Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. , S. 418 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber Mehlexplosionen in Mühlen.
Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen hat (dessen Verhandlungen von
1871, S. 264) die silberne Denkmünze und 250 Thlr. für den Nachweis der Ursachen der
in Mühlen vorkommenden Selbstentzündungen und der dadurch herbeigeführten Brände
ausgesetzt, welcher Preis durch den Verband deutscher Müller und Mühleninteressenten
um 100 Thlr. erhöht ist.
Die in Rede stehenden Explosionen werden wesentlich auf zweierlei Weise zu erklären
versucht. Einige sehen darin das rasche Abbrennen des fein vertheilten Mehles,
Andere die Entzündung eines Gemisches von Luft mit Gasen, welche bei der Zersetzung
des Mehles gebildet sind.
Bei der Fäulniß von Pflanzenstoffen unter Abschluß der Luft entweichen etwa gleiche
Raumtheile Kohlensäure und Sumpfgas. Mit Luft gemischt und durch einen Funken
entzündet, explodirt das Sumpfgas bekanntlich mit großer Heftigkeit. Schlägt sich
nun in Ventilationsröhren u. dergl., in welchen sich noch Mehl vorfindet, Schweiß
nieder, so wird dadurch Kleister gebildet, der bald in Fäulniß übergehen, Sumpfgas
bilden und so die Veranlassung von Explosionen und Mühlenbränden werden soll.
Weniger wahrscheinlich ist die Angabe von Hoppe (Wiebe: Mahlmühlen, S. 256), daß durch die Feuchtigkeit
der Kleber der Kleie in weinige Gährung übergeht und die gebildeten Alkoholdämpfe
mit der Luft ein explosives Gemisch geben.
Wiebe (Mahlmühlen, S. 255) theilt mit, daß die sogenannte
Walzmühle zu Stettin mehrfach von Explosionen heimgesucht sey, und zwar stets beim
Ausmahlen der Kleie. Als die Mühle zum erstenmal abbrannte, war vorher eine heftige
Explosion gehört. Die Mühle wurde wieder aufgebaut, aber nach' wenigen Jahren trat
abermals eine Explosion ein, und zwar in dem Canale hinter dem Exhaustor, welcher
den Mehlstaub in's Freie führte. Dieser Canal wurde nun zum Dache hinausgeführt;
nach kurzer Zeit trat wieder eine Entzündung ein, und die Mühle brannte nieder.
– Eiksen hat gefunden, daß Mehl und Kleie innig
gemengt bei 450° C. ein Gas erzeugen, welches mit 9 Volum. Luft gemischt,
sich durch einen Funken entzünden läßt und explodirt. Wiebe ist nun der Ansicht, daß die Zapfen des Exhaustors, wenn sie trocken
laufen, eine solche Temperatur erlangen könnten, um aus dem Mahlgute dieses Gas zu
erzeugen. Die Steine, welche gerade beim Kleiemahlen recht dicht gestellt sind,
geben Funken, die durch den Luftstrom hinter den Exhaustor gelangen und das Gas
entzünden.
Nach Prejava (Stenogr. Berichte der 3. Versammlung
deutscher Müller, Leipzig, S. 74) bildet sich „Ende Mai oder im Juni in
den Leitungsrohren Kleister, der sofort in Gährung übergeht und an den Wandungen ein
pilzartiges Gewächs (?) erzeugt. Trocknet nun dieser Kleister ein, und die Gänge
gehen leer, so entwickeln die Gänge Wärme und die Leitungsröhren schwellen auf.
Das Rohr in der Nähe des Steines fängt an zu schwellen, die Luft die
hineingeblasen wird, führt den Rauch fort, dieser sammelt sich in todten Ecken
und wenn eine gewisse Quantität beisammen ist, so entzündet sich
dieser.“ Wodurch sich die Gase entzünden sollen, ist nicht
angegeben.
Durch Verbrennung von Holz, Mehl u.s.w. entstehen Kohlensäure und Wasserdampf, welche
bei der hohen Temperatur einen viel größeren Raum einnehmen als die Bestandtheile
vor der Verbrennung. Kommt nun Holzstaub mit Luft gemischt einer Flamme zu nahe, so
daß einige Staubtheilchen verbrennen, so genügt die dabei freiwerdende Wärme, um
auch die nächsten Holztheilchen zu entzünden, die Verbrennung pflanzt sich fast
augenblicklich durch die ganze Masse fort, ergreift selbst Breter, Balken, und die
Verbrennungsgase bewirken durch ihre rasche Ausdehnung eine Explosion. So gab eine
dichte Wolke von Holzmehl, welche ein Zimmer in dem Rathhause der Stadt Friedet
(Mühle. Bd. VII S. 15) erfüllte und sich an einer Kerze entzündete, zu einer
Explosion Veranlassung, bei welcher fünf Personen schwer verletzt wurden.
