Titel: | Selbstthätiger Apparat zur Controlle und Registrirung der Bewegung von Wagen und Eisenbahnzügen; von Tronchon und Guebhard in Paris. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. L., S. 176 |
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L.
Selbstthätiger Apparat zur Controlle und
Registrirung der Bewegung von Wagen und Eisenbahnzügen; von Tronchon und Guebhard in Paris.
Aus der Chronique de l'Industrie, September 1872, S.
264.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Tronchon's selbstthätiger registrirender Controlapparat für
Wagen.
Der in Figur 4
in perspectivischer Ansicht skizzirte Apparat von Tronchon und Guebhard gestattet eine genaue
Controlle des Stillstandes und der Bewegung des Wagens, auf welchem er angebracht
ist, ohne mit dem Wagen selbst durch irgend eine Transmission verbunden zu seyn. Die
Erfindung beruht auf der Thatsache, daß, wenn ein Papierband unter einem verticalen
Bleistifte, welcher nur durch sein Gewicht auf dasselbe drückt, in horizontaler
Richtung hinwegbewegt wird, dieser Bleistift auf dem Bande nur eine sehr feine kaum
bemerkbare Linie hinterläßt, dagegen einen breiten und starken Strich markirt, wenn
die nämliche Vorrichtung an einem in Bewegung befindlichen Wagen angebracht ist. Das
Zittern in Folge der Bewegung ist die Ursache dieses Resultates.
Der Apparat besteht aus einer Trommel, welche durch ein Uhrwerk in gleichförmige
Rotation gesetzt wird. Diese Trommel ist mit einem Papierband umwickelt, welches
eine den Stunden und Minuten entsprechende Eintheilung besitzt und unter der Spitze
eines in senkrechter Richtung verschiebbaren Bleistiftes sich hinwegbewegt. Wird nun
ein solcher Controlapparat in irgend einem Fahrzeuge angeordnet, so zeigt die Länge
der starken und der zarten Beistiftspuren, sowie ihre Lage rücksichtlich der
Abtheilungen des Bandes, den Zeitpunkt und die Dauer nicht nur der Fahrt, sondern
auch der Ruhe an. Bei Apparaten welche 24 Stunden in Gang bleiben sollen, befindet
sich der Bleistifthalter auf einem Schlitten, welcher durch eine Schraube
gleichfalls von dem Uhrwerke aus in eine parallel zur Achse gleitende Bewegung
gesetzt wird. Der Bleistiftsstrich repräsentirt alsdann eine Schraubenlinie, welche
nach Abnahme des Papieres ein System unter sich paralleler gerader Linien bildet.
Die Ablesung dieser Indicationen ist somit sehr einfach und bietet durchaus keine
Schwierigkeit dar.
Die Vortheile, welche man aus einem derartigen Apparat ziehen kann, liegen auf der
Hand. Die geringsten Umstände im Gang der Eisenbahnzüge werden durch die
selbstthätige Controlvorrichtung an den Tag gebracht. Die Aufenthalte auf den Bahnhöfen, die Fahrzeit
zwischen zwei Stationen, der Stillstand des Zuges in Folge eines zufälligen
Ereignisses, alles dieses findet sich bei der Ankunft auf dem Papierbande
registrirt. Die französische Ostbahn hat diesen Apparat seit einigen Monaten
probeweise in Gebrauch und findet ihn sehr zweckmäßig. Das Instrument ist so
empfindlich, daß es in einem stillstehenden Zug die Vorüberfahrt eines Zuges auf dem
benachbarten Geleise anzeigt.
Auch bei Droschken, Postwagen, Omnibusen etc. leistet der automatische Controlapparat
vortreffliche Dienste; er notirt die Anzahl und die Dauer, sowie den Zeitpunkt der
Fahrten und Aufenthalte. Bei öffentlichen Fuhrwerken kann man dem Instrumente die
Einrichtung geben, daß es anzeigt ob der Wagen besetzt oder leer ist. Hierzu dient
ein zweiter Bleistift, dessen Halter mit der Wagenbank in Verbindung steht. Ist
diese leer, so berührt der Bleistift das Papier nicht; ist sie aber besetzt, so ist
der Contact hergestellt und der Bleistift wirkt alsdann wie der erstere.