Titel: | Neue Beispiele von der Gefährlichkeit der Nachbarschaft metallischer Massen während eines Gewitters; von W. de Fonvielle. |
Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. XL., S. 109 |
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XL.
Neue Beispiele von der Gefährlichkeit der
Nachbarschaft metallischer Massen während eines Gewitters; von W. de Fonvielle.
Aus den Comptes rendus,
t. LXXIV p. 1383; Mai 1872.
Ueber die Gefährlichkeit der Nähe von Eisenmassen während eines
Gewitters.
Der Verfasser des Berichtes gibt einige Details über einen Blitzschlag, welcher am
23. Mai d. J. Abends 4 Uhr einen auf dem Gebiet der Gemeinde von Créteil
gelegenen Heuschober traf und mehrere Personen tödtete. Er schreibt die Katastrophe
der Gegenwart eines Pfluges und mehrerer eiserner Haken zu, welche die unglücklichen
Opfer mitgebracht hatten, als sie Schutz in diesem Heuschober suchten.
Der Verfasser sucht festzustellen, daß der Blitzstrahl welcher insbesondere das am
höchsten stehende Opfer mit furchtbarer Intensität getroffen hatte, sich in Folge
einer Art Ablenkung, analog der bei Volta'schen Strömen
vorkommenden, in zwei Arme verzweigte, wovon der eine auf die Haken übersetzte, der
Hauptstrahl jedoch den Pflug traf. Zwei vom Blitz herrühende Löcher, welche noch
vorhanden sind, beweisen auf das unzweideutigste diese gabelförmige Spaltung des
Blitzstrahles in zwei Strahlen von ungleicher Gewalt. Die Opfer wurden um so
heftiger getroffen, je näher sie einer Eisenmasse standen und je bedeutender diese
Massen waren. Der Verfasser geht nicht auf alle merkwürdigen Phänomene ein, welche
dieser Blitzstrahl darbietet, da nach seiner Vermuthung auch die Aerzte einen
Bericht an die Akademie erstatten und derselben die Resultate des Leichenbefundes
mittheilen werden; aber er glaubt die Akademie auf die Nothwendigkeit aufmerksam
machen zu müssen, das Publicum vor der Gefahr des Aufenthaltes in der Nähe von
Eisenmassen während eines Gewitters zu warnen.
Als weitere Stütze seiner Ansicht bezieht sich der Verfasser auf eine Erscheinung
welche ein englischer Arzt, Hr. Wild, während eines
Gewitters beobachtet hat, das sich am 9. Mai d. J. über London entlud. Dieser Arzt,
welcher einen Regenschirm mit eisernem Stiel aber hölzernem Griff geöffnet hatte,
empfand, als er über einen freien Platz ging, plötzlich eine Erschütterung. Zugleich
sah er an allen Spitzen des Regenschirmes glänzende Funken und fühlte einen heftigen
Druck an der Schläfe. Sein Körper hatte als Leiter gedient und der BlitzstrahlEs scheint sich hier doch weniger um einen eigentlichen Blitzstrahl (rayon de foudre), welcher den Arzt traf, als um
ein Ausströmen der Elektricität durch Spitzen zu handeln; die erwähnte
Erschütterung aber dürfte dem elektrischen Rückschlag in Folge eines
gleichzeitig auftretenden starken Blitzes zuzuschreiben seyn. A. P. war ohne Zweifel durch den eisernen Stock den er in der Hand hielt,
angezogen worden. Dieses nicht vereinzelt dastehende Beispiel betrachtet der
Verfasser als einen Wink, während der Gewitterregen Regenschirme mit hölzernem Stock
solchen mit eisernem vorzuziehen. Er fügt hinzu, daß die Eisen- und
Kupferstücke, welche die Opfer jenes Blitzschlages vom 23. Mai bei sich trugen,
allem Anscheine nach Gegenstand einer Schmelzung oder mechanischen Wirkung,
proportional ihren individuellen Massen sowie ihrem elektrischen Leitungsvermögen,
gewesen seyen.