Titel: | Ueber Bestimmung des Mangangehaltes der Bodenarten und der Pflanzen; von A. Leclerc. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. CIII., S. 366 |
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CIII.
Ueber Bestimmung des Mangangehaltes der Bodenarten und der Pflanzen; von A. Leclerc.
Aus den Comptes rendus, t. LXXV p. 1209; November
1872.
Leclerc, über Bestimmung des Mangans in Bodenarten und
Pflanzen.
Die Methoden zur Bestimmung des im Boden und in den Pflanzenaschen enthaltenen
Mangans durch Wägung sind zu wenig genau, als daß man genügende Resultate erzielen
könnte, wenigstens wenn man nicht mit großen Massen von Material operirt. Das im
Nachfolgenden beschriebene Titrirverfahren scheint mir vor der Wägungsmethode den
Vorzug zu verdienen, indem es mit rascher Ausführbarkeit die Genauigkeit der
Resultate vereinigt, wie sich aus den unten angeführten Zahlennachweisen ergibt.
Mein Verfahren besteht darin, das in salpetersaurer Lösung vorhandene Mangan in
Uebermangansäuresalz umzuwandeln und letzteres mittelst einer geeigneten Flüssigkeit
titrimetrisch zu bestimmen. Diese Umwandlung läßt sich sehr leicht mittelst Mennige
bewerkstelligenDiese Reaction ist als Mittel zur qualitativen Bestimmung des Mangans bereits
von Hoppe-Seyler angegeben worden., weil das Eisen und das Aluminium, die einzigen Körper welche auf das Hypermanganat einwirken
könnten, im Momente der Umwandlung im Zustande von Oxyd zugegen sind. Diese Reaction
wird stets stattfinden, sofern keine Spur von Chlor in den angewendeten Substanzen
enthalten ist; allein bevor ich zur Erörterung der Anwendung dieses Verfahrens für
quantitative Bestimmungen übergehe, glaube ich auf einige Details bezüglich seiner
praktischen Ausführung aufmerksam machen zu müssen.
Bevor man die auf ihren Mangangehalt zu prüfende Bodenart mit Salpetersäure
behandelt, muß man die in ihr enthaltenen organischen Substanzen durch Glühen
möglichst vollständig zerstören, dann die Probe mit reiner Salpetersäure übergießen,
das Ganze zum Kochen erhitzen und während des Angriffes der Säure ein Verdampfen zur
Trockne sorgfältig vermeiden. Man würde sich der Gefahr des Mißlingens vieler
Analysen aussetzen, wenn man letztere Vorsichtsmaßregel unberücksichtigt ließe; denn
bekanntlich zersetzt sich das salpetersaure Manganoxydul bei 142° C. in
MnO², welches dann von Salpetersäure beinahe unangreifbar ist. Nachdem
vollständiger Angriff erfolgt ist, filtrirt man und verdünnt dann die Flüssigkeit
bis auf ein bestimmtes Volumen. Einen Antheil dieses Volumes, denjenigen in welchem
man das Chlor durch salpetersaures Silberoxyd bestimmt hat, erhitzt man in einer
Porzellanschale zum Sieden; wenn die Flüssigkeit in's Kochen gekommen ist, entfernt
man sie von der Wärmequelle und versetzt sie, sobald sie nicht mehr siedet, unter
beständigem Umrühren mit einer kleinen Quantität Mennige. Es entsteht eine schön
violette Färbung von übermangansaurem Kali, welche zum Theil durch die Farbe des
entstandenen und abgesetzten braunen Bleioxydes verdeckt wird, und deren Intensität
mit der Menge des vorhandenen Mangans im Verhältniß steht. Wurde die Mennige nicht
angegriffen, was eintritt wenn die Flüssigkeit schwach sauer ist, so muß man eine
geringe Menge Salpetersäure zusetzen, um die Reaction zu begünstigen. Man läßt das
Ganze einige Minuten ruhig stehen, damit das Ausgeschiedene sich absetzen kann, und
filtrirt dann durch ganz chlorfreien Asbest. Hierauf schreitet man zum Titriren der
filtrirten Flüssigkeit. In diesem Stadium enthält dieselbe eine geringe Menge
überschüssiger Salpetersäure, übermangansaures Kali, salpetersaures Bleioxyd,
Eisen-, Thonerde-, Magnesia-, Kalk-, Natron- und
Kalisalze. Da die Gegenwart des salpetersauren Bleioxydes die Anwendung des
schwefelsauren Eisenoxydul-Ammoniaks zum Titriren (wegen des Niederschlages
von schwefelsaurem Bleioxyd, der die Erkennung des Augenblickes unmöglich macht, in
welchem die Zersetzung des Uebermangansäuresalzes vollständig erfolgt ist) nicht
gestattet, und da die Oxalsäure ebenfalls kohlensaures Bleioxyd gibt, wenigstens
wenn die Flüssigkeit keinen Ueberschuß von Salpetersäure enthält, und dieselbe überdieß eine
ziemlich hohe Temperatur erfordert, so sah ich mich nach einem anderen
Reductionsmittel um, welches mir die genaue Erkennung des Augenblickes gestattet in
welchem der Uebergang der violetten Chamäleonfarbe in eine andere Färbung erfolgt.
