Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. , S. 271 |
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Miscellen.
Miscellen.
Wilson's
Patent-Impermeator.
In der Versammlung des Breslauer Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 29. Februar
d. J. wurde dieser Impermeator von Hrn. Minssen (in
Breslau) vorgezeigt. Das Instrument bezweckt, die beweglichen Theile einer
Dampfmaschine, mit denen der Dampf in Berührung kommt, zu schmieren. Dieß wird
dadurch erreicht, daß durch diesen Apparat der Dampf vor seinem Eintritt in den
Cylinder mit Oel gesättigt wird. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1872, Bd. XVI S. 407.)
Ueber Mushet's Specialstahl.
In der Versammlung des Breslauer Bezirksvereines deutscher Ingenieure vom 29. Februar
d. J. theilte Hr. Kanty über den Specialstahl, welcher
als Werkzeugstahl einer besonderen Härtung nicht bedarf, sondern nur geschmiedet und
geschliffen zu werden braucht, mit, daß er mittelst desselben ohne ihn zu Härten,
harte Gußwalzen abgedreht habe. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1872, Bd. XVI S. 408.)
Der Specialstahl ist nach Prof. Heeren's Analyse
(polytechn. Journal Bd. CCIV S. 477, zweites Juniheft 1872) ein Wolframstahl.
Ueber die Rothfärbung des Bleiweiß.
Für die bekannte Erscheinung, daß bei der Bleiweißfabrication nach dem holländischen
Verfahren nicht selten ein mehr oder minder roth gefärbtes Product erhalten wird,
sind bisher von verschiedenen Seiten die mannichfachsten Ursachen angegeben, jedoch
meist, ohne daß es möglich war, die experimentalen Belege für die jedesmalige
Ansicht beizubringen. A. Bannow und G. Krämer haben nun sich bemüht, diese Frage durch Versuche
zu lösen, welche sie in einer ausführlichen Abhandlung in den Berichten der
deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1872 Nr. 12, veröffentlichten. Bei
denselben haben sie die zwei Möglichkeiten berücksichtigt, daß die Färbung entweder
aus einer Verunreinigung stammt, welche mit dem Blei in das Bleiweiß gelangt, oder
daß die rothe Beimischung erst bei der Bleiweißbildung selbst in Folge eines
fehlerhaften Processes entsteht. Das Material für die Untersuchung bestand in acht
Sorten verschiedener Handelsbleie aus deutschen, englischen und belgischen
Hütten.
Die Versuche mit denselben ergaben, daß der Gehalt an fremden Metallen in den
Handelsbleien, namentlich, wie erst kürzlich behauptet worden ist, der Gehalt an
Silber, auf die Farbe des Bleiweißes keinen Einfluß ausübt, natürlich in der
Voraussetzung daß diese Verunreinigungen sich innerhalb der üblichen Grenzen
halten.
Auch die Verschiedenheit der Essige scheint nicht von Bedeutung zu seyn. Die Versuche
ergaben allerdings, daß der gewöhnliche, einmal destillirte Holzessig ein sehr
schlechtes Material für die Bleiweißfabrication darstellt, und daß ein starker
reiner Branntweinessig von 8 bis 10 Proc. bei weitem die günstigsten Resultate
liefert, irgend einen Einfluß auf die Färbung hat jedoch keiner der angewendeten
Essige geübt.
Es bleibt somit nur noch übrig, die rothe Färbung einem mangelhaften Proceß
zuzuschreiben, und diese Ansicht ergab sich in der That als die richtige. Die
rothfärbende Bleiverbindung ist ein Körper, welcher dem Bleisuboxyd sehr nahe steht
und einer ähnlichen Verbindung des Bleisuboxydes mit dem Bleioxyd entspricht, wie
die bereits bekannte Verbindung des Bleihyperoxydes mit dem Bleioxyd, die Mennige.
Das Gelb des
Bleioxydes und das Braun des Hyperoxydes oder des Suboxydes geben in molecularer
Mischung Roth. Die Entstehung einer solchen Verbindung ist unschwer zu erklären. Ein
schlechter Gährproceß, wie er in den Bleibeeten durch mangelhaften Luftzutritt
leicht stattfinden kann, hindert die völlige Oxydation des Bleies und das Suboxyd
mengt sich in stärkerem oder geringerem Grade dem erzeugten Carbonat bei, welches
dadurch mehr oder minder rosa gefärbt erscheint. Es ist daher nicht unmöglich, daß
unter Umständen die Folgen eines solchen Fehlers vorübergehend sind und daß die
rothe Verbindung sich im Laufe der Oxydation wieder in Bleioxyd und Bleicarbonat
umsetzt. Die auf der Oberfläche des Bleies beobachteten gelben Schichten, welche
nichts Anderes als Bleioxyd sind, deuten diese Möglichkeit genügend an. (Deutsche
Industriezeitung, 1872, Nr. 30)
Ueber Prof. Klinkerfues'
galvanische Gaszünder für Straßenlaternen.
Bezüglich der galvanischen Gaszünder für Straßenlaternen von Prof. Klinkerfues in Göttingen – beschrieben im
polytechn. Journal, 1870, Bd. CCII S. 90 – wurde in der kürzlich in Würzburg
abgehaltenen Hauptversammlung des Vereines der Gas- und Wasserfachmänner
Deutschlands mitgetheilt, daß die in Göttingen bisher gemachten Erfahrungen im
Ganzen günstig, einige Mißstände dagegen nicht in Abrede zu stellen seyen. So sey
die meiste Unregelmäßigkeit beim Löschen der Laternen vorgekommen, indem wegen der
Schwankungen in den Druckverhältnissen bald Laternen gelöscht waren, welche hätten
brennen bleiben sollen, und umgekehrt. Man hatte einen Mann nöthig gehabt, der alle
Laternen nachsah und in Ordnung hielt. Außer durch Druckschwankungen wird dieser
Uebelstand auch theilweise mit durch die Verdunstung der Flüssigkeit herbeigeführt.
