Titel: | Versuch einer Zusammenstellung der deutschen und der bekanntesten fremden Thone nach den Formationen, besonders der tertiären wie auch der älteren, in denen sie vorkommen; von Dr. Carl Bischof. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. LXXXIV., S. 295 |
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LXXXIV.
Versuch einer Zusammenstellung der deutschen und
der bekanntesten fremden Thone nach den Formationen, besonders der tertiären wie auch
der älteren,Die Thone der Alluvial- und Diluvial-Gebilde sind nicht mit
aufgenommen. in denen sie vorkommen; von Dr. Carl Bischof.
Aus dem Notizblatt des deutschen Vereines für Fabrication von
Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement, 1872, Nr. 3.
Bischof, geologische Zusammenstellung der deutschen und fremden
Thone.
Anknüpfend an eine Abhandlung des unlängst dem deutschen Ziegler-Verein nicht
weniger, als der keramischen Wissenschaft überhaupt entrissenen Alb. Türrschmiedt,Türrschmiedt, Structurverhältnisse bei den
Ablagerungen gemeiner Thone in der Natur, in dessen Notizblatt, I. 126, 167; III. 124; IV. 139. worin derselbe eine Eintheilung der Thone in geologischer Hinsicht aufstellte, möchte ich nachstehend eine solche näher
und bestimmter zu verfolgen suchen, selbst in dem Bewußt- seyn, daß dieß
dermalen nur in recht lückenhafter und unvollständiger Weise möglich sey.
Behalten wir die geologisch, wenn auch nicht immer scharf begrenzte und
unzweifelhafte, doch Vieles für sich habende Sonderung der Thone in solche von primärer, ursprünglicher und solche von secundärer, sedimentärer Lagerung bei, welche letztere im
Gegensatze zu ersteren zu den weichen, plastischen
gehören, so kommen die ungleich häufiger von ihrem Ursprungsorte weggeschwemmten
Thone – darunter recht ausgedehnte und gewichtige Lager – in den tertiären Bildungen, und
in diesen wieder in der Braunkohlenformation vor.
In den 7 großen Braunkohlenbecken Deutschlands stoßen wir überall auf reichliche Thonlagerungen, so daß die Angabe der
Braunkohlenlager gleichzeitig die Fundstätten dieser Thone bezeichnet.
Nach Leopold von Buch kennt man:
1) Das norddeutsche Becken, durch das ganze nördliche Deutschland, insbesondere
Preußen, und durch Polen verbreitet.
Hierhin gehören fast sämmtliche Thone in Sachsen (Königreich und Provinz), in
Ostpreußen, Polen und einem Theile von Oberschlesien.
2) Das niederschlesische Becken mit den Braunkohlenthonen in den Kreisen Bunzlau,
Grünberg und Nimptsch.
3) Das böhmische, welches im nordwestlichen Böhmen drei abgesonderte Hauptbecken
bildet, das obere, mittlere und untere Egerbecken und specieller mit den Thonen des
Falkenau-Carlsbader, des Saatz-Außiger und des Budweiser Beckens.
4) Das rheinisch-hessische mit den Thonen des Mainzer Beckens, denen von
Salzhausen, am Vogelsberge und im vormaligen Kurhessischen.
5) Das niederrheinische Becken, insbesondere in der Gegend von Bonn zwischen dem
nördlichen Abhange des Siebengebirges und der Sieg in beträchtlicher Mächtigkeit
entwickelt – mit den Thonen bei Aachen, Düren, an der Sieg und denen des
Neuwieder-Beckens.
6) Das oberrheinische Becken zwischen Vogesen und Schwarzwald – mit den Thonen
an der Haardt und in der Pfalz.
Nähere Fundorte der Thone, worunter alle reineren feuerfeste sind, in der Rheinprovinz:Zum Theil entnommen aus der Statistik des zollvereinten und nördlichen
Deutschlands, 1858, theils aus Zinken's
Physiographie der Braunkohle, 1867, wie eigenen gesammelten Notizen.
