Titel: | Ueber die Bestimmung des Mangans im Roheisen, Stahl und Stabeisen; von F. Keßler. |
Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. LXXXVII., S. 332 |
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LXXXVII.
Ueber die Bestimmung des Mangans im Roheisen,
Stahl und Stabeisen; von F. Keßler.
Aus den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin, 1872, Nr. 13.
Keßler, über Bestimmung des Mangans im Roheisen, Stahl
etc.
Bekanntlich wird bei dem gegenwärtigen Zustande der Eisenindustrie ein besonderer
Werth auf den Mangangehalt gewisser Eisensorten gelegt. Ich bemühte mich deßhalb
schon seit längerer Zeit, ein Verfahren aufzufinden, welches frei von den vielerlei
Fehlerquellen der bisher üblichen Methoden, den Mangangehalt des Eisens mit
Sicherheit zu bestimmen gestattet. Indem ich die ausführliche Beschreibung eines
solchen nebst den erforderlichen Belegen anderen Ortes veröffentlichen will, theile
ich in Folgendem nur die Hauptpunkte desselben mit.
Wenn man eine salzsaure Lösung von Eisenchlorid durch Natriumcarbonat neutralisirt,
bis der Niederschlag beständig wird und diesen dann durch vorsichtig zugesetzte
Salzsäure eben wieder zur Lösung bringt, so erhält man
eine Flüssigkeit, in welcher das noch vorhandene Eisenchlorid bekanntlich sein
14faches Aequivalent an Ferrihydrat gelöst hält, welche aber beim Kochen nichts
ausscheidet. Um jetzt das Eisen durch Natriumacetat in der Siedehitze zu fällen,
wird also theoretisch nur so viel erfordert, als nöthig ist, um das Eisenchlorid in
Acetat überzuführen, oder 3 Mol. Acetat auf 15 Atome Eisen, d. i. etwa 1
Gewichtstheil krystallisirtes Natriumacetat auf 2 Gewth. Eisen. In der That gelingt
es leicht, aus Lösungen die mit gedachter Vorsicht neutralisirt sind, 1,1 Grm. Eisen
auf 500 K. C. Flüssigkeit durch 1 Grm. Natriumacetat bei augenblicklichem Kochen
vollständig auszufällen, selbst wenn vorher, um die mögliche Zersetzung anderer
Acetate zu verhindern, noch 1 Grm. Essigsäure hinzugesetzt war. Unter solchen
Umständen gehen auch bei hohen Mangangehalten des Eisens nur unbedeutende Mengen,
beispielsweise von 13 Proc. nur 0,02 bis 0,05 Proc., bei geringen Gehalten
entsprechend weniger, in den Niederschlag.
Man erkennt aus dieser Thatsache leicht, daß die viel erheblicheren Verluste, welche
sonst bei genauen Versuchen gemeiniglich beobachtet werden, und die zu der
Vorschrift, den Eisenniederschlag noch einmal zu lösen und zu fällen, geführt haben,
lediglich durch die großen Mengen von Natriumacetat verursacht werden, welche man
allgemein für nöthig hält, bei der Fällung des Eisens anzuwenden. Eben hierdurch
wird speciell das vorhandene Manganchlorür zum Theil in Acetat verwandelt, auf dessen leichte
Spaltbarkeit in Oxydul und Säure man bisher zu wenig Gewicht legte. Wahrscheinlich
läßt sich die verbesserte Methode auch auf die Trennung des Eisens von Zink, Kupfer,
Nickel und Kobalt anwenden.
Ehe ich diesen Weg fand, bediente ich mich, um das neutralisirte Eisenchlorid zu
zerlegen, des Natriumsulfates. Während hierbei auch große Salzmengen kein Mangan
mitfällen, genügt schon 1 Grm. Glaubersalz für die Abscheidung von 1,1 Grm. Eisen.
In Lösung bleibt nur eine kleine Menge des letzteren, welche aber für den Hauptzweck
nicht störend ist.
Um das Auswaschen des Niederschlages zu ersparen, verdünne ich die erkaltete
Flüssigkeit auf 500 K. C., filtrire durch ein trockenes Filter und nehme 250 K. C.
des Filtrates, entsprechend 0,55 Grm. Originalsubstanz, zur Fällung des Mangans.
Soll diese durch weiteren Zusatz von Acetat und Brom bewirkt und das erhaltene
Dioxyd, wie es im Plane lag, acidimetrisch titrirt werden, so tritt auch hier,
namentlich bei hohen Mangangehalten, die leichte Zersetzbarkeit des Manganacetats,
gestützt auf die Verbindungsfähigkeit des Mangandioxyds mit Monoxyden, also auch mit
Manganoxydul, hindernd in den Weg; während doch die beabsichtigte Reaction ohne
vorhergegangene Bildung von Manganacetat nicht stattfinden kann. Dieser störende
Einfluß läßt sich verschiedentlich, am sichersten auf folgende Weise beseitigen.