Ingenieur Fähndrich, der den Apparat für die Beleuchtung
seiner Anstalt seit 6 Wochen mit Erfolg benutzt, hält ihn für viele Zwecke sehr
brauchbar, und zwar überall da, wo eine Leitung nicht noch anderweitig in Anspruch
genommen wird, so daß keine unvermutheten Druck- und Niveaudifferenzen
entstehen. Für die Straßenbeleuchtung dürfte der Apparat jedoch nach seiner Ansicht
kaum zu verwenden seyn.
Prof. Klinkerfues selbst beantwortete eine Anfrage, ob es
möglich sey, Districte einer Stadt ohne Berücksichtigung ihrer Höhenlage zu
verbinden und dabei noch die regelmäßige Entzündungsfähigkeit des Apparates zu
erhalten, dahin daß der Höhenunterschied der Laternen bei den Verbesserungen, die er
eben zu machen im Begriff stehe, gar keine Schwierigkeit mehr bereiten könne. In
Bezug auf die Verdunstung der Flüssigkeit und den Einfluß derselben auf das
Functioniren des Apparates bemerkt er, daß er vorgeschlagen habe, in den Apparat ein
kleines Reservoir einzufügen, einen kleinen Behälter, der mit einer unten offenen
Spitze auf dem Kohlenelement ruht, und aus welchem sich jedesmal, wenn Flüssigkeit
verdunstet ist, das Niveau aus dem Reservoir wieder herstellen würde. Bis jetzt hat
sich übrigens herausgestellt, daß selbst im Sommer die Verdunstung nur eine sehr
geringe ist, und deßhalb hat man das Reservoir weggelassen. Weiter hob Prof. Klinkerfues hervor, daß in der ersten Zeit des Gebrauches
die Flüssigkeit, womit der Apparat gefüllt ist, von der Kohle eingesogen und dadurch
eine Veränderung des Niveau's verursacht wird, welche größer ist, als die durch die
Verdunstung veranlaßte. – Was die Ausdauer des Apparates in der Kälte
betrifft, so ist nicht nur zu erwägen, daß das Einfrieren der Flüssigkeit verhindert
werden muß, sondern daß alle chemischen Affinitäten bekanntlich bei niederer
Temperatur sehr viel schwächer werden und daß der durch die Elemente hervorgebrachte
Strom schwächer ist bei niederen Kältegraden. Nach Versuchen von Prof. Klinkerfues zündete bei einer Temperatur von
–24° C. die Flamme in 8 bis 10 Secunden, während sie gewöhnlich nur 5
bis 6 Secunden brauchte. – Gegenüber der Frage, ob der Schatten, welchen der
Apparat wirft, nicht störend sey, bemerkt Prof. Klinkerfues, daß es leicht seyn werde, den Candelaber so einzurichten, daß
der ganze Apparat in dem Kopf des Candelabers angebracht wird, und von demselben
nichts sichtbar ist, als der Draht und die Drahthalter. Die Drahthalter werden um so
weniger stören, als sie den dunklen Theil der Flamme nicht überragen.
Bei den neuen Apparaten wird eine Einrichtung dahin getroffen, daß man den Druck, der zünden oder
löschen soll, nur auf wenige Secunden herzustellen braucht, und daß es im Uebrigen
gleich seyn wird, welchen Druck man hat. (Deutsche Industriezeitung, 1872, Nr.
30.)
Ueber Verwendung des Glycerins als Füllungsmaterial der
Gasuhren.
Das Glycerin, welches bereits in vielen Städten als ständiges Füllungsmaterial der
Gasuhren angewendet wird, muß behufs Erneuerung nach längerer oder kürzerer
Benutzungszeit aus den Gasuhren wieder entfernt werden, indem dasselbe nach und nach
nicht nur durch Ammoniak, Theer, Säuren etc. verunreinigt wird und hierdurch auf das
Metall der Uhren und auch auf das durchstreichende Gas schädlich einwirkt, sondern
auch in Folge der im Gas befindlichen und sich in den Uhren absetzenden Feuchtigkeit
verschwächt wird und seinem Zweck, das Einfrieren der Gasuhren zu verhindern, dann
nicht mehr entspricht.
In Dresden sind sämmtliche Gasuhren mit Glycerin gefüllt, welches von Jahr zu Jahr
erneuert wird. Das mit 18° Baumé zur Verwendung gelangte Glycerin ist
in dieser Zeit gewöhnlich bis auf 13° Baumé zurückgegangen. Das zur
Abfüllung gelangende Material beträgt jährlich circa.
300 Ctr., und verlangte der einzige Fabrikant, welcher sich mit der Reinigung des
Glycerins abgab, Schering in Berlin, pro Ctr. 2 Thlr.; die Fracht nach und von Berlin und
sonstige Unkosten hinzugerechnet, betrug der Aufwand pro
Ctr. demnach gegen 3 Thlr. Um diese Ausgaben zu umgehen, brachte Director Hasse in Dresden – wie er in der dießjährigen
Versammlung des Vereines der Gasfachmänner Deutschlands zu Würzburg mittheilte, mit
Erfolg folgendes einfache Verfahren in Anwendung.
Ein kleiner eingemauerter, etwa 3 Ctr. Glycerin haltender cylindrischer Kessel wird
mit dem ungereinigten Glycerin etwa zu 5/6 gefüllt, dasselbe langsam angewärmt und
einige Stunden auf 50 bis 60° C. gehalten, dann aber stärker erhitzt bis auf
120 bis 130° C. und in diesem Hitzegrad so lange gehalten, bis die mittelst
eines kleinen auf dem Kessel angebrachten Hähnchens ausströmenden Dämpfe weder
Ammoniak noch Säure mehr nachweisen; rothes und blaues Lackmuspapier genügen zur
Probe. Nunmehr wird die Temperatur wieder langsam erniedrigt und die Flüssigkeit
durch ein am Boden des Kessels angebrachtes Ablaßrohr abgelassen. Die Procedur
dauert gewöhnlich 12 bis 16 Stunden. Die durch die Erhitzung sich bildenden Dämpfe
werden durch ein auf dem Kessel angebrachtes Rohr in den Schornstein geleitet.