Daß sich auch Mehl mit Luft gemischt an einer offenen Flamme entzündet und verpufft,
ist in neuerer Zeit vielfach beobachtet worden. So entstand in der
Ofen-Pesther Dampfmühle (Stenogr. Berichte der 3. Versammlung deutscher
Müller, S. 53) dadurch eine Explosion, welche Fenster und Dach beschädigte, daß
während dem Mischen von sehr feinen Mehlsorten von einem Arbeiter die Mischkammer
geöffnet wurde und der herumwirbelnde dichte Mehlstaub sich an einer Flamme
entzündete. Andere Beispiele von Brennbarkeit des Mehles werden von Fink und Krämer (a. a. O. S.
54 und 55) mitgetheilt.
Die sogenannten Mehlexplosionen sind demnach in folgender Weise zu erklären. Geht ein
Gang leer vergl. a. a. O. S. 54) oder sind die Steine dicht gestellt, so gibt es
bekanntlich Funken. Diese entzünden eine geringe Menge des Mahlgutes, welches von
Mehl und Kleientheilchen eingeschlossen langsam fortglimmt und so durch den Elevator
befördert werden kann, ohne diesen zu beschädigen. In den Beutelkasten oder
Exhaustorcanal gelangt, wird durch die Bewegung der Luftzutritt und damit die
Verbrennung ungemein begünstigt, die Entzündung pflanzt sich fast augenblicklich
durch den ganzen Raum fort, und die Explosion erfolgt.
Auch die in der Zeitschrift „Mühle“ (Bd. VIII. S. 9)
beschriebene Explosion ist auf dieselbe Ursache zurückzuführen. Trotzdem der
Elevatorkasten vollständig in Ordnung befunden wurde, wird das Feuer dennoch in der
angegebenen Weise in den Beutelkasten gelangt seyn. Die Annahme, daß durch die
fortgesetzten Schwingungen und Berührung des Mehles mit der atmosphärischen Luft bei
30° C. eine Verbindung des Wasserstoffes des Kohlehydrates (Mehl) mit dem
Sauerstoff der Luft stattfinden, und die dabei entstandene Temperatur hinreichen
soll, die Explosion zu bewirken, ist völlig undenkbar.
Ebensowenig Glauben wird die Mittheilung verdienen (Glaser, Löschung von Feuersbrünsten, Dessau 1783), daß geröstete Kleie, einer
Kuh zur Zertheilung eines Knotens an den Hals gebunden, sich von selbst entzündet
und den Stall in Brand gesetzt hat.
Selbst beim Lagern großer Mehlvorräthe ist zwar Erwärmung aber noch nie eine
Selbstentzündung zuverlässig beobachtet Nachschrift. Seit
Juli d. J. sind wieder zwei Mehlexplosionen beobachtet worden. Claus in Lettin
theilt in der Zeitschrift „Mühle“ (1872, S. 124) mit, daß
dadurch eine heftige Explosion entstanden ist, daß der durch einen Fall
aufgewirbelte Mehlstaub sich an einer Solaröllampe ohne Cylinder entzündet hat. Der
Gebrauch offener tragbarer Lichter in Mühlen ist demnach möglichst zu beschränken,
bei Reinigungsmaschinen u. dergl. (Mühle, Bd. VIII S. 25) aber durchaus nicht zu
gestatten.
Am 9. Juli ist eine große Mahlmühle bei Glasgow durch eine Mehlexplosion zerstört
worden. Nach dem Berichte der Sachverständigen (polytechn. Journal Bd. CCV S. 485, erstes Septemberheft 1872)
war die erste Veranlassung das zufällige Aufhören der Speisung eines Mahlganges, die
Steine gaben Funken, der Mehlstaub in dem Exhaustor wurde entzündet, der
Exhaustorkasten zertrümmert, die Flamme verbreitete sich durch die ganze Mühle und es erfolgte die
zweite Explosion, welche die Mühle in Trümmer legte. F. F. (Hannoversches
Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1872, Nr. 48.)
Stichel und Drahtstähle diamantartig zu Härten; von Joseph Schüßleder in Gößling.
