Titel: | Ueber die mechanischen Anwendungen des vulcanisirten Kautschuks; von J. Syme. |
Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. LXXII., S. 281 |
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LXXII.
Ueber die mechanischen Anwendungen des
vulcanisirten Kautschuks; von J. Syme.
Nach dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, Juni 1872, S. 301.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Syme, über die mechanischen Anwendungen des vulcanisirten
Kautschuks.
Wir geben im Folgenden einen Auszug einer Abhandlung von J. Syme
sen., welche in einer Sitzung des schottischen
Ingenieurvereines vorgetragen wurde. Der Verfasser legte bei dieser Gelegenheit der
Versammlung Kautschukproben vor, welche er von den beiden Kautschukfabrikanten Moulton u. Comp., und Foster u. Williams erhalten
hatte, und zwar in drei verschiedenen Zuständen des Kautschuks: im rohen Zustande,
wie er importirt wird, nach der Sortirung und Vorbereitung für die Mischung, und im
Zustande der Mischung, nachdem er, ohne jedoch vulcanisirt zu seyn, bereits den
Zusatz von Schwefelblumen bester Qualität, die man zur Erzielung eines vollkommen
reinen Productes bei ungefähr 149° C. mit ihm zusammen schmelzen läßt,
empfangen hatte. Je nach den verschiedenartigen Bestimmungen des Kautschuks fügt man
dem Schwefel vor der Vulcanisirung mehrere andere Substanzen in verschiedenen
Verhältnissen bei. Syme legte ferner Proben vor, welche
verschiedene Grade der Vulcanisirung repräsentirten, und zwar unter Angabe ihres
specifischen Gewichtes, da die Dichtigkeit des Productes einen wesentlichen Einfluß
auf dessen Handelswerth hat.Syme's Zusammenstellung der von ihm ermittelten
specif. Gewichte verschiedener Kautschukarten wurde bereits im polytechn.
Journal, 1871, Bd. CCI S. 178 mitgetheilt.
Die Anwendungen des vulcanisirten Kautschuks sind heut zu Tage so mannichfaltig, daß
wir uns auf eine Auswahl der wichtigsten beschränken müssen, welche zu Glasgow und
in der Umgebung dieses großen Mittelpunktes der Fabriksindustrie eingeführt sind.
Beginnen wir mit den Klappenventilen der
Schiffsdampfmaschinen. Vor einigen Jahren nahm man allgemein an, daß die
Klappen aus reinem Kautschuk, welcher auf dem Wasser schwimmt oder beinahe schwimmt, die besten seyen. Aber der Verfasser liefert
den Nachweis, daß andere
Ursachen als die Qualität des Kautschuks, einen ungünstigen Einfluß auf die
Dauerhaftigkeit dieser Organe haben, z.B. die schlechte Construction des
Ventilsitzes oder des Deckels, die Anwendung eines zu großen Druckes, oder die
Einwirkung einer zu großen Quantität als Schmiermittel dienender Stoffe, welche dem
Wasser beigemischt, mit den Kautschukgarnituren in Berührung kommen und dieselben
zerstören. Er zeigte zwei abgenutzte Garnituren vor, wovon die eine, weiß von Farbe
und im specifischen Gewichte von 1,606, nur 21 Tage der Einwirkung des Dampfes
ausgesetzt gewesen war, während die andere, gelblich-grau und im specifischen
Gewichte von 1,178, unter gleichen Verhältnissen 90 Tage ausgehalten hatte. Diese
beiden Garnituren hatten Risse bekommen, welche von dem centralen Loche ausgingen,
während die Masse des Kautschuks noch ganz gut war. Der Verfasser hält indessen die
erste Probe in reiner Qualität, für kaltes Wasser als die geeignetste, und glaubt,
daß in beiden Proben der Kautschuk zu dicht war. Er ist außerdem der Ansicht, daß
Größe und Krümmung des Deckels, indem sie das Bestreben erzeugten, die Garnitur
schüsselförmig zu krümmen und mithin rings um ihre Mitte zu zerreißen, mehr zum
Bruch beigetragen haben, als die Qualität des Stoffes. Man muß es daher vermeiden,
die Einfassung im Verhältniß zur Klappe oder der Oeffnung der Scheidewand zu groß zu
machen. Der Verfasser schließt aus seinen Versuchen, daß für reines, kaltes und
fettfreies Wasser der reine Kautschuk der beste ist, und daß derselbe bei einem
kreisrunden Ventil nicht weiter als um den Betrag seiner Dicke über den Rand der
Klappe hinausgehen darf.
