Titel: | Ueber Doray's System der Projection für öffentliche Vorträge; Bericht von Lissajous. |
Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. CXXV., S. 527 |
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CXXV.
Ueber Doray's System
der Projection für öffentliche Vorträge; Bericht von Lissajous.
Nach dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, Juni 1872, S. 291.
Doray's System der Projection für öffentliche Vorträge.
Unter den Hülfsmitteln, deren man sich in den letzten Jahren bedient hat, um die
Wissenschaft dem größeren Publicum zugänglich zu machen, nimmt unstreitig das System
der Projection, welches zuerst in der Sorbonne bei Gelegenheit einer physikalischen
Abendvorlesung eingeführt worden ist, und nachher in vielen Amphitheatern Nachahmung
gefunden hat, eine hervorragende Stelle ein.
Doray, Apotheker zu Saint-Lô, hat nun den
glücklichen Gedanken gehabt, diese Methode der Demonstration unter dem
ausschließlichen Gesichtspunkte einer ökonomischen und einem kleineren Auditorium,
wie solches in Provincialstädten sich zusammenzufinden pflegt, zugänglichen
Anwendung zum Gegenstand seines Studiums zu machen. Sein Apparat bietet zwar im
Princip nichts Neues dar, aber er erfüllt in einer sehr glücklichen Form das
bescheidene Programm, welches der Erfinder sich vorgezeichnet hat. Als Licht bedient
sich Doray einer Petroleumlampe mit rundem Docht, welche
eine weiße Flamme und zugleich eine wohlfeile Beleuchtung darbietet. Der
Projectionsapparat ist eine einfache, auf ihre wesentlichen Organe reducirte
Zauberlaterne (laterna magica), bei welcher die
Hauptkosten sich auf das zur Erzeugung der Bilder bestimmte Linsensystem
concentriren. Den auffangenden Schirm bildet ein auf einen Holzrahmen gespannter
Bogen Flachspapier, dessen Transparenz dem Professor gestattet, den projicirenden
Apparat hinter der Fläche, auf welcher die Bilder erscheinen sollen, aufzustellen.
Diese Anordnung, in einem großen Amphitheater wegen ungenügender Größe des
projicirten Bildes unstatthaft, ist jedoch für kleine Auditorien mit Erfolg
anwendbar; man verliert
zwar an Vergrößerung, gewinnt aber dafür an Licht. Der Vortragende steht nicht
zwischen dem Auditorium und der Tafel, und das aus der Laterne kommende zerstreute
Licht wirkt nicht durch Erleuchtung der Atmosphäre des Saales für das Auge
störend.
Die zu projicirenden Objecte sind Zeichnungen, welche vom Professor selbst oder
seinem Assistenten mittelst einer Schwärze, bestehend aus
Druckerschwärze
5 Theile
geistigem Copalfirniß
3 „
Lavendelöl
1 „
von den Abbildungen eines Buches durchgezeichnet werden.
Mittelst dieser zugleich fetten und trocknenden Schwärze läßt sich jede beliebige
Figur mit der Feder auf eine Glasplatte durchzeichnen. Einer nachträglichen
Colorirung dieser Zeichnung vermittelst in Terpenthinfirniß eingerührter
transparenter Farben steht nichts im Wege.