Titel: Hansen's Typen-Schreibmaschine auf der Copenhagener Industrie-Ausstellung.
Fundstelle: Band 205, Jahrgang 1872, Nr. XCIV., S. 398
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XCIV. Hansen's Typen-Schreibmaschine auf der Copenhagener Industrie-Ausstellung. Nach dem Engineer, August 1872, S. 68. Mit einer Abbildung auf Tab. X. Hansen's Typen-Schreibmaschine. In der Industrie-Ausstellung zu Copenhagen zieht gegenwärtig die Typenschreibmaschine oder die sogenannte „Schreibkugel“ des Hrn. Malling Hansen die Aufmerksamkeit des Publicums in hohem Grade auf sich. Fig. 12 stellt diesen sinnreichen Apparat in perspectivischer Abbildung dar. A ist eine Halbkugel aus Geschützmetall, welche mit 52 nach dem Centrum convergirenden Löchern durchbohrt ist. Dieselbe liegt auf dem festen Ringe eines Gestelles D, welches wieder auf drei Trägern E ruht. Letztere sind mit der Fundamentplatte a, a des Apparates fest verbunden. Das Gestell D ist um ein Scharnier F beweglich, so daß es ganz in die Höhe gehoben werden kann, und alsdann einen Blick auf die unteren Theile des Apparates gestattet. In jedem der erwähnten Löcher gleitet ein Kolben oder eine Taste, in deren unterem horizontal abgeschliffenen Ende ein Buchstabe oder sonstiges Schriftzeichen gravirt ist. Der nämliche Buchstabe ist auf dem Kopfe jedes Kolbens markirt. Wenn ein solcher Tastkolben niedergedrückt wird, so geht er unter dem Einflusse einer auf ihn wirkenden Spiralfeder von selbst wieder in die Höhe. H, H ist eine horizontale, auf vier Rädern ruhende Tafel, welche unter dem Centrum der Halbkugel hinweggeführt werden kann. Die Räder laufen auf zwei Schienen K, K, welche mittelst acht Säulen an einen viereckigen Rahmen L, L befestigt sind. Dieser Rahmen selbst ruht an drei Stellen, vorn an einer und hinten an zwei, auf zwei Schienen N, N der Fundamentplatte a, a. An der unteren Seite der Tafel H ist eine Zahnstange angeordnet, in welche ein an die Spindel Q befestigtes Stirnrad greift. Diese in der Fundamentplatte gelagerte Spindel trägt außerdem ein Zahnrad S und ein in der Abbildung nicht sichtbares Getriebe, welches mit dem Rade T in Eingriff steht. Hinter dem Zahnrade S sind zwei Elektromagnete angeordnet, an deren Armaturen eine Hemmung angebracht ist, welche in die Zähne des Rades S greift. V, V sind zwei mit einer constanten elektrischen Batterie in Verbindung stehende Klemmschrauben. Diese Batterie besteht aus 2 bis 4 Leclanché'schen Elementen, welche 6 Monate lang benutzt und dann leicht umgefüllt werden können. X ist eine Glocke, deren Hammer durch einen Stift des Rades S in Bewegung gesetzt werden kann, so daß er an die Glocke schlägt. Wir haben hier die Bemerkung einzuschalten, daß die Halbkugel von einem sphärischen, mit correspondirenden Löchern versehenen Deckel umgeben ist, welcher mittelst isolirender Ebenholzstücke auf der Halbkugel selbst ruht. Dieser Deckel, nebst den kleinen Federn welche den Druck gegen die Knüpfe der Tastkolben aufnehmen, steht mit dem einen Pole, die Halbkugel selbst nebst ihren Kolben mit dem anderen Pole der Batterie in Verbindung. Ueber die Tafel H ist ein leichter Rahmen gedeckt, welcher in die Höhe gehoben werden kann, um ein darunter geschobenes Blatt Papier rings an seinen Rändern festzuhalten. Auf das weiße Blatt wird ein geschwärztes Papier gelegt. Drückt man nun einen der Knöpfe, z.B. den mit dem Buchstaben R markirten, nieder, so druckt das untere Ende des Kolbens den Buchstaben R auf dem Papier ab. Der Knopf berührt sodann die unter ihm befindliche Feder und schließt dadurch den Batteriestrom, worauf die von den Elektromagneten sofort angezogenen Armaturen dem Rade S eine Drehung um einen Zahn ertheilen. In Folge dieser Drehung wird die Tafel H durch das an der Achse Q des Rades S befestigte und in die erwähnte Zahnstange greifende Stirnrad um eine entsprechende Strecke längs der Stange K, K fortbewegt, so daß sich der nächste Buchstabe in geeignetem Abstande neben dem vorhergehenden abdruckt. So erfolgt, indem ein Tastkolben nach dem anderen niedergedrückt wird, der Abdruck der entsprechenden Lettern in einer gegen den Manipulirenden verticalen Zeile. Die Tasten sind so angeordnet, daß sie mit allen zehn Fingern bequem gespielt werden können, wobei eine gewisse Anzahl derselben für jeden Finger bestimmt ist. Einen Moment vor Beendigung einer Zeile schlägt der Hammer gegen die Glocke X, zum Zeichen daß nun eine neue Zeile in geeignetem Abstande von der so eben gebildeten angefangen werden soll. Die Tafel H wird alsdann aus freier Hand gegen den hinteren Träger E zurückgeschoben und der Zeilenabstand durch eine Seitenbewegung rechtwinkelig zu dieser letzteren Bewegung auf folgende Weise erzielt. Unterhalb der Tafel H befindet sich ein beweglicher Finger, welcher in eine an der Fundamentplatte a befestigte Zahnstange greift und dadurch das Gestell L mit der darauf befindlichen Tafel auf den Schienen N, N um den erforderlichen Abstand seitwärts schiebt. Mit einiger Uebung können 10 Tastkolben per Secunde niedergedrückt werden, eine Geschwindigkeit welche drei- bis fünfmal so groß ist, als diejenige womit man mit einer Feder schreibt. Es läßt sich mit der in Rede stehenden Maschine auf alle Papiersorten, von der feinsten bis zur gröbsten, schreiben, indem die Schreibkugel in verticalem Sinne dem entsprechend justirbar ist. Nimmt man 10 Bogen dünnen Papieres mit Zwischenlagen von geschwärztem Papier, so empfangen alle 10 Bogen den gleichen facsimile-Abdruck. Läßt man diese 10 Abdrücke mit zwischengelegtem transparentem Papier durch Walzen gehen, so erhält man die doppelte Anzahl von Copien und zwar in einer Zeit, in welcher ein Copist nur den dritten Theil einer Copie schreiben könnte. Die Schreibkugel läßt sich in allen denjenigen Fällen vortheilhaft anwenden, wo es sich um Geschwindigkeit und Genauigkeit, sowie um die Anfertigung zahlreicher Copien handelt. So findet sie unter Anderem bei den Morse'schen Telegraphen zum Herausschreiben der Depeschen bereits erfolgreiche Anwendung. Der Erfinder ist von dem König von Dänemark durch Verleihung der goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet worden.

Tafeln

Tafel Tab. X
Tab. X