| Titel: | Prof. Colladon's Methode, Gas und Luft behufs der Verwendung als Triebkraft zu comprimiren. | 
| Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. CXXI., S. 520 | 
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                        CXXI.
                        Prof. Colladon's
                           								Methode, Gas und Luft behufs der Verwendung als Triebkraft zu comprimiren.
                        Nach der Chronique de
                                 									l'industrie, August 1872, S. 211.
                        Colladon's Methode, Luft und Gase zu comprimiren.
                        
                     
                        
                           Professor D. Colladon in Genf gibt von seiner Methode,
                              									Luft und Gase zum Zweck ihrer Verwendung als Triebkraft zu comprimiren, sowie von
                              									den hierzu dienenden Apparaten, welche er sich am 30. September 1871 patentiren
                              									ließ, folgende allgemeine Beschreibung.
                           
                              „Luft und Gas werden bei diesem System während des Actes der Comprimirung
                                 										im Inneren des Cylinders selbst abgekühlt. Diese Kühlung erzielt man mittelst
                                 										neuer Anordnungen, bald ohne Einführung einer abkühlenden Flüssigkeit in die
                                 										Pumpenstiefel, wenn man sich trockenes comprimirtes Gas verschaffen will (was
                                 										unter Umständen von großer Wichtigkeit seyn kann), bald durch intermittirende
                                 										Einspritzung eines Flüssigkeitsstrahles von beliebigem Volumen in das Innere des
                                 										Stiefels.
                              
                           
                              Untersuchen wir zunächst die Abkühlung im Inneren der Pumpenstiefel, ohne
                                 										Einführung von Wasser in den Raum, welchen das zu comprimirende Gas einnimmt.
                                 										Ich erziele dieses wesentliche Resultat, indem ich die Abkühlung der äußeren
                                 										Hülle des Pumpenstiefels mit der Abkühlung der Kolbenstange und des Kolbens selbst in folgender
                                 										Weise combinire. Die Kolbenstange ist ihrer ganzen Länge nach hohl und bildet
                                 										somit eine Röhre, welche ich durch Einspritzung kalten Wassers beständig kühl
                                 										erhalte. Auch der Kolben ist hohl, und diese Höhlung steht mit derjenigen der
                                 										Kolbenstange in Verbindung. Letztere ist zu diesem Zwecke an dem mit dem Kolben
                                 										zusammenhängenden Theile mit einem oder mehreren Löchern durchbohrt. Auf diese
                                 										Weise bleiben Kolben und Kolbenstange beständig kalt und dienen somit zur
                                 										Abkühlung von Luft und Gas während der Comprimirung, ohne daß die Einführung von
                                 										Wasser in den Pumpenstiefel notwendig wäre, ein für verschiedene industrielle
                                 										Anwendungen sehr wichtiges Resultat.
                              
                           
                              Die Mittel zur Erzielung der Wassercirculation im Inneren der Kolbenstange und
                                 										des Kolbens, können verschiedener Art seyn. Sie lassen sich jedoch auf zwei
                                 										Systeme zurückführen, dasjenige einer intermittirenden und das einer
                                 										ununterbrochenen Einführung. Die intermittirende Einspritzung kann auf
                                 										verschiedene Weise bewerkstelligt werden, indem man z.B. die Hin- und
                                 										Herbewegung der hohlen Kolbenstange benutzt, um sie in eine Art Pumpe zu
                                 										verwandeln, welche das Wasser in ihr Inneres saugt oder drückt, und es alsdann
                                 										durch eine für diesen Zweck vorgerichtete Röhre ausfließen läßt. Auch die
                                 										continuirliche Einführung läßt sich auf verschiedene Weise realisiren, unter
                                 										Anderem sehr leicht mit Hülfe eines oberhalb der Pumpe angeordneten Behälters
                                 										und einer kleinen in die hohle Stange befestigten und während der Comprimirung
                                 										mit dem Wasser des Behälters communicirenden Röhre. Bei beiden Systemen läßt
                                 										sich die Quantität des eingeführten Wassers durch einen Hahn reguliren.
                              
