Titel: | Anwendung von Dampf-Straßenwalzen in Paris. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. XXXII., S. 107 |
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XXXII.
Anwendung von Dampf-Straßenwalzen in
Paris.
Anwendung von Dampf-Straßenwalzen in Paris.
Die Verwendung der Dampfwalzen zur Herstellung des Macadams macht in England
bedeutende Fortschritte. Mehrere Städte und sieben Metropolitan-Districte
besitzen und verwenden seit einiger Zeit solche Maschinen. In Paris jedoch ist die Dampfwalze schon seit einer Reihe von Jahren im
Gebrauch, und es dürfte daher ein Auszug aus einem kürzlich über diesen Gegenstand
erschienenen Bericht von Interesse seyn. Wir entnehmen demselben Folgendes:
Schon im Jahre 1860 wurden in Paris Versuche mit Dampf-Straßenwalzen gemacht.
Im Jahre 1864 wurden dieselben von HHrn. Gellerat und Comp. wieder aufgenommen, und im Jahre 1865 schloß die
Stadtverwaltung von Paris einen Contract auf sechs Jahre mit der genannten
Gesellschaft ab, durch welchen sich dieselbe verpflichtete, fortwährend sieben
Dampf-Straßenwalzen nach ihrem Patente zum Gebrauche der Stadt zu erhalten.
In diesem wurden auch die größten und kleinsten Durchmesser der zwei Walzen der
Maschine, sowie die größte Breite der Maschinen, deren Geschwindigkeit und Gewicht
per Meter Walzenlänge festgesetzt.
Die ausgeführte Arbeit wird nach dem bei derselben zurückgelegten Wege, welcher durch
einen Zählapparat an der Maschine angegeben wird, multiplicirt mit dem Gewichte der
Maschine, berechnet. Die Einheit ist die kilometrische Tonne, das ist 1000
Kilogramme Maschinengewicht durch eine Distanz von 1000 Meter geführt. Für diese
Arbeitseinheit werden 0,50 Francs während der Nacht- und 0,45 Francs während
der Tageszeit vergütet.
Bei den in Paris verwendeten MaschinenDiese Maschinen sind dem Systeme von Ballaison
gebaut, welches im polytechn. Journal, 1866, Bd. CLXXIX S. 350 nach
beigegebenen Zeichnungen beschrieben ist. ist die ganze Last als Adhäsions-Gewicht verwendet. Die vorderen und
hinteren Theile sind gleichartig, so daß die Maschine vor- und rückwärts
geführt werden kann, ohne umgekehrt werden zu müssen. Beide Walzen sind Treibwalzen
und werden in gleicher Weise, aber abgesondert von der Dampfmaschine bewegt. Die
Maschinen können sich in Curven von einem Radius von 10 bis 15 Metern bewegen, und
es ist daher möglich, mit denselben in ganz engen Straßen um scharfe Ecken herum zu
arbeiten. Das Gewicht der Maschine in dienstbereitem Zustande ist beziehungsweise 17, 24 und 30 Tonnen. Das
Gewicht per Meter Walzenlänge ist 6 Tonnen bei der
kleineren und 8 Tonnen bei den zwei größeren Maschinengattungen. Die leichten
Maschinen sind besonders geeignet für Anlage neuer Straßen; die schweren Walzen,
welche übrigens auch für Neuherstellungen verwendet werden können, dienen speciell
für die Erhaltung älterer Straßen. Die Maximal-Geschwindigkeit wurde mit 4
Kilometer per Stunde festgesetzt.
Seit dem Jahre 1866 wurde in Paris die Gesammtmenge von 32000 Kubikmetern
Schottermaterial verschiedener Gattung mit jenen Maschinen gewalzt. Im Durchschnitt
ist eine Arbeit von 6 kilometrischen Tonnen zum Ausrollen eines Kubikmeters
Schottermaterial erforderlich. Bei gut geleisteter Arbeit und unter gewöhnlichen
Verhältnissen ist es jedoch möglich, dieß mit 4 bis 5 kilometrischen Tonnen zu
leisten. Bei Beurtheilung der Arbeit ist ein Unterschied zwischen neu angelegten und
alten Straßen zu machen. Erstere, besonders wenn sie, wie dieß in Paris oft
geschieht, nach Niederreißen ganzer Quartiere durch diese hindurchgeführt werden,
auf theilweise frisch angeschüttetem Grund, sind schwierig zu rollen. Hier besonders
werden die kleinen Maschinen verwendet. Sie pressen mit geringem Gewicht auf den
Grund und laufen weniger Gefahr, einzusinken. Der Vorgang bei der Herstellung
solcher neuen Straßen bezüglich des Bewässerns, Besandens und Walzens, unterscheidet
sich nicht viel von dem bei der frischen Beschotterung alter Straßen
beobachteten.
In diesem Falle wird, wenn nicht ohnehin nasses Wetter ist, zuerst die Straße
reichlich mit Wasser begossen, sodann wird die ganze obere Kruste aufgehauen, damit
sich der frische Schotter mit dem alten Material gut verbinden könne; das neue
Material wird in Karren herbeigeführt und gleichförmig ausgebreitet. Häufig wird
dann die Straße noch vor dem Walzen abermals bewässert. Die Bewässerung während der
Operation, die Abwechslung mit dem Befanden wird je nach dem Wetter und der Gattung
des Materiales verschieden ausgeführt. Hauptsache ist, daß man, besonders beim
Beginn, nur so viel Wasser gibt, als zur Benetzung des Schotters und Sandes
hinreicht. Erst gegen Ende, wenn die Steine gut verbunden sind und die Feuchtigkeit
nur auf der Oberfläche bleibt, wird die Straße reichlich bewässert und der
überflüssige Sand von der Oberfläche weggeschwemmt.
Es erübrigt noch, die Arbeit mit der Maschine zu besprechen. Dieselbe wird unter
allen Umständen an der Seite der Straße begonnen. Die Walze wird mehreremale über
eine der Kanten des Macadams geführt. Wenn die Steine etwas zusammengedrückt sind, werden sie
mit Wasser begossen und mit Sand bestreut. Bei jeder Passage wird die Walze näher
gegen die Straßenkrone geführt. Wenn so die eine Hälfte der Straße bearbeitet ist,
so wird mit der anderen in gleicher Weise begonnen. Der mittlere Theil wird zuletzt
ausgeführt. Gegen das Ende der Operation bleibt das Wasser an der Oberfläche, die
Walzen machen keinen Eindruck mehr. Die Straße wird noch mit einem Ueberschuß von
Wasser abgewaschen und ist sodann fertig.
Seit dem Gebrauche der Dampfwalzen haben sich die Straßen in Paris wesentlich
verbessert, und die Dauer der Oberfläche derselben hat sich bedeutend verlängert.
Außerdem wird die Arbeit mit Maschinen schneller durchgeführt und der Verkehr
weniger gehindert, als bei der Handarbeit. Nach den gegebenen Andeutungen ist es
leicht, die Leistungsfähigkeit einer Maschine zu berechnen. Da die durchschnittliche
Geschwindigkeit drei Kilometer ist und die Zahl der per
Kubikmeter erforderlichen kilometrischen Tonnen vier beträgt, so ist der Kubikinhalt
Schotter, welcher von einer Maschine per Stunde gerollt
werden kann, gleich dreiviertelmal dem Gewichte der Maschine; sonach beträgt die
Leistung der Maschine von
17
Tonnen
Gewicht
12,75
Kubikmeter
per
Stunde
24
„
„
18,00
„
„
„
30
„
„
22,50
„
„
„
(Praktischer
Maschinenconstructeur, 1872 S. 297.)