
und ist der Ansicht, daß diese Scheidungsmethode auch für andere Fälle einer näheren
Berücksichtigung werth erscheint.
Die salpetersaure Lösung der Metalle wird zu dem Ende zur Consistenz eines dicken
Oeles verdampft und hierauf mit concentrirter salzsäurefreier Salpetersäure vermischt, worauf alles
Silbersalz krystallinisch gefällt, das Kupfersalz aber gelöst wird. Der
Niederschlag, welcher von adhärirendem Kupfersalz noch einen bläulichen Anstrich
hat, wird durch zwei- bis dreimaliges Auswaschen mit concentrirter
Salpetersäure ganz weiß und kupferfrei. Die demselben anhängende Säure verdunstet
beim Trocknen. Es ist hierbei durchaus nothwendig, daß die Lösung der beiden Metalle
nur bis. zur Oelconsistenz verdampft wird, denn wird sie zur Trockne verdampft, so
adhärirt das Kupfersalz dem Silbersalze fester und ist schwieriger von demselben zu
entfernen. Je concentrirter die Salpetersäure ist, desto vollständiger wird das
Silbersalz ausgefällt, jedoch schon eine Säure von 1,550 spec. Gewicht läßt sich
benutzen, um beide Metalle vollständig von einander zu trennen. Für je einen Theil
concentrirter Metalllösung sind 3 bis 4 Theile Säure zur Scheidung erforderlich.
(Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland, Bd. VIII S. 491.)
Neues Verfahren zur Darstellung von Platinmohr; von J.
Lawrence Smith.
Ich wende zu diesem Zweck das Kaliumplatinchlorid an. Nachdem das Platinchlorid durch
Wasserstoffgas vollständig reducirt ist, wird die Masse mit Wasser ausgewaschen, um
das Chlorkalium vollständig zu entfernen, und der Rückstand wird bei einer
105° C. nicht übersteigenden Temperatur getrocknet, worauf er zum Gebrauche
fertig ist. Die Operation läßt sich in einer Porzellan- oder Platinschale
leicht ausführen; man trägt das Kaliumplatinchlorid in dieselbe ein, und bedeckt es
mit einem runden Glimmerblättchen, welches etwas kleiner als der große Durchmesser
der Schale und in der Mitte mit einer Oeffnung zur Aufnahme der Mündung des
Gaszuleitungsrohres versehen ist. Hierauf wird die Schale durch irgend eine
Vorrichtung erwärmt, mittelst welcher eine 225 bis 260° C. nicht
übersteigende Temperatur unterhalten werden kann; ein kleiner Bunsenbrenner mit Rosette ist dazu ganz geeignet. Ist die Temperatur zu
hoch, so fällt der Platinmohr nicht so schön aus, wie bei niedrigerer Temperatur.
Nachdem das Chlorkalium vollständig weggewaschen worden, wäscht man das Product noch
mit einer Lösung von Aetzkali oder Aetznatron, und schließlich mit destillirtem
Wasser aus. (American Chemist, Januar 1872, S. 291.)
Statistische Notizen über die Staßfurter
Salz-Industrie.
In der Versammlung des sächsisch-anhaltinischen Bezirksvereines deutscher
Ingenieure vom 5. November 1871 (in Staßfurt) theilte der Vorsitzende Hr. Michels die folgenden statistischen Notizen über die
Staßfurter Industrie mit:
Im Jahre 1870 wurden von Staßfurt an Düngesalzen und Fabricaten der chemischen
Fabriken (excl. Steinsalz und Lecksteine) versendet:
2,036,827 Ctr. gegen 1,964,200 Ctr. in 1889, also Zuwachs 61 Proc.
Davon sind
960,055
Ctr.
Fabricate der chemischen Fabriken für technische Zwecke(Chlorkalium,
schwefelsaures Kali, Kieserit, Chlormagnesium,Bittersalz,
Glaubersalz),
83,000
„
Carnallitrohsalze direct von den Salzwerken an Fabrikenund
Gewerbe,
–––––––––––––
also
1,043,055
Ctr.
für gewerbliche Zwecke,
993,772
„
für die Landwirthschaft zu Düngezwecken,
–––––––––––––
Summa
2,036,827
Ctr.
wie oben.