Wir Uhrmacher Härten diese, deßgleichen auch Bohrer, in Siegellack. Man mache den Gegenstand weißglühend und stoße ihn in eine
Siegellackstange, lasse denselben nur eine Secunde lang darin und stoße ihn dann an
einer anderen Stelle in den Siegellack, ziehe ihn ebenfalls wieder schnell heraus,
und setze nun dieses Verfahren so lange fort, bis der Stahl nicht mehr hineingeht
und folglich kühl ist. Die dadurch erzielte Härte ist diamantähnlich und bohre ich
damit jeden gehärteten Stahl, welcher auf gewöhnlichem Wege gehärtet ist, durch.
Beim Bohren oder Drehen wird der Bohrer oder Stichel mit Terpenthinöl benetzt. (Ackermann's Gewerbezeitung, 1872 S. 199.)
Eine Vereinfachung der Feuervergoldung des Eisens etc.; von
Apotheker W. Kirchmann.
Ein vorzügliches Mittel zur Vereinfachung der Feuervergoldung auf Eisen und zum
Bemalen des Eisens mit Goldzeichnungen fand ich im Natriumamalgam. Durch einfaches Reiben mit diesem Amalgam wird die
Oberfläche des Eisens, sowie ähnlicher Metalle, selbst wenn sie oxydirt ist, sofort
verquickt. Goldchlorid in concentrirter Lösung wird dann auf die amalgamirte Fläche
rasch aufgetragen und das Quecksilber vor der Lampe oder auf dem Herde verjagt. Es
gibt so eine sehr polirbare ebenmäßige Vergoldung. Mit Silber- und Platin salz erhält man
entsprechende Resultate. (Archiv der Pharmacie, Bd. CCI S. 232.)
Versilberung von Glas; von R. Siemens.
Der Verfasser benutzte als Reductionsmittel Aethylaldehyd, in Form von
Aldehydammoniak dargestellt durch Einleiten von trockenem Ammoniakgas in Aldehyd. Im
Handel kann man es beziehen aus der chemischen Fabrik von Trommsdorff in Erfurt. Silbernitrat und Aldehydammoniak werden jedes für
sich in destillirtem Wasser aufgelöst, die Lösungen gemischt und filtrirt; und zwar
bewährt sich folgendes Verhältniß am besten: 4 Grm. Silbernitrat und 2,5 Grm.
Aldehydammoniak auf 1 Liter Wasser. Der zu versilbernde Gegenstand wird, nachdem er
vorher durch Ausspülen mit einer Lösung von kohlensaurem Kali und nachheriges
Nachspülen zuerst mit Weingeist und dann mit destillirtem Wasser von allen Spuren
von Fettigkeit befreit wurde, mit dieser Lösung angefüllt, resp. so weit als man ihn
versilbern will, und in ein Wasserbad gehängt. Letzteres wird nun allmählich erhitzt
und sobald die Temperatur auf 50° Cels. gestiegen ist, beginnt die
Ausscheidung des Silberspiegels, der sich zusehends über die ganze innere Glasfläche
verbreitet. Seine Bildung ist in kurzer Zeit beendet (ungefähr bei 55 bis 60°
C.); zuerst, wenn er noch dünn ist, steht er schwärzlich aus, er bekommt jedoch, in
dem Maaße als die Ausscheidung weiter schreitet, immer mehr Glanz, bis er zuletzt
die schönste Silberfläche zeigt. Jetzt ist es Zeit, den Gegenstand aus dem Bade
heraus zu nehmen und den Inhalt zu entleeren, da ein längeres Verbleiben desselben
im Gefäße der Reinheit des Spiegels schädlich ist. Die letzten Antheile entfernt man
durch Ausspülen mit destillirtem Wasser. (Archiv der Pharmacie, Bd. CC S. 233.)
Ransome's künstliche Steine.
Fr. Ransome, welcher sich seit 30 Jahren mit der
Darstellung künstlicher Steine beschäftigt und dessen verschiedene Methoden wir
wiederholt besprochen haben, hielt kürzlich in der British
Association einen Vortrag über diesen Gegenstand. Er bemerkte, daß er
zunächst nach zahlreichen Versuchen auf den Gedanken gekommen sey, Sand mit einer
concentrirten Lösung von Kali- oder Natronwasserglas in einer Form zu
pressen. Die Masse habe nach dem Trocknen einen sehr harten Stein von dichter und
gleichförmiger Textur geliefert, der aber unter der Einwirkung von Wasser zerfiel.