– Zur Reinigung des Glycerins von den schmierigen Bestandtheilen dienen mit
Thierkohle gefüllte cylindrische Filtrirapparate aus Zinkblech. Am Boden derselben
ist ein auf einem kleinen Holzrähmchen befestigtes Drahtsieb, wie es in
Zucker- oder Papierfabriken verwendet wird, eingelegt, auf welches die
Thierkohle etwa 50 bis 70 Millimet. hoch aufgebracht wird. Das Korn dieser Kohle muß
ausprobirt werden, denn es darf weder zu fein, noch zu grob seyn, damit das Glycerin
weder zu geschwind, noch zu langsam durchtropft. Die Filtercylinder hängen in
Böcken, die aus schwachen Hölzern hergestellt sind; unter den Filtern befinden sich
Porzellanschalen mit Untersätzen aus Zinkblech, so daß bei Ueberfüllung der Schalen
das Glycerin in die Untersätze und aus diesen wieder mittelst Rinne in einen zur
Aufnahme der Flüssigkeit vorhandenen Kübel läuft. Die Thierkohle muß lose und etwas
angefeuchtet in das Filter eingebracht werden, und läßt man dann zunächst so lange
heißes Wasser durchgehen, bis dieses von den feineren Kohlenbestandtheilen nicht
mehr gefärbt wird, dann erst wird vorsichtig das ungereinigte auf etwa 22 bis
24° B. verdünnte Glycerin aufgegossen. – Will man das Glycerin ganz
weiß haben, so läßt man es zweimal, doch stets durch frische Filter gehen. Sodann
verdünnt man das Glycerin mit womöglich destillirtem Wasser bis auf den gewünschten
Grad, in Dresden auf 18° B. Wenn die Kohle im Filter nicht mehr genügend
wirkt, so muß sie herausgenommen und in heißem Wasser gut ausgewaschen werden; wenn
sie jedoch nach längerem Gebrauch unwirksam wird, so kann man sie wiederbeleben
indem man sie in nicht dickt verschlossenen eisernen Töpfen schwach glüht. Das ganze
Verfahren der Filtration ist so einfach, daß ein Arbeiter in 2 Stunden 3 bis 4 Ctr.
reinigen kann. Die Gesammtkosten pro Ctr. gereinigten
Glycerins stellten sich auf etwa 12 Sgr. (Deutsche Industriezeitung, 1872, Nr.
30.)
Zur mikroskopischen Photographie; von L. Erckmann.
Legt man dünne Querschnitte von Pflanzentheilen etc. über Nacht in eine
Anilinroth-Lösung, so werden dieselben vollständig roth gefärbt. Wäscht man
diese Pflanzentheile dann aber mehrmals mit Wasser aus, so lassen die nicht
stickstoffhaltigen Stoffe das Anilinroth fahren, während die stickstoffhaltigen
schön roth gefärbt bleiben. Hauptsache ist, daß die Anilinroth-Lösung nicht
zu concentrirt ist, damit das Bild, unter dem Mikroskop betrachtet, auch feine
Schattirungen zeigt und nicht gleichmäßig roth erscheint.
Von größerer Wichtigkeit zeigt sich diese Färbung beim Photographiren, indem das Bild
mehr Contrast zeigt. Da die rothen Lichtstrahlen nur sehr schwach auf Jodsilber
einwirken, so wird eine derartig erzeugte positive Photographie alle
stickstoffhaltigen Substanzen dunkler und alle stickstofffreien Substanzen heller
erscheinen lassen, was den Werth des Bildes jedenfalls sehr hebt.
Jodlösung und salpetersaures Quecksilber sind nicht mit demselben Erfolge zu diesem
Verfahren anwendbar. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1872 S. 37.)
Ueber Jodstärke; von E. Duclaux.
Die Bildung der blauen Jodstärke ist eine physikalische Erscheinung, welche in
dieselbe Classe gehört, wie z.B. die Absorption welche Kohle auf gelöste Bleisalze
ausübt. Es folgt dieß aus den nachstehenden Thatsachen.
1) Die Jodstärke hat keine constante Zusammensetzung.
2) Wird Jod mit einer wässerigen Stärkelösung zusammen gebracht, so wirkt es auf die
Stärke nicht eher, als bis das Wasser eine gewisse Menge Jod im freien Zustande
enthält, oder, mit anderen Worten, es löst sich zunächst in Wasser, theilt sich dann
zwischen dem Wasser und der Stärke, und erst dann erscheint die blaue Farbe.
3) Die Quantitäten von Jod, welche in dem Wasser vorhanden seyn müssen, damit die
blaue Farbe auftrete, nehmen unter sonst gleichen Bedingungen mit der Temperatur zu,
wodurch sich die Entfärbung der Jodstärke in der Wärme erklärt.
4) Der Moment, wo das Jod anfängt auf die Stärke zu wirken, kann durch oft kaum
erkennbare Ursachen, denen man keine chemische Wirkung zuschreiben kann,
beschleunigt oder verzögert werden.
5) Die Herstellung des Gleichgewichtszustandes zwischen Jod, Stärke und Wasser ist
von der Zeit abhängig, genau so wie bei der Absorption welche durch Kohle bewirkt
wird. (Comptes rendus, t. LXXIV p. 533; polytechnisches Centralblatt, 1872 S. 895.)
Ueber Oelextraction mit Schwefelkohlenstoff; von F. Fischer.
Gegenüber der aufgestellten Behauptung, daß die Gewinnung von Oelen mittelst
Schwefelkohlenstoffes für die Praxis nicht geeignet sey, weil dieselbe unbrauchbare
Rückstände liefere, und die mit ihr beschäftigten Arbeiter an Kopfschmerzen litten,
erklärt der Verf., daß er bei seinem siebenjährigen Wirken im Extrahiren der
Oelsamen mittelst Schwefelkohlenstoffes nur Vortheile im Vergleiche mit dem
Preßverfahren gefunden habe. Es bestehen gegenwärtig in Deutschland fünf Fabriken
für dieses Verfahren, worunter die Risaer Oelfabrik von Gottschald als Musterfabrik gelten kann, da sie bei einer jährlichen
Verarbeitung von 30000 Centner Oelsamen äußerst schöne Producte, als
Maschinen- und Brennöl, liefert. Die Rückstände, also Rapsmehl, sind so
gesucht, daß die Fabrik dieses Jahr den Bedarf gar nicht decken kann. Die Arbeiter
leiden daselbst an keinem Kopfschmerze, und dieß könne auch nur in solchen Fabriken
der Fall seyn, wo die Einrichtungen mangelhaft seyen.
