Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 205, Jahrgang 1872, Nr. , S. 384 |
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Miscellen.
Miscellen.
Macnavi's eiserner Oberbau.
Die jetzige internationale Ausstellung in London enthält ein Modell einer neuen
eisernen Oberbau-Construction, wobei unter dem Fuß der breitbasigen Schienen
bogenförmige Flacheisen (welche unter jedem Schienenstrange eine ununterbrochene
Reihe von Bogenfedern bilden) angenietet sind. An den Nietstellen, welche sich in
Abständen von durchschnittlich 3 Fuß befinden, sind zur Querverbindung
Eisen, ebenfalls an die untere Fläche des Schienenfußes, mit denselben Nieten
angebracht. Der bogenförmige Theil der Flacheisen, welche etwa die doppelte Breite
des Schienenfußes haben, greift 7 Zoll tief in die Kiesbettung ein, und läßt sich
ähnlich wie Bahnschwellen feststopfen. Die Bogenform dieser Flacheisen verleiht der
ganzen Construction eine große Elasticität. Zwei Schienenlängen nach dieser
Construction liegen seit 10 Monaten auf der Leith-Walk-Station der
North-British-Bahn, in einem Nebengeleise welches fortwährend von
Locomotiven befahren wird. Bei diesem Versuche soll sich die Construction sehr
bewährt haben. Die Anlagekosten sollen etwa dieselben feyn, wie bei der gewöhnlichen
Oberbau-Construction mit hölzernen Querschwellen. (Nach Engineering im Organ für die Fortschritte des
Eisenbahnwesens; technische Blätter, 1872 S. 120.)
Gewinnung des Messings aus gemischten Eisen- und
Messing-Bohrspänen.
Um gemischt vorhandene Späne zu sondern, pflegt man bekanntlich mit einem durch die
Hand geführten Magnet die Eisen- und Stahlabfälle wegzunehmen, wobei die
Messingspäne zurückbleiben. In der letzten Zeit ging als Erfindung des französischen
Ingenieurs Vavin aus der Maschinenfabrik von Cail und Comp. in Paris zur
Ersparung dieser ermüdenden Handarbeit eine sehr zweckmäßige Maschine hervor, welche
nach beigegebener Zeichnung im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 18
beschrieben ist.
In den ausgezeichneten London and North-Western Railway
Works zu Crewe erreicht nun aber Hr. Webb den
beabsichtigten Zweck in sehr einfacher und ökonomischer Weise durch einen
Schmelzproceß. Die gemischten Eisen- und Messing-Bohrspäne und die
Schlacken vom Messinggießen werden mit Kalkstein, Steinkohlenpulver und Eisenoxyd
oder Glühspan gemengt, und dieses Gemenge wird dem Schmelzen unterworfen; das
Messing setzt sich dabei aus der gebildeten flüssigen Schlacke zu Boden und wird in
Zainformen abgestochen. (Engineering, August 1872, S.
95.)
Die Fabrication der sogen. Quarz- und Flintsteine aus
Wales.
Nach dem Berichte von Dr. Eduard Schmidt über die Thonwaaren-Fabrication in EnglandSpecialberichte über die internationale Kunst- und
Industrie-Ausstellung zu London im Jahre 1871, nebst einem
Exposé über die neuen Jahresausstellungen zu London im Allgemeinen
und über die Ausstellung des Jahres 1872. Herausgegeben von der
nieder-österreichischen Handels- und Gewerbekammer. werden die Quarz- und Flintsteine aus Wales von der Firma W. F. Holland bei Swansea und von der Templeton-Silica-Works Company ebenso erzeugt, wie die
berühmten englischen Dinasziegel, nämlich aus 97–98 Proc. Quarzsand mit
Spuren von Kalk, Eisen und Thonerde, zusammen 1 1/2–2 Proc. Das dazu
verwendete Gestein wird zwischen starken eisernen Walzen gepulvert, mit einem
kleinen Zusatz Kalk,
Thon und Wasser versehen, die Masse von mit starken Handschuhen bekleideten
Arbeitern in eiserne Formen gebracht und mittelst eines Stempels fest
zusammengepreßt. Nach dem Abziehen der Formen werden die Steine während einer Woche
in sehr starker Hitze gebrannt. Diese Steine sind außerordentlich dauerhaft bei
continuirlicher Feuerung, nur dürfen sie wegen ihres vorherrschenden
Kieselsäuregehaltes nicht mit Metalloxyden oder alkalischen Stoffen in Berührung
seyn.
Ueber J. Stearns' System, mit einem
einzigen Drahte gleichzeitig nach beiden Richtungen zu telegraphiren.