In dieser Hinsicht gab mir das salpetersaure
Quecksilberoxydul sehr befriedigende Resultate. Dieses Salz wandelt sich in
Gegenwart eines kräftigen Oxydationsmittels, wie des übermangansauren Kalis, in
salpetersaures Quecksilberoxyd um, und das Ende der Zersetzung wird indicirt durch
den raschen Uebergang der zarten Rosafarbe der Lösung des Uebermangansäuresalzes in
Grünlichgelb, wenn viel Mangan, oder in eine ungefärbte Lösung, wenn nur wenig
Mangan vorhanden ist. Durch die Anwendung von salpetersaurem Quecksilberoxydul
vermeidet man die sofortige Entstehung eines Niederschlages, wenigstens wenn die
Lösung nicht zu viel Mangan enthält. Die Titrirung gelingt am leichtesten, wenn die
Flüssigkeit sauer ist; ist sie dagegen neutral oder schwach alkalisch, so würde der
in diesem Falle entstehende Niederschlag von Manganoxyd das Titriren
benachtheiligen. In den meisten Fällen tritt aber, sofern die Lösung eine
hinlängliche Menge freier Salpetersäure enthält, während des Titrirens gar kein
Niederschlag auf.
Den Titer der Lösung des salpetersauren Quecksilberoxyduls stellt man mittelst einer
titrirten Chamäleonlösung.
Diese Methode, welche auch auf Aschenanalysen anwendbar ist, habe ich zahlreichen
Controlproben unterzogen.
Erster Versuch. – 50 Gramme Erde wurden auf die oben angegebene Weise mit Salpetersäure behandelt. Man
filtrirte und verdünnte die Lösung auf 1000 Kubikcentimeter. Drei Titrirungen, jede
mit 100 K. C. gemacht, gaben mir im Mittel die folgenden Zahlen:
3,39 K. C. verbrauchter titrirter Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul (1 K.
C. = 1,121 Milligrm. Mn), entsprechend 1,121 × 3,39 = 3,8102 Milligrm.
Mangan.
Gleichzeitig mit dieser Probe wurden 50 Grm. derselben Erde, welche mit 10 K. C.
einer titrirten Chamäleonlösung, von welcher 1 K. C. 2,366 Milligrm. Mangan
entsprach, versetzt worden waren, in eben derselben Weise behandelt. Die Lösung
wurde filtrirt und auf das Volum von 1000 K. C. verdünnt. Fünf Titrirungen, welche
mit je 100 K. C. ausgeführt wurden, erforderten im Mittel 5,51 K. C. salpetersaures
Quecksilberoxydul, entsprechend 1,121 × 5,51 = 6,1767 Milligrm. Mangan.
Aus diesen Bestimmungen würde sich also eine Vermehrung des Mangangehaltes um 6,1767
– 3,8102 = 2,3665 Milligrm. ergeben, entsprechend der, der untersuchten Erde
auf 100 K. C. ihrer Lösung in Form von Uebermangansäuresalz zugesetzten Menge dieses
Metalles. Man hat also:
Mangan welches durch die Analyse wiedergefunden wurde
2,3665 Milligrm.
Mangan welches zugesetzt worden war
2,3660 „
–––––––––––––
Differenz
+
0,0005 Milligrm.
Zweiter Versuch. – 5 Grm. Asche wurden auf
dieselbe Weise behandelt wie die Bodenart. Die filtrirte Lösung wurde auf 500 K. C.
verdünnt und zu jeder Titrirung wurden 50 K. C. dieser Flüssigkeit genommen. Es
ergab sich im Mittel ein Verbrauch von 14 K. C. titrirter Lösung von salpetersaurem
Quecksilberoxydul, entsprechend 1,121 × 14 = 15,694 Milligrm. Mangan.