In einer späteren Mittheilung erwähnt der Verf., daß sich bei der Extraction, nach
mehrjähriger Durchschnittsberechnung, auf 100 Kil. extrahirter Oelsamen ein Verlust
von 1/2 Kil. Schwefelkohlenstoff herausgestellt habe. Dieser Verlust rühre aber
nicht allein von der Verflüchtigung des Schwefelkohlenstoffes, sondern auch von
dessen Zersetzung her,
welche durch den herrschenden Dampfdruck und die Gegenwart von Metallen noch
begünstigt werde. Die Zersetzung soll in der Weise stattfinden, daß der
Schwefelkohlenstoff CS² in Einfach-Schwefelkohlenstoff CS(?) und
freien Schwefel zerfällt. Ersterer, als nicht condensirbar, trete aus der
Kühlvorrichtung in die freie Luft aus; letzterer dagegen lege sich einerseits an die
metallenen Gefäßwände an und bilde Schwefelmetalle, andererseits löse er sich im
vorhandenen Schwefelkohlenstoff. Da nun die Bildung von Schwefelkupfer leicht vor
sich gehe, so sey auch der Umstand erklärlich, warum die zur Extraction angewendeten
kupfernen Apparate nach einigen Jahren so angegriffen seyen, daß man sie nicht mehr
benutzen könne, während eiserne Gefäße eine kaum merkliche Abnutzung erleiden.
(Chemisches Centralblatt.)
Ueber Dégras (Lederschmiere).
Das Dégras wird theils als Abfall bei der Sämischgerberei erhalten, theils,
weil diese Quelle nicht ausreichend ist, besonders fabricirt. Die Fabrication des
Weichleders besteht bekanntlich darin, daß die von Haaren und Narbe entblößten Felle
mit Thran gewalkt, zwischendurch wiederholt an die Luft gehängt, dann auch in einer
warmen Kammer aufgeschichtet werden. Der Thran erleidet hierbei eine Oxydation und
erlangt damit die Eigenschaft, sich mit der Thierfaser zu verbinden und ihr die
lederartige Beschaffenheit zu geben. Was sich von dem oxydirten Fett nicht fest mit
der Faser verbunden hat, muß entfernt werden. Dieß geschieht, soweit thunlich, auf
mechanischem Wege durch Ausringen und Pressen, und die hierbei abgesonderte Substanz
bildet die Primasorte von Dégras. Das noch Rückständige entfernt man durch
Auswaschen der Felle in warmer Potaschelösung, wobei das Fett einigermaßen verseift
wird und mit der Lauge eine weiße Emulsion bildet (Urläuter, Weißbrühe). Diese ist,
wenn sie als Dégras benutzt werden soll, erst wieder durch Schwefelsäure zu
zersetzen, und das hierdurch abgesonderte Fett durch Waschen säurefrei zu machen. Es
ist dieß die geringere Sorte des ächten Dégras. Man kann, um dieselbe
Substanz direct und als Hauptsache zu fabriciren, die Manipulationen des
Sämischgerbens mit schlechten Fellen so lange wiederholen, bis sie in Fetzen
zerfallen: denn die Oelsäure entführt auch Substanzen aus dem Leder selbst und macht
es mürbe. In wie weit sich die Fabriken auf andere Weise, durch Zusätze etc.,
helfen, ist nicht sicher bekannt. Die aus verschiedenen Bezugsquellen stammende
Waare ist sehr ungleich. Die Grundlage des künstlichen Dégras bildet meistens
das Olein der Stearinfabriken, welchem noch Gerbsäure und manchmal, der Consistenz
wegen, etwas Kalkseife zugethan wird. Das künstliche Dégras wird besonders in
Paris, Cöln und Worms fabricirt. Analysen, welche Dr.
Rieckher mit Pariser und Cölner Dégras
vorgenommen hat, finden sich im polytechn. Journal, 1862, Bd. CLXIV S. 157.
Dr. Jacobsen in Berlin hat
neuerdings verschiedene Sorten von Dégras untersucht, nämlich 1)
Dégras von Amiens, 2) holländisches Dégras, 3) Cölner Dégras.
1) war bei gewöhnlicher Temperatur lederfarben, halbflüssig, durchscheinend, stark
nach Thran riechend, 2) fast durchsichtig, dickflüssig, dunkel (wie dunkler Thran),
3) fest, salbenartig, hell lederfarben, mit weißen Partikelchen (wahrscheinlich
Kalkseife) durchsetzt. Den größten Wassergehalt zeigte Cölner Dégras mit 29
bis 30 Proc.; dann kam Dégras von Amiens mit 19 bis 20 Proc., endlich
holländisches Dégras mit 11 bis 12 Proc. Der Aschenrückstand war wieder beim
holländischen Dégras am geringsten, 0,28 Proc., betrug bei dem von Amiens 1,5
Proc. und beim Cölner 2,5 Proc. Die Asche enthielt bei allen Natron und Kalk; das
Dégras von Amiens enthielt noch Eisen und Thonerde; letztere schien, der
Menge nach zu urtheilen, nicht zufällig hinein gelangt zu seyn. Kalisalze waren in
allen Sorten nur spectralanalytisch nachweisbar vorhanden. Gerbsäure war im
holländischen und Amiens-Dégras nicht aufzufinden; das Cölner wurde
nicht auf Gerbsäure untersucht. Der Schmelzpunkt der vom Wasser befreiten Sorten
betrug beim Cölner Dégras 25 bis 26° C., beim holländischen und dem
von Amiens 22 bis 23° C., der Erstarrungspunkt bei den beiden letzteren
19° C., beim Cölner 23° C. Durch vielfache synthetische Versuche ist
Dr. Jacobsen zur
Nachbildung eines guten und auch schon praktisch erprobten Dégras gelangt,
mit dessen
Herstellung sich zur Zeit eine deutsche Fabrik beschäftigt. Mit Interessenten, die
in außerdeutschen Staaten domiciliren, ist Dr. Jacobsen bereit, gleichfalls in Verbindung zu treten.
(Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 2.)
Ueber die Löslichkeit des Rohrzuckers in Alkohol und Wasser
bei verschiedenen Temperaturen; von C. Scheibler.
Da es für verschiedene Untersuchungen nützlich ist, die Löslichkeit des reinen
Zuckers in Alkohol von verschiedener Stärke zu kennen, so führte der Verf. unter
Mitwirkung des Hrn. Eugen v. Rheinbott aus Petersburg die
hierzu erforderlichen Bestimmungen für drei verschiedene Temperaturen aus. Die
Resultate dieser Untersuchung sind in drei Tabellen und einer graphischen
Darstellung in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1872
Nr. 8, mitgetheilt.
Von der Vorstellung ausgehend, daß bei der Auflösung des Zuckers in den alkoholischen
Flüssigkeiten möglicher Weise lediglich die in diesen enthaltenen Wassermengen die
Auflösung des Zuckers bewirken, während der Alkohol sich nicht dabei beiheiligt, hat
der Verf. für die den Temperaturen + 14° und + 40° C. entsprechenden
Versuchsreihen die Zuckermengen berechnet, welche hätten gelöst werden müssen, falls
nur der Wassergehalt der Lösungen zur Wirkung gekommen wäre. Durch Vergleich dieser
Zuckermengen mit den wirklich gefundenen ergab sich jedoch, daß die alkoholärmeren
Flüssigkeiten mehr Zucker zu lösen vermögen, als das in denselben enthaltene Wasser
für sich allein auflösen würde, während bei den alkoholreichen Flüssigkeiten die
umgekehrte Erscheinung auftritt. Im ersteren Falle wirkt also der vorhandene
verdünnte Alkohol, indem er das Flüssigkeitsquantum vermehrt, als Lösungsmittel mit,
während im letzteren Falle der Alkohol der Auflösung des Zuckers hinderlich ist,
wahrscheinlich weil er, eine stärkere Verwandtschaft zu dem Wasser ausübend, dieses
bindet, so daß es nicht oder nur wenig lösend wirken kann. Das Mengenverhältniß, bei
welchem der Alkohol die Lösung des Zuckers weder befördert, noch erschwert, ist bei
40° C. das des 66procentigen, bei 14° das des 50procentigen
Weingeistes; das Wasser gewinnt also in seinem Lösungsvermögen für Zucker mit
zunehmender Temperatur dem Alkohol gegenüber mehr Einfluß. Eine bei 14° C.
mit Zucker gesättigte Lösung aus reinem Wasser bleibt hiernach eben noch gesättigt,
wenn man sie mit dem gleichen Volum absoluten Alkohols sorgfältig vermischt; sobald
dann aber mehr Alkohol zugesetzt wird, muß Zucker ausfallen oder
auskrystallisiren.
Weiter stellte sich heraus, daß ein völlig absoluter Alkohol keinen oder fast keinen
Zucker zu lösen vermag, was übrigens schon aus früheren Untersuchungen bekannt ist,
sowie daß überhaupt das Zuckerlösungsvermögen von Alkohol über 90 Proc. sehr gering
ist. Ferner ergab diese Untersuchung auf's Neue, daß eine bei mittlerer Temperatur
gesättigte rein wässerige Lösung nahezu aus einem Drittel Wasser und zwei Dritteln
Zucker besteht. Der Procentgehalt der Wasserlösungen wurde nämlich gefunden:
Löslichkeit bei
0° C. = 64,99
oder
65
Proc.
„
„
14° C. = 65,97
„
66
„
„
„
40° C. = 75,78
„
75 3/4
„
Für die Löslichkeit des Zuckers in Wasser bei verschiedenen Temperaturen kann man
hiernach durch Interpolation folgende wenigstens bis + 40° C. annähernd
richtige Tabelle entwerfen.
Temperaturnach Celsius.
Gelöster Zucker,Procent.
Temperaturnach Celsius.
Gelöster Zucker,Procent.
0
65,0
30
69,8
5
65,2
35
72,4
10
65,6
40
75,8
15
66,1
45
79,2
20
67,0
50
82,7
25
68,2
Anderweitige Beziehungen wird man unschwer aus den in unserer Quelle mitgetheilten
Curven herzuleiten vermögen. So z.B. wird die Curve für die mittlere Lufttemperatur + 14° C.
oder besser die für 0° C. mitunter für Liqueurfabrikanten von Nutzen seyn
können, weil aus derselben ersehen werden kann, wie viel Zucker eine alkoholische
Flüssigkeit von bekannter Stärke im Maximum in Lösung zu halten vermag.
Ueber die Anwendung der in Collodium gelösten Anilinfarben;
von F. Springmühl.
Bei der Beschreibung der Anfertigung der transparenten Anilinlacke (polytechn.
Journal, 1871, Bd. CC S. 224) erwähnte der Verfasser die Brauchbarkeit des
Collodiums, um auf Glas und Glimmer farbige Ueberzüge zu erhalten. Weitere Versuche
bewiesen ihm, daß gefärbtes Collodium noch einer weit ausgedehnteren Anwendung fähig
und besonders den Anilinlacken vielfach vorzuziehen ist.
Man stellt das gefärbte Collodium auf folgende Weise dar: Schießbaumwolle, welche
besonders zu diesem Zwecke bereitet ist und unter dem Namen Collodiumwolle im Handel
vorkommt, wird in einer verkorkbaren Flasche mit einem Gemisch von 2 Volumtheilen
Aether und 1 Volumtheil Alkohol von 95 Proc. übergossen, so daß eine dickflüssige,
klare Masse entsteht. Zu dieser wird nun eine abgemessene Menge Aether gesetzt, bis
man die gewünschte Verdünnung erhalten hat. Die Masse muß so flüssig seyn, daß sie,
auf eine Glasplatte gegossen, durch Bewegen derselben leicht vertheilt werden kann.