Auf der linken Rheinseite Laurensberg bei Aachen, Luchersberg bei Düren, Call in der
Eifel, bei Helenabrunn; auf der rechten Rheinseite M-Gladbach, Vohwinkel,
Altenkirchen, Siegburg, Altenrath, Frechen, Uttweiler, Niederpleis, Honnef; auf der
linken Rheinseite Mehlem, Lannesdorf; Coisdorf, Ringen an der Ahr; Kettig, Kärlich,
Mühlheim bei Coblenz (bilden hier das unterste Glied der Braunkohlenformation);
Kruft, Plaidt; auf der rechten Rheinseite Heimbach, Weiß, Urbar bei Vallendar.
Provinz
Hessen-Nassau.
Am Westerwald: Höhr, Grenzhausen, Ransbach, Baumbach, Ebernhahn (Zersetzungsproduct
des Thonschiefers und der quarzitischen Masse desselben; gleichfalls als unterstes
Glied der Braunkohlenformation), Winkel; ferner bei Hadamar, Limburg, Herborn in
einer Mächtigkeit von 12–20, ja bis 60 Fuß; Geisenheim Flörsheim,
Langenaubach und Breitscheidt (Walkerde.)
Möncheberg bei Cassel; Hirschberg und Steinberg bei Groß-Almerode,
altbekannter feuerfester Thon, ausgezeichnet durch Mächtigkeit, 30–40 Fuß der
Ablagerung, und Handel der weitverbreiteten Schmelztiegel. (Braunkohlenförderung
daselbst schon seit 200 Jahren.) Epterode (Tiegel-thon und blendend weißer
Pfeifenthon.) Witzenhauser Weikerode (feuerfester) und am Ahlberge (Töpferthon).
An der Mosel: Drecknach.
Bayern.
In der Rheinpfalz, Hettenleidelheim und Assenheim bei Grünstadt. Lautersheim und daselbst an
verschiedenen Punkten der obertertiären Braunkohlenablagerung, worunter auch Kaolin,
bis gegen Dürckheim hin.
In der Oberpfalz Stallen bei Nabburg und Sauforst unfern Burglengenfeld.
In Unterfranken Klingenberg bei Aschaffenburg. Ferner bei Rittslein und Leimgrub
unweit Passau; bei Bogen, Regensburg, Abbach; im ganzen Naabgebiete (feuerfester)
bis in's Eger'sche; bei Schwarzerfeld (feuerfester) und Stüllen. Bei Finsing unweit
Deggendorf (feuerfester). Schildorf bei Passau (feuerfester).
Württemberg.
Heidenheim (feuerfester).
Hessen-Darmstadt.
Wieseck, Leihgestern und Stammheim.
Im Braunkohlenlager von Salzhausen (plastische Thone). Bei Zell im Vogelsberge über
der Braunkohle (Septarienthon).
In Westphalen.
Bei Höxter (feuerfester Braunkohlenthon). Burbach bei Siegen.
Sachsen-Gotha.
Rippersrode bei Arnstadt (plastischer Thon und Walkerde).
Schwarzburg-Rudolstadt.
Ueber der Braunkohle von Frankenhausen und Eperstädt (weißer, plastischer Thon,
theils feuerfester).
Sachsen-Altenburg.
In der sächsisch-thüringischen Braunkohlenablagerung die Eisenberger Thone
(feuerfeste). An der Peniger Chaussée (weißer). Bocka (Töpferthon). Oberlödla
und Fichtenhainchen (weißer Thon).
Sachsen.
Feuerfeste Thone liefert Denkeritz, Groplitz, Roitsch unfern Lomatzsch, Kasihka und
Pulsnitz, und Waidenburg altberühmten Steingutthon. Ferner Kaditsch bei Grimma
(blauer und weißer plastischer Thon). Borna bei Blumroda (Töpferthon). Ottendorf bei
Chemnitz (deßgl.). Bei Qualitz, Mirka und Karcha (feuerfester). Bei Meißen, Loshain,
Mehren (plastischer, feuerfester). Lissen bei Osterfeld unweit Naumburg
(feuerfester). Margarethenhütte bei Bautzen (feuerfester). Am Kummersberge bei
Zittau (Töpferthon). Bei Markranstädt (feuerfester).
Provinz Sachsen.
