Titel: | Harden's Achsenlager und Gleitflächen aus Glas. |
Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. V., S. 20 |
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V.
Harden's Achsenlager
und Gleitflächen aus Glas.
Nach der Scientific
Press, April 1872, S. 243 und 265.
Mit einer Abbildung.
Harden's Achsenlager und Gleitflächen aus Glas.
Die gläsernen Achsenlager, welche sich John Harden in
New-York (48, Broad-street) am 14. Januar
1868 patentiren ließ, haben nach den Berichten zahlreicher Eisenbahnbeamten und
Maschinentechniker bei Locomotiven und stationären Dampfmaschinen in den
atlantischen Staaten seit mehr als drei Jahren eine ausgedehnte und erfolgreiche Anwendung gefunden. Diese
Lager bestehen aus Glascylindern, welche in die Lagerflächen eingefügt werden. Bei
den Gleitblöcken der Kreuzköpfe werden sie einfach in eigens zu ihrer Aufnahme
gebohrte oder gegossene Löcher eingelassen, bei Kolbenringen in Rinnen eingefügt,
welche in die Ringe gedreht sind.
Je härter und glätter das als Lager dienende Material ist, desto geringer ist
bekanntlich die Reibung. Glas ist nun sehr hart und äußerst glatt; die Art aber, wie
Harden die Glascylinder in die Lagerflächen einsetzt,
sichert dieselben gegen das Zerbrechen, so daß sie jedes auf dem Lager lastende
Gewicht zu tragen vermögen. Glas ist außerdem, im Gegensatz zum Metall, ein sehr
schlechter Leiter der Wärme und Elektricität, und von gleichförmiger Härte. Da es
weder porös noch faserig ist, so geht bei ihm die Oelconsumtion nicht so rasch vor
sich, wie bei gewöhnlichen Lagern; sie soll nur halb so groß seyn, wie bei
letzteren, nach einigen Angaben sogar nur den vierten Theil derselben betragen.
Textabbildung Bd. 205, S. 21
Die nebenstehende Figur dient zur Erläuterung der Art, wie das Glas bei den in
Rede stehenden Lagern angeordnet wird. Die kleinen Kreise stellen die Enden der
in das Metall fest eingebetteten Glascylinder dar, welche den wichtigsten Theil
des Lagers bilden. Diese Enden liegen mit dem Metall in einer Ebene; da jedoch das letztere sich abnutzt, so bildet das Glas
bald die eigentliche Lagerfläche und nimmt das ganze Gewicht der Last auf.
Mehrere Jahre in Gebrauch gewesenes Glas soll keine Spuren von Abnutzung zeigen,
während zugleich der auf dem Glas liegende Zapfen eine so glatte und glänzende
Oberfläche, wie das Glas selbst, annimmt. Es ist somit eine bedeutende
Verminderung der Reibung und eine entsprechende Reduction des Kraftaufwandes zu
constatiren. Dem Glase läßt sich leicht jede beliebige (ebene, convexe oder
concave) Gestalt der Oberfläche ertheilen, und es gibt wohl wenige
Maschinentheile, wo es nicht in vorstehendem Sinne anwendbar wäre.
Die Kosten des Systemes sind sehr mäßig, die Einsetzung von 50 Glascylindern soll für
eine Locomotive nur auf 25 Dollars zu stehen kommen.