Titel: | Trouvé's elektrische Batterie mit hermetischem Verschluß und Feldtelegraph für militärische Zwecke. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. LXXV., S. 268 |
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LXXV.
Trouvé's elektrische Batterie mit hermetischem Verschluß und
Feldtelegraph für militärische Zwecke.
Nach dem Berichte von Du Moncel im Bulletin de la Société
d'Encouragement, October 1872, S. 538.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Trouvé's tragbare elektrische Batterie und
Feldtelegraph.
Fig. 4 stellt
die elektrische Säule (ein Element) von Trouvé in Paris (6, rue
Thérèse) im Verticaldurchschnitte dar. Als elektromotorische
Flüssigkeit bedient sich der Erfinder einer Lösung von schwefelsaurem
Quecksilberoxyd, deren Stelle übrigens auch eine Lösung von
doppelt-chromsaurem Kali vertreten kann. Bei diesem System wird der aus der
Wasserzersetzung resultirende Wasserstoff in Folge der Reduction des Salzes
absorbirt, und wenn sich etwa einiges Gas entwickeln sollte, so kann dieses nur in
sehr geringer Menge stattfinden. Da die Säule nur zur Hälfte mit Flüssigkeit gefüllt
ist, so gestattet der übrige Raum eine ziemlich starke Gasanhäufung, ohne daß eine
Explosion zu befürchten wäre. Der Apparat selbst besteht aus einer Art Etui aus
Hartgummi, dessen Deckel sich aufschrauben läßt und in seiner Mitte an der inneren
Seite einen Zinkstab trägt. Letzterer steht mit der auf der äußeren Seite des
Deckels befindlichen Klemmschraube, an welche der negative Schließungsdraht
befestigt wird, in metallischer Verbindung. Die Kohle, von der Form eines hohlen
Cylinders, ist an die Wände des Etui's befestigt und nur halb so hoch, als das
letztere. Wenn also die Flüssigkeit nur den halben inneren Rauminhalt des Etui's
erfüllt, so kann die Säule bei senkrechter Lage des letzteren nicht geladen seyn,
und nur, wenn man den Apparat horizontal legt oder ihn gänzlich umkehrt, so daß
Kohle und Zink in die erregende Flüssigkeit eingetaucht erscheinen, kommt die Säule
in Thätigkeit. Des sichereren hermetischen Schlusses wegen nimmt ein
Kautschukpolster den Hintergrund des Deckels ein, und da die positive Elektrode im
Verhältniß zur negativen sehr klein ist, so sind die Wirkungen der Polarisation auf
ein Minimum reducirt.
Trouvé hat diese tragbare Batterie auch bei seinem
gleichfalls sehr praktischen Feldtelegraphen in Anwendung
gebracht. Dieser Telegraph, bei welchem der zeichenempfangende und zeichengebende
Mechanismus (le récepteur et le manipulateur) in
einem Gehäuse von der Größe einer Arbeiter-Taschenuhr eingeschlossen ist,
gehört in die Kategorie der Zeigertelegraphen und ist mit einem ganz kleinen
Elektromagnet ausgestattet, welcher auf eine äußerst einfache Hemmung wirkt. Das Hemmungsrad
selbst reagirt, abgesehen von seinen sonstigen mechanischen Functionen, auf eine
sehr biegsame Feder, welche zwischen zwei Schraubenspitzen oscillirend, den
Unterbrecher bildet. Dieser Anordnung gemäß ist es begreiflich, daß, wenn die Achse
des Hemmungsrades von einer Seite des Gehäuses bis zur anderen geht, man an dem
einen Ende derselben nur eine Indicatornadel und an dem anderen Ende einen Zeiger
als Schlüssel anzubringen braucht, um einen zeichenempfangenden und zeichengebenden
Apparat zu erhalten. Zur Vervollständigung des letzteren handelt es sich jetzt nur
noch darum, auf den beiden gegenüberliegenden Flächen des Gehäuses zwei
Zifferblätter mit den Buchstaben des Alphabetes anzubringen.
Die in natürlicher Größe ausgeführten Abbildungen Fig. 5 und 6 sind zwei parallel zu
den Gehäuseflächen geführte Durchschnitte des in Rede stehenden Telegraphen. Die
erstere zeigt den signalempfangenden, die andere den signalgebenden Mechanismus;
beide befinden sich über einander gelagert in einem und demselben Gehäuse.
A ist die zwischen zwei Spitzen I, J in dem Kloben C oscillirende Armatur,
welche die Signale überträgt.
B, B', Elektromagnete.
D, das in dem Kloben E
gelagerte Hemmungsrad.