Bei Edersleben und im Riestädt-Emsloher Becken (plastischer und theils
feuerfester). Bei Holdenstädt, Helbra (plastischer). Bornstädt (feuerfester).
Querfurt (plastischer und weißer). Bei Asendorf (plastischer). Zwischen Bennstädt
und Lieskau (plastischer und feuerfester). Oebles (feuerfester). Bei Aue (blauer, plastischer.)
Schmärdorf unweit Stößen. Runthal (plastischer). Aschersleben (weißer). Hornhausen
(sehr fetter). Oschersleben (fetter). Hamersleben. Bei Bitterfeld (feuerfester). Bei
Mochau (feuerfester).
Anhalt.
Im Cörmigker Braunkohlenlager bei Gerlebock (weißer und feuerfester). Mägdesprung bei
Harzgerode (feuerfester im Silur).
Provinz Brandenburg.
In der Mark Brandenburg und der Niederlausitz Septarienthon an verschiedenen Stellen.
Plastische Thone bei Ponsdorf, Elsterwerda, Guben.
Provinz Schlesien.
Bienitz im Kr. Bunzlau (weißer, plastischer). Laasan im Kr. Grünberg (dgl.).
Poppelwitz und Wirschkowitz im Kr. Nimptsch (Töpferthon). Blumenthal bei Neisse
(plastischer) und in Oberschlesien Goczalkowitz (plastischer). Ferner sind bekannt
die feuerfesten Thone von Ingramsdorf bei Schweidnitz, Saarau bei Striegau, von
Breslau, Bielschowitz, Kattowitz und Zalenze, und Mikultschütz und Bobrek bei
Beutben, Nakel und Glinitz bei Tarnowitz, Zedlitz bei Gleiwitz, die Thone von
Gr.-Stein bei Gr.-Strelitz, Komprachizütz bei Oppeln und bei
Brieg.
Oesterreich. Böhmen.
Die nach Böhmen sich erstreckenden Zittauer Braunkohlen weisen an sehr vielen Punkten
plastische Thone auf, z.B. in den Egerer Becken zwischen Dobrassen und Klingen, in
dem Falkenau-Carlsbader Becken am Beckenrande bei Neugrün, Robesgrün,
Josephgrün bei Wald (Töpferthon) in der Haberspirker Kohlenmulde. Feuerfeste,
schieferige Thone in der Gegend von Elbogen und Carlsbad. In dem
Saatz-Außiger Becken, besonders in den unteren Schichten, so bei Leitmeritz,
Bilin (von großer Mächtigkeit), zwischen Kosten und Mariaschein etc. Bei Priesen,
Treschen unweit Bilin (feuerfester). Im Budweiser Becken bei Strakonitz
(plastischer, theils feuerfester) und Neuhaus (Töpferthon). Ferner bei Theuberg.
Im Salzburgischen bei Wildshut unfern Laufen (feuerfester).
In Nieder-Oesterreich Göttweih.
In Steyermark in der Braunkohlenablagerung von Windischgratz bis gegen Loibach an
verschiedenen Punkten (feuerfester). Bei Leoben, Graden, Untergraden. Im südlichen
Steyermark bei Petschounegg und Ossenitz (feuerfester). Bei Thurnau (feuerfester).
In der Voitsberg-Köflacher Hauptmulde, wie in den beiden Mittendorfer Mulden
(feuerfester). Bei Tüchern, Pulsgau an der Ostseite des Bacher (feuerfester). Im
Becken von St. Pölten bei Mautern an der Donau (feuerfester).
In Krain bei Sagor (feuerfester); bei Kissouz unweit Lockach als Zwischenmittel der
Braunkohlenflötze (feuerfester).
In Kärnten bei Prevali (feuerfester).
Dänemark.
Insel Bornholm in der Kohlenmulde bei Kaarodde, Onsbäck und bei Wäldensby und Lösaa
(feuerfester).
Auf der Schleswig'schen Insel Sylt (feuerfester).
Schweden.
In den Kohlenflötzen, die sich hinziehen von Höganäs bis Wallakra und in braunem
Jura-Sandstein liegen, findet sich im Liegenden 6 Fuß mächtiger, schwarzer,
feuerfester Thon überall wo ein Abbau stattfindet.