Von den
1,043,055
Ctr.
für gewerbliche Zwecke gingen:
557,055
„
in's Ausland via Hamburg, Bremen und Lübeck
(England,Amerika, Schweden, Dänemark, Rußland, Frankreich,Italien
und Spanien).
403,000
„
blieben im Inlande nebst Oesterreich, Niederlande
undNordfrankreich.
Der gesammte Export betrug
825,039
Ctr.,
davon ab obige
557,055
„
für technische Zwecke,
––––––––––––
bleiben
267,984
Ctr.
für Düngesalz-Export incl.
Kainit.
Da im Ganzen
993,772
„
Düngesalze versendet worden sind und davon derExport betrug
267,984
„
so blieben im Inlande (incl. Oesterreich,
Niederlandeund Nordfrankreich)
––––––––––––
725,783
Ctr.
Düngesalze.
Der Versandt der gesammten 2,036,827 Ctr. vertheilt sich, wie folgt:
825,039
Ctr.
Export via Schönebeck-Hamburg, Bremen
und Lübeck,
477,511
„
blieben in der Provinz Sachsen und in Anhalt,
118,087
„
gingen nach dem Königreich Sachsen und nach Oesterreich,
205,105
„
gingen nach der Provinz Schlesien und Posen,
70,397
„
„
„ „ „ Brandenburg,
93,532
„
„
„ „ „ Pommern
und Preußen,
38,743
„
„
„ Braunschweig, Hannover und
Oldenburg,
161,492
„
„
„ der Rheinprovinz, Westphalen incl. Nordfrankreichund Niederlande,
19,874
„
gingen nach Hessen, Thüringen etc.,
4,300
„
„
„ Baden,
4,720
„
„
„ Bayern,
18,027
„
„
„ Mecklenburg,
Schleswig-Holstein etc.,
–––––––––––––
Sa.
2,036,827
Ctr.
wie oben.
Die Gesammtförderung der beiden Salzwerke (des königlich preußischen und herzoglich
anhaltischen) betrug im Jahre 1870:
5,376,356
Ctr.
Kalisalze (Carnallite)
405,553
„
Kainite und harte Salze,
–––––––––––––
in Summa
5,781,909
Ctr.
Aus diesen Zahlen ergibt sich, welche Bedeutung die Staßfurter Salzindustrie schon
erreicht hat. Wie der Salztransport sich sehr bedeutend gehoben hat, so ist es auch
mit dem von Kohlen etc. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1872, Bd.
XVI S. 92.)
Methode zur Darstellung transparenter Stereoskopbilder auf
Papier.
1) Man nehme nicht zu dickes Albuminpapier, welches gut geleimt ist. 2) Man
sensibilisire wie gewöhnlich, aber lege das Papier zum Exponiren mit der nicht
albuminirten und nicht empfindlich gemachten Seite auf das Negativ. 3) Man druckt
ein wenig kräftig, tont wie gewöhnlich; den Ton wolle man in der Durchsicht
beurtheilen. 4) Was das Coloriren mit Farben betrifft, so geschieht dieses auf der
nicht albuminirten Seite, wo sich das Bild befindet; man kann ohne Mühe mit allen
Aquarellfarben coloriren, die Bildseite nimmt die Farbe gut an und macht keine
Flecke.
Dieses Verfahren, welches ich durch Zufall entdeckte, wende ich seit zehn Jahren mit
großem Erfolge für Lampenbilder an. A. v. Constant in Lausanne. (Photographisches Archiv, 1872 S.
60.)
Ueber die Untersuchung türkischroth gefärbter Stoffe auf ihre
Aechtheit; von Armand Müller in Zürich.
Die von Martha beschriebene Methode zur Darstellung reinen
Pflanzen-Alizarins (polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 58 und 292) kann
mit einigen unwesentlichen Abänderungen auch benutzt werden zur Beantwortung der
Frage hinsichtlich der Aechtheit türkischroth gefärbter Stoffe. Als der Verf. Wartha's Versuche wiederholte, wurde er aufmerksam auf
die ungleichzeitig erfolgende Ablösung des Pigmentes der aus verschiedenen
Türkischrothfärbereien stammenden Gewebe im nämlichen Abzugsbade. Eine nähere
Untersuchung ergab nun das eben so interessante als unerwartete Resultat, daß die
Entfärbungszeit nicht etwa bedingt ist durch einen
variirenden Gehalt an Alizarin, sondern direct proportional ist der Aechtheit der
Farben gegen Licht, Soda, Seife, Säuren und oxydirende Agentien (Chlorkalk,
übermangansaures Kali etc.), also unzweifelhaft von der Methode der Beizung abhängt.