Syme zeigte das abgenutzte Segment einer zur Luftpumpe
einer Condensationsdampfmaschine gehörenden Ventilklappe, welche 52470 Kilometer
durchlaufen hatte, und deren specifisches Gewicht 1,222 betrug. Aus der Abbildung
Fig. 1 ist
die Wirkung der Abnutzung ersichtlich. Die Dicke dieser Klappe, welche die Oeffnung
des Sitzes um 0,038 Met. überragt und anfänglich 0,019 Met. betragen hatte, zeigte
sich an der dünnsten Stelle bis auf 0,006 Met. reducirt. Das Ventil hatte in einem
mit heißem Wasser gefüllten Trog gearbeitet, was zur Erhöhung des Uebelstandes
beitrug; sonst hätte dasselbe noch eine Strecke von mehreren tausend Kilometern
aushalten können, denn die Qualität des Stoffes war vortrefflich.
Der Verfasser besitzt eine ganze Sammlung solcher Ventile, welche bei
Condensationsmaschinen des alten Systemes mit einem
Cylinder in Anwendung gewesen waren. Wir beschränken uns auf die hauptsächlichsten
Folgerungen, welche er an die Untersuchung dieser Exemplare knüpft. Eine erste Serie
bestand aus reinem Kautschuk, und lieferte die Bestätigung, daß die schädlichen Wirkungen der
Schmiermittel durch die Unbeweglichkeit des Ventiles sehr beschleunigt worden waren,
indem dieses sich nicht um seine Mitte drehen konnte, was bei allen runden Ventilen
der Fall seyn sollte. Die über die Oeffnung des Sitzes gehenden Stäbe, sowie die
Ränder des Sitzes sollten abgerundet seyn; denn der Kautschuk, dessen Dicke 0,015
Met. betrug, zeigte sich, obgleich er von sehr guter Qualität war, in Folge der
Wirkung der genannten Stäbe und Ränder halb durchschnitten. Das mit dem Wasser
fortgeführte und in die Risse dringende Oel hatte gleichfalls seine zerstörenden
Wirkungen ausgeübt. – Ein anderes, 0,022 Met. dickes Exemplar war 2 3/4 Jahre
im Dienst gewesen; da aber das Ventil um seine Mitte drehbar war, so hatten die
Ränder der Oeffnung und ihre Stäbe keine Spuren auf dem Kautschuk hinterlassen.
– Eine andere Probe bildete einen Theil eines Ventiles, welches während 12
Jahren in einer Maschine gedient hatte, die ungefähr 12 Kolbenhube per Minute machte. Dieses Kautschukstück mag
ursprünglich 0,022 oder 0,025 Met. dick gewesen seyn; es besitzt gegenwärtig eine
dunkle Farbe, sein specifisches Gewicht ist 1,191; der noch in gutem Zustande
befindliche Theil hat seine Elasticität größtentheils bewahrt. Die sichtbaren
Zeichen der Abnutzung lassen schließen, daß das Ventil in seiner Mitte befestigt
gewesen war und in einer constanten Lage auf seinen Sitz geschlagen hatte. Dieses
Exemplar liefert den Beweis, daß Kautschuk, dem man außer der erforderlichen
Quantität Schwefel eine färbende metallische Substanz beigefügt hat, und dessen
specifisches Gewicht 1,152 bis 1,233 beträgt, sich für den fraglichen Zweck am
besten eignet, weil der reine vulcanisirte Kautschuk sich durch die Arbeit in
ölhaltigem Wasser schneller abnutzt, als wenn er durch die Beimengung einer festen
Substanz, auf welche das Oel oder flüssige Fett nicht einwirkt, geschützt ist.