Gleichzeitig wurden 5 Grm. derselben Asche in der angegebenen Weise behandelt; nach
dem Zusatz von 5 K. C. Chamäleonlösung (11,830 Milligrm. Mn entsprechend) wurde
filtrirt und auf 500 K. C. verdünnt. Das Mittel der mit je 50 K. C. der Lösung
ausgeführten Titrirungen war ein Verbrauch von 15,055 K. C. salpetersaurem
Quecksilberoxydul, entsprechend 1,121 × 15,055 = 16,8766 Milligrm.
Mangan.
Aus diesen Titrirungen ergibt sich eine Zunahme des Mangangehaltes von 16,8766
– 15,694 = 1,1826 Milligrm., ein Betrag welcher der den 50 K. C. in Form von
Uebermangansäuresalz zugesetzten Manganmenge entspricht. Wir haben sonach:
Zugesetztes Mangan
1,1830 Milligrm.
wiedergefundenes Mangan
1,1826 „
––––––––––––––
Differenz
–
0,0004 Milligrm.
Die nachfolgende Tabelle, in welcher der Manganoxydgehalt verschiedener Bodenarten und Pflanzenaschen
aufgeführt ist, zeigt, daß dieses Verfahren zur directen Bestimmung des Mangans in
Flüssigketten welche Eisen, Thonerde, Magnesia, Kali und Natron enthalten, die
Nachweisung außerordentlich kleiner Mengen jenes Metalles gestattet.
Geologische
Formation
Bodenart.100 Grm. ErdeenthaltenManganoxyd (Mn²O³):
Asche der auf
diesenBodenarten gebautenPflanzen.100 Grm.
Asche enthaltenManganoxyd:
Vogesen-Sandstein
FichtenbodenEichenbodenRothbuchenboden
0,037 0,1860,110
Grm.„„
FichtenascheElchenasche Rothbuchenasche
4,5071,4885,307
Grm.„„
Keuperformation
Wald von Paroy (Dep.
Meurthe und Moselle)
0,173
Grm.
WeißbuchenascheLindenascheWeidenascheBirkenascheEschenascheErlenascheRüsternascheZitterpappelaschePflaumbaumasche
7,4543,7440,5742,9810,3831,9650,1420,6360,121
„„„„„„„„„
Kreideformation
Aï (Marne-Dep.)
0,111
Grm.
Weinstockasche (von den
Zweigen)Weinstockasche (von den Wurzeln)
Weintraubenasche (von den Kämmenund
Trestern)
0,191 0,1300,071
„„„
Alluvialbildungen
Toulouse
0,078
Grm.
Buchsbaumasche
0,061
„
Kreideformation
(Yonne- Departem.)
Bas-du-Cellier (steril)
Bas-du CellierQuatre-Arpents
0,236 0,2760,276
„„„
BuchsdaumascheStrandkiefer
(verkümmert)Strandkiefer
(gut gewachsen)
0,061 0,021 0,325
Grm.„„
Lias
Nancy
–
Tabak
0,181
„
Keupergebirge
Bezanges-la- Grande.(Meurthe-Dep.)
0,219
Grm.
Porphyr
Remiremont
0,070
„
Granit
Remiremont
0,063
„
Russische Schwarzerde (Tschernosem)
0,143
„
Körnerfrüchte.
100 Grm. enthalten:
Galland-Weizen
0,0113
Grm.
Manganoxyd
Cavalier-Gerste.
0,0056
„
„
Jarosse d'Auvergne
0,0037
„
„
Quarantain-Mais
0,0020
„
„
Reis
0,0010
„
„
Reiskleie
0,0000
„
„
––––––––––––––
100 Gramme Knochenpulverasche enthalten
0,0061
„
„
100 „
Koprolithen
0,1460
„
„
Die Theorie meiner analytischen Methode wird durch die Formel repräsentirt:
KO, Mn²O⁷ + 4 Hg²O, NO⁵ = KO,
NO⁵ + 8 HgO, NO⁵ + Mn²O³.
Diese Annahme der Fällung von Mn² O³ wird übrigens durch das Experiment
bestätigt; denn sammelt man nach der Titrirung den Niederschlag, so zeigt derselbe
alle Eigenschaften des Manganoxydes.
Die vorstehenden Untersuchungen wurden im chemischen Laboratorium der agronomischen
Station des Ostens zu Nancy ausgeführt.