Der nächste Schritt bestand darin, daß die obige Masse erhitzt wurde, wobei sich das
Alkali des Wasserglases theilweise mit der Kieselsäure des Sandes zu einem im Wasser
unlöslichen Silicat verband. Aus so hergestellten Steinen witterte aber mit der Zeit
ein Salz aus, das sich in den meisten Fällen als schwefelsaures Natron erwies,
welches schon in der zur Darstellung des Natronwasserglases verwendeten calcinirten
Soda enthalten war. Dieser Uebelstand wurde dadurch beseitigt daß die Soda vor der
Verwendung mit Aetzbaryt behandelt wurde. Um die Steine widerstandsfähig gegen
Wasser zu machen, ohne dieselben zu erhitzen, verfuhr Ransome später so (engl. Patent von 1861), daß er auf die mit Wasserglas
gesättigte Masse eine Lösung von Chlorcalcium einwirken ließ, welche das Wasserglas
unter Bildung von unlöslichem kieselsaurem Kalk zersetzt; das gleichzeitig
entstehende Chlornatrium wurde durch Behandlung mit Wasser entfernt.
Dieses Auswaschen war aber aufhältlich und kostspielig; Ransome's Versuche, dasselbe vermeidbar zu machen, führten ihn zu dem
Verfahren welches er seit dem Jahre 1870 verwendet und welches auf der Verwendung
von in Aetznatron löslichem Kieselguhr – speciell dem von Farnham in Surrey
– beruht.Polytechn. Journal, 1871, Bd. CXCIX S. 409; man sehe auch die bezügliche
Mittheilung in diesem Bande S. 332, zweites
Novemberheft 1872. Es wird darnach Kieselguhr mit Natron- oder Kaliwasserglas, Kalk oder
kalkhaltigen Substanzen, Sand, Thonerde etc. innig gemischt und in Formen gepreßt;
die Masse erhärtet dann in Folge der Bildung von kieselsaurem Kalk allmählich zu
einem compacten, gegen Druck höchst widerstandsfähigen Stein. Der chemische Proceß
ist nach Ransome's Ansicht der, daß die Kieselsäure, die
aus der Zersetzung des Wasserglases entsteht, ein Silicat von Kalk und Thonerde
bildet, während das frei gewordene Aetznatron sich mit der Kieselsäure des
Kieselguhrs zu kieselsaurem Natron verbindet, das seinerseits wieder durch Kalk
zersetzt wird. Darnach müßte die Zersetzung so lange fortdauern, als einerseits
lösliche Kieselsäure zur Verbindung mit dem freiwerdenden Natron und andererseits
Kalk zur Zersetzung des kieselsauren Natrons vorhanden ist, und müßte schließlich
entweder Aetznatron oder kieselsaures Natron im Ueberschusse vorhanden seyn.
Thatsächlich aber scheint bei der Zersetzung des kieselsauren Natrons durch den Kalk
nicht das gesammte Natron frei zu werden, vielmehr ein
Kalk-Natron-Silicat gebildet, somit ein kleiner Theil des Natrons
gebunden zu werden, so daß das Natron schließlich gebunden ist und nicht mehr durch
Waschen oder auf andere Weise entfernt zu werden braucht.
Die nach dem angegebenen Verfahren hergestellten Steine, welche Ransome „Apönitsteine“
nennt, erlangen mit der Zeit eine sehr bedeutende Festigkeit. Bei 10 Wochen
alten Steinen wurde die letztere z.B. zu 7145 Pfd. pro
Quadratzoll engl. (= 566 Kil. pro Quadratcentimeter)
gefunden. Ihre Widerstandsfähigkeit gegen atmosphärische Einflüsse hat sich
vollständig bewährt, sowohl in der Kälte des russischen Winters, wie in der Hitze
und in dem Regen Indiens. Die Steine können in allen beliebigen Formen und Größen
hergestellt werden; sie eignen sich zu allen Bauzwecken und haben auch für solche
bereits eine sehr ausgedehnte Verwendung gefunden. Sie lassen sich durch Metalloxyde
beliebig färben, sehr gut poliren, sind sehr hart und nehmen die feinsten Formen an.
(Deutsche Industriezeitung, 1872, Nr. 43.)
Einfluß des Nordlichtes auf Telegraphenlinien.
Welchen Einfluß das Nordlicht auf Telegraphenlinien übt, zeigt die nachstehende
Mittheilung im Pariser Journal officiel:
Die Telegraphenlinien sind während mehrerer auf einander folgenden Tage schweren
Störungen ausgesetzt gewesen. Der Einfluß eines neuen Nordlichtes, der sich zuerst
am Abende des 14 auf den 15. November d. J. bemerklich machte, hat erst am 19.
aufgehört. Bekanntlich werden bei der Annäherung und während der Dauer dieses Phänomens die
Leitungen sehr schwierig und oft ganz unwirksam. Anhaltende Ströme von verschiedener
Dauer kreuzen die Leitungsdrähte und verzögern die Thätigkeit der Apparate oder
hemmen sie gänzlich.