Durch weitere Prüfungen stellte sich heraus, daß, je größer der Thonerdegehalt eines
türkischrothen Stoffes ist, um so mehr die Farbe befähigt wird, der
Alkohol-Salzsäure-Mischung längere Zeit Widerstand entgegenzusetzen,
und umgekehrt, während gefärbter Zeug, dem mit Aether mehr oder weniger von der
bekannten rothen Fett-Alizarinverbindung entzogen werden konnte, sich als am
wenigsten solid erwies. Der Verf. will mit dem Gesagten nicht etwa behaupten, daß
die Anwendung von mehr Oel im Mordant die Farbe unächter mache, sondern er sieht in
den Versuchen den Beweis dargelegt, daß das Oel nur dann dem Roth dienlich ist, wenn
es vollständig in jenen noch unbekannten, sogenannten
„oxydirten“ Zustand übergeführt ist, in welchem es sich in
Aether nicht mehr löst, daß aber ein Rest unverseifter Fettsäuren, vielleicht auch
Oel, besonders am Lichte sehr nachtheilig auf das Alizarin einwirkt. Zur Prüfung in
gedachter Richtung werden von den zu untersuchenden Stoffen gleiche Gewichtstheile,
oder, bei Geweben derselben Fädenzahl, auch gleich große Abschnitte in ein Abzugsbad
gebracht, bestehend aus 10 Volumen Weingeist von 96 Proc. Tr. und 1 Volumen
Salzsäure von 1,18 spec. Gewicht. Die Mischung, von welcher etwas große Quantitäten
in Anwendung zu bringen sind, wird auf dem Wasserbade langsam bis circa 50° C. erwärmt. Man sieht bald den einen
oder den anderen Abschnitt bleicher werden und notirt endlich die Zeit, welche vom
Eintauchen bis zur vollständigen Entfärbung, d.h. bis jeder röthliche Ton am Gewebe
verschwunden ist, verging; ebenso wird auch die Entfärbungszeit der übrigen
Abschnitte genau aufgezeichnet. In den so erhaltenen Zahlen hat man ein hinreichend
genaues Verhältniß der Aechtheit aller untersuchten Farben unter sich. (Chemisches
Centralblatt, 1872, Nr. 5.)
Ueber die Einwirkung von übermangansaurem Kali auf Alkohol und
Ammoniak.
H. Tamm hat (nach Chemical
News) gefunden, daß Alkohol mit einer Lösung von übermangansaurem Kali
gekocht, theilweise in Essigsäure verwandelt und unter gleichen Bedingungen Ammoniak
zu Salpetersäure oxydirt wird.
Ueber die Ursachen der Mehlexplosionen in Mühlen.
In der Juli-Versammlung 1871 des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen, theilte Fabrikbesitzer Dr. Geringer mit Bezug auf ein Gutachten der Abtheilung für
Chemie und Physik mit, daß sich der nieder-österreichische Gewerbe, verein
mit der Erforschung der Ursachen der Mehlexplosionen in Mühlen beschäftigt habe. Es
sey von Hrn. Eckstein auf die bekannte Erzeugung des
Blitzes auf Theatern durch Bärlappsamen (semen
Lycopodii) hingewiesen worden. Es gelinge zwar nicht, das gewöhnliche Mehl auf
dieselbe Weise zum Verpuffen zu bringen, indessen, wenn man das Mehl zuvor im
Wasserbade auf 30° C. erhitze, trete dieselbe Erscheinung ein wie bei
Lycopodium. Wahrscheinlich geschehen also die Explosionen in Mühlen dadurch, daß
sich das Mehl beim raschen Gang der Mahlgänge erhitze, und wenn zufällig ein Funke
durch die Reibung der harten Steine entstehe, die Entzündung und Explosion des
Mehles herbeigeführt werde. Der Grund, warum solche Explosionen früher nicht oder
doch seltener stattgefunden haben, liege darin, daß die alten Müller das Getreide
genetzt hätten, während dieses in den Dampfmühlen nicht geschieht. Gegen die
Bemerkung, daß diese Erklärung immer nur Hypothese sey und die Richtigkeit der
Annahme erst durch Versuche erwiesen werden müsse, machte der Vortragende geltend,
daß die gleichen Bedingungen, die Erhitzung des Mehles und das Funkengeben der
Steine, sich nur schwer würden künstlich erzielen lassen, und daß die Richtigkeit der Annahme doch
