Titel: | Selbstthätige Apparate zur Entfernung des Condensationswassers aus Dampfleitungen. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. XLII., S. 161 |
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XLII.
Selbstthätige Apparate zur Entfernung des
Condensationswassers aus Dampfleitungen.
Nach dem Scientific American, September 1872, S. 159 und 166, und Engineering, September
1872, S. 212.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Selbstthätige Condensationswasser-Ableiter.
Im Jahrgang 1869 des polytechn. Journals, Bd. CXCII
S. 7, wurde eine „Uebersicht von Apparaten, welche automatisch
den Abfluß des Condensationswassers aus Dampfleitungen regeln“,
mitgetheilt. Da sich die Zahl der dieser Kategorie angehörigen Vorrichtungen seitdem
vermehrt hat, so lassen wir als Ergänzung die Beschreibung einiger neuen
Constructionen folgen.
1) Condensationswasser-Ableiter von R. Berryman zu
Hartford (Conn., Amerika). – Dieser
Apparat ist in Fig.
1 in perspectivischer Ansicht, und in Fig. 2 im
Verticaldurchschnitte dargestellt. A ist das Rohr,
welches das Condensationswasser aus irgend einer Dampfleitung dem Apparate zuführt.
B (Fig. 2) ist ein an dem
Ende eines Hebelarmes hängender Schwimmer. Die Drehungsachse dieses Hebelarmes tritt
durch eine Stopfbüchse und trägt an ihrem Ende den Hebel C. Dieser beherrscht mittelst einer justirbaren Gelenkstange N das Ventil des Ablaßrohres D, durch welches das Condensationswasser nach einem beliebigen Orte
geleitet wird. Der Schwimmer B wird durch das am Ende
des Hebels C angebrachte Gewicht zum Theil balancirt, so
daß, wenn sich der Behälter mit Wasser füllt, und der in dasselbe eingetauchte
Schwimmer an Gewicht verliert, das Gegengewicht des Schwimmerhebels C sinkt, dadurch das Ventil des Rohres D öffnet und den Ausfluß des Condensationswassers
veranlaßt. Wenn das letztere bis ungefähr auf die halbe Höhe des Behälters
herabgesunken ist, so gewinnt der Schwimmer wieder hinreichendes Gewicht, um den
belasteten Hebel zu heben und dadurch das Ventil zu schließen. Ist dieses geschehen,
so bedecken immer
noch mindestens 6 Zoll Wasser die Mündung des Ausflußrohres, so daß ein Dampfverlust
unmöglich ist. Die Kraft des Schwimmers ist gleich dem Gewichte eines gleichen
Volumens Wasser, d.h., wenn der untergetauchte Schwimmer einen Kubikfuß mißt, so
würde der in Folge der Entfernung des Wassers ausgeübte Zug 62 1/2 Pfund betragen.
Der am oberen Theile des Condensationswasserbehälters angebrachte Hahn H dient zum Ausblasen der Luft.
Fig. 3 stellt
eine Modification des so eben beschriebenen Apparates dar, bei welcher es sich darum
handelt, das Condensationswasser ohne Vermittelung von Pumpen wieder in den
Dampfkessel zurückzuschaffen. E ist ein Cylinder, dessen
Boden mit dem Wasserraum des Kessels durch eine Röhre R
in Verbindung steht. Diese Röhre ist mit einem gegen den Kessel sich öffnenden
Ventil versehen und in der Abbildung in der Gegend des Ventiles durchbrochen
dargestellt, um letzteres sichtbar zu machen. Die Ablaufröhre S der Dampfleitung ist durch die Röhrenarme F
mit dem Schwimmerkasten B und mit dem Cylinder E verbunden. Jeder dieser Röhrenarme ist mit einem gegen
das Innere der Cylinder sich öffnenden Ventil versehen. Eine Röhre G, deren Ventil durch den Heber des Schwimmerkastens,
wie in Fig. 1
und 2,
geöffnet und geschlossen wird, setzt den Dampfraum des Kessels mit dem Cylinder in
Verbindung. Der Schwimmerkasten B steht, wie aus der
Abbildung ersichtlich, oben und unten durch zwei Röhren mit dem Cylinder E und seiner Röhre in Verbindung. Die Wirkung ist nun
folgende. Das aus der Dampfleitung herbeifließende Wasser öffnet die Ventile der
Röhrenarme F und füllt die Cylinder E und B auf gleiche Höhe,
bis der Schwimmer des Cylinders B weit genug
untergetaucht ist, um seinen belasteten Hebel sinken und das Ventil der Röhre G öffnen zu lassen. Die Ventile F schließen sich alsdann, und das Wasser im Schwimmerkasten behauptet
seinen Stand, bis das Wasser des Cylinders E sich in den
Kessel entleert hat und bis zur unteren Mündung der von dem Schwimmerkasten nach dem
Cylinder führenden Röhre P gesunken ist. Der Dampf
steigt hierauf durch diese Röhre in die Höhe und das Wasser des Schwimmerkastens
fließt durch die untere Röhre aus, bis der mit dem Niveau des Wassers sich senkende
Schwimmer den Dampf absperrt. Das Condensationswasser fließt alsdann wieder durch
die Ventile herbei und der Vorgang wiederholt sich auf die beschriebene Weise.