Nach Kenntnißnahme des betreffenden Artikels im polytechn. Journal Bd. CCV S. 31
(erstes Juliheft 1872), können wir nicht unterlassen darauf hinzuweisen, daß dieses
sogenannte Gegensprechen durchaus nicht neu, sondern bereits im Frühjahr 1854 auf
deutschen Telegraphenlinien zur Anwendung gekommen ist.
Zum Beweise unserer Behauptung erlauben wir uns auf die ausführlichen Abhandlungen
darüber in der Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphenvereines
Jahrgang II (1855) S. 81, sowie Jahrgang IX (1862) S. 241 hinzuweisen.
Siemens und Halske in
Berlin.
––––––––––
Die im ersten Juliheft S. 31 in kurzen Umrissen gegebene Darstellung des Stearns'schen Systemes der Gegencorrespondenz wurde
keineswegs als Neuheit des Gegenstandes an sich mitgetheilt, – welcher auch
in weiteren Kreisen bekannt ist, – sondern um auf das amerikanische System
aufmerksam zu machen, welches mit dem System der Herren Siemens und Halske und den neueren bekannt
gewordenen Systemen zu diesem Zwecke, wenn auch in der Form abweichend, im Princip
verwandt ist.
Die ersten Versuche über Gegencorrespondenz rühren bekanntlich von dem k. k. österr.
Telegraphendirector Dr. W. Gintl her; dieselben wurden von ihm im Juli 1853 auf der Linie zwischen
Wien und Prag vorgenommenPolytechn. Centralblatt von 1853 S. 1473; daraus im polytechn. Journal Bd.
CXXXI S. 191., und eine Verbesserung der hierbei eingeschlagenen Methode wurde bei den
zwischen Wien und Linz am 15. October 1854 vorgenommenen telegraphischen
VersuchenZeitschrift des deutsch-österr. Telegraphenvereines, Jahrg. II
(Februar 1855) S. 25; daraus im polytechn. Journal Bd. CXXXVII S. 166. aufgezeigt. Nach ihm beschäftigten sich damit – im Sommer 1854
– Frischen einerseits und Siemens und Halske andererseits (welche ihre
Interessen in dieser Beziehung verschmolzen),Die Anordnungen derselben wurden beschrieben von Brix in der Zeitschrift des deutsch-österr.
Telegraphenvereines, Jahrg. II (April 1855) S. 81; daraus im polytechn.
Journal Bd. CXXXVII S. 172. – Patent von C. W. Siemens in London vom 8. November 1854, aus dem London Journal of arts mitgetheilt im polytechn.
Journal Bd. CXXXIX S. 161. – Zeitschrift des deutsch-österr.
Telegraphenvereines, Jahrg. IX (1862) S. 246. und in Folge der hierüber bekannt gewordenen Nachrichten kamen von vielen
anderen Seiten (Nyström
Polytechn. Journal, 1855, Bd. CXXXVIII S. 408., Edlund
Zeitschrift des deutsch-österr. Telegraphenvereines, Jahrg. 1856 Heft
6; daraus in polytechn. Journal Bd. CXLII S. 22., Schreder
Zeitschrift des deutsch-österr. Telegraphenvereines, Jahrg. 1861 S.
85; daraus im polytechn. Journal Bd. CLXII S. 418. u.s.w.) her ähnliche Vorschläge, welche die Vervollkommnung und Erweiterung
des gedachten Verfahrens anstrebten.
Die Redaction d. p. J.
Neue Methode zur Nachweisung des Fuchsins; von Giuseppe Romei.
Die Methode, welche ich vorschlage, gründet sich auf drei hauptsächliche
Thatsachen:
1) auf die Eigenschaft des Amylalkohols, das Fuchsin unter
Rothfärbung zu lösen;
2) auf die negative Wirkung, die derselbe auf den größten Theil
der Substanzen ausübt, welche die Früchte roth färben;
3) auf die lösende Wirkung, welche der Amylalkohol gegen den
Farbstoff des Rothweines zeigt.
Dieses vorausgeschickt, ist die Art der Ausführung folgende:
Man nimmt 4 bis 5 Kubikcentimeter von dem zu prüfenden Syrup, bringt denselben in
eine Probirröhre und setzt hierzu eine gleiche Quantität Amylalkohol. Man schüttelt
die Flüssigkeit einige Zeit stark und läßt in der Ruhe absitzen. Nach einiger Zeit
sammelt sich der Amylalkohol auf der Oberfläche und zwar farblos, wenn der Syrup
kein Fuchsin enthielt, dagegen mehr oder weniger roth gefärbt, je nach der Quantität
von Fuchsin, die im Syrup enthalten ist.
