Titel: | Versuche über galvanische Vernickelung; von J. M. Merrick. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. LXXXII., S. 289 |
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LXXXII.
Versuche über galvanische Vernickelung; von
J. M.
Merrick.
Aus Chemical News, vol. XXVI p. 209; November
1872.
Merrick, Versuche über galvanische Vernickelung.
Bei den folgenden Versuchen wurden verschiedene Nickelsalze der Einwirkung des
galvanischen Stromes in der Weise unterworfen, daß eine etwa 3 Zoll lange und 1/2
Zoll breite Platinplatte, welche mit dem einen Pole einer aus zwei Grove'schen
Elementen von mittlerer Größe bestehenden Batterie in Verbindung gesetzt war, in die
Nickellösung getaucht wurde, während als Anode eine in die Lösung tauchende
Nickelplatte diente. In den Schließungsbogen wurde ein empfindlicher Rheostat
eingeschaltet, mittelst dessen der Strom auf einer bestimmten Intensität erhalten
ward, sowie ein Voltameter, durch welches das Volum des aus der Zersetzung des
Wassers resultirenden Gasgemisches gemessen werden konnte. Aus diesem Volum ließ
sich das Volum des Wasserstoffes bestimmen und aus dem letzteren konnte, nach der
Reduction desselben auf den trockenen Zustand, auf 0° Temperatur und den
normalen Druck der Betrag des Metalles berechnet werden, welches in einer gegebenen
Zeit abgelagert werden sollte.
Die Gewichtsmenge des wirklich abgelagerten Metalles wurde durch die Gewichtszunahme
des als Kathode benutzten Platinbleches gefunden, welches mit einem angelötheten
Platindrahte versehen war, mittelst dessen es bequem auf die Waage gebracht werden
konnte.
Die Differenz zwischen diesen Gewichtsmengen liefert mit Berücksichtigung der
Beschaffenheit des Niederschlages, die Anhaltspunkte zur Beurtheilung des Werthes
der zum Vernickeln angewandten Lösungen. Die Zeitdauer der Wirkung der Batterie
betrug in der Regel eine Stunde. Die Beobachtungen wurden mit Benutzung eines guten
Thermometers und eines sorgfältig corrigirten Aneroidbarometers angestellt.
Essigsaures Nickeloxydul. – Das specifische
Gewicht der angewendeten Lösung war 1,0232. Der erhaltene Niederschlag war zum
größeren Theile pulverförmig, sammetartig und schwarz, und dieser Antheil bestand
aus Nickeloxyd. Dasselbe wurde von der Kathode vor dem Wägen abgewischt und als
Resultat des Versuches zeigte sich eine Ablagerung von Metall, welche einem Zehntel, somit 10 Proc. der durch den
freigewordenen Wasserstoff repräsentirten Metallmenge entsprach. Smee bemerkt in seinem „Handbuch der
Elektro-Metallurgie“, daß das Essigsäuresalz sich zur
Erzielung von regulinischem Nickel schlecht eignet.
Kaliumnickelcyanür. – Bei Anwendung der Lösung
dieses Doppelsalzes entwickelte sich an der Kathode reichlich Gas. Der Niederschlag
war dunkelschwärzlichgrau und streifig.
Die Menge des niedergeschlagenen Metalles betrug 14 Proc. von der theoretischen
Quantität.
Nickelchlorür. – Die Lösung wurde aus nahezu
wasserfreiem Chlorür bereitet und hatte das specifische Gewicht 1,0503.
Der Niederschlag war zum größeren Theile schwarz, sammetartig und leicht abzureiben;
unter ihm befand sich aber eine metallische Fläche.
Die Lösung gab 83,6 Proc. der theoretischen Nickelmenge.
Das sammetartige Oxyd wurde auf einen Gehalt an Mangan geprüft, aber solches nicht
gefunden. Die Beschaffenheit des metallischen Nickelüberzuges war als solcher
dürftig. Smee bezeichnet (a. a. O.) diese Lösung als zum
Vernickeln vortrefflich geeignet.
Schwefelsaures Nickeloxydul. – Die Lösung wurde
mit einem sehr reinen und sorgfältig dargestellten Salze bereitet, und hatte das
specifische Gewicht 1,0223.
Der entstandene Niederschlag war schwärzlich, streifig und mit einem grünlichen
Ueberzuge (von basischem schwefelsauren Salze) bedeckt. Nachdem der letztere
abgewischt war, entsprach der Niederschlag, unter der Annahme daß der ganze Rest aus
Metall bestehe, 52 Proc. der theoretischen Nickelmenge.