mehr als wahrscheinlich sey, weil sich eine andere Erklärung kaum werde finden
lassen. (Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen,
1871 S. 260.)
Gewinnung von Opium in Württemberg etc.
Die Gewinnung von Opium hat, wie Hr. J. Jobst mittheilt,
in Württemberg im letzten Jahre im Vergleich mit dem Vorjahre einen ziemlich
bedeutenden Umfang angenommen. Die Qualität des Opiums war zumeist ausgezeichnet; es
war von dunkelbrauner bis schwarzer Farbe und feinstem Geruch, wenn gehörig
getrocknet, muschelig glänzend im Bruch und von einem Morphingehalt von 13 bis 15
Proc., welcher Reichthum an Alkaloid bekanntlich das einheimische Product weit über
die besten Opiumsorten des Orients stellt. Es konnte darnach für die Mehrzahl der an
Hrn. Jobst gemachten Sendungen der Preis von 15 Gulden
pro Zollpfund bewilligt werden, obgleich das
tonangebende kleinasiatische Product in Folge einer sehr reichen Ernte (circa 6000 Kisten à
150 Pfd. gegen sonstige 3000 bis 4000) ziemlich im Werthe gesunken war.
Auf einer Reise, welche Hr. Jobst im vergangenen Winter
nach den Hauptstapelplätzen der kleinasiatischen Opium-Production unternahm,
überzeugte er sich, daß die Mohnpflanze jener Gegenden im Klima kaum etwas vor der
unserigen voraus hat; so ist es z.B. für eine günstige Opium-Ernte
unerläßliche Bedingung, daß die Mohnfelder während einiger Monate mit Schnee bedeckt
liegen. In der Handhabung der Opiumgewinnung sind uns die Türken ebenso wenig
überlegen. Dagegen bildet der billige Arbeitslohn den Hauptvortheil, welchen die
kleinasiatische Opium-Production vor der unserigen voraus hat, sofern nicht
die in Kleinasien angebaute Mohnvarietät eine größere Ausbeute an Opium oder
Mohnsamen liefert, was jedoch nach den vorhandenen, allerdings spärlichen und
wahrscheinlich auch unzuverlässigen Angaben nicht in erheblichem Maaße der Fall zu
seyn scheint.
Hr. Jobst hat sich eine gewisse Menge keimfähigen
Mohnsamens aus demjenigen Districte Kleinasiens verschafft, welcher das
geschätzteste „Boghaditsch“-Opium liefert, und dieser
Same ist theils an verschiedene Grundbesitzer Württembergs zu Culturversuchen
vertheilt, theils von Hrn. Jobst selbst zu dergleichen
Versuchen benutzt worden. Derselbe theilt über die auf seinen Versuchsfeldern
erzielten Resultate Folgendes mit:
„Die orientalische Pflanze zeigte eine hellere Farbe als unser
inländischer Mohn und kam mit dunkelvioletter Blume zum Blühen; sie trieb
auffallend wenig Blätter und erreichte nur eine Höhe von circa 2 Fuß. Die Kapseln waren klein, jedoch wohlgefüllt mit einem
äußerst feinkörnigen, bläulichen Samen. Vortheilhaft erscheint hierbei, einmal,
daß die Pflanzen niedrig bleiben, mithin durch Sturm weniger leicht beschädigt
werden, und zweitens, daß der orientalische Mohn um einige Wochen schneller
reift. Was die Samenausbeute betrifft, so war solche kaum größer, als bei der
einheimischen Pflanze; doch bleibt abzuwarten, ob der Heuer bei uns gewonnene
türkische Mohnsamen nicht im nächsten Jahre eine üppigere Ausbeute liefert.