Alsdann löst man den Anilinfarbstoff in reinem Alkohol, dessen Menge dem Volum nach
halb so viel beträgt, als die nachträglich dem Collodium zugefügte Menge Aether,
setzt diese Farbstofflösung der Auflösung der Schießbaumwolle zu, und schüttelt
stark um.
Man kann diese Collodiumlacke beliebig lange aufbewahren. Auf Glas gegossen
hinterlassen dieselben nach dem Trocknen, was in einer bis zwei Minuten geschieht,
eine vollkommen durchsichtige Haut, welche den mit Anilinlack erzeugten Ueberzug an
Glanz und Gleichmäßigkeit bei weitem übertrifft. Das Collodiumhäutchen hat die Farbe
des zugesetzten Farbstoffes und ist je nach der Menge desselben mehr oder minder
durchsichtig. Hatte das Collodium die richtige Concentration, so haftet das Häutchen
selbst an ganz glatten Gegenständen ziemlich fest, besser natürlich auf mattem Glase
und Glimmer. Es lassen sich fast alle Anilinfarben, welche in Spiritus löslich sind,
zu den beschriebenen Lacken verwenden, und durch Mischen derselben kann man auf
Glas, wie auf fast allen Gegenständen, die mannichfaltigsten Nüancen erzeugen.
Papier läßt sich mit dem gefärbten Collodium schöner färben, als mit Anilinlacken,
wobei zu berücksichtigen ist, daß die Lösung möglichst dünnflüssig genommen wird.
Photographien, mit dem Collodiumlack übergossen, färben sich äußerst leicht und
gewähren den Anblick, als ob man das Bild durch rothes Glas sähe. Gedruckte Bilder
können ebenso behandelt werden; ganz helle Farben, z.B. Wasserblatt, geben in der
Regel gute Resultate.
Um den Collodiumüberzug haltbarer zu machen, kann man ihn, wie die Photographen es
bei den Negativs thun, firnissen, wobei die Farbe aber stets ein wenig an Klarheit
verliert. (Musterzeitung, 1872, Nr. 20)
Bewährter Anstrich, um das Holz gegen Feuer zu bewahren; von
Fr. Sieburger.
Es bedarf wohl keiner besonderen Auseinandersetzung, wie wichtig ein feuersicherer
Anstrich für Holzwerk, besonders solches ist, welches beständig in einer höheren
Temperatur oder in der Nähe von Flammen der Gefahr ausgesetzt ist, leicht Feuer zu
sangen. Die Aufmerksamkeit der Techniker war hierauf begreiflicher Weise schon seit
den ältesten Zeiten gerichtet. Neuerdings hat man für den beregten Zweck vorzüglich
zwei Mittel empfohlen: das Chlorzink und das Wasserglas. Beide sind wohl gleich
geeignet, das damit bestrichene Holzwerk gegen Entflammung zu sichern.
Das Chlorzink hat aber den Nachtheil, daß in dem Falle wo
damit imprägnirtes Holzwerk verbrennt, resp. einer Temperatur ausgesetzt ist, bei
welcher es ohne den
schützenden Anstrich mit Flamme verbrennen würde, sich ein ganz unerträglicher Dampf
von verflüchtigtem Chlorzink entwickelt, welcher die Atmosphäre der Umgebung für den
Menschen unzugänglich macht. In Breterhäusern, deren Holz mit Chlorzink angestrichen
ist, würde daher z.B., falls sich in ihnen auf irgend eine Weise ein Brand
entwickeln sollte, das Löschen und Retten der im Inneren oder in nächster Umgebung
befindlichen Gegenstände in den meisten Fällen unmöglich werden. Aus diesen Gründen
kann man das Chlorzink nur in ganz speciellen Fällen als empfehlenswerth
ansehen.
Das Wasserglas betreffend, macht man dem Anstrich mit
demselben speciell den Vorwurf, daß dasselbe aus Holzwerk, welches dem Wetter
ausgesetzt ist (für den Anstrich von Holzwerk, Leinwand etc. in vor Nässe etc.
geschützten Räumen ist das Wasserglas unbedenklich zu empfehlen), besonders leicht
ausgewaschen wird und demnach im Laufe der Zeit vielleicht gerade in dem Augenblick,
wo es darauf ankommt, eben weil es nicht mehr vorhanden ist, auch nicht mehr
feuersichernd wirken kann.
Unter solchen Umständen ist es vielleicht nicht ohne Werth, auf zwei ältere
Vorschriften aufmerksam zu machen, welche früher stets mit Erfolg in Anwendung
kamen.
Die eine derselben geht dahin, daß man das Holzwerk mit einer heißen gesättigten
Auflösung von 3 Theilen Alaun und 1 Theil Eisenvitriol zweimal anstreicht und
trocknen läßt. Schließlich gibt man dem Holzwerk einen dritten Anstrich mit einer
verdünnten Eisenvitriollösung, in welche man weißen Töpferthon bis zu der Consistenz
einer gut streichbaren Wasserfarbe eingerührt hat. – Nach Bedürfniß, d.h.
nach dem Grade der Porosität des Holzes kann dieser letzte Anstrich noch ein-
bis zweimal wiederholt werden. Alaun und Eisenvitriol dringen tief in das Holz ein
und verbinden sich theilweise mit Holzbestandtheilen zu unlöslichen Verbindungen,
welche an den Fasern sehr fest haften und nicht in dem Grade, wie Wasserglas, leicht
ausgewaschen werden. Der Anstrich von fettem Thon schützt ferner gegen übermäßiges
Eindringen von Feuchtigkeit, wodurch Auswaschung und Auffrieren bis zu einem
gewissen Grade vermieden wird. Selbstverständlich wird man gut thun, den
Thonanstrich von Zeit zu Zeit zu erneuern.
Nach einer zweiten Methode bestreicht man das Holz wiederholt mit heißem Leimwasser,
so lange solches noch einzieht. Bleibt eine Leimschicht auf der Oberfläche stehen,
so gibt man einen Anstrich von stärker gekochtem Leim und streut, während derselbe
noch feucht ist, auf das Holz ein Pulver, bestehend aus einem sorgfältigen Gemisch
von 1 Theil Schwefel, 1 Theil Ocker oder Thon, und 6 Theilen Eisenvitriol.