Ströme dieser Art haben sich vom 14. Novbr. um 10 Uhr 30 Min. Abends an gezeigt und
mit Unterbrechungen und Veränderungen bis zum 18. Novbr. 9 Uhr 30 Min. Abends
fortgedauert. Während dieser Periode hatten die Verbindungen von Paris mit Bordeaux, Toulouse, Lyon,
Marseille und Italien am meisten zu leiden; die
mit Bordeaux und Italien waren während der Tage des 17. und 18. sogar völlig
unterbrochen. In der Richtung von Norden nach Süden hat die Erscheinung die
intensivsten Störungen hervorgebracht; die perpendiculäre Richtung von Osten nach
Westen ist weit weniger berührt worden.
Entsprechend den bei den früheren Nordlichtern gemachten Beobachtungen hat man auch
dießmal constatirt, daß die Strömungen, unter denen die telegraphischen Leitungen zu
leiden haben, nicht localer Natur sind, daß sie sich
gleichzeitig auf allen Linien einer und derselben Gegend
zeigen, daß ihre Richtung veränderlich ist, daß sie jedoch bei allen Drähten die
gleiche Himmelsrichtung haben gleich sind und sich in denselben auch in dem gleichen
Momente verändern.
Andererseits hat man erkannt, daß die Stärke der Ströme nicht in allen Drähten
dieselbe ist; sie hängt von der Läuge und Richtung der Linien ab, und scheint mit
der Länge zu wachsen. Welches auch die Ursache der Nordlichter seyn mag, ob sie nun
eine Wirkung der Veränderungen in der Stärke der natürlichen Ströme sind, die durch
die Atmosphäre und das Innere der Erde gehen, ob sie durch große Explosionen auf der
Oberfläche der Sonne hervorgebracht werden, ihre Rückwirkungen auf die elektrischen
Linien sind von nun an ganz constatirt. Das methodische Studium dieser Störungen in
den Telegraphenbureaus wird der Wissenschaft gewiß werthvolle Nachweise über die
Gesetze dieser Naturerscheinungen liefern,
Verfahren zur Darstellung von Ozon.
Dr. Loew ließ sich in den
Vereinigten Staaten von Amerika ein Verfahren zur fabrikmäßigen Darstellung des
Ozons patentiren, welches auf der von ihm gemachten Beobachtung beruht, daß wenn kalte Luft durch eine Flamme geblasen wird, sie sich zum
Theil in Ozon umwandelt. Der Apparat des Erfinders, um diesen Proceß zu
benutzen, besteht in einer Anzahl Bunsen'scher Brenner,
welche in einer Reihe angebracht sind, und in eben so vielen horizontalen Röhren,
die in einer gewissen Entfernung über den Brennern angeordnet sind; durch diese
Röhren wird kalte Luft gegen die Flammen geblasen. Den Röhren gegenüber wird eine
Anzahl von Trichtern angebracht, um das sich anhäufende Ozon zu sammeln.
Dieses Product ist jedenfalls in gewissem Grade mit Acetylen und salpetriger Säure
verunreinigt. Möglicherweise wird nach dem angegebenen Verfahren aber kein Ozon
erzeugt, sondern bloß eine Quantität der niederen Oxydationsproducte des
Stickstoffes. (Journal of the Franklin Institute,
November 1872, S. 302.)
Filzfärberei mit Anilinfarben.
Zum Färben von Filzhüten lassen sich die Anilinfarben in
allen Fällen anwenden. Man walkt mit der Lösung der Farbstoffe und bringt dieselben
gleich im Anfang der Operation hinzu. Nach und nach kann man noch Farbstoff zufügen,
um die Farben satt zu machen. Bringt man die Farbstofflösung erst zu Ende der
Operation in die Walke, so wird leicht der Filz nicht durchgefärbt. Man kann auch
das Haar direct färben und das gefärbte Haar walken. Zu diesem Zweck macht man sich
eine Auflösung der Farbe in kochendem Wasser, läßt dieselbe erkalten und filtrirt.
Man bestellt einen Kessel mit 30° C. warmem Wasser und bringt die nöthige
Menge der Farbstoff-Lösung hinein, rührt um und geht mit dem genetzten, in
einem Korb eingeschlossenen Haar in dieses Bad. Nach und nach erhitzt man das Bad
auf 60° C., indem man den Korb fortdauernd bewegt. Das Haar nimmt den
Farbstoff aus dem Bade heraus, und man hat nach Bedürfniß an Farbstofflösung
nachzusetzen. Zu diesem
Zweck entfernt man den Korb auf einen Augenblick aus dem Bade, gießt
Farbstoff-Lösung in letzteres, rührt durch und führt den Korb wieder ein. Der
Korb wird nach erfolgter Färbung herausgenommen und das Haar erkalten gelassen.