Wenn es sich darum handeln sollte, diesen Farbstoff in Conserven, Confitüren und in
anderen festen Nahrungsmitteln zu finden, so braucht man nichts Anderes zu thun, als
etwas davon zuerst in einem Röhrchen mit etwas Wasser zu schütteln und dann, wie
bezüglich der Syrupe angegeben, weiter zu verfahren.
Will man das Fuchsin in Wein nachweisen, so verfährt man in nachfolgender Weise:
Man nimmt 4 bis 5 Kub. Centim. des Weines und setzt etwas Bleiessig zu. Diese
Behandlung bezweckt die Fällung der Substanzen, welche den (natürlichen) Wein
färben, und welche, wie oben erwähnt, ebenfalls die Eigenschaft haben sich in
Amylalkohol zu lösen und deßhalb die Nachweisung des Fuchsins beeinträchtigen
würden. Nachdem man die natürlichen Farbstoffe des Weines auf diese Art gefällt hat,
behandelt man als ob es sich um Nachweisung des Fuchsins in einem Syrup handelte und
erhält die nämlichen Resultate, mit dem einzigen Unterschiede, daß man nach einiger
Zeit der Ruhe drei getrennte Schichten wahrnimmt. Die unterste ist gebildet durch
den bleihaltigen Niederschlag, die mittlere ist wässerige Lösung und die obere
besteht aus ungefärbtem oder gefärbtem Amylalkohol, je nachdem dem Wein gar kein oder etwas Fuchsin
beigemischt ist.
Mit der von mir vorgeschlagenen Methode kann man die kleinsten Mengen von Fuchsin bis
zu 1/10 Milligramm und weniger in 100 Grammen der Flüssigkeit erkennen. (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, Jahrg.
1872, S. 176.)
Oelbeize für Anilinfarben.
Die Oelbeize, welche zum Färben von Anilinfarben hier und
da noch Anwendung findet, stellt man folgendermaßen her.
2 Kil. Tournantöl werden mit 7 1/2 Kil. Alkohol gut durchgerührt, dann 7 1/2 Kil. Wasser hinzugesetzt und schließlich 500 Gramme Schwefelsäure hineingegossen. Diese Mischung muß so stark
gerührt werden, daß sie eine milchartige Flüssigkeit
bildet und auf ihrer Oberfläche keine Oeltropfen zeigt. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 31.)
Ueber die Benutzung der Molybdänsäure zum Blaufärben der
Seide.
Zum Blaufärben von Seide u.s.w. ist neuerdings wieder mehrfach die Molybdänsäure
empfohlen worden.Polytechn. Journal, 1871, Bd. CCI S. 82 und Bd. CCII S. 192. Prof. Wagner bemerkt dazu in seinem
„Jahresbericht der chemischen Technologie für 1871,“ daß
nach seinen Erfahrungen die zum Färben geeignete blaue Molybdänflüssigkeit in
vorzüglicher Beschaffenheit sich dadurch herstellen läßt, daß man 20 Theile
molybdänsaures Natron und 20 Theile unterschwefligsaures Natron in 250 Theilen Wasser
löst, die Lösung bis zum Sieden erhitzt und zu der wasserhellen Flüssigkeit nach und
nach 6 bis 8 Theile Salzsäure von gewöhnlicher Concentration setzt, worauf sofort
die Flüssigkeit prächtig dunkelblau wird.
Neues Ponceau mit Fuchsin auf Baumwolle.
Zur Herstellung eines schönen Ponceau mit Fuchsin verfährt man, wie folgt:
Man stellt die Waare – 10 Pfd. Baumwollgarn – einige Stunden lang auf
eine kochend heiße Abkochung von
1 1/2 Pfd. Curcuma und
1/2 Pfd. gutem Schmack,
schlägt auf, setzt der Flotte
1/2 bis 3/4 Pfd. Schwefelsäure
hinzu, zieht fünfmal um und läßt eine Stunde lang stehen. Man
wäscht sehr gut und hat nun ein lebhaftes, klares Gelb auf der Waare. Die gelbe
Baumwolle färbt man in einer 10 bis 15° R. warmen Flotte von gelbstichigem Fuchsin aus, windet ab und trocknet in
einem nicht geheizten Raume.
An Stelle von Sumach kann man auch Flavin mit Curcuma
zusammen in Anwendung bringen. Die Farbe wird in diesem Falle noch
reiner.
Nach einer dritten Methode kann man das Garn zuerst mit Curcuma und Schwefelsäure gelb färben, waschen,
auf frischem Bade mit Tannin beizen und in einem
lauwarmen Fuchsinbade ausfärben. Noch besser ist es, in ganz kalter Fuchsinflotte
auszufärben. Die Farbe wird in diesem Falle klarer, aber leicht unegal.