Was die Anwendung des Kautschuks als Packung für
Dampfmaschinen von hohem und niedrigem Druck anbelangt, bei denen der Dampf
fette Substanzen mit sich führt, so machen die hierauf bezüglichen Beobachtungen des
Verfassers die rasch zerstörenden Wirkungen klar, welche eine hohe Temperatur und
Spannung auf den besten vulcanisirten rothen Kautschuk ausüben. Ein ursprünglich
0,0015 Met. dickes Probestück erster Qualität, welches der Verfasser vorzeigte,
hatte bei einer Verbindung der Dampfzuleitungsröhre eines horizontalen
Condensationsdampfmaschinen-Paares von 750 Pferdekräften gedient, und zwar
unmittelbar unterhalb der Stelle an welcher Wallrath erster Qualität als
Schmiermittel angewandt wurde. Die Spannung im Dampfkessel betrug 2,811 Kilogrm. und
in dem mit geringerer Spannung arbeitenden Cylinder 0,632 bis 0,710 Kilogrm. per Quadratcentimeter. Unter diesen Umständen hatten 3 oder 4 Monate
genügt, um den Kautschuk bis auf die Bolzen, und 6 Monate, um denselben gänzlich
abzunutzen. Packungen von gleicher Dicke für die Deckel des Cylinders von höherer
Spannung, die jedoch von den Schmierbüchsen weiter entfernt lagen, hatten 6 bis 9
Monate ausgehalten, ehe sie nur bis zu den Bolzen abgenutzt waren. Andere eben so
dicke Packungen in Anwendung auf den Cylinder von minder hoher Spannung, also unter
einer niedrigeren Temperatur, hatten zwei Jahre und darüber ausgedauert; sie konnten
drei- oder viermal herausgenommen und wieder eingefügt werden. Diese
Erfahrung beweist, daß eine hohe Temperatur und ein hoher Dampfdruck unter dem
Einflusse des dem Dampf beigemischten besten Wallrathes den vulcanisirten Kautschuk
sehr schnell zerstören. Vorstehendes Resultat war übrigens vorauszusehen; denn man
weiß, daß der Kautschuk bei ungefähr 149° C. vulcanisirt werden kann, und
Versuche die der Verfasser mit heißer Luft anstellte, lehrten, daß er bei
204° C. vollständig weich wird.
Wenden wir uns zu den Kautschukventilen der Speisepumpen der
Schiffsdampfmaschinen mit Hochdruck, bei denen die Spannung im Dampfkessel
3,865 bis 4,216 Kilogrm. per Quadratcentimeter beträgt.
Es wurden drei gebrauchte Exemplare vorgezeigt, welche sämmtlich aus reinem grauem
Kautschuk construirt waren. Das erste hatte in reinem Wasser unter einer Spannung
von 3,865 Kilogrm. per Quadratcentimeter gearbeitet, und
die mittlere Dauer desselben bei täglich sechsstündiger Arbeit nur 6 bis 8 Tage
betragen; seine Dicke betrug 0,019 Met. bei einem Durchmesser von 0,101 Met.; es war
am Centrum befestigt, und zwar unter einem metallenen Deckel von 0,054 Met.
Durchmesser. Innerhalb 48 Stunden wurde das Stück von den Stäben seines Sitzes
förmlich durchschnitten. Der Verfasser betrachtet daher diese Construction als eine
übelverstandene Anordnung; denn man sollte stets berücksichtigen, daß die
Elasticität des Kautschuks ihre Grenzen hat, und diese waren unter den vorliegenden
Umständen überschritten. – Das zweite Exemplar schien unter einer
Metallklappe ohne biegsame Zunge in Gebrauch gewesen zu seyn, und leistete nur 48
Stunden lang in einer Schiffsmaschine Widerstand, wo die Speisung in dem Dampfkessel
einem Drucke von 4,216 Kilogrm. per Quadratcentimeter
begegnete. Der Verfasser glaubt, daß die kurze Dauer dieses Dienstes erstens daher
kommt, daß das Wasser zu sehr mit Oel vermischt war, zweitens daß die Oeffnung des
Ventilsitzes zu groß, die Oberfläche der Stäbe aber zu klein, drittens daß der
Kautschuk für diese Anwendung zu rein und zu weich war. – Das dritte Exemplar
war unter einem Metalldeckel ohne biegsame Zunge angewendet worden; es bestand aus reinem
und weichem Kautschuk von 0,019 Met. Dicke und hatte 0,117 Met. im Durchmesser.
Dasselbe hatte nur eine sehr kurze Existenz, indem es bei der Probefahrt des
Dampfers nur 6 Stunden unter einer Dampfkesselspannung von 4,216 Kilogrm. arbeitete.