Zeigt es sich dann, dasselbe sey nicht gleichmäßig durchgefärbt, so wendet man es,
setzt dem Bade neuen Farbstoff zu, und verfährt noch einmal wie oben. Nach dem
Abkühlen wird zuletzt gut gespült. Man kann die Lösungen der Anilinfarben auch sehr
gut mit einander mischen, um verschiedene Mischfarben hervorzubringen, welche das
Haar sehr hübsch färben. Für Braun empfehlen sich die
Abfallproducte vom Fuchsin, welche als Cerise, Marron
u.s.w. in den Handel kommen. Diese geben mit Indigcarmin
und Pikrinsäure unter Zusatz von ein wenig Schwefelsäure prachtvolle Braunnüancen. Zur Herstellung
des beliebten Bismarck kann man eine Auflösung von Manchesterbraun benutzen, welche durch Zusatz von Indigcarmin, Pikrinsäure und Fuchsin in jeder Art zu nüanciren ist. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 42.)
Chloroform als Lösungs- und Trennungsmittel für giftige
Pflanzenstoffe bei forensischen Untersuchungen; von J. Nowak.
In dieser Richtung ausgeführte Ausschüttelungsversuche lehrten, daß der alkalisch
gemachten Lösung durch Chloroform rasch und vollständig schon in der Kälte entzogen
werden: Strychnin, Chinin, Chinidin, Cinchonin, Caffein, Theobromin, Emetin,
Atropin, Hyoscyamin, Aconitin, Veratrin, Physostigmin, Narcotin, Codein, Thebain,
Nicotin und Coniin. Etwas langsamer wird Brucin, Colchicin und Papaverin, erst in
der Wärme Sabadillin und in geringer Menge Narcein aus alkalischer Lösung
aufgenommen. Pikrotoxin geht weit leichter aus saurer als aus alkalischer Lösung in
das Chloroform über. Morphin und Solanin wandern weder aus saurer noch aus
alkalischer Lösung in das Chloroform. Weitere Ausschüttelungsversuche zeigten, daß
alle jene Substanzen, welche aus der wässerig-alkalischen Flüssigkeit von
Chloroform aufgenommen werden, demselben durch mehrmaliges Schütteln mit saurem
Wasser wieder entzogen werden können, während die fremdartigen fetten und sonstigen
Beimengungen im Chloroform zurückbleiben. Auf Grundlage dieser Erfahrungen wurde ein
systematischer Gang zur Aufsuchung giftiger Pflanzenstoffe aufgestellt, dessen
Brauchbarkeit durch praktische Versuche in der Weise erprobt wurde, daß gewogene
Mengen verschiedener Gifte mit zweckmäßig gewählten Leichentheilen vermengt und dann
aufgesucht wurden. Die hierbei erhaltenen Ergebnisse zeigten, daß in vielen Fällen
die ganze Menge des den Leichentheilen zugesetzten Giftes, in den meisten der größte
Theil desselben wiedergefunden wurde. Die erhaltenen Resultate befriedigten aber
insbesondere des hohen Grades von Reinheit wegen, welchen die aus Choroform
wiedergewonnenen Substanzen zeigten, so daß an denselben sofort die
Identitätsreactionen vorgenommen werden konnten. (Wiener Akad. Anz., 1872 S.
126.)
Nachweisung von Wasser in ätherischen Oelen; von Georg Leuchs.
Alle durch Wasser aus den Pflanzentheilen destillirten ätherischen Oele enthalten
auch dann Wasser, wenn sie vollkommen klares Ansehen zeigen.
Setzt man solchen Oelen ihr mehrfaches Volumen Petroleumäther (sogen. Benzin) zu, so
tritt sofort eine Trübung von sich ausscheidenden Wassertröpfchen ein, welche desto
stärker ist, je größer der Wassergehalt der ätherischen Oele.
Auf diese Weise wurden die folgenden Oele untersucht und zeigten sich
wasserhaltig:
Lavendel-, Nelken-, Spik-, Zimmt-, Rosmarin-,
Sassafras-, Wachholderöl, ferner Citronen- und Bergamottöl.
Spuren von Wasser enthielten: Portugalöl (Pomeranzenöl) und das Oel der Gaultheria procumbens; wasserfrei waren dagegen:
Terpenthin-, Cedern-, Citronen-, Rauthen- und
Bernsteinöl. (Journal für praktische Chemie, 1872, Bd. VI S. 159.)