Schwefelsaures Nickeloxydul-Ammoniak. –
Dieses Salz wurde durch Versetzen einer starken Auflösung von schwefelsaurem
Nickeloxydul erst mit Ammoniak im Ueberschuß, dann mit Alkohol, bereitet. Das
gefällte Salz wurde wieder in Wasser aufgelöst.
Die Ablagerung war matt, graulichbraun, etwas streifig, und zeigte weder Glätte, noch
Glanz; sie war jedoch vollständig metallisch und belief sich auf 96 Proc. der
theoretisch erforderlichen Gewichtsmenge.
Nickelchlorür-Ammoniak. – Eine Lösung
dieses Salzes, wie das entsprechende schwefelsaure Nickeloxydul-Ammoniak
dargestellt, gab einen glänzenden metallischen Streifen auf der oberen Seite der
Kathode, und der Rest der Ablagerung war ein dunkles „Matt“ (um
einen technischen Ausdruck zu gebrauchen), welches 96 Proc. von der theoretisch
erforderlichen Menge ausmachte.
Salpetersaures Nickeloxydul-Ammoniak. –
Eine Lösung dieses Salzes von 1,016 specif. Gewicht gab einen zum großen Theile
grünlich gefärbten Niederschlag, unter welchem sich eine verschieden gefärbte
metallische Ablagerung befand, die 97,4 Proc. der theoretischen Menge ausmachte.
Schwefelsaures Nickeloxydul. – Eine andere (aus
dem Handel bezogene) Probe. Bei diesem Versuche fand an der Kathode eine ungemein
reichliche und an der Anode eine beträchtliche Gasentwickelung statt. Die obere
Schicht des Absatzes war grünlich gefärbt und hinterließ nach dem Abwischen einen
fleckigen und streifigen metallischen Ueberzug.
Das Metall gab 107 Proc. der nach der Theorie erforderlichen Menge, daher eine
Quantität Oxyd als Metall gewogen worden seyn mußte.
Salpetersaures Nickeloxydul. – Die zu diesem
Versuche benutzte Lösung
war mit sehr reinem, umkrystallisirten Salze dargestellt. Sie gab einen dicken,
grünlich gefärbten Niederschlag, mit einer metallischen Schicht darunter, welche 130
Proc. der theoretischen Menge ausmachte, was klar zeigt wie schwierig es ist, die
Platinplatte durch mechanische Mittel von Oxyd oder anderen nicht regulinischen
Substanzen bei diesen schlechten Niederschlägen zu reinigen.
Doppelsalz von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurem
Ammoniak. – Dieses Salz gab einen guten Metallniederschlag, welcher
93,5 Proc. der theoretischen Menge gleich kam.
Nickelchlorür-Chlorammonium. – Es wurde
eine Lösung des Doppelsalzes angewandt, welche möglicher Weise eine geringe Menge
Alkohol enthielt. Dieselbe gab einen pulverförmigen Niederschlag, unter welchem sich
eine schmutzig aussehende, streifige Metallfläche befand, die 47,0 Proc. der
theoretisch erforderlichen Menge betrug.
Doppelsalz von schwefelsaurem Nickeloxydul und schwefelsaurem
Kali. – Das zur Bereitung dieser Lösung benutzte Salz war aus reinen
Materialien mit der größten Sorgfalt dargestellt und noch umkrystallisirt
worden.
Bei diesem Versuche trat an der Kathode eine starke Gasentwickelung ein; der Absatz
war schwärzlich grün gefärbt und bildete kleine Knoten; unter ihm befand sich eine
dunkelfarbige metallische Fläche, welche nur 37,0 Proc. von der theoretisch
erforderlichen Nickelmenge ausmachte.
Meine Versuche beweisen, daß die Anzahl der Nickelsalze, welche einen glänzenden
metallischen Ueberzug in einer der Theorie sich einigermaßen nähernden Quantität zu
geben vermögen, äußerst beschränkt ist.
Ich finde es sehr schwierig, die von mir erzielten Resultate mit der von Becquerel (in seinen Eléments d'Electrochimie, 1864, p. 325
aufgestellten Behauptung in Einklang zu bringen, daß man mit einer Lösung von
schwefelsaurem Nickeloxydul, in welcher der Ueberschuß an Säure durch Kali oder
Natron neutralisirt worden ist, eine metallglänzende, weiße, nur schwach in's
Gelbliche stechende Vernickelung hervorbringen kann.