Zieht man den Querschnitt der Oeffnungen und die Oberfläche des Ventilsitzes in
Erwägung, so wird man sofort erkennen, daß letztere zu klein war, indem sie nicht
die Hälfte des Querschnittes der Oeffnungen erreichte, so daß der auf den Stäben
liegende Theil des Kautschuks einen Druck von 9,136 Kilogrm. per Quadratcentimeter, oder mehr als das Doppelte des Dampfdruckes im
Kessel, auszuhalten hatte. Auch hier hatte man die Elasticitätsgrenze des reinen
Kautschuks überschritten, selbst wenn letzterer nur einer von der wechselnden
Spannung einer federnden Zunge freien Compression unterworfen ist.
Im Hinblick, auf die eben erwähnte verfehlte Construction schlägt der Verfasser
verschiedene Anordnungen vor, deren eine sich auf die Anwendung von Geschützbronze,
die andere auf die des Kautschuks bezieht. Das Charakteristische der letzteren,
welche in Fig.
2 im Grundrisse, in Fig. 3 im
Verticaldurchschnitte skizzirt ist, liegt in der Anordnung des mit runden Löchern
durchbohrten Ventilsitzes. Dieser bietet nämlich eine Oberfläche dar, welche
geeigneter ist, den Druck des Kautschuks, ohne einzuschneiden, aufzunehmen. Der
Durchmesser jener Löcher beträgt 0,013 Met., die Dicke des Kautschuks 0,022 Met. bei
einem Durchmesser von 0,107 Met. Ueber die Kautschukscheibe ist ein Hut aus Bronze
gedeckt, welcher mit einer Spindel von 0,019 Met. Durchmesser versehen ist, die in
der Mitte des Sitzes gleitet und als Führung dient. Ueber den Metallhut ist noch ein
0,019 Met. dicker Kautschukring geschoben, welcher die Bestimmung hat, den Stoß des
Ventiles bei seiner Hebung zu mildern. Für vorstehenden Zweck empfiehlt der
Verfasser Kautschuk von der Qualität Nr. 3 von 1,473 bis 1,633 specifischem
Gewichte.
Wir gehen nun zur AnwendungAnwedung des Kautschuks und der Guttapercha für die Kolben
und Ventile der Pumpen über. Fig. 4 stellt einen
Pumpenkolben mit zwei ringförmigen Packungen aus Guttapercha oder vulcanisirtem
Kautschuk im Verticaldurchschnitt dar. Diese Packungsringe liegen in zwei auf der
Drehbank in die Seitenfläche des Kolbens gearbeiteten Rinnen von 0,022 Met. Tiefe.
Letztere communiciren mit zwei in den Kolben bis zur unteren Rinne gebohrten
Löchern, so daß der Druck der in der Pumpe stehenden Wassersäule sich bis zur
hinteren Wand der Packungsringe fortpflanzt und diese Ringe gegen die Röhrenwand
andrückt, selbst wenn sie sich bereits bis auf 0,022 und 0,006 Met. Dicke abgenutzt
haben. Der Verfasser machte die Wahrnehmung, daß der Kautschuk auf solche Weise
bei der Luftpumpe einer 60pferdigen Condensationsdampfmaschine angebracht, seinen
Dienst 3 1/2 Jahre mit vollkommenem Erfolg versah. Da das Wasser in derartigen
Fällen heißer und mit fetten Substanzen stärker imprägnirt ist, so muß man dichteren
Kautschuk anwenden, der eher im Stande ist, diesen Substanzen, welche ihn aufzulösen
streben, Widerstand zu leisten.
Eine weitere Anwendung und zwar des reinen vulcanisirten Kautschuks bezieht sich auf
die Schwefelsäure-Pumpe, bei welcher Blei und
Kautschuk allein mit der Säure in Berührung kommen. Diese in Fig. 5 im Durchschnitt
abgebildete Pumpe ist eine Druckpumpe und wird aus freier Hand in Thätigkeit
gesetzt. Sie hebt die Säure auf die für ihre Vertheilung nöthige Höhe von 2,740 Met.