                           
                              Um eine Saugröhre oder ein Reservoir mit dem unteren Theil der Kolbenstange ohne
                                 										Wasserverlust in Verbindung zu setzen, kann man sich einer Röhre, die in einer
                                 										Stopfbüchse gleitet, oder einfach einer Kautschukröhre bedienen, welche den
                                 										Bewegungen der Stange, womit ihr unteres Ende verbunden ist, nachgibt. Welche
                                 										Anordnung man auch treffen mag, ein wesentlicher Theil des Systemes beruht auf
                                 										dem Princip der Kühlerhaltung einer oder mehrerer Kolbenstangen und Kolben
                                 										während der Comprimirung, und zwar durch Einführung kalten Wassers in ihr
                                 										Inneres.
                              
                           
                              Wir kommen nun zur Abkühlung comprimirter Gase durch plötzliche und
                                 										intermittirende Einspritzung der Flüssigkeit in das Innere des Pumpenstiefels
                                 										selbst. Dieses Pumpensystem ist in mehrfacher Hinsicht demjenigen der
                                 											„Pumpen mit hydraulischem Kolben“ vorzuziehen, weil man
                                 										in Anbetracht der geringeren bei jeder Oscillation zu bewegenden Masse dem
                                 										Kolben eine größere Geschwindigkeit geben, in der nämlichen Zeit ein größeres Gasvolumen
                                 										comprimiren und an Compressionsapparaten, daher auch an Raum sparen kann. Jeder
                                 										Deckel des Pumpenstiefels ist mit einem oder mehreren Einspritzlöchern
                                 										durchbohrt, und für jedes Ende des Stiefels sind diese Löcher unter einander
                                 										durch eine einzige Röhre verbunden. Letztere ist mit einem Injectionsventil
                                 										ausgestattet, welches sich bei jedem Doppelhub des Kolbens auf einen Augenblick
                                 										öffnet, um in das Innere des Stiefels einen Strahl kalten Wassers zu spritzen,
                                 										welcher beim Beginn der Kompression alle Theile benetzt. Die Einspritzung kann
                                 										mit Hülfe einer besonderen Pumpe oder mittelst hydrostatischen Druckes von einem
                                 										höher gelegenen Behälter aus, oder durch das comprimirte Gas selbst, indem
                                 										dieses auf das in einem Behälter eingeschlossene Wasser wirkt, bewerkstelligt
                                 										werden. Das rasche Oeffnen des Injectionsventiles in einem gegebenen Momente des
                                 										Hubes läßt sich durch eine jener bekannten und zahlreichen Anordnungen erzielen,
                                 										welche zur Regulirung des Dampfzutrittes bei Expansions-Dampfmaschinen
                                 										dienen. Das Charakteristische meines Systemes liegt in der Anwendung einer
                                 										geringen, aber bestimmten Quantität Kühlwassers, welches in gewissen Intervallen
                                 										bei jedem Doppelhub in den Stiefel eingespritzt wird, und dessen Menge nach
                                 										Belieben, je nach dem gewünschten Grade der Abkühlung, regulirt werden kann.
                              
                           
                              In Folge vorstehender Anordnung ist man im Stande, dem Kolben eine größere
                                 										Geschwindigkeit zu ertheilen und in einer bestimmten Zeit mit einer gegebenen
                                 										Pumpe ein größeres Volumen comprimirter Luft zu liefern. Das Einspritzwasser
                                 										wird bei jedem Hub durch den Kolben ausgetrieben und entweicht durch das
                                 										Druckventil. Dasselbe gelangt gleichzeitig mit der comprimirten Luft in die
                                 										Leitungsröhren oder in ein Reservoir. Man kann es alsdann in Form eines kleinen
                                 										ununterbrochenen oder intermittirenden Strahles ausfließen lassen.“