Diese drei Verfahrungsarten bewähren sich ausgezeichnet. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 13.)
Violett Exton auf Mooswolle.
Die Anilinfabrik von Geigy in Basel bringt seit einiger
Zeit unter dem Namen Violett Exton einen
Pensé-Farbstoff in den Handel, welcher sich zum Färben schöner Nüancen
auf Wolle außerordentlich eignet. Die Art, wie die Mooswolle mit dem Farbstoff
gefärbt wird, ist noch dadurch von besonderer Wichtigkeit, daß das Waschen und
Färben gleichzeitig ausgeführt wird.
Man vermeidet gern das Waschen der Moosgarne und färbt deßhalb auf einer
Violettflotte, welcher etwas Wasserglas zugesetzt ist.
Letzteres nimmt das Fett aus dem Moosgarn völlig heraus, und dieses färbt sich mit
dem Violett vollkommen egal und schön. (Reimann's
Färberzeitung, 1872, Nr. 31.)
Schwarz auf ganz- und halbwollenen Doubles.
Um ein schönes Schwarz auf Doubles zu erzeugen, siedet man 3 Stück mit
5 Pfd. chromsaurem Kali,
2 Pfd. Kupfervitriol und
2 Pfd. Schwefelsäure
anderthalb Stunden lang an, läßt über Nacht im Sud liegen und
färbt am andere Tage mit
100 Pfd. Blauholz,
10 Pfd. Gelbholz und
1 Liter Salmiakgeist
aus. Die Waare muß eine Stunde lang kochen, eine Nacht liegen
und wird mit Urin gut gewaschen.
Für das fernere Ansieden setzt man dem Bade für jede Partie
4 Pfd. chromsaures Kali,
1 1/2 Pfd. Kupfervitriol und
1 Pfd. Schwefelsäure
hinzu und kocht in diesem Falle nur eine Stunde lang.
Für die zweite und die folgenden Partien braucht man für das Färbebad weniger
Blauholz und Gelbholz, und nur 1/2 Liter Salmiakgeist.
(Nach dem „Wollengewerbe.“)
Verfahren zum Appretiren der matten Tuche.
Die Waare wird beinahe fertig gerauht, mit einem halben Satze Karden zugestrichen und
von der Rauhmaschine so fest als möglich auf hölzerne Walzen gewickelt. Sie kommt
dann in die Dampfbütte, worin sie 6 Stunden in fast siedendem Wasser verbleibt. Am
anderen Tage wird abgerollt und wieder getrocknet. Sie kann dann halb geschoren
werden. Die Waare kommt auf die Rauhmaschine und wird mit einem ziemlich scharfen
Satze Karden zugestrichen, welchem noch ein schwacher folgt. Die Tuche werden dann
zum zweitenmal gekocht und getrocknet, fertig getrocknet, fertig geschoren. So
erhält man nicht allein ein schönes mattes Tuch; dasselbe fühlt sich auch sehr weich
an und erhält dadurch einen höheren Werth. Es ist noch zu bemerken, daß beim ersten
Aufrollen das Hinterende auf die Walze kommt, beim zweiten der Mantel. Die
Vorrichtung hierzu ist sehr einfach und nach Maaßgabe der Umstände der praktischen
Einrichtung eines Jeden überlassen. (Nach „dem
Wollengewerbe.“)
Bleistift- und Tuschzeichnungen vor dem Verwischen zu
bewahren.
Diesen Zweck erreicht man nach einer von Ludwig Erkmann im
hessischen Gewerbeblatte gegebenen Vorschrift dadurch, daß man dieselben mit
Collodium von der Consistenz wie solches die Photographen verwenden, überzieht,
nachdem man demselben vorher noch 2 Procent Stearin zugesetzt hat. Zur Ausführung
des Verfahrens legt man die Zeichnung auf eine Glastafel oder ein Blatt und
übergießt sie in derselben Weise mit dem präparirten Collodium wie der Photograph
seine Platten übergießt. Nach 10 bis 20 Minuten ist die Zeichnung trocken und
vollständig weiß, hat einen matten Glanz und ist so gut conservirt, daß man dieselbe
mit Wasser abwaschen kann, ohne befürchten zu müssen, daß sie dadurch Schaden
leidet.
Bier auf eine Beimischung von Zuckercouleur zu prüfen.