Korke für Flaschen vollständig gasdicht und unverwüstlich zu
machen; von Fr. Ruschhaupt.
Es ist bekannt, daß das Paraffin vollständig farb-, geruch- und
geschmacklos ist und sich weder in Wasser noch in Alkohol löst; ferner daß es eine
außerordentlich selbstständige Natur besitzt, die sogar so weit geht, daß es zu
keinem anderen Körper irgend welche Neigung, sich damit zu verbinden, verräth. Gegen
Wasser verhält es sich entschieden abstoßend, mehr noch wie Wachs oder wie die
Fette; es hat überhaupt, seinem Aeußeren nach, viel Aehnlichkeit mit den Fetten,
ohne in chemischer Beziehung nur im Geringsten damit übereinzustimmen. Man weiß
auch, daß das Paraffin schon bei circa 35° R.
anfängt zu schmelzen und dabei ganz dünnflüssig wie Wasser wird.
Diese Eigenschaften des Paraffins haben uns nun bestimmt, dasselbe zur Imprägnation
der Korke zu verwenden, um diesen die oben angedeuteten Vorzüge zu verleihen. Wir
schmelzen das Paraffin zu dem Ende in einem passenden Gefäße, etwa in einem Kessel,
über einem gelinden Feuer und schütten eine Partie trockene Korke hinein. Diese
schwimmen natürlich oben, weßhalb wir uns veranlaßt sehen, einen durchlöcherten
Deckel darauf zu legen und diesen mit irgend einem glasirten Gegenstande zu
belasten. Dadurch werden die Korke in die Flüssigkeit gedrückt, welche alsbald die
Luft aus den Poren der Korke treibt, um die Stelle derselben einzunehmen. Nach
beiläufig fünf Minuten ist dieß vorbei. Wir schöpfen die Korke dann wieder aus der
Flüssigkeit und lassen erstere abkühlen. Sie zeigen nun weit günstigere
Eigenschaften wie vorher. Sie lassen sich z.B. schneiden und durchbohren wie Wachs;
man kann sie auch leicht in die Flaschenhälse treiben und noch leichter aus diesen
entfernen, und dabei bleiben sie hübsch ganz und glatt. Man fragt uns, ob sie sich
auch an die Glaswände dicht genug anlegen? Darauf antworten wir: kein anderer Kork
kommt dem unserigen an dichtem Schlusse gleich. Sie sind in ihrer ganzen Masse gasdicht geworden, wodurch sie natürlich um so geeigneter
sind, zum Verschluß von Champagner-, Wein- und Bierflaschen zu
dienen.
Will man nun noch ein Uebriges thun, so durchbohre man den Kork oberhalb kreuzweise
und ziehe Bindfaden durch beide Passagen. Auf diese Weise lassen sich die Korke
leicht am Flaschenhalse befestigen, und hat man somit die beste Aussicht, die Korke
mit den abgeschickten Flaschen wieder zurückzuerhalten, was namentlich für eine
Bierbrauerei Schenkwirthschaft sehr erwünscht seyn dürfte. (Böttger's polytechnisches Notizblatt.)
Chlorkalk als Desinfectionsmittel für Aborte, Senkgruben
etc.
Albert Eckstein, technischer Chemiker in Wien, empfiehlt
als das zweckmäßigste Mittel zur Desinfection von Aborten, Senkgruben etc. den
Chlorkalk. Derselbe zersetzt schnell alle Wasserstoffverbindungen, wie Ammoniak,
Schwefelwasserstoff, Schwefelwasserstoff-Ammoniak, Phosphorwasserstoff etc.,
und diese sind es gerade, welche Miasmen erzeugen. Er wirkt einmal rasch durch
schnelle Abgabe von Sauerstoff und ein zweitesmal durch Ausscheiden von Chlor,
welches ja bekanntlich zu den energischsten Zerstörungsmitteln der organischen
Stoffe gehört. Gleichzeitig ist der Chlorkalk ein Präparat, welches zu jeder Zeit,
in jeder beliebigen Quantität und zu verhältnißmäßig billigen Preisen aus dem Handel
zu beziehen ist. Wenn nun derselbe trotz aller dieser Vorzüge dennoch in der großen
Praxis zur Desinfection nicht Anwendung findet, so liegt die Ursache nur in einem
demselben anhaftenden Uebelstande, daß er nämlich durch seine rasche und energische
Zersetzung in den Aborten gleichzeitig die Respirationsorgane der Hausbewohner
belästigt. Dieser Uebelstand läßt sich vermeiden durch Anwendung einer Umhüllung,
welche von dem Chlorkalk nur sehr langsam zerstört wird, und welche vermöge ihrer
Beschaffenheit durch osmotische Wirkung (durch Exosmose und Endosmose) die
Inhalation des Chlors mildert und die Hausbewohner in keiner Weise belästigt. Diese
Umhüllung besteht aus einem Sacke von vegetabilischem Pergamente (aus mit
Schwefelsäure behandeltem ungeleimtem Papiere), in welchen der Chlorkalk eingebunden
wird. Ein solcher gefüllter Sack bleibt, in den Abort geworfen, an einer und derselben
Stelle liegen, wird von den Waschwässern der Haushaltungen nicht weggeschwemmt und
wirkt local, da er immerfort in Berührung mit Flüssigkeit ist.