2) Condensationswasser-Ableiter von J. H. Blessing in
Albany (N. Y., Amerika). – Auch dieser am 13 Febr. 1872 patentirte
Apparat hat den Zweck, die Dampfleitungsröhren selbstthätig ohne Pumpen oder
dergleichen Hülfsmittel von Wasser zu entleeren und das letztere dem Kessel wieder zuzuführen,
und zwar mit einer Temperatur welche nur um einige Grade niedriger ist, als
diejenige des Dampfes selbst. Fig. 4 gibt eine
perspectivische Ansicht des Apparates. Die drei Verbindungsröhren, welche in der
Abbildung abgebrochen dargestellt sind, erstrecken sich in der Wirklichkeit in
horizontaler Richtung weit genug, um eine für das Spiel der Vorrichtung hinreichende
Elasticität zu gewinnen. Das wesentlichste Organ des Apparates ist eine Hohlkugel,
welche ihre Aufhängung an dem einen Ende eines Hebels findet, dessen anderes Ende
ein Gegengewicht trägt. Die oberste Röhre steht mit dem Dampfraum des Kessels in
Verbindung; sie öffnet und schließt sich rücksichtlich der Kugel durch das am
höchsten Punkte der letzteren angebrachte selbstthätige belastete Ventil. Die zweite
unter ihr befindliche Röhre speist die Kugel mit dem Condensationswasser des
Heizapparates. Sie ist mit einem gegen die Hohlkugel sich öffnenden Ventil versehen.
Die dickere Röhre am Boden verbindet die Kugel mit dem Wasserraum des Kessels und
ist mit einem gegen den letzteren sich öffnenden Ventil ausgestattet. Das Spiel des
Apparates ist nun folgendes. Wenn die Hohlkugel mit einem gewissen Gewichte
Condensationswasser sich gefüllt hat, so überwiegt sie das am anderen Hebelende
befindliche Gewicht und sinkt herab. Beim Sinken bewegt sie den Mechanismus des
Dampfventiles hinreichend, um den Schwerpunkt des mit demselben verbundenen
Gewichtes über seinen Stützpunkt hinaus zu verrücken, dadurch die Gewichtkugel zum
Fall zu bringen und das Dampfventil zu öffnen. Der Dampfdruck schließt nun das
Ventil in der Speiseröhre und gestattet dem Condensationswasser der Hohlkugel, durch
die Bodenröhre, deren Ventil sich öffnet, in den Dampfkessel zu fließen. Indem die
Hohlkugel durch den Abfluß des Wassers leichter wird, hebt sie sich unter dem
Einfluß des Gegengewichtes und das Dampfventil wird in Folge dieser Bewegung
abgesperrt. Zugleich öffnet sich wieder das Ventil der Speiseröhre, um von Neuem
Condensationswasser in die Hohlkugel fließen zu lassen, und so wiederholt sich das
Spiel des Apparates in gleicher Weise. Der Mechanismus des Dampfventiles ist auf das
Genaueste justirt und so eingerichtet, daß dasselbe stets vollständig geöffnet und
geschlossen wird. Außerdem ist noch ein Ventil zum Ausblasen der Luft an der Kugel
angebracht.
3) Entwässerungsventil von Henry Vaughan in Lincoln
(England). – Dieser, in Fig. 5 im Aufrisse und in
Fig. 6 im
senkrechten Durchschnitte dargestellte compendiöse Apparat gehört in die Classe
derjenigen Condensationswasser-Ableiter, bei welchen der Ausfluß von der
Verlängerung und Verkürzung einer Röhre in Folge der Temperaturveränderung abhängig ist. Um den
Apparat, welcher bei A an die Dampfleitung geschraubt
wird, für den Gebrauch herzurichten, läßt man erst den Dampf hindurchblasen, damit
die Röhre B die Temperatur desselben annimmt. Ist dieses
geschehen, so schraubt man das Ventil D dicht gegen die
untere Mündung dieser Röhre und sichert durch die Stellmutter G die Lage des Ventiles. Wenn sich nun das Condensationswasser in der
Röhre B ansammelt, so kühlt diese sich ab, zieht sich
zusammen und läßt das Wasser zwischen ihrem unteren Ende und dem Ventil D entweichen. Nach Entfernung des Wassers kommt der
heiße Dampf mit der Röhre B in Berührung, und dehnt
dieselbe aus, so daß das untere Ende derselben wieder gegen das Ventil angepreßt und
der Verschluß bewerkstelligt wird.