Einer Liebhaberei des Publicums genügt der Bierbrauer bisweilen durch Dunkelfärben
des Bieres mittelst Zuckercouleur, gebranntem Zucker, obgleich hier streng genommen
eine Täuschung des Publicums bezweckt wird, indem die dunkle Farbe einen großen
Gehalt an Extractstoffen als Nährwerth anzeigen soll. Diese unschädliche
Verfälschung läßt sich, nach Dr. R. Schuster, sehr leicht nachweisen. Bier mit Tanninlösung
(Gerbstofflösung) geschüttelt, wird nämlich entfärbt, mit Zuckercouleur künstlich
gedunkeltes Bier aber nicht.
Essigsäure im Weine zu bestimmen.
Da die Essigsäure im Weine, wenn man sie durch Destillation abscheiden und im
Destillat nachweisen will, oft der Beobachtung entgeht, weil dieselbe durch
Einwirkung auf den Weingeist Essigäther bildet, so hat E. Kissel (Bulletin de la Société
chimique de Paris) vorgeschlagen, den Wein vorerst mit Baryt zu
neutralisiren, hernach den Weingeist abzudestilliren, nun ein Quantum Phosphorsäure
zuzusetzen und von Neuem zu destilliren. Die Essigsäure findet sich dann im
Destillate und kann in demselben bestimmt werden. Die Abscheidung der Essigsäure
geschehe auf diese Weise auch vollständiger, weil zuletzt sich der Kochpunkt erhöhe.
(Wittstein's Vierteljahresschrift, 1872.)
Löslichkeit des Rohrzuckers in Mischungen von Alkohol und
Wasser, nach C. Scheibler.
Aus den von Scheibler über diesen Gegenstand
veröffentlichten, auf S. 276 des vorhergehenden Heftes dieses Journals bereits
erwähnten Tabellen theilen wir hier nachträglich noch folgende Zahlen mit.
Textabbildung Bd. 205, S. 389
Gehalt des Lösungsmittels an
Alkohol in Volum-Procenten; Wasser-Alkohol-Gemische bei
0° C.; Wasser-Alkohol-Gemische bei + 14° C.;
Wasser-Alkohol-Gemische bei + 40° C.; Spec. Gewicht;
Zuckergehalt in Procenten; 100 K. C. Lösung erhalten in Grm.; Konnte nicht
bestimmt werden
Die Wasser-Alkohol-Gemische von der Concentration, wie sie in der
ersten Rubrik obiger Tabelle verzeichnet steht, wurden bei den entsprechenden
Temperaturen (0°, 14°, 40° C.) mit Zucker (reiner, getrockneter
Raffinade) gesättigt, und die specifischen Gewichte dann bei 17,5° C.
bestimmt. Zur Bestimmung des Zuckers in den Lösungen wurden 50 Kubikcentimeter durch
Abdampfen vollständig von Alkohol befreit, dann der Rückstand mit Wasser
aufgenommen, wieder genau auf 50 Kubikcentimeter gebracht, und nun das specifische
Gewicht bestimmt. Nach den Brix'schen Tabellen ergab sich
dann die in der ursprünglichen Lösung enthaltene Zuckermenge. Diese ist in der
dritten, sechsten und neunten Rubrik obiger Tabelle verzeichnet. Die vierte,
siebente und zehnte Rubrik ist durch graphische Interpolation berechnet. Das
specifische Gewicht der bei 40° gesättigten Lösungen konnte bei 17,5°
nicht bestimmt werden, da solche Lösungen bei dieser Temperatur einen Theil des
Zuckers ausscheiden. (Chemisches Centralblatt, 1872, Nr. 25.)
Neues Klebmittel.
Nach den Mittheilungen von Dr. J. M. Meisch im American Journal of
Pharmacy (Mai 1872) erhält man einen vortrefflichen Leim durch Lösen von
gewöhnlichem Leim oder
von Hausenblase in Salpeteräther. Letzterer nimmt nur
eine bestimmte Menge Leim auf, und kann deßhalb nicht zu dickflüssig ausfallen. Die
erhaltene Lösung hat etwa Syrupconsistenz und besitzt eine doppelt so große
Klebkraft, als mit heißem Wasser bereiteter Leim. Setzt man einige Stückchen
Kautschuk etwa von der Größe eines Rehpostens hinzu und läßt die Lösung unter häufig
wiederholtem Umrühren einige Tage stehen, so wird das Klebmittel um so besser und
widersteht der Einwirkung von Feuchtigkeit noch einmal so gut, als der auf
gewöhnliche Weise mit Wasser angefertigte Leim.
Der Zuckerkalk als Binde- und Lösungsmittel für Leim
behufs Anfertigung von flüssigem Leim; von C. Puscher.
