Titel: | Transportables geruchloses Erdcloset von E. Cohn in Berlin. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. XIX., S. 69 |
Download: | XML |
XIX.
Transportables geruchloses Erdcloset von E. Cohn in Berlin.
Mit einer Abbildung.
Transportables geruchloses Erdcloset.
Die nachstehende Abbildung zeigt nach den „Industrieblättern“
den Durchschnitt eines von E. Cohn in Berlin,
Hausvoigteiplatz 12, verbesserten amerikanischen Erdclosets, welches die
vollständige Trennung der Excremente bewirkt und in seinem Mechanismus ohne jede
Anwendung von Federkraft hergestellt ist. Ferner ist darauf Rücksicht genommen, daß
die Behältnisse, welche die Auswurfstoffe aufnehmen, sowohl beim Hinaustragen wie
beim Reinigen stets von Einer Person bequem gehandhabt werden können. A zeigt den innen mit Metall ausgeschlagenen
Schütttrichter, welcher zur Aufnahme der vorräthigen Erde dient C ist der bronzirte eiserne Griff, welchen man nach
geschehener Benutzung des Closets ein bis zwei Mal emporzieht; hierdurch wird die
schmiedeeiserne Stange D in Bewegung gesetzt und so das
Hinausstreuen der Erde aus der Streutrommel B
bewerkstelligt. Die Erde fällt nun auf die Excremente im Behälter E, an dessen Vorderseite das metallene Urinbecken F hängt.
Textabbildung Bd. 206, S. 69
Die Bekleidung des Ganzen ist von polirtem Holz, das
Becken am Sitz von weißem Steingut; jede andere gewünschte Ausstattung des
Closets wird gefertigt. Die Skizze ist im ungefähren Maaßstab von 1 zu 20
gehalten.
Als geeignetstes Desinfectionsmittel für das Erdcloset empfiehlt sich trockene
und gesiebte, möglichst thonhaltige Erde; mit gleich gutem Erfolg wirkt schwarze
Gartenerde und, wo diese nicht vorhanden, Torfgrus oder Kohlenasche; die
Benutzung von Sand und Holzasche bleibt dagegen ausgeschlossen. In allen Fällen
muß dieses Material aber möglichst fein gesiebt und durchaus trocken seyn, weil
es sonst den Schüttkasten des Closets verstopfen könnte.
Die so hergerichtete Erde, Asche etc. wird in den an der
Rückwand des Closets befindlichen Schütttrichter gestreut, welcher so längere Zeit
hindurch als Vorrathsbehälter dient. Vor der erstmaligen Benutzung des Erdclosets
thut man gut, Erde auf den Boden desselben zu streuen, und das geschieht, wenn man
den Griff seitwärts vom Sitz des Closets ein- bis zweimal emporzieht. Der
Schütttrichter gibt allemal seinen Vorrath an die darunter befindliche metallene
Streutrommel ab und von
hier aus fällt die Erde in dem Maaßstab, wie ihn der Umfang des Closets bedingt, in
den Eimer oder Kasten, der zur Aufnahme der Excremente dient; nach erfolgter
Benutzung wird dieselbe Operation wiederholt und der feste Auswurfstoff in solcher
Weise von der Erde bedeckt und desinficirt, während der flüssige Theil sich vorn in
einem gesonderten Becken ansammelt. Für die Folge wird aber dann nur einmal und zwar
nach geschehener Benutzung des Closets gestreut. Das Ausgießen des Urinbeckens,
welches abnehmbar ist, kann ohne weitere Umstände täglich geschehen, während der
Eimer oder Kasten wöchentlich ein- bis zweimal – je nach der Anzahl
der Personen, welche das Closet benutzen – gereinigt wird. Das Hinaustragen,
Reinigen etc. kann durchaus von Einer Person bewerkstelligt werden. Der
Schütttrichter muß selbstverständlich von Zeit zu Zeit von Neuem mit Erde gefüllt
werden und ebenso wird eine sorgsame Verwendung der Auswurfstoffe überall da Platz
greifen, wo dieselben für landwirthschaftliche Zwecke als geeignetes Düngmittel von
nicht unerheblicher Bedeutung nutzbar zu machen sind. Es ist einleuchtend, daß zum
Erdcloset in gleicher Weise wie Erde, Torfgrus und Asche, auch künstliche
Desinfectionspräparate benutzt werden können; man wird, des Kostenpunktes halber,
aber natürlich auf die letzteren nur da zurückgehen, wo der unwahrscheinliche Fall
eintritt, daß keines der ersteren in geeigneter Qualität zu beschaffen seyn
sollte.
Der Preis der beschriebenen Closets ist 16 Thlr.; kleinere, besonders für
Krankenzimmer bestimmte Closets einfacher Construction ganz von Metall, kosten 4 1/2
bis 9 Thlr.