Man löst 10 Grm. Natriumacetat in 150 K. C. Wasser, setzt 50 K. C. Bromwasser und
dann in Zeitabschnitten von einer halben Stunde je circa
50 K. C. obiger Manganlösung, beim dritten Male auch noch 50 K. C. Bromwasser hinzu,
ohne zu erwärmen. Hierbei fällt das Mangandioxyd stets aus so verdünnter Lösung, daß
selbst bei 13 Proc. Mangangehalt nur 0,02 bis 0,03 Proc. als Monoxyd in dem
Niederschlag, also für die folgende Bestimmung verloren gehen. Dagegen bleiben
kleine, aber dem ganzen Gehalte ziemlich proportionale Mengen von Mangan theils als
Permanganat, theils an den Wänden der Gefäße haften und erfordern nach ihrer
Reduction eine nochmalige analoge Behandlung.
Nachdem das freie Brom durch Erwärmen ausgetrieben ist, wird der Niederschlag
filtrirt, mit verdünnter Natriumacetatlösung ausgewaschen, dann nebst dem Filter mit
abgemessenen 5 bis 15 K. C. Fünftel-Antimonchloridlösung und 15 K. C.
concentrirter Salzsäure reducirt, und die Flüssigkeit, mit 100 K. C. Wasser
verdünnt, durch Zehntel-Permanganatlösung zurücktitrirt. 1 K. C. des
letzteren entspricht dann 0,5 Proc. Mangan. Für geringere Mangangehalte, unter 1
Proc., verdreifacht man
alle Quantitäten, und bearbeitet 5/6 des Filtrates vom Eisenniederschlage, welche
zuvor concentrirt werden, auf Mangan. 1 K. C. Permanganat entspricht dann 0,1 Proc.
Mn.
Den Titer der Permanganatlösung bestimmt man entweder durch einen Vergleich mit einer
Lösung von Kaliumbichromat bekannten Gehaltes (mittelst Antimonchlorid), oder indem
man nach vorliegender Methode eine bekannte Menge von reinem Manganoxydul
untersucht.
Durch Vermischung reiner Manganlösungen – ich benutzte dazu unter anderen auch
die zum Titriren gebrauchte Permanganatlösung und konnte dann von einer genauen
Titerbestimmung derselben absehen – mit Lösungen von Eisen (dessen
Mangangehalt ermittelt war) in verschiedenen Verhältnissen stellte ich
Untersuchungsobjecte dar, welche Eisensorten von 0,1 bis 13 Proc. Mangangehalt
entsprachen. Nach Mitteln aus mindestens 4 Versuchen jeder Art wurden dabei
angewendetgefundenDifferenz
0,1180,116–––––0,002
0,2180,216––––––– 0,002
0,5680,548––––––– 0,020
1,0511,053––––––+ 0,002
3,0503,028––––––– 0,022
7,0487,006––––––– 0,042
13,04512,982––––––– 0,063
Proc. Mn.
Um die Wirkung der Fehlerquellen zu verdeutlichen, fällte ich, entgegen obiger
Vorschrift, das Ferrihydrat durch 15 Grm. Natriumacetat, ohne freie Essigsäure, aus
300 K. C. Flüssigkeit, wobei sich auf
Verluste von
1,000,21
3,000,60
7,000,87
13,00 1,06
Proc. Mn.
ergaben. Analog, jedoch bei weitem schwächer steigerten sich
die Verluste, wenn abweichend von dem Normalverfahren das Mangan aus im Ganzen 210
K. C. Flüssigkeit durch 15 resp. 30 Grm. Acetat auf einmal gefällt wurde und zwar im
Maximum bei 13 Proc. Mangan auf 0,13 resp. 0,25 Proc.
Endlich habe ich noch durch vergleichende Versuche festgestellt, daß von den das
Eisen häufig begleitenden Metallen: Kupfer, Nickel und Kobalt zwar jedes mehr oder
weniger in den Manganniederschlag eingeht, Kupfer und Nickel jedoch nur als
Monoxyde, Kobalt als Sesquioxyd. Nur das letztere also verursacht, wenn man es nicht
besonders abscheidet, nach dieser Methode einen kleinen Fehler: man findet
äußerstenfalles den Mangangehalt um einen Betrag zu hoch, welcher der Hälfte der
vorhandenen Kobaltmenge äquivalent ist.
Iserlohn, im Juni 1872.