Eine Auflösung von 1 Theil Meliszucker in 3 Theilen Wasser ertheilt, auf Papier
gestrichen, diesem weder Glanz noch Bindekraft, denn der getrocknete Anstrich haftet
beim Anfeuchten nicht an den Fingern; fügt man jedoch der Zuckerlösung den vierten
Theil des angewandten Zuckers Kalkhydrat (abgelöschten Kalk) hinzu, erwärmt auf
50–60° R. und schüttelt die Mischung während einige Tage dauernder
Maceration öfters um, so hat sich der größte Theil des Kalkes gelöst und die klare
vom Kalkabsatz abgegossene dicklich gewordene Lösung verhält sich wie Gummischleim,
ihre Anstriche besitzen Glanz und Bindekraft.
Läßt man 3 Theile zerkleinerten Leim in 12 bis 15 Theilen dieser Zuckerkalklösung
aufquellen, so löst sich beim Erwärmen der Leim rasch auf und bleibt nach dem
Erkalten flüssig, ohne dabei seine Bindekraft, wie dieses bei der Behandlung des
Leimes mit Säuren der Fall ist, einzubüßen. Je nach der Zusatzmenge von Zuckerkalk
lassen sich alle Consistenzen herstellen. Die stärkeren Leime behalten ihre trübe
Farbe, die dünnen dagegen klären sich beim Stehenlassen. Auch weißer Leim (Gelatine)
löst sich ohne vorheriges Aufquellen in Zuckerkalklösung zu flüssigem Leim auf, ja
selbst auch solcher, der durch längeres Lager im heißen Wasser unlöslich geworden
ist. Diese Leime besitzen eine vorzügliche Bindekraft und lassen vielseitige
Verwendung zu. Nur da dürfen sie nicht gebraucht werden, wo Farben welche durch den
Kalkgehalt derselben sich verändern, wie z.B. Chromgelb, Pariserblau, Zinkgrün,
Behringersgrün, Carmin und Carmoisinlacke in Anwendung kommen. Das aus der
Phenylsäure bereitete Ponceau wird dagegen in eine sehr schöne Carminfarbe
verwandelt. Beim Auflösen des Leimes durch Wärme in der Zuckerkalklösung entsteht
ein starker Leimgeruch, der jedoch durch Zusatz von einigen Tropfen Lavendelöl
beseitigt werden kann. Auch eine kleine Beimischung von 2–3 Proc. Glycerin
ist rathsam. Die Einwirkung der Kohlensäure beim Aussetzen des Leimes an die Luft
geht sehr langsam vor sich und ist erst nach längerer Zeit durch weiße Ansätze
bemerkbar, ohne dabei nachtheilige Einflüsse auf die Bindekraft und Conservirung des
Leimes auszuüben. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1872 S. 242.)
Einfaches Verfahren, Reps-, Mohn- und Leinöl zu
bleichen; von C. Puscher.
Vermischt man 100 Kilogrm. von diesen Oelen innig mit 2 Kilogrm. einer Mischung aus
gleichen Gewichtstheilen 96procentigem Alkohol und englischer Schwefelsäure, so
tritt nicht, wie bei der alleinigen Anwendung von Schwefelsäure, eine theilweise
Verharzung der Oele ein, sondern die Aetherschwefelsäure vermischt sich ganz
gleichmäßig mit denselben. Die bald entstehende grüne Trübung schwärzt sich später
und nach 24 bis 48 Stunden Ruhe hat sich ein geringer schwarzer Bodensatz
abgelagert. Mohn- und Repsöl sind nun wasserhell geworden, Leinöl jedoch
zeigt in dicken Schichten noch eine gelbliche Färbung. Die vom Bodensatz abgezogenen
Oele werden nun noch, um die Spuren von Schwefelsäure zu entfernen, mit einigen
Litern heißen Wassers tüchtig geschüttelt und der Ruhe überlassen. (Bayerisches
Industrie- und Gewerbeblatt, 1872 S. 242.)
Bereitung der Fußbodenwichse, nach Prof. Dr. Neßler.
Die Bodenwichse ist als eine Waschseife zu betrachten. Das Wachs verhält sich aber
wesentlich anders, als das Fett. Es ist aus zwei verschiedenen Körpern
zusammengesetzt; der eine derselben, Cerin oder Cerotinsäure, verseift sich; der andere, Myricin, verseift sich in gewöhnlicher Lauge nicht. Durch
das Kochen des Wachses mit Potaschelauge stellen wir eine Seife des ersteren Körpers
dar; der letztere Körper, das Myricin, löst sich aber nicht. Die Aufgabe bei der
Bereitung der Wichse besteht nun darin, das Myricin in der Auflösung der aus der
Cerotinsäure des Wachses entstandenen Seife vertheilt zu erhalten. Wendet man gleich
von vorn herein zu viel Wasser an, oder setzt man Wasser zu, bevor die Verseifung
der Cerotinsäure richtig stattgefunden hat, und das Myricin vollkommen in der Seife
zertheilt ist, so scheidet letzteres sich ab und bewirkt das sogenannte
Gerinnen.
