Titel: | Ueber Bestimmung des gebundenen Kohlenstoffes im Stahle nach der colorimetrischen Methode; von J. Blodget Britton. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. LVI., S. 182 |
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LVI.
Ueber Bestimmung des gebundenen Kohlenstoffes im
Stahle nach der colorimetrischen Methode; von J. Blodget Britton.
Vorgetragen in der dießjährigen Versammlung des
American Institute of Mining
Engineers zu New-York. – Aus dem Engineering and Mining Journal, Juli
1872, S. 34.
Britton, über colorimetrischen Kohlenstoffprobe.
In einer früheren MittheilungPolytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 501. beschrieb ich ein Colorimeter und eine Modification des Verfahrens von Eggertz zur Bestimmung des im Stabeisen und Stahle in
gebundenem Zustande enthaltenen Kohlenstoffes.
Im Folgenden werde ich eine Verbesserung des erwähnten Colorimeters besprechen.
Eggertz wandte eine einzige Probeflüssigkeit an. Nach
seinem Verfahren muß die Lösung des auf seinen Kohlenstoffgehalt zu prüfenden
Metalles verdünnt werden, bis sie in ihrer Farbe mit derjenigen der Probeflüssigkeit
genau übereinstimmt; man notirt das zu dieser Verdünnung verbrauchte Volum Wasser, und
kann dann den Procentgehalt an Kohlenstoff berechnen.
In der Praxis erwies es sich als schwierig, die Farbe der Lösung derjenigen der
Probeflüssigkeit genau gleich zu machen; auch fließ man bei der Ausführung des
Verfahrens noch auf andere Schwierigkeiten, welche Zeitverlust verursachten und die
Genauigkeit der Resultate beeinträchtigten.
Nach zahlreichen Versuchen zur Beseitigung dieser Uebelstände erfand ich das neue
Instrument; ferner verwende ich eine größere Menge von dem zu prüfenden Metalle, als
Eggertz, überdieß trenne ich die Lösung vor ihrer
Vergleichung mit der Probeflüssigkeit von dem ungelöst gebliebenen Rückstande durch
Filtriren; auch benutze ich jetzt zum Lösen des Metalles eine Säure von genau
solcher Stärke, daß das Metall von derselben ohne Anwendung von Wärme vollständig
gelöst wird. Mittelst dieser Abweichungen von der ursprünglichen Methode erhielt ich
recht gute Resultate.
Das erwähnte Instrument besteht aus einer Reihe von sechzehn Glasröhren von dritthalb
Zoll Länge und ungefähr einem halben Zoll Durchmesser, welche aufrechtstehend in
einen leichten, tragbaren Rahmen von Nußbaumholz fest und in der Weise eingesetzt
sind, daß zwischen je zwei von ihnen genügender Raum bleibt, um das Rohr, welches
die zu prüfende Lösung enthält, zur Vergleichung einzuschalten. Die Röhren werden
mit einem Gemisch von Wasser und Alkohol gefüllt, welches mit gebranntem Kaffee
gefärbt ist, und dann zugeschmolzen. Die in dem ersten Rohre (Nr. 1) zur Linken
enthaltene Lösung (Probeflüssigkeit) entspricht in ihrer Farbe genau derjenigen
einer Lösung von 1 Gramm Eisen welches 0,05 Proc. gebundenen Kohlenstoff enthält, in
15 Kubikcentimeter Salpetersäure. Die in der zunächst stehenden Glasröhre enthaltene
Flüssigkeit besitzt eine Farbe, welche mit derjenigen einer Lösung derselben Menge
Eisen, dessen Gehalt an gebundenem Kohlenstoff aber 0,07 Proc. beträgt, in der
gleichen Menge derselben Salpetersäure übereinstimmt, und so fort, indem die Färbung
des Inhaltes einer jeden folgenden, Röhre in regelmäßiger Aufeinanderfolge nach
rechts einer Zunahme von je 0,02 Proc. Kohlenstoff entspricht, die letzte (Nr. 16)
also 0,35 Proc. Kohlenstoff. Diese verschiedenen Werthe werden durch die an der
oberen Leiste des Instrumentes angebrachten Zahlen angegeben.
