Titel: | Funken-Löschapparat in der Goldschmelzerei von Irkutsk. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. X., S. 28 |
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X.
Funken-Löschapparat in der Goldschmelzerei
von Irkutsk.
Aus Uhland's praktischem Maschinen-Constructeur,
1872 S. 276.
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Funken-Löschapparat für Schmelzöfen.
Sämmtliches Gold, welches an verschiedenen Stellen in Sibirien gewonnen wird, kommt
nach drei, von der Krone errichteten Goldschmelz-Laboratorien, und zwar nach
Katherinburg am Ural, nach Barnaul im Altaigebirge und nach Irkutsk,
Ost-Sibirien, woselbst das Gold in Zainform umgeschmolzen, auf Feinheit
probirt und die Menge der daraus zu prägenden Imperialstücke berechnet wird. Der
Handel mit Schlichgold ist auf's Strengste verboten, selbst Barren für Goldarbeiten
können nur von der Münze in St. Petersburg bezogen werden.
Von den drei obengenannten Goldschmelz-Laboratorien bestehen die beiden
ersteren seit lange her, während das Laboratorium in Irkutsk, auf Ersuchen der
Goldwäscher in Ost-Sibirien, erst Ende 1870 erbaut wurde und im Sommer 1871
seine Thätigkeit begonnen hat. Der Platz für dieses Gebäude ist in der Nähe des
Bergamtes, am Ufer des Angara-Flusses gewählt worden, wobei man aber ganz außer Acht gelassen zu
haben scheint, daß die funkensprühende Feueresse von vier Schmelzöfen, mit drei
Seiten an der, meist aus Holzgebäuden bestehenden Stadt anliegend, für dieselbe
höchst gefahrvoll seyn kann. Man überzeugte sich von dieser Gefahr erst, nachdem man
zur Probe in den Oefen Kupfer schmelzen ließ und glühende Kohlen und Feuerfunken
sich weit in der Stadt verbreiteten. Dieß war hinreichend, um das Fortbestehen des
Laboratoriums ernstlich zu bedrohen, wenn nicht der Director-Gehülfe
desselben, Hr. A. Schamarin, auf den glücklichen Gedanken
gekommen wäre, vermittelst einer leicht construirlichen und sehr gut anwendbaren
Vorrichtung das Uebel abzuwenden und die Gefahr völlig zu beseitigen.
Dieser Apparat besteht, wie aus Figur 19 deutlich zu
ersehen ist, aus folgenden vier Haupttheilen: A ist ein
Helm, welcher mit eisernen Klammern über die Mündung der Feueresse befestigt ist;
B ein Wasserbehälter mit einer Abtheilung b, welche gerade den vierten Theil des Behälters im
Längendurchschnitt einnimmt, und deren beide inneren Wände mit zahlreichen Löchern
versehen sind. Der von allen Seiten geschlossene Behälter hat eine Seitenöffnung zur
Füllung desselben, welche Oeffnung aber durch eine Klappe k luftdicht geschlossen wird. C ist eine
gegliederte Röhre, welche vom Scheitel des Helmes ausgeht und in den Behälter
mündet. D ist eine vom oberen Deckel des Behälters
aufsteigende Röhre. – Helm, Gliederröhre und Deckel des Behälters sind aus
gehörig dickem Eisenblech, Wände und verticale Röhre – aus gewöhnlichem
Eisenblech; alle Befestigungstheile aus gutem Schmiedeeisen. Für allseitige
Beständigkeit und Befestigung des Apparates ist gesorgt. – Die unteren Ränder
des Helmes ruhen nicht auf der Mündung der Esse, hängen um 36 Centimeter tiefer als
diese herab, ohne die Kante der Esse zu berühren, an der sie unten aber, durch
schräge Wände (bei u, u) wieder anliegen. – Diese
unteren vier Wände sind siebartig durchlöchert, wodurch ein Theil der heißen Gase
entweicht. – Die Größe des Helmes ist der oberen Fläche des Schornsteines
entsprechend; die krumme Röhre ist dem Abstande des Behälters vom Schornsteine
gemäß, während die gerade von ganz willkürlicher Länge seyn kann und dem Zuge und
der Temperatur der Oefen proportional seyn soll. Was den Behälter anbetrifft, so
wird dessen innerer Raum nach zwei Verhältnissen ermittelt: 1) er muß so viel mehr
Wasser bis zu einem gewissen Niveau aufnehmen können, als während der
Schmelzoperation und bis die Oefen abgekühlt werden, verdampfen kann, damit er
zuletzt nicht auseinander geht; 2) das Niveau des Wassers bei einer gewissen Menge
desselben muß so hoch
seyn, daß die Höhe des noch übrigen Raumes noch immer weit größer sey als die
Durchschnittsfläche der geraden Rohre; der Behälter wird bis 1/4 seiner Höhe
gefüllt.
Die Leistung dieses so einfachen Apparates erfordert keine weitere Erklärung.
Glühende Kohlen und Funken, welche nach der, in der Abbildung durch Pfeile
angedeuteten Richtung übergehen, fallen senkrecht in's Wasser, woselbst sie
erlöschen und zu Boden fallen, während die gasartigen Verbrennungsproducte durch die
Löcher der Abtheilung b (welche die noch etwa
übergerissenen festen Theile zurückhält und die heißen Gase etwas abkühlt) und die
stehende Röhre entweichen. Da die Dichte der entstehenden Wasserdämpfe bei jeglicher
Temperatur geringer als die der Verbrennungsproducte (Kohlensäure, Kohlenoxyd und
Stickstoff) ist, so kann der Druck, welchen dieselben ausüben, nicht im Mindesten
den Zug hemmen, wie es sich bei dieser Vorrichtung auch thatsächlich bewährt.
Die Behandlung des Apparates ist einfach und erfordert keine weitere Aufsicht während
der Arbeit; nach Beendigung derselben und nachdem die Oefen abgekühlt sind, bleibt
im Behälter noch etwas Wasser und 5–6 Eimer kleiner Kohlen und Asche zurück,
welche letztere auf einer Stelle aufbewahrt, und zuletzt auf Goldgehalt probirt
werden.
Im Sommer 1871 ist nach dem Laboratorium in Irkutsk aus folgenden Kreisen
Ostsibiriens Gold eingegangen und umgeschmolzen worden:
Olekma (Gouv. Irkutsk)
761 1/4
Pud.
Bargusin (Transbaikalien)
69 1/4
„
Werchneoudinsk (dto.)
15
„
Nertschinsk (dto.)
154 3/4
„
Amur-Gegend
172
„
–––––––––––––
Zusammen
1172 1/4
Pud.1 Pud = 16,38 Kilogrm.
Das Gouvernement Jenissei, obgleich zu Ost-Sibirien gehörend, liefert sein
Gold nach dem nähergelegenen Laboratorium in Barnaul.
Irkutsk, Ost-Sibirien.
G. J. Syrkin.