Nach folgender Methode kann man in wenigen Minuten eine Bodenwichse darstellen: Man
verwendet 50 Grm. gereinigte Potasche (kohlensaures Kali), 2 Deciliter Wasser und
250 Grm. Wachs. Diese drei Stoffe bringt man in einem Gefäß zum Sieden, wobei
fortwährend gut umgerührt werden muß. Es bildet sich eine dickflüssige Masse, welche
so lange gekocht wird, bis sie ganz gleichförmig ist, und bis, auch wenn man das
Gefäß vom Feuer nimmt, sich keine wässerige Flüssigkeit mehr unter der Masse
abscheidet. Eine oder zwei Minuten langes Sieden genügt meistens. Dann ist das Gefäß
vom Feuer zu nehmen und die dickflüssige Masse sehr vorsichtig mit kochendem Wasser
zu verdünnen. Zuerst setzt man je nur wenige Tropfen, später mehr kochendes Wasser
zu, und rührt jeweil so lange, bis kein Wasser in der fett scheinenden Masse mehr zu
bemerken ist. Die Masse wird zuerst dicker und nimmt das Ansehen einer geronnenen
Wichse an. Das Gefäß wird dann wieder auf das Feuer gestellt; die Wichse wird
fleißig gerührt, darf aber jetzt nachdem einmal eine erhebliche Menge Wasser
zugesetzt ist, nicht mehr zum Sieden erhitzt werden, weil sonst das Myricin sich
abscheidet. Nach und nach werden auf obige Menge Wachs 4 bis 4 1/2 Liter heißes
Wasser zugesetzt.
Die Farbstoffe, welche man der Bodenwichse zusetzt, sind je nach dem gewünschten
Farbenton verschieden. Gelb wird durch Goldocker und durch Orlean, Braun durch
Umbra, Roth durch Englischroth erzielt. Ocker, Umbra und Englischroth müssen sehr
feine Pulver seyn; sie werden mit Wasser angerührt und der Wichse zugesetzt. Orlean
riecht zuweilen schlecht; in diesem Fall wird er mit Wasser längere Zeit gekocht und
dann der Wichse zugesetzt. Eine schöne gelbe Farbe erhält man für obige Mischung
durch 120 Grm. Goldocker um 30 Grm. Orlean.
Der Zusatz von Leim ist nicht nöthig; doch ist er gut. Für obige Mischung weicht man
15 Grm. Leim in Wasser ein, löst ihn dann durch Erwärmen und setzt ihn unter
Umrühren der Wichse zu. (Wochenblatt des landwirthschaftlichen Vereines in
Baden.)
Ueber das Färben und Trocknen natürlicher Blumen; von C. Puscher.
Wenn man blaue oder violette Blüthen einige Minuten hindurch den Tabaksdämpfen einer
brennenden Cigarre oder Pfeife aussetzt, so tritt eine höchst überraschende
Farbenveränderung ein; die Blüthen nehmen eine prachtvolle, dem Schweinfurtergrün
ähnliche Farbe an, ohne dabei ihren Bau einzubüßen. Je gesättigter die Farben der
Blüthen, desto dunkler fällt das Grün aus, besonders schön färben sich die Blumen
des doldentragenden Bauernsenf, Iberis umbellata, die
Nachtviole Hesperis matronalis etc. Es rührt diese
Erscheinung von dem geringen Ammoniakgehalt der Verbrennungsproducte des Tabaks her,
welcher, wie die Lösungen der Alkalien die blauen und violetten Blüthen grün färbt.
Man darf jedoch nicht die durch den Mund ausgestoßenen Tabaksdämpfe dazu benutzen,
da diese ihr Ammoniak durch den Mundspeichel, welcher es absorbirt, eingebüßt haben.
Leider ist diese schöne Erscheinung nur von kurzer Dauer, die Blumen welken, weil
sie durch die Verbrennung des Tabaks einer hohen Temperatur ausgesetzt waren, und
eine schmutzig-gelbbraune Färbung stellt sich ein.
