Titel: | Verfahren zur Reinigung des Talges behufs der Benutzung desselben als Nahrungsmittel; von J. Casthelaz. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. CXXXI., S. 475 |
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CXXXI.
Verfahren zur Reinigung des Talges behufs der
Benutzung desselben als Nahrungsmittel; von J. Casthelaz.
Casthelaz, Verfahren zur Reinigung des Talges.
Der gewöhnliche Talg, mag er nun für sich oder mit Anwendung von Schwefelsäure
ausgeschmolzen seyn, enthält mehr oder weniger fremdartige Stoffe, welche ihn zur
Anwendung als Nahrungsmittel ungeeignet machen. Casthelaz
hat nun zur Zeit der Belagerung von Paris Versuche zur Reinigung des Talges
angestellt und empfiehlt auf Grund derselben das nachstehend beschriebene
Verfahren.
Dieses Verfahren besteht darin, den Talg mit einer schwachen Sodalösung zu einer
Emulsion zu vermischen, ihn dann durch Wasser wieder abzuscheiden und zu waschen,
und diese Behandlung je nach der Beschaffenheit des Talges zwei oder drei Mal zu
wiederholen.
Die erste Behandlung geschieht auf folgende Art: Man bringt 100 Theile Talg in 100
Theile kochend heißes Wasser, so daß er schmilzt, fügt eine Auflösung von 4 Theilen
krystallisirtem kohlensauren Natron in 20 Theilen Wasser hinzu, rührt die Mischung,
indem man die Temperatur derselben oberhalb des Schmelzpunktes des Talges erhält,
um, bis der Talg vollständig in eine Emulsion übergegangen ist, und erhitzt zum
Kochen. Man fügt 400 Theile Wasser hinzu, indem man mit dem Umrühren fortfährt. Man
läßt absetzen, zieht die unten stehende wässerige Flüssigkeit ab und sammelt den
obenauf schwimmenden Talg. Da derselbe noch kohlensaures Natron enthält, so
vermischt man ihn wieder mit 100 Theilen Wasser zu einer Emulsion und wäscht ihn
wieder mit 400 Theilen Wasser bei Siedhitze.
Die besten Talgsorten müssen wenigstens zwei Mal, die meisten Talgsorten des Handels
aber drei Mal auf diese Weise behandelt werden. Bei der zweiten Behandlung
wendet man 2 bis 4 Proc., bei der dritten Behandlung 2 bis 3 Proc. krystallisirtes
kohlensaures Natron an.
Nach diesen Behandlungen wird der Talg entweder bloß mit Wasser, oder erst mit
Wasser, welchem man 1 Proc. Salzsäure zugesetzt hat, und dann mit reinem Wasser
gewaschen.
Alle diese Waschungen müssen mit heißem Wasser ausgeführt, und die Mischungen eine
Viertel- oder eine halbe Stunde lang im Kochen erhalten werden. Dieses Kochen
ist nützlich, um gewisse flüchtige Stoffe auszutreiben. Das Wasser von der ersten
Behandlung enthält den größten Theil der Säuren, mit denen der Talg verunreinigt
war; es entwickelt auf Zusatz von Schwefelsäure einen sehr unangenehmen, ranzigen
Geruch.
Bei der Anwendung dieses Verfahrens im Großen kann man hölzerne Kufen mit
Rührapparaten benutzen und das Erhitzen durch Einleiten von Dampf bewirken. Um die
Bildung von Kalkseife zu verhüten, verwendet man am besten destillirtes Wasser, oder
Wasser welches vorher durch kohlensaures Natron von Kalk befreit wurde. Die von der
Behandlung des Talges mit kohlensaurem Natron herrührenden Flüssigkeiten sättigt man
mit Salzsäure oder Schwefelsäure, wobei die aufgelösten Fettsäuren nebst den in
diesen Flüssigkeiten noch suspendirten Fettheilen sich abscheiden. Man sammelt
dieselben und verwerthet sie als Material zur Bereitung von Seife oder von
Stearinsäure.
Das in der beschriebenen Weise gereinigte Fett hat den unangenehmen ranzigen
Talggeruch verloren, und wenn es auch noch einen schwachen Fettgeruch hat, so
verschwindet derselbe doch beim Kochen. Die beste Art, es anzuwenden, ist die zum
Braten von Kartoffeln, Beefsteak etc. (Bulletin de la
Société d'Encouragement, August 1871, S. 241.)