Die Rückseite des Apparates ist mit starkem weißem Papiere beklebt, welches an den
Rahmen dicht anschließt und eine Art Schirm bildet, der das Licht zerstreut, so daß
die verschiedenen Schattirungen der braunen Färbung schärfer hervortreten.
Das Verfahren zur Ausführung einer Bestimmung ist sehr einfach und beansprucht nur
dreißig Minuten. Man bringt 1 Gramm des fein zertheilten Metalles in ein etwa acht
Zoll langes und anderthalb Zoll weites Probirglas und übergießt es mit 15 Kub. Cent.
chemisch reiner Salpetersäure von 1,42 spec. Gewicht, und 2 Theilen (30 K. C.)
Wasser. Nach erfolgter Lösung wird die Flüssigkeit in ein kleineres Probirglas von
vier Zoll Länge, welches genau denselben Durchmesser hat, wie die im Colorimeter
stehenden Röhren, abfiltrirt; sobald dann die Temperatur des Filtrates auf die der
umgebenden Atmosphäre gesunken ist, stellt man das Rohr in den Rahmen, vergleicht
die Färbung der in ihm enthaltenen Lösung mit derjenigen der Probeflüssigkeit, und
liest den Procentgehalt derselben direct ab.
Bei der Ausführung meiner Versuche habe ich gefunden, daß bei drei Bestimmungen
gewöhnlich keine merkliche Abweichung stattfand, zuweilen aber Differenzen von 0,01
bis 0,02 Proc. sich ergaben, welche hauptsächlich daher rührten, daß ein kleiner
Antheil des Metalles nicht in Lösung gegangen war. Ich betrachte es jedoch als von
wesentlichem Belang, daß der Operirende seine Bestimmungen stets mit einer
gleichbleibenden Gewichtsmenge des Probirgutes und einem gleichbleibenden Volum
Säure unter gleichbleibenden und zwar denselben Umständen, wie bei der Bereitung
seiner Normal- oder Probeflüssigkeiten, ausführt. Die zum Auflösen des
Metalles benutzte Säure muß unabänderlich denselben Concentrationsgrad haben. Eine
sehr starke Säure wirkt unvollständig, eine nicht ganz so concentrirte dagegen wirkt
zu heftig auf das Metall ein, und verursacht einen zu großen Verlust an Färbung,
während andererseits eine sehr verdünnte Säure viel Metall ungelöst zurückläßt.
Meiner Erfahrung zufolge gibt eine Salpetersäure von der oben erwähnten Stärke gute
Resultate.
Meist genügen zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten zum Auflösen des Metalles, und drei
bis fünf Minuten zum Filtriren der erhaltenen Lösung. Das Probirgut muß mäßig fein
zertheilt, und um ein gleichmäßiges und für die Einwirkung der Säure gut geeignetes
Korn der Theilchen zu erzielen, durch ein Sieb von ungefähr zwanzig Maschen auf den
Zoll geschlagen werden. Die Lösung welche in Folge der Einwirkung der Säure auf das
Metall stets sehr warm wird, muß man wie schon bemerkt, bis zur Temperatur der
Atmosphäre erkalten und die Färbung derselben constant werden lassen, bevor man zur
Vergleichung mit der Farbenscale schreitet; das Erkalten der Flüssigkeit läßt sich
durch Eintauchen des unteren Endes des Rohres in kaltes Wasser beschleunigen, aber
man darf nicht viel Zeit verlieren, denn schon nach wenigen Stunden, zuweilen schon nach kürzerer
Zeit, tritt eine Veränderung ein und es zeigt sich ein allmähliches Verblassen der
Färbung; aus diesem Grunde läßt sich eine salpetersaure Auflösung des Metalles nicht
als Probeflüssigkeit benutzen.
Bei Beobachtung dieser Vorsichtsmaßregeln wird der Probirer nach einiger Uebung im
Stande seyn, mittelst der beschriebenen Methode, auch bei sogenannten
„milden“ Stahlsorten Resultate von einer für alle
gewöhnlichen metallurgischen Zwecke hinreichenden Genauigkeit zu erzielen und bei
gleichzeitiger Anwendung einer Anzahl von Röhren mehr als ein Dutzend Bestimmungen
binnen einer Stunde auszuführen.