Titel: | Stevenson's Frictionskuppelung für Reversirwalzwerke. |
Autor: | Johann Zeman |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. XLVII., S. 171 |
Download: | XML |
XLVII.
Stevenson's Frictionskuppelung für Reversirwalzwerke.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Stevenson's Frictionskuppelung für Reversirwalzwerke.
Im Anschluß an den im polytechn. Journal Bd. CCIII
S. 338 (erstes Märzheft 1872) mitgetheilten Aufsatz von P. Ritter v. Tunner
„über die neueren Vorrichtungen zum Vor- und
Rückwärtswalzen“, bringen wir nachstehend die Beschreibung der vom
Ingenieur G. Stevenson (Firma: Dick und Stevenson in Airdrie, Schottland,
patentirten Frictionskuppelung für Reversirwalzwerke, welche in Figur 11 bis 13 näher
abgebildet ist, und zwar nach der Anlage welche Ref. in den Blochairn Ironworks in Glasgow zu studiren Gelegenheit fand.
Fig. 11
stellt die Umkehrvorrichtung im Längenschnitt dar, in jener Stellung bei welcher das
Zahnrad A durch den Frictionsconus B mit der Welle C gekuppelt
ist und letztere daher in der Drehrichtung des Rades A
bewegt wird.
Verschiebt man aber das Kuppelungsstück B, B¹ nach
rechts, so hört die fernere Kraftübertragung durch das Rad A auf; durch die nun zwischen dem Frictionsconus B¹ und der Frictionsfläche des Rades D
entstehende Reibung wird die in der Welle C bezieh. die
in dem von dieser Welle in Gang gesetzten Walzwerke angesammelte lebendige Kraft
aufgezehrt und hierauf der Welle etc. die entgegengesetzte Drehbewegung von dem Rade
D ertheilt.
Was diese Reversirkuppelung besonders auszeichnet, ist die zweckmäßige Construction aller Theile, wie
sich dieselbe nach vielfachen Versuchen und Erfahrungen des Erfinders ergeben
hat.
Um für den Fall einer größeren Abnutzung der Frictionsflächen nachhelfen zu können,
sind die Frictionsconen B, B¹ nicht voll sondern
aus einzelnen Segmenten a – acht an der Zahl
– hergestellt, welche durch je drei Schrauben an den Scheiben b, b¹ befestigt sind. Die radiale Nachstellung
geschieht bei der älteren Anlage dieser Umkehrvorrichtung durch je zwei
Stellschrauben, welche in Fig. 12 mit c bezeichnet sind. Bei der neueren Anordnung dagegen
wird diese radiale Nachrückung, einfacher und besser, durch einen Stellkeil erzielt,
wie dieß in Fig.
11 und 12 bei d angedeutet wurde.
Die Umstellung des Kuppelungsgleitstückes B, B¹
erfolgt durch den Mitnehmer E, welcher in einen Schlitz
der Welle C eingelassen und mit der Spindel F verbunden ist. Diese Spindel steht entweder direct mit
dem Kolben G in Verbindung, welcher zur Umwechselung der
Drehung mittelst hydraulischen Druckes nach links oder rechts getrieben wird; oder
es findet diese Umstellung durch den Dampfdruck statt, indem die Spindel F, wie in der Skizze Fig. 13 ersichtlich
gemacht ist, durch Hebelübersetzung mit dem Kolben im Dampfcylinder H in Verbindung gebracht wird.
Letztere Anordnung findet sich auch in den Monkland
Ironworks bei Glasgow und (wie uns mitgetheilt wurde) in dem Walzwerke der
Firma Grelo Funke und Comp. in
Gelsenkirchen (Westphalen) ausgeführt. Ohne Zweifel ist dieselbe für gewöhnliche
Verhältnisse geeigneter; in Blochairn aber war die vorhandene hydraulische
Druckleitung eines früheren Systemes zu benutzen.
Die beschriebene Frictionskuppelung ist in den Blochairn
Ironworks bei zwei schweren BlechwalzenstraßenDer Durchmesser der Walzen ist 2 Fuß (610 Millimeter), die Länge 7 1/2 Fuß
engl. (2,286 Meter). angebracht, welche eine Geschwindigkeit von 35 Umdrehungen pro Minute erreichen. Die für beide Straßen arbeitende
Dampfmaschine hat 180 Pferdekräfte und vermittelt die entgegengesetzte Bewegung der
oben genannten Zahnräder A und D in der bei Reversirwalzwerken üblichen Weise. Von diesen Zahnrädern aus
wird ein zweiter Satz von Zahnrädern continuirlich angetrieben, von welchen eine
zweite Walzenstraße ihre abwechselnde Bewegung empfängt.Es ist übrigens zu bemerken, daß das Schwungrad der Antriebsmaschine ein
verhältnißmäßig leichtes ist.
Für jede Reversirkuppelung ist ein eigener Wärter aufgestellt, welcher mittelst eines
Hebels den Steuerschieber für die betreffende hydraulische Druckleitung
dirigirt.
Der hydraulische Druckcylinder hat 16 engl. Zoll (406 Millimeter), der Frictionsconus
an der Basis 8 Fuß 2 Zoll (2,483 Met.) Durchmesser. Die Neigung der Frictionsflächen
– von 15 Zoll (380 Millimet.) Breite – beträgt 1 : 5.
Wir sahen bei einem Wasserdruck von angeblich nur 350 Pfund pro Quadratzoll (24,6 Kilogrm. pro
Quadrat-Centimeter) die Umkehrung regelmäßig und ohne Stoß in 4 bis höchstens 8 Secunden nach Umstellung des Steuerhebels
vor sich gehen.
Bei zwei kleineren Blechwalzenstraßen desselben Werkes ist gleichfalls die Stevenson'sche Reversirkuppelung vorhanden und schon über
ein Jahr im ununterbrochenen, zufriedenstellenden Betriebe.
Glasgow, im September 1872.
Johann Zeman.