Großbritannien.
In Devonshire in den Tertiärschichten von Bovey-Tracey bei Torquay unter
Geschiebeschichten Töpferthon.
Im nördlichen Schottland an der Mündung des Broraflusses im Brorakohlenfeld
feuerfeste Thone in einer Mächtigkeit von 90 Fuß.
Auf den Farörinseln, Braunkohle einschließend.
Wie schon Türrschmiedt
Notizblatt I, S. 130 und IV., S. 151. anführt, in der Kreideformation der Folkstone- und Yorkshirethon; in
der Juraformation der Oxford-Bradford- und Kimmeridgethon.
Ferner feuerfeste Thone häufig in der Steinkohlenformation in England und Schottland
bei Garnkirk unweit Glasgow, zwischen den Flötzen bei Gartsherrik, ferner bei Cowen,
Wales, Derby, Stourbridge, Starmington, Newcastle, Tamworth und andere.
Belgien.
In der Braunkohle nicht führenden Tertiärformation von Andennes unweit Namur im
Uebergangskalk die bekannten, in allen Varietäten, vornehmlich in 5 Reihen von
Navelin, Strud-Maiseroul (mit dem besten,
bindendsten und strengflüssigsten), Ohey-Matagne und Filée, Tahier und
Sorée, und von Schaltin vorkommenden feuerfesten Thone. Ferner Antragues bei
Jemappes.
Frankreich.
Im Pariser Becken; im Dép. de la Marne, im
Bernon-Gebirge (plastischer Thon, Braunkohle einschließend). In den
Kreidekohlenlagern der beiden auf Kalkstein liegend (Töpferthon).
Italien.
Bei Tatti und am Monte Massi die Braunkohle begleitend; ebenso im Val d'Arno.
–
Von dem Vorkommen des plastischen Thones in älteren, unter
den tertiären liegenden
Formationen führe ich im Deutschen Reich an: der
Wealdenthon und viele Thonlager aus der Kreideformation, und zwar in sehr
verschiedenem Horizonte, werden sehr häufig verwendet; aus dem Hils oder Neokom zu
Duingen im Hannover'schen; aus dem Cenoman bei Niederschönau, Dresden, Kostebaude,
Letta, Ober-Gorlitz, Strehla und Tetschen. Aus der oberen Kreide kommt der
Thon von Tillendorf, welcher die berühmten Bunzlauer Geschirre liefert.
Im braunen Jura (Stufe mit Ammonites Parkensoni) wird
feuerfester Thon gefunden in Oberschlesien, Zborowsky und Bozdanowice bei Landsberg,
Umeln im hannover'schen Amte Ilten. Die Ablagerung auf dem weißen Jura, wie der
rauhen Alp, gehören den tertiären aufgelagerten Schichten an.
Im Keuper findet sich Thon bei Coburg.
Angehörig der Steinkohlenformation wird zu feuerfesten Zwecken verwendet der Thon von
Ruda, Poremba, Cziatkowitz bei Beuchen, und in Polen Mirow an der Weichsel, Grojece
und Czielze.
Schieferthone aus derselben Formation, unmittelbar mit der
Kohle vorkommend, finden sich wie in England in einzelnen schmalen und mächtigeren,
aber alsdann unreineren Flötzen im productiven
Kohlengebirge an der Saar bei Saarbrücken, deßgleichen in Niederschlesien bei
Waidenburg, wie in Sachsen im Plauen'schen Grunde, und in Böhmen unfern Prag.
Die vulcanisch-lavaischen Territorien zeigen an ihrer Basis Thonabsätze,
welche aber viel älter als die Vulcane sind. Die oben bezeichneten Thone in der
Gegend von Coblenz, Mülheim, Kärlich, Kettig sind mit bimssteinartigen Conglomeraten
bedeckt, aber dennoch nachweisbar aus dem Thonschiefer des Unter-Devon
(Coblenzerschichten) entstanden.
Aus verwittertem Grauwackensandstein sind hervorgegangen die Thone zwischen Duisdorf
und Witterschlick (am Rhein).