F, Gegenfeder der Armatur.
G, H, Aufhälter zur Regulirung und Begrenzung der
Bewegungen der Armatur.
L, ein Knopf, um die Nadel des Receptors aus freier Hand
in ihre Anfangsstellung zurückzuführen; ein Druck auf denselben veranlaßt nämlich
den Winkelhebel O, in diesem Sinne auf die Armatur zu
wirken.
M, N, größere und kleinere Platten, welche das Werk
aufnehmen.
P Kloben und R Sperrrad des
Manipulators.
Q, S, zwei mit dem Gehäuse fest verbundene isolirte
Ringe, an welche die Leitungsdrähte befestigt werden. Zwischen beiden befindet sich
ein dritter nicht isolirter Ring, welcher gleichfalls einen Draht aufnimmt. Der Ring
Q steht mit der Volta'schen Säule in Verbindung; die beiden anderen communiciren mit den
beiden Drähten der Linie, oder mit dem Drahte der Linie und dem in den Erdboden
geleiteten Draht.
T, U, Contactschrauben für die Absendung und
Empfangnahme der Signale.
V, eine Feder welche dazu dient, eine Stromverbindung
entweder mit T oder mit U
herzustellen.
X, eine Feder welche die rückgängige Bewegung des
Manipulator-Sperrrades verhindert.
In Folge neuerer Modificationen hat Trouvé's
Telegraph nur ein einziges Zifferblatt, nämlich das in Figur 7 dargestellte,
welches beide Zeiger, den des signalgebenden und den des signalempfangenden
Mechanismus enthält. Letzterer Zeiger ist in der Abbildung durch die
Querschraffirung seiner einest Hälfte kenntlich. Außerdem wird der Zeiger des
Manipulators, wie bei den neueren mit Remontoir ausgestatteten Taschenuhren, mit
Hülfe eines innerhalb des Ringes am Bügel angebrachten geränderten Knopfes in
Bewegung gesetzt, anstatt mittelst eines in der Mitte des Zifferblattes
aufgesteckten Schlüssels. Im Uebrigen ist dieser Apparat wie der mit Bezug auf Fig. 5 und 6 beschriebene
eingerichtet.
Zu dem in Rede stehenden Telegraphen gehört:
1) ein Kästchen mit der Batterie, welches wie eine Patrontasche getragen werden kann
und zur Befestigung der Transmissionsdrähte, sowie der Drähte des Taschentelegraphen
mit Ringen und Haken versehen ist;
2) ein hölzernes Tragreff zur Aufnahme der Spule, auf welche die beiden
kautschuküberzogenen und 4 bis 5 Kilometer langen Transmissionsdrähte gewickelt
sind, die zur Herstellung einer telegraphischen Verbindung leicht abgerollt werden
können. Das Reff ist außerdem mit Ringen und sonstigen Verbindungsstücken
ausgestattet, welche nöthig sind, um die Drähte mit der Säule und dem Telegraphen in
leitende Verbindung zu setzen.
Handelt es sich um einen festen Posten, so stellt die mit der Transmission und dem
Empfang der Depeschen beauftragte Militärperson die Säule auf ein Stativ und hat
weiter nichts als den telegraphischen Apparat zu tragen, den sie in die Tasche
stecken kann. Das Geräusch der Hemmung genügt als Signal zur Ankündigung einer
Depesche. Ist dagegen der Posten mobil, so wird die Säule auf dem Reff selbst,
unterhalb der Spule angeordnet, die Telegraphenuhr an der Seite des Reffs aufgehängt
und auf eine zweckdienliche Weise mit der Säule und den Leitungsdrähten in
Verbindung gebracht. Der Reffträger läßt alsdann im Gehen den Draht von der Spule
ablaufen. Ist der ganze Draht abgerollt und der mobile Posten will eine andere Spule
nehmen, so braucht er nur den Draht von der ersten Spule loszuhaken und mit der
zweiten zu verbinden.
Vorstehendes System ist nichts anderes, als ein fliegender Feldtelegraph für
militärische Operationen eines einzelnen in Bewegung begriffenen Armeecorps, und die
Leitungsdrähte haben, wie gesagt, eine Länge von nicht mehr als 4–5 Kilometer. Um aber
verschiedene Armeecorps unter einander und mit der Operationsbasis in Verbindung zu
setzen, ist natürlich ein telegraphisches System mit einer über Stangen geführten
Drahtleitung unerläßlich. Jedenfalls ist das System von Trouvé, in Anwendung auf Feldtelegraphen, thatsächlich eines der
einfachsten und tragbarsten, welches je in Vorschlag gebracht wurde.