Die genannten Ingredenzien müssen vorher gut gepulvert und gemischt seyn.
Beide Vorschriften geben sehr gute Resultate, indem das damit bestrichene Holz selbst
in starkem Flammenfeuer nicht mit Flamme verbrennt und können Allen solchen, welche
Holzwerk aller Art gegen Feuer sichern wollen, diese Anstriche aus eigener Erfahrung
empfohlen werden. (Wiederhold's Gewerbeblätter.)
Borsäure als Conservirungsmittel für Milch und Bier; von A.
Hirschberg.
Im Jahr 1870 ward die Borsäure in Schweden unter dem Namen Aseptin in großen
Quantitäten als Conservirungsmittel für Milch mit Erfolg verwendet und hat man
dieselbe dort mit gleichem Erfolge zur Conservirung von Fleisch und, um die das
äußere Ansehen des Fleisches schädigende Einwirkung des Eichenholzes der Fässer zu
neutralisiren, ein Gemisch von gleichen Theilen Borsäure und Alaun angewendet, und
dieses unter dem Namen doppeltes Aseptin in den Handel gebracht.
Als Zusatz zur Milch wurde von dem Verf. dieses durch die
Borsäure folgendes Resultat erlangt. In 2 Pfd. frisch gemolkener Milch wurde am 26.
Juni 1871 1 Grm. gepulverter Borsäure aufgelöst und die Satte bei 10° R.
Temperatur der Ruhe überlassen, gleichzeitig auch die in derselben Milchstube
aufgestellte nicht mit Borsäure versetzte Milch beobachtet. Nach den in dem
Zeitraume von 6 zu 6 Stunden vorgenommenen Untersuchungen zeigte sich erst nach 96
Stunden eine sehr schwache Reaction auf Säure, nur erst ganz augenscheinlich nach
120 Stunden. Bei der nicht mit Borsäure versetzten Milch zeigte sich nach 36 Stunden
die erste, nach 48 Stunden bereits starke Säurereaction. Die Rahmausscheidung ging
bei letzterer viel rascher und vollständiger vor sich, als bei ersterer, und war mit
48 Stunden vollständig. Die mit Borsäure versetzte Milch schied den Rahm mit äußerster Langsamkeit aus und
bedeckte selbst nach Verlauf von 120 Stunden die Oberfläche von Milch nur eine dünne
Schicht Rahm. Die Ausscheidung an Rahm war keine vollständige, doch wurde eine
weitere Beobachtung aufgegeben, weil die Milch mit Rahmschicht einen sehr merklichen
Geruch nach Zersetzung von sich gab, sich also der vollständigen Unbrauchbarkeit
näherte. Hiernach dürfte die Borsäure als ein wirksames Conservirungsmittel für
Milch anzusprechen, aber nicht geeignet seyn, die Rahmabscheidung ohne Säuerung der
Milch zu ermöglichen.
Auf Grund dieses Experimentes wurde ein gleicher Versuch mit Bier angestellt und zu dem Ende am 7. October 1871 in einer Weinflasche
voll am 30. Aug. gebrauten, vollständig blanken Lagerbieres 1 Grm. gepulverter
Borsäure, dieselbe Menge dieser Säure in einer gleich großen Quantität einfachen
(obergährigen) am 2. Oct. gebrauten gut ausgegohrenen ebenfalls vollständig blanken
Bieres aufgelöst und beide lose verkorkte Flaschen bei + 10,5° R.
hingestellt. Beide Biere, von blonder Farbe, zeigten vor dem Zusatz der Borsäure
eine schwache, meist von Kohlensäure herrührende, saure Reaction, welche nach diesem
Zusatze dieselbe blieb und auch nach 7 Tagen nicht zugenommen hatte. Vom 14. Oct.
bis zum 14. Nvbr. wurden beide Flaschen, unter öfterem Probeziehen, in einer
zwischen + 14 und + 1° R. schwankenden Temperatur aufbewahrt und waren beide
Biere nach dieser Zeit opalescirend geworden; aber ungeachtet während dieser Zeit
die Flaschen um ein Sechstheil ihres Inhaltes geleert worden und der lose Verschluß
derselbe geblieben, hatte die Säuerung der Biere nicht wesentlich zugenommen, der
Geschmack beider Proben war nicht mehr frisch, aber ein sogenannter Stich nicht
bemerkbar. Am 14. Nvbr. wurden beide Flaschen in einen fast stetig 14° R.
warmen Raum übertragen, wo die Opalescenz des Inhaltes bald wieder verschwand und
erst Ende des Monates waren beide Biere, und zwar das einfache Bier entschieden, in
einen untrinkbaren Zustand übergegangen. Ob die Borsäure auch bei der
Sommertemperatur, oder der Würze des einfachen Bieres zugesetzt gleich erhaltend
wirke, bleibt zu versuchen. (Archiv der Pharmacie, Bd. CC S. 45.)
Ueberseeische Versendung von Butter in Blechbüchsen, nach
Urban Schmidt in Copenhagen.
Schon seit mehreren Jahren wird von Copenhagen Butter nach fernen Ländern in
hermetisch verschlossenen Blechdosen (Tins) versendet.
Anfänglich nur versuchsweise ausgeführt, hat diese Art der Versendung in den letzten
zwei Jahren einen solchen Umfang gewonnen, daß einige der größten Butterhändler
Kopenhagens sich jetzt hauptsächlich damit beschäftigen. Man beabsichtigt durch
diese Art der Verpackung die Butter gegen die Einwirkungen der Luft und der Wärme zu
schützen, und dieser Zweck wird so vollständig erreicht, daß beispielsweise Butter,
die von Copenhagen nach China und zurückgegangen war, nach ihrer Wiederankunft in
Copenhagen noch frisch und wohlschmeckend befunden wurde. Die Versendungen finden
nach China, Brasilien, Java. Spanien, Grönland und anderen Ländern, und zwar meist
durch Londoner und Liverpooler Häuser, statt. Die Dosen werden von verschiedener
Größe, zu 1 bis 28 Pfd. (englisch) Inhalt, gefertigt; Dosen zu 4 Pfd. sind die
gewöhnliche Größe. Behufs der Conservirung der Butter werden die Dosen inwendig mit
von Salzlauge durchtränktem Holz ausgekleidet und dann verlöthet. (Allgemeine
Zeitung.)