Auch tritt plastischer Thon auf als Begleiter des Basaltes. So der pliocene
Basaltthon, welcher die Braunkohle von Berstedt bei Wölfersheim bedeckt. Der Thon
ist erfüllt mit Basaltkörnern.
Hingegen ist der Thon von Groß-Almerode, am Fuße des Hirschberges, des
bekannten Basaltberges, entschieden tertiär, und hat mit dem das Thonlager
unmittelbar überlagernden Basalt nichts zu thun.
Ein plastischer Thon, welcher bis auf 2 1/2 Fuß Entfernung durch die ihn bedeckende
Basaltmasse stängelig geworden ( „Stangenschwühl“ genannt),
findet sich im Vogelsgebirge bei Ettinghausen unweit Laubach.-
In pyrometrischer Hinsicht läßt sich ganz im Allgemeinen von den besten Thonen der Flötzgebirge überhaupt sagen: je jünger die Lagerung
der Thone, um so weniger gehören sie zu den schwer schmelzbaren. So sind
die bestbekannten Thone der Torfmoore weniger feuerbeständig, als die der
Braunkohlenformation, und letztere wieder stehen hinsichtlich der Strengflüssigkeit
denen der Steinkohlenformation wesentlich nach; ja die
der älteren Steinkohle sind vorzüglicher, als die einer
jüngeren.
Die besten feuerfesten Thone, welche man überhaupt kennt,
d.h. solche die in Schmiedeeisen-Schmelzhitze unschmelzbar sind, liefern
bezeichneten vereinzelten Schieferthone der älteren Steinkohle.
Die paläozoischen Thone des Silur und Devon, welche gewöhnlich mehr beschränkte Anhäufungen am Ausgehenden bilden, gehören zu
den weniger feuerfesten, im Gegensatze zu denen des Urgebirges, worunter die der
primären Lagerung, wenn sie nicht ausnahmsweise reich an fremden Beimengungen, zu
den hervorragend feuerfesten Thonen zu zählen sind.
Als solches Product der allermeisten Gesteine der ältesten Gebirgsformationen treffen
wir bekanntlich den Kaolin an, der sowohl physikalisch wie chemisch, als auch
pyrometrisch durch bestimmte Eigenschaften und Kennzeichen charakterisirt
erscheint.
Der Kaolin, welcher feinerdig, zerreiblich, matt ist, und
sich mager anfühlt und an der Zunge wenig klebt, gibt mit
Wasser keine fette, plastische Masse. Im Vergleich zu den
meisten sonstigen Thonen ist der Kaolin, namentlich der geschlämmte, thonerdereicher. Behandelt man beide in der Kälte mit
Schwefelsäure, so bleibt nach Elsner
Elsner benutzt bekanntlich dieses Verhalten als
praktisches Unterscheidungsmittel zwischen Porzellanthon und anderem. die Mischung des Kaolins viel länger trübe, auch
hat sich augenscheinlich mehr Thonerde gelöst als beim
plastischen Thon, wozu nach Türrschmiedt die eigentlich
plastischen Thone, die Töpferthone und die gemeinen (alle Thone außer dem Kaolin) zu
rechnen sind. Der Kaolin in reinerem Zustande erweicht im stärksten Feuer in eigener
Weise zu einer porzellanartigen Masse, und stellt er sich unter allen bekannten feuerfesten Thonen (wohin auch die
Schieferthone gehören) durch seine große Schwerschmelzbarkeit in nächst höchste Reihe.
Nebst den gewichtigen, bauwürdigen Vorkommen führe ich in Deutschland noch die
bekannteren an, und unter den fremden die bekanntesten.
Preußen.
Morl, Trotha, Sennewitz und Gutenberg bei Halle.Man s. die Werthstellung verschiedener Kaoline von mir. im polytechn.
Journal, 1870, Bd. CXCVIII S. 396. Zersetzter Porphyr. Material der Berliner Porzellanmanufactur. Bei Muldenstein 4–5 Fuß
Kaolin, welcher wie der Kaolin bei Morl etc. von Braunkohlen bedeckt ist und auf
Porphyr ruht. Zwischen Dölau und der Saale unweit Lettin.
