Titel: | Ueber Darstellung und Eigenschaften des Goldchlorürs; von Georg Leuchs. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. CXXVI., S. 464 |
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CXXVI.
Ueber Darstellung und Eigenschaften des
Goldchlorürs; von Georg
Leuchs.
Aus dem Journal für praktische Chemie, 1872, Bd. VI S.
156.
Leuchs, über Darstellung von Goldchlorür.
In Berzelius' Lehrbuch der Chemie, fünfte Auflage, ist zur
Darstellung von Goldchlorür vorgeschrieben, das Chlorid in einer offenen
Porzellanschale unter Umrühren auf 180 bis 200° C. zu erhitzen; andere Werke,
so Otto's Lehrbuch, vierte Auflage, Muspratt u.a. schreiben dagegen 150° vor. Da ich zu verschiedenen
Malen 400–500 Gramme dieser Goldverbindung darzustellen hatte, so bin ich in
der Lage über die Nichtigkeit der einen oder der anderen dieser abweichenden Angaben
berichten zu können.
Erhitzt man Goldchlorid unter Umrühren in einer offenen Porzellanschale auf
150°, so geht wenig Chlor fort und man erhält nach mehrtägigem Erhitzen einen
schmutzig grünlichen Körper. Ein hellgelblicher Körper ist nicht zu erhalten, und
die Chlorentwickelung geht ununterbrochen fort, obgleich das Aufhören derselben nach
den Lehrbüchern das Ende der Ueberführung in Chlorür anzeigen soll. Unter diesen
Umständen hört die Chlorentbindung erst auf, nachdem alles Chlorür in metallisches
Gold zersetzt ist.
Gibt man dagegen dem Sandbade eine Temperatur von 180–200° und sorgt
dafür, daß durch Umwenden und Reiben mit dem Pistill stets neue Mengen Chlorid an
die Wandungen der Schale kommen, und Klümpchen zertheilt werden, so ist die
Entbindung von Chlor eine sehr rasche, das flüssig gewordene rothe Chlorid wird zunächst
braunroth, dann schmutzig braun, gelbbraun und trocken, nach weiterem Erhitzen
grünlich und schließlich rein gelb. Die Arbeit ist auf diese Weise in wenig Stunden
vollendet und kann die Temperatur des Sandbades im Anfange auf
230–300° gesteigert werden, wenn nur für gehörige Vertheilung Sorge
getragen wird. Sowie die Masse grünlich wird, läßt man die Temperatur auf 230, dann
auf 200 und 180° sinken. Die Chlorentwickelung hört auch hierbei nicht auf,
und das Ende des Processes ist nur an den Farbenübergängen zu erkennen. Sobald das
heiße Pulver rein satt gelb geworden, nimmt man es vom Feuer, reibt mit dem Pistill
so lange bis der Chlorgeruch verschwindet und schließt es sofort in ein Glas. Nach
dem Abkühlen ist das Product rein gelblichweiß.
Die je nach der Darstellung verschieden gefärbten Producte können entweder
verschieden gefärbte Modificationen ein und desselben Körpers seyn, oder
wahrscheinlicher fremde Verbindungen enthalten. Zur Entscheidung dieser Frage wurde
die Verbindung analysirt. Ich benutzte dazu das Verhalten derselben zu Wasser.
Dasselbe zersetzt sie nach und nach in Gold und Goldchlorid (3 AuCl = 2 Au +
AuCl³), und zwar desto rascher, je wärmer es ist. Wendet man dagegen Wasser
von 2° C. an, so kann dasselbe über dem Chlorür mehrere Minuten stehen, ohne
daß Chlorid in Lösung geht, vorausgesetzt daß es nicht an und für sich chloridhaltig
ist. Bei 170–200° dargestelltes Chlorür läßt, wenn es rein
gelblichweiß ist, kein Chlorid in Lösung gehen, ist es dagegen noch grünlich, so
färbt sich das Wasser sofort gelb; dasselbe findet statt bei dem schmutzig
grünlichen bei 150° erhaltenen Product.
Die grünliche Farbe ist daher durch einen Gehalt von Chlorid bedingt.
Das in Lösung gegangene Chlorid kann nach Abscheidung des Goldes durch Zink
maaßanalytisch bestimmt, auf gleiche Weise der Chlorgehalt des rückständigen
Chlorürs ermittelt, jenes auf Chlorid, dieses auf Chlorür berechnet und der etwaige
Goldgehalt durch Differenz bestimmt werden. Auf diese Weise ermittelte ich die
Zusammensetzung eines bei 150° erhaltenen Productes „a“ und zweier bei 200–300°
dargestellten Chlorüre „b,“ von
grünlicher, „c“ von rein
hellgelblicher Farbe, ferner eines überhitzten Productes „d“:
a
b
c
d
94,00
Proc.
96,88
99,76
Goldchlorür
51,50
4,07
2,10
–
Goldchlorid
–
1,93
1,02
0,24
Gold
48,50
–––––––––––
––––––
––––––––––––––––
–––––––
100,00
100,00
100,00
100,00
Die auffallende Erscheinung, daß bei 150° stets chloridhaltiges Product oder
wenn lange genug erhitzt wurde stets metallisches Gold erhalten wird, erklärt sich
durch die lange fortdauernde Einwirkung des Feuchtigkeitsgehaltes der Atmosphäre.
Selbst bei Anwendung von 200° ist der nachtheilige Einfluß feuchter Witterung
bemerkbar, ungleich mehr aber bei niedrigerer Temperatur von 160°, bei
welcher die Einwirkung der Atmosphäre ungleich länger andauert. Die Feuchtigkeit der
Atmosphäre wird vom hygroskopischen Chlorid absorbirt, zersetzt das gebildete
Chlorür in metallisches Gold und Chlorid, ersteres wird von Neuem zersetzt, daher
die andauernd grünliche Färbung und die fortwährende Chlorentwickelung, daher die
schließlich vollständige Goldreduction.