Eine umgekehrte sphärische Schale oder Kuppel aus vulcanisirtem Kautschuk wird bei
jedem Hub eines eisernen Kolbens, welcher gleichfalls eine Schale jedoch in
entgegengesetztem Sinne bildet, einwärts gepreßt. Beim Aufsteigen des Kolbens
stellen das Gewicht der Flüssigkeit und die Elasticität des Kautschuks die vorherige
Gestalt der Kuppel wieder her; diese füllt sich von Neuem mit Säure, welche durch
einen weiteren Druck des Kolbens in die Höhe gefördert wird. Zwei flache Klappen mit
Kautschukliderung vervollständigen die Action der Pumpe. Diese Art Druckpumpe
leistet nützliche Dienste, wenn die Bleikammern auf dem Boden angebracht sind, weil
alsdann die Säure behufs ihrer Vertheilung gehoben werden muß.
Die Figuren 6,
7 und 8 stellen eine
andere Art mit Kautschuk combinirter Säurepumpen-Kolben im Verticaldurchschnitte und in der
Seitenansicht dar. Der Kolben besteht aus glasirtem Steinzeug und ist von einem
Packungsring aus Kautschuk umgeben, welcher, wie aus den Durchschnitten Fig. 6 und 8 ersichtlich,
mit der Klappe aus einem Stück besteht. Die Kolbenstange
ist aus Holz. Pumpen dieser Art, welche zur Hebung der Salzsäure dienen, haben zweierlei Durchmesser, nämlich von 0,101 Met. wenn
sie aus freier Hand, und von 0,127 Met., wenn sie durch einen kräftigeren Motor in
Thätigkeit gesetzt werden. Die ersteren, deren Dicke 0,009 Met. beträgt, heben die
Flüssigkeit auf 2,74 bis 3 Met., die letzteren, welche 0,015 Met. dick sind, bis auf
6 Met. Die Stärke von 0,015 Met. ist nöthig, um auf der Klappe einen bleiernen
Deckel mit gleichfalls bleiernen Nieten befestigen zu können. Diese Kolben spielen
in bleiernen Cylindern, welche Tag und Nacht arbeitend, je nach der Stärke der
Flüssigkeit, zwei bis drei Monate aushalten. Selbstverständlich verwendet man zu
diesem Apparate Kautschuk erster Qualität.
In Fabriken wo man mit heißen Alaunlösungen arbeitet,
können die Behälter mit Kautschuk ausgefüttert werden. Zwei solcher Bekleidungen, welche der
Einwirkung siedender Alaunlösungen zu widerstehen hatten, die ein metallenes Futter
sehr angreifen, haben folgende Resultate ergeben. Die erste, aus Kautschuk von Para,
bestand aus einem vulcanisirten, 0,006 Met. dicken Blatt, dessen Vereinigung an den
Fugen mit einer Auflösung von Kautschuk erster Qualität bewerkstelligt worden war.
Das Futter hielt 17 Monate aus, worauf es in Folge der Efflorescenz des
vulcanisirten Kautschuks an den Fugen auseinander ging. Der nämliche Behälter wurde
mit einem Futter aus reinem, in einer zinnernen Form gegossenen Kautschuk von Para
ausgekleidet; dieses Futter dient bereits seit 21 Monaten und zeigt noch keine Spur
von Verderbniß.
Wir gehen nun zur Anwendung des vulcanisirten Kautschuks, des harten oder weichen,
auf Metallwalzen über, wie sie heut zu Tage in
Kattundruckereien, Bleichanstalten, Färbereien, und ganz neuerdings in
Papierfabriken sehr häufig in Gebrauch sind. Der Verfasser hat sich zu Anfang des
Jahres 1864 mit der Anbringung eines elastischen Ueberzuges dieser Art an
Metallwalzen beschäftigt. Bevor man aber das Hartgummi auf den Walzen zu befestigen
lernte, leisteten diese elastischen Ueberzüge, da sie nicht fest am Metall hafteten
und daher bei der Arbeit Falten bildeten, nur unvollkommene Dienste. Als daher die
neuen Walzen erschienen, wurden sie als eine Wohlthat für jene Industriezweige
betrachtet. Die Ueberzüge von Vulcanit oder Hartgummi
sind 0,025 Met. dick, können auf einer Drehbank mit den nämlichen
Schneidinstrumenten wie harte Hölzer abgedreht werden, und sind dauerhafter als
Holz.