Verfälschung des chinesischen Thees.
Wie der englische Consul Medhurst in Shanghai erzählt,
wird die Zubereitung von Weidenblättern, die unter den
Thee gemischt werden, von den Chinesen in den Dörfern auf der
Hong-keu-Seite des Soo-Chow-Creek ganz offen betrieben
und ist ein Geschäft von ziemlicher Bedeutung geworden. Die Ufer der zahlreichen
Buchten sind mit Weiden bewachsen, deren junge Blätter im April und Mai gesammelt
werden. Man schüttet sie dann in Haufen auf den Dreschtennen der Gehöfte auf und
läßt sie unter dem Einflusse der Sonnenstrahlen einen leichten Gährungsproceß
durchmachen. Dann werden sie ähnlich wie ächte Theeblätter, nach ihrer Größe sortirt
und in gewöhnlichen Theeöfen geröstet. Das Ansehen ist nachher den der ächten Theeblätter nicht
unähnlich. Man bringt diese Blätter so nach Shanghai, wo man sie im Verhältnisse von
10 bis 20 Procent dem ächten Thee beimengt. Die ärmeren Classen von Shanghai haben
schon seit geraumer Zeit solche geröstete Weidenblätter statt des für sie zu
kostbaren Thees consumirt; seit etwa 10 Jahren aber mischt man sie auch unter den in
den Handel kommenden Thee und es hat diese Verfälschung des Thees von Jahr zu Jahr
größere Dimensionen angenommen. Medhurst schätzt den
Verbrauch von Weidenblättern für diesen Zweck im letzten Jahre auf etwa 3000 Piculs
oder 400,000 Pfund. Nachtheilige Folgen sollen allerdings die Abkochungen der
Weidenblätter nicht haben, jedenfalls aber erscheint es wünschenswerth, diese
Vermengung des Thees mit Weidenblättern unter die Controlle der Behörden zu stellen,
damit so verfälschter Thee nicht als ächter in den Handel kommt. (Blätter für
Gewerbe, Technik und Industrie.)
Züchtung der Yamamay-Seidenraupe in Württemberg.
Neuerdings hat man auch in Württemberg, ähnlich wie dieß bereits seit einiger Zeit in
Oesterreich mit Erfolg geschehen ist, die Zucht der aus Japan eingeführten neuen Art
von Seidenraupe, des Eichenspinners oder Yamamay (Bombyx
cynthia) aufzunehmen gesucht. C. H. Ulrichs in
Stuttgart, Böblingerstraße 34, hat diesen Versuch 1871 angestellt und derselbe darf
als vollkommen gelungen betrachtet werden, wenigstens gegenwärtig, 1872, in zweiter
Generation. Hr. Ulrichs erhielt im April v. J. aus dem
südlichen Siebenbürgen 150 Stück Eier. Bald zeigten sich jedoch die Nachtheile des
Acclimatisationsprocesses, den die importirte Brut durchzumachen hatte; wenigstens
scheinen die Mängel der vorjährigen Züchtung auf Rechnung dieses Processes gesetzt
werden zu müssen, da die dießjährige Züchtung aus in Stuttgart gelegten Eiern
auffallend günstigere Verhältnisse an größerer Lebensfähigkeit, geringerer
Sterblichkeit und üppigerem Gedeihen der Thiere aufweist. Aus jenen importirten 150
Eiern gingen kaum 75 Räupchen hervor; aus 108 Eiern dagegen, welche zur diesjährigen
Zucht reservirt waren, etwa 80. Ferner starben 1871 verhältnißmäßig weit mehr in den
ersten zwei Tagen nach dem Ausschlüpfen, als 1872. Endlich wurden 1871 von den übrig
gebliebenen fast die Hälfte von Krankheiten hinweggerafft, während die dießjährige
Zucht bisher von jeder Krankheit verschont geblieben ist. Die dießjährige Zucht ist
eine wirklich vortrefflich gelungene zu nennen. Aber auch die vorjährige war
keineswegs eine verfehlte, 7 Weibchen legten befruchtete Eier, jedes
durchschnittlich etwas mehr als 200 Stück. Die Brut ergab, soweit sie verkauft
wurde, einen Erlös von 42 fl. Der Preis eines Yamamayeies steht nämlich, auch in
Oesterreich, dem großstädtischen Marktpreise eines Hühnereies gleich. Dieser Preis
wird sich voraussichtlich auch noch eine ganze Reihe von Jahren hindurch auf dieser
Höhe erhalten. Die Nachfrage ist sogar noch im Steigen begriffen, da man die
Vortheile dieser Züchtung in immer weiteren Kreisen erkennt. Für eine Reihe von
Jahren wird somit ein Verkauf der Eier an neue Züchter ganz erheblich lohnender
seyn, als der der Cocons an Seidespinnereien. – In Stuttgart wird die Raupe
gegenwärtig durch Eier aus der erwähnten vorjährigen Brut schon mehrfach gezüchtet;
die Zucht erfordert wenig Zeit, an Kosten für Vorrichtungen gar nichts. Die Raupe
frißt außer Eichenlaub auch noch verschiedenes anderes Laub, namentlich das der
gemeinen Buche, der Hainbuche und alle Sorten von Rosenlaub. (Württembergisches
Gewerbeblatt, 1872, Nr. 28.)
Kieselguhr (Infusorienerde)
geschlämmt und ungeschlämmt, zu Dynamit, Ultramarin, Umhüllung
von Eiskellern, Eisschränken, Geldschränken, Bedeckung von Dampfkesseln, Kitten
u.s.w. versenden die Herren Refardt und Comp. in Braunschweig von
ihren Gruben, Eisenbahnstation Unterlüß
(Lehrte-Harburger Eisenbahn).