Viel vollendeter gelingt der Versuch in verdünntem Ammoniakgase nach folgender Weise:
Die zum Versuch dienenden Blumen steckt man in die inwendige Röhre eines Glastrichters und zwar so, daß
am oberen Rand des Trichters ein Zoll großer Raum leer bleibt. Man tröpfelt nun auf
einen Teller einige Tropfen Salmiakgeist und stürzt den mit Blumen gefüllten
Trichter darüber. Nach wenigen Minuten treten dann folgende Farbenerscheinungen ein.
Bei den meisten blauen, violetten und hellcarmoisinrothen Blüthen, namentlich aber
schön, wie schon erwähnt, bei denen der Nachtviole und des Bauernsenfes, zeigt sich
eine prachtvolle Schweinfurtergrünfarbe. Dunkelcarmoisinrothe gefüllte Nelken färben
sich schwarz, die carmoisinrothen Blüthen der Lichnis
coronata dunkelviolett, alle weißblühenden Blumen schwefelgelb. Besonders
überraschend zeigt sich die Veränderung der Farben bei mehrfarbigen Blüthen, wie
z.B. bei der weißblühenden Lichnis coronata, deren weiße
Blumenblätter eine gelbe, die rothen Adern derselben eine grüne Farbe annehmen. Die
mit weißen Kelchblättern und rosarother Blumenkrone blühende Fuchsia zeigt ihre
Kelchblätter nach der Ammoniakaufnahme in gelber, ihre Blumenblätter in grüner und
blauer Farbe. Sind die neuen Farben eingetreten, so taucht man die Blumen sofort in
frisches Wasser, in welchem sie ihr schönes Colorit je nach der aufgenommenen Menge
Ammoniak 2 bis 6 Stunden behalten. Allmählich stellen sich dann ihre alten Farben
wieder ein, nachdem bei den grünen Blüthen sich vorher noch eine blaue
Uebergangsfarbe gezeigt hat, ohne daß sie welken. Blumenfreunde können sich auf
diese Weise eine Flora hervorzaubern, wie sie in der Natur nicht vorhanden ist. Läßt
man das Ammoniak ein bis zwei Stunden auf die Blüthen einwirken, so nehmen die
meisten derselben eine schmutzige constante Chamoifarbe an, ohne daß dieselben
welken oder selbst nach dem Trocknen in ihrem Bau alterirt würden. Die geruchlosen
Astern erhalten dadurch zugleich einen süßlich aromatischen Geruch.
Um blauen, violetten oder rothen Astern eine schöne rothe Farbe zu geben, damit sie
getrocknet für die Wintersaison zu Blumensträußen verwendet werden können, wurden
solche seither in verdünnte Salpetersäure getaucht oder damit besprengt. Dieses
Verfahren liefert aber höchst unvollkommene Blumen, weil die Säure nicht
gleichmäßig, wegen des Wachsgehaltes der Blumenblätter, aufgenommen wird. Hierdurch
tritt ungleiche Färbung und beim Trocknen Unregelmäßigkeit in dem Bau der Blumen
ein, so daß viele unbrauchbar werden. Diesen Uebelständen begegnet man, wenn die
Astern den Dämpfen der Salzsäure ausgesetzt werden. Jede beliebige Holzkiste ist zur
Ausführung dieser Operation brauchbar. Nachdem zuvor in derselben Schnüre zum
Aufhängen der Astern und an zwei gegenüberstehenden Seiten Fenster zur Beobachtung
der Färbung angebracht sind, hängt man darin die paar- oder doppeltpaarweise
an den Stielen zusammen gebundenen Astern so auf, daß die Blumen nach unten zu
hängen kommen. Nun stellt man auf den Boden der Kiste einen oder zwei Teller, je
nach der Größe der Kiste oder Quantität der Blumen, mit gewöhnlicher Salzsäure
gefüllt und verschließt dieselben. Kleine Blumen sind nach 2-, größere nach
4- bis 6stündiger Einwirkung des salzsauren Gases gleichmäßig gefärbt. Die
rosa, rothen und blauen Astern haben dadurch je nach der Concentration ihrer Farbe
und ohne Nachtheile für ihren Bau, eine carmin- oder carmoisinrothe Farbe
angenommen. Es ist deßhalb nothwendig, von Zeit zu Zeit die Kiste zu controlliren
und die fertig gebeizten Blumen herauszunehmen. Diese hängt man in gleicher Weise
wie in der Kiste, in einem luftigen schattigen Zimmer zum Austrocknen auf und
verwahrt die Blumen nach dem Trocknen an einem dunklen trockenen Orte. Ich habe nach
diesem Verfahren im vergangenen Herbste mehrere Tausende von Astern durch meinen
Gärtner behandeln lassen und die wenigen vom Consum übrig gebliebenen besitzen heute
noch ihre schönen Farben. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1872 S.
241.)