Auch vom Opium ergab der orientalische Mohn eher weniger, als die einheimische
Pflanze; im Morphingehalt sind jedoch beide Sorten annähernd gleich, indem die
Analyse
für Nr. I. Opium, aus
orientalischem Mohn gewonnen
12,6
Proc. und
für Nr. II.,
einheimisches,
12,8
„
Morphin ergab
Von Codein lieferte Nr.
I.
0,12
„
N. II.
0,09
„
während das original-türkische Opium gewöhnlich 0,25
Proc. dieses Alkaloides enthält.
In Nordamerika macht die Opiumcultur bedeutende Fortschritte. In einigen Gegenden
Schlesiens hat man Opium mit einem Morphingehalt von 13 bis 14 Proc. gewonnen. Der
Gebrauch des deutschen Opiums ist indessen, wie in dem Jahresbericht der Breslauer
Handelskammer von 1870 angeführt ist, ausschließlich auf die Darstellung der
Morphinsalze beschränkt; in den Apotheken darf es, da die Pharmacopoea borussica ausdrücklich türkisches Opium vorschreibt, nicht
angewendet werden. Es
ist, demselben Jahresberichte zufolge, nicht zu bezweifeln, daß die Mohncultur
behufs der Opiumgewinnung bald in ausgedehnterem Maaßstabe betrieben werden würde,
wenn diese Bestimmung wegfiele, worauf also bei der Ausarbeitung der neuen deutschen
Pharmacopoe Rücksicht zu nehmen seyn dürfte. (Württembergisches Wochenblatt für
Land- und Forstwirthschaft, 1871, Nr. 51.)
Wiener Weltausstellung von 3873. (Preisausschreiben für
Zuckerrüben-Cultur- und Erntegeräthe.)
Die Abtheilung für Land- und Forstwirtschaft etc. der Wiener
Weltausstellungs-Commission hat in ihrer letzten Plenarsitzung die
Preisausschreibung für die Lieferung verbesserter Zuckerrüben Cultur- und
Erntegeräthe berathen. Nach den Bestimmungen der Preisausschreidung werden
für die beiden besten Säemaschinen zwei
Preise à 2000 und 1000 Gulden,
für eine Egge oder Walze zum Krustenbrechen ein Preis von 500 Gulden,
für Jäter zwei Preise von zusammen 2000
Gulden,
für die besten Rübenerntemaschinen zwei
Preise à 3000 und 2000 Gulden, und endlich
für ein entsprechendes Instrument zum Köpfen und Putzen der Rüben ein Preis von 200
Gulden
ausgeschrieben.
Die Zuerkennung der Preise erfolgt im November 1873, und zwar nach der Beurtheilung
auf Grund factischer Arbeitsleistung am Felde.
Nach den täglich einlaufenden Beitritts-Erklärungen ist zu erwarten, daß die
voraussichtliche reiche Dotirung des Concurses eine rege Betheiligung von
Preisbewerbern herbeiführen wird.
Seine Majestät der Kaiser Ferdinand haben in ihrer
Eigenschaft als Besitzer der Swolenoveser Zuckerfabrik hierzu die Summe von 1000
Gulden,
Seine Hohheit der Herzog August von Coburg die Summe von
300 Gulden,
Seine Durchlaucht Fürst Johann Adolph zu Schwarzenberg die
Summe von 1000 Gulden,
Seine Durchlaucht Fürst Johann von Liechtenstein den
Betrag von 1000 Gulden, und
die Herren Schöller und Comp.,
Großhändler in Wien, die Summe von 1000 Gulden zu gleichem Zwecke gespendet.
Im Ganzen sind an Beiträgen bis jetzt zu genanntem Zwecke 10,000 Gulden gestiftet
vorden.
Erfindungspatente im Elsaß.
Wir werden von dem Patentbureau der Herren Wirth und Comp. in Frankfurt a. M. darauf aufmerksam gemacht, daß
im Elsaß das französische Patentgesetz unverändert zu Recht besteht. Es ist nur zu
beachten, daß wer ein französisches Patent hat und dasselbe im Elsaß aufrecht erhalten will, es auch dort bezahlen muß.
Für Industrielle welche mit dem Elsaß in Verbindung stehen, ist es wichtig zu wissen,
daß dieses Reichsland unter allen deutschen Staaten die beste Patentgesetzgebung
hat.