Titel: | Ein neuer Heber; von Jos. Sedlaczek, Mechanicus des k. k. physikalischen Institutes in Wien. |
Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. XII., S. 24 |
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XII.
Ein neuer Heber; von Jos. Sedlaczek,
Mechanicus des k. k. physikalischen Institutes in Wien.
Aus Poggendorff's
Annalen, 1873, Bd. CXLVIII S. 333.
Mit einer Abbildung auf Tab. II.
Sedlaczek's Heber.
In vielen Fällen findet man sich veranlaßt, irgend eine Flüssigkeit mit Hülfe eines Hebers ausfließen zu lassen; zu diesem
Zwecke
bedient man sich gewöhnlich des sogenannten Gifthebers, welcher an seinem längeren Schenkel mit einem Saugrohr versehen ist,
um von
der zu hebenden Flüssigkeit nichts in den Mund zu bekommen. Es ist jedoch bekannt, daß auch hierbei eine gewisse Vorsicht
nöthig ist,
um den beabsichtigten Zweck zu erreichen. – Bei unschädlichen Flüssigkeiten genügt wohl eine einfache gebogene Glasröhre;
da
jedoch deren längerer Schenkel ziemlich tief hinabragen muß, so ist das Ansaugen desselben durch den Mund, nichts weniger
als
bequem.
Dagegen ist die Anwendung des neuen, in Fig. 15 Dargestellten
Hebers eben so sicher und bequem, als dessen Herstellung einfach und leicht; dabei aber ist er weit weniger gebrechlich als
der
Giftheber. Ein etwa 2 Centimet. weites und 30 bis 40 Centimet. langes, am unteren Ende bei k verengtes
Glasrohr g, trägt bei v einen Korkverschluß, durch welchen das Mundstück M und der Heber h, h' luftdicht festgehalten werden. Der kürzere Schenkel h desselben ragt so tief in das Glasrohr g, um der massiven Glaskugel k, welche hierbei als Ventil wirkt, eben noch den nöthigen Spielraum zu gestatten; der Durchmesser dieser
Kugel beträgt ungefähr 10 Millimet., der des Hebers 5 Millimet. Diese Glaskugeln bekommt man in allen Spielwaarenhandlungen.
Taucht man den in solcher Weise construirten Heber in das zu entleerende Gefäß, so werden sich g und h unter lebhaftem Spiel der Glaskugel bis zum Niveau N, N füllen. Anstatt nun
zu saugen, wie es beim gewöhnlichen Heber geschieht, bläst man hier durch das Mundstück M hinein. In Folge
des Druckes der comprimirten Luft schließt sich die untere Oeffnung durch die Kugel k, die Flüssigkeit
steigt in h und fließt durch h' unter beständiger Ventilwirkung der Glaskugel
fort.
Ist das zu entleerende Gefäß jedoch nicht voll, oder die zu hebende Flüssigkeitssäule nur eine geringe, dann ist es nöthig,
vor dem
Hineinblasen in das Mundstück M daselbst ein wenig zu saugen, um in g ein größeres Volumen Flüssigkeit zu bekommen; da es ja Bedingung ist, daß die
Raumverhältnisse so beschaffen sind, daß sich h, h' früher füllt, ehe die Flüssigkeitssäule in g bis zur Hebermündung bei k herabsinkt, wenn man durch M hineinbläst.