Eckstein hat zwei Jahre lang in seinem Hause in Wien,
dessen Aborte täglich mindestens von hundert Personen benutzt werden, Versuche mit
einer großen Zahl verschiedener Desinfectionsmittel angestellt, deren Resultate
folgende sind:
1) 2 Pfd. Eisenvitriol in Wasser aufgelöst und in die Aborte
gegossen, erzeugten durch einige Stunden einen Geruch von sich entwickelndem
Schwefelwasserstoffgas. Nach 2 bis 3 Stunden war jeder üble Geruch verschwunden
und nach 12 Stunden hatte die Desinfection ihre Wirkung verloren.
2) Eine Lösung von Kupfervitriol verhielt sich ebenso
3) 2 Pfd. Eisenvitriol in Krystallen übten ihre desinficirende
Wirkung durch volle 2 Tage; ebenso Kupfervitriol in Krystallen.
4) Eine Mischung aus Eisen- und Kupfervitriol und
phenylsaurem Kalk als trockene Substanz und im Gewichte von 2 Pfd. zur
Desinfection verwendet, übte ihre Wirkung nur durch 2 Tage.
5) Schweflige säure als Flüssigkeit verwendet, übte schnell ihre
Wirkung, jedoch nur durch 1 Tag und belästigte durch 1 ganze Stunde die
Respirationsorgane.
6) 2 Loth rohe Carbolsäure verbreiteten durch 2 Tage einen sehr
unangenehmen Theergeruch im ganzen Hause, so daß man die eigentliche Wirkung
nicht gut wahrnehmen konnte, da ein übler Geruch den anderen deckte.
7) 2 Pfd. Eisenvitriol in Krystallen in einen Pergamentsack
gebunden und in die Aborte gebracht, übten ihre Wirkung erst nach 2 Stunden,
ohne in auffallender Weise Schwefelwasserstoffgas zu entwickeln; die
desinficirende Wirkung dauerte durch volle 3 Tage; der Pergamentsack,
herausgenommen, enthielt nur ein trübes, fast geruchloses Wasser.
8) 2 Pfd. bester aus dem Handel bezogener Chlorkalk in einen
Pergamentsack gehüllt und in den Abort gebracht, begannen ihre desinficirende
Wirkung erst nach 2 Stunden, ohne die Respirations- oder Geruchsorgane im
Mindesten zu belästigen, und übten ihre Wirkung Durch volle 9 Tage.
9) 4 Loth rohes übermangansaures Natron, für sich allein in
flüssigem Zustande angewendet, desinficirten fast augenblicklich und wirkten nur
durch 1 Tag; dasselbe Präparat in einem Pergamentsacke angewendet wirkte durch 2
Tage.
Darnach desinficirte Chlorkalk, in einen Pergamentsack eingebunden, am längsten und
kräftigsten. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereines,
1872, Nr. 47.)
Verfahren zur Erkennung von Blutflecken.
Gunning hat gesunden, daß das essigsaure Zinkoxyd den
Farbstoff des Blutes vollständig niederschlägt. Wenn man den stockigen Niederschlag
durch Decantiren trennt, auf einem Uhrglase trocknen läßt und darin unter das
Mikroskop bringt, so sieht man schöne Krystalle von Hämatin.
Blutflecken werden erst mit Weingeist behandelt und dann dieser Lösung das essigsaure
Zinkoxyd zugesetzt. Noch in sehr verdünnten Flüssigkeiten erfolgt ein Niederschlag,
z.B. in nicht gefärbtem Wasser, in welchem Jemand seine mit Blut befleckten Hände
gewaschen hatte. (Aus dem Journal of applied chemistry,
durch Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische
Pharmacie, Bd. 21 S. 606.)