In den Papierfabriken sind die Kautschukwalzen seit 1869 in Gebrauch. Man kann auch
den Kautschuküberzug bei Walzen in Anwendung bringen, welche zum Leimen der feineren
Papiere dienen, weil die in dem Leim enthaltenen Stoffe das Messing angreifen, auf
den Kautschuk aber nicht einwirken. Ueberall, wo man die mit Kautschuk bekleideten
Walzen paarweise anwendet, muß die mitnehmende Walze härter seyn, als die
mitgenommene, weil der wellenförmige Hügel, welcher sich während der Action auf der
Oberfläche bildet, durch die mitnehmende Walze nach hinten gedrängt werden muß.
Was die Kautschukfedern für die Buffer der Eisenbahnwagen
anbelangt, so bedauert der Verfasser, daß der Kautschuk in dieser Achtung nicht mehr
in demselben Umfange wie früher vertreten ist. Er erwähnt eines solchen Buffers,
welcher 19 Jahre in Betrieb war und mit dem Waggon, dem er angehörte, gleiche Dauer
hatte. Allerdings wurde er am Ende seines Dienstes in einem Zustande der Zersetzung
oder Fäulniß gefunden, welchem der Kautschuk, insbesondere der reine, unterworfen
ist; aber eine Dauer
von 19 Jahren darf immer als ein sehr befriedigendes Resultat betrachtet werden. Da
der vulcanisirte Kautschuk seine Elasticität unter den Temperaturen der
verschiedensten Klimate, von Canada bis Indien, beibehält, so erweist er sich als
ein für Eisenbahnbuffer und Zugfedern nützlicher Stoff; und wenn man dahin gelangen
würde, seine Dauerhaftigkeit zu erhöhen, so würde er nicht mehr durch Stahlfedern
verschiedener Form verdrängt werden. Man sollte übrigens den Kautschukfedern mehr
Oberfläche geben, um ihre Dauerhaftigkeit, welche gegenwärtig nur 2 1/2 bis 3 1/2
Jahre beträgt, zu verlängern.
Wir kommen nun zu den Kautschukbandagen der Räder, welche
in Folge von Constructionsfehlern bis jetzt noch nicht den Erfolg gehabt haben,
welchen man sich versprochen hatte. Die Figuren 9 und 10 stellen ein
mit einer solchen Bandage ausgestattetes Rad eines Blockwagens dar. Bänder von
grober Leinwand sind in den Kautschuk eingehüllt, ohne die Seitenflächen zu
erreichen. Ihr Zweck ist, die Streckung der Bandagen zu verhüten. Das Rad muß daher
so eingerichtet seyn, daß man die Bandage von der Seite her darüber schieben kann.
Aus diesem Grunde besteht das Rad aus zwei aneinandergeschraubten Hälften. Seine
Felgen tragen zwei aneinandergeschraubte eiserne Flanschen, welche eine Rinne
bilden, die das Kautschukband aufnimmt.
Eine andere glückliche Anwendung des Kautschuks findet man bei Shank's patentirten Wassercloset's mit
sphärischem elastischen Ventil. Eine hohle Kautschukkugel dient hier als Ventil und
verschließt eine mit Messing eingefaßte Oeffnung. Diese Anordnung bietet mehrere
Portheile dar, bedarf keiner Reparatur, dauert fünf und mehr Jahre, und findet eine
immer mehr sich verbreitende Aufnahme.
Der Verfasser erwähnt endlich noch der Anwendung des Kautschuks bei den Billiardbändern. Das Zurückprallen der elfenbeinernen
Kugel muß augenblicklich, sicher und regelrecht, und das Band selbst so niedrig wie
möglich seyn. Man bedient sich daher eines vulcanisirten, auf einer Seite halbkreisförmig abgerundeten Kautschukbandes von 0,019 Met.
Dicke, gegen dessen Mitte die 0,052 Met. im Durchmesser haltende Kugel anschlägt.
Dieses Kautschukband ist auf einer hölzernen Leiste und unterhalb einer
Messingschiene so angeordnet, daß der Halbkreis des Kautschuks allein hervorspringt.
Stoß- und Rückpralllinie der Kugel liegen daher genau in der Richtung der die
Mittelpunkte verbindenden Linie. Ein Vortheil dieser Anordnung liegt auch in der
Verminderung der Höhe des Bandes über der Tafel auf 0,037 Met. statt der
gewöhnlichen Höhe von 0,047 Met.