Die genannten Vorkommen dürften alle angeschwemmt seyn; sowie von mehreren der
nachfolgenden die Annahme primärer Lagerung ausgeschlossen ist oder mindestens
zweifelhaft erscheint. Ob der beigemengte Quarz, je nachdem er abgerundet oder
vornehmlich scharfkantig sich zeigt, ein Kriterium abgibt, möchte nicht
unwahrscheinlich durch eingehendere Untersuchung festzustellen seyn. Saarau in
Nieder-Schlesien.Man s. die Werthstellung der feuerfesten Thone von mir, im polytechn.
Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 420. Strehlen im Reg.-Bez. Breslau.
Bayern.
In der Umgegend von Aschaffenburg (Spessart). Im Rhöngebirge bei Lieblos. Begleiter
der Braunkohle. In Oberfranken Schwefelgosse, Brand,
N.-Lamitz, Göpfersgrün. In der Oberpfalz Berntzhausen und Ehefeld bei
Amberg. Die bei Wegscheid, Rama und Auerbach in
Niederbayern sich findende und durch Verwitterung von Gneiß entstandene wird
gewöhnlich Passauer Porzellanerde genannt. Material der Fabrik zu Nymphenburg.
Ferner Stollberg, Dierdorf, Oberedsdorfund einige andere
Ortschaften in Niederbayern.
Sachsen.
Seilitz, Schletta und Kaschau bei Meißen. Bei Karcha
zwischen Meißen und Noßen. Begleiter der Braunkohle. Sornzig bei Oschatz. Die
Kaoline von Seiliz und Sornzig sind zersetzter Porphyr und Material der Meißner
Manufactur. Bei Marka unweit Bautzen, Eiban bei Zittau (Begleiter der Braunkohle).
Sosa bei Johann-Georgenstadt. Aue bei Schneeberg.
Verwitterter Granit. Ist nahezu erschöpft.
Oesterreich.
Krummnußbaum in Oberösterreich. Zettlitz, Münchshof und
Gießhübl bei Carlsbad in Böhmen. Verwitterter Granit. Bei Brauerdorf und
Windischgrün 36–80 Fuß mächtig über der Braunkohle. Ferner bei Rohlau,
Buchau, Deutschkilmes; in kleineren Ablagerungen in und auf der Braunkohle bei
Littmitz. Petschau und Pilsen in Böhmen.
Brenditz, Draubrowitz und Blansko in Mähren.
Sargadelos in Galizien.
Prinzdorf in Ungarn.
Freystritz in Steyermark.
Italien.
Bourgmanero und Tretto bei Schio.
Frankreich.
St. Yrieux bei Limoges. Zerstörtes Gneißgebirge. Louhossoa bei Bagonne. Pieux bei
Cherbourg. Mercus (Ariège). Mende (Lozère). Chabrol
(Puy-de-Dome).
Ferner Kaolin von Colettes bei Lalizolle, Algier.
Spanien.
Almanzor, Aloabdil und Alambra.
Portugal.
Oporto.
Großbritannien.
St. Austell, Cornwall. Wird durch Auswaschen zersetzten zinnhaltigen Granits
gewonnen. St. Stephens. Der cornish stone zu
Tregoning-Hill bei Heistone ist halb verwitterter Pegmatit.
Plymton (Devonshire).
Insel Elba. Chiesi.
Schweden.
Bornholm.
Rußland.
Risanski und Lochkarewska.
Finnland.
Orjervi und Serdobole.
China.
Tonykang und Sikang.
Amerika.
Wilmington und Newcastle am Delaware.
Berichtigungen und namentlich ergänzende Mittheilungen in Betreff jedweder ausgebeuteten oder bauwürdigen Thonfundstätte
nehme ich mit dem größten Danke entgegen, und ist es der Zweck des vorliegenden
Versuches, bei dem zu dem gemachten beschränkten Anfang noch reichlich nachzutragen
seyn dürfte, durch anderweitige localkundige, dem Interesse der Sache dienende
Unterstützung zu einem vollständigeren Ganzen zu gelangen.
Wiesbaden, den 6. September 1872.