Titel: | Ueber einen Apparat zur Messung der Tiefe eines Schachtes; von Professor Francis Vinton. |
Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. XVI., S. 44 |
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XVI.
Ueber einen Apparat zur Messung der Tiefe eines Schachtes; von Professor Francis Vinton.
Vorgetragen im American Institute of Mining Engineers. – Aus dem Engineering and Mining Journal, Januar 1873, S. 50.
Vinton, über einen Apparat zur Messen der Tiefe eines Schachtes.
Die Messung der Tiefe eines Schachtes nach dem gewöhnlichen Verfahren mittelst einer Kette oder eines Stahldrahtes, war immer
eine
schwierige Operation. Nach jeder Kettenlänge mußte ein Pflock oder Nagel eingetrieben werden, um an demselben die Kette für
die
nächste Strecke aufzuhängen, eine zwar exacte aber zeitraubende und für den mit der Messung Beauftragten zuweilen gefährliche
Operation. Diese Mißstände werden durch einen einfachen Apparat, welcher in den Gruben zu Firmeny (Loire-Departement in
Frankreich) in Gebrauch ist, beseitigt.
Derselbe besteht im Wesentlichen aus drei Theilen:
1) aus einer Spule mit einem Kern von Eichenholz und Wangen aus Tannenholz, auf welche der zur Messung dienende, 1,8 Millimeter
im
Durchmesser haltende Messingdraht aufgewickelt wird;
2) aus einer Rolle von Eichenholz mit runder Kehle, zur Aenderung der Richtung des Drahtes bei seinem Uebergang in den Schacht;
3) aus einer tannenen Meßlatte, 5,30 Met. lang, 0,02 Met. dick und 0,08 Met. breit. Diese Latte hat an beiden Enden eiserne
Beschläge
mit aufwärts gekehrten Stahlspitzen, deren Abstand genau 5 Meter beträgt und die zur Messung dienende Längeneinheit bildet.
Die Spule oder Drahtrolle ist mit ihrer eisernen Achse in einem einfachen Holzgestell gelagert, dessen Basis etwas verlängert
ist, um
mit Steinen belastet werden zu können. Sie ist mit einer eisernen Kurbel und einem Sperrrad versehen; in das letztere fällt
ein
Sperrkegel, um die Bewegung zu sistiren, wenn man die Kurbel loslassen sollte, während der Draht in dem Schachte sich befindet.
Die
lediglich zur Aenderung der Richtung dienende Rolle hat ihr eigenes, von dem der Drahtspule unabhängiges Gestell. Die Meßlatte,
welche
zwischen beiden Gestellen auf Blöcken ruht, läßt sich von der Spule und Rolle unabhängig hin- und herbewegen.
Soll nun die Tiefe eines Schachtes gemessen werden, so schiebt man das Gestell mit der Rolle so zurecht, daß die letztere
über der
Mündung des Schachtes zu liegen kommt, stellt in der verlängerten Richtung dieses Gestelles die Drahtspule auf, so daß zwischen
beiden
ein Raum von mehr als 5 Metern bleibt, und gibt beiden Gestellen durch
Belastung mit Steinen, Eisenstücken oder dergl. eine feste Lage. Dann legt man die Meßlatte auf ihre Blöcke zwischen der Rolle
und der
Spule, so daß ihre Stahlspitzen dicht an den Draht zu liegen kommen. An das freie Drahtende wird ein gewöhnliches Gewicht
von 5
Kilogrm. befestigt, welches hinreicht einen Draht von 1,8 Millimeter Durchmesser zu spannen, ohne ihn zu zerreißen oder zu
verlängern.
Bevor man den Draht abwindet, wird der Stand des horizontalen Gewichtbodens an der Seite des Schachtes als Anfangspunkt der
Messung
genau markirt. Außerhalb des Schachtes sind drei Personen nothwendig, eine zur Drehung der Kurbel, und zwei zur Messung; außerdem
bedarf es noch am Boden des Schachtes eines Gehülfen, um die Ankunft des Drahtes in der Tiefe zu signalisiren. Soll nun die
Messung
beginnen, so nehmen die beiden Messenden den Draht zwischen Daumen und Zeigefinger und legen die Nägel genau an die Stahlspitzen
der
Meßlatte. Der an der Kurbel Beschäftigte windet hierauf den Draht langsam ab, und der hinter der Spule Nächststehende folgt,
indem er
den Draht immer noch zwischen seinen Fingern hält, dieser Bewegung, bis er an dem anderen Ende der Meßlatte anlangt. Mittlerweile
hat
sich der zweite Beobachter an den Platz des ersteren begeben, um den Draht von Neuem zu fassen, und demselben in seiner Bewegung
nach
dem vorderen Ende der Meßlatte zu folgen. Wollten nun die beiden Messenden den Draht jedesmal nach 5 zurückgelegten Metern
mit
ängstlicher Genauigkeit an der zweiten Stahlspitze der Meßlatte anzuhalten versuchen, so würde dieses exacte Verfahren die
Operation
zu einer zeitraubenden machen. Statt dessen wird der Draht annähernd bis zur Stahlspitze geführt, dann angehalten und die
Meßlatte bis
zur vollständigen Coincidenz selbst an den betreffenden Punkt verschoben, so daß in Wirklichkeit jedesmal ein etwas größeres
oder
kleineres Drahtstück als 5 Meter von der Spule abgewickelt wird. Der bei jeder Messung vorkommende Fehler ist jedoch sehr
unbedeutend,
und das plus oder minus der Fehler gleicht sich schließlich ziemlich genau
aus. Wenn das Gewicht in einer Höhe von 5 Metern + einem Bruchtheil eines Meters über dem Boden des Schachtes angelangt ist,
so muß
der dort aufgestellte Gehülfe dieses seinen Collegen an der Schachtmündung signalisiren, damit die letzten 15 Meter langsam
und
vorsichtig abgewunden werden. Hierauf wird auch jener Bruchtheil von 5 Metern abgewickelt, wobei der hintere Messende den
Draht wie
bisher festhält. Wenn das Gewicht an der tiefsten Stelle des Schachtes ankommt, so wird der Draht auf ein gegebenes Zeichen
angehalten, und auch jener Bruchtheil gemessen. Dieser und die Summe sämmtlicher gemessenen Fünfmeterstrecken bilden die verlangte Tiefe des Schachtes. Zur Controlle kann die Operation beim Aufwinden
des Drahtes wiederholt werden. Bei geschickter Ausführung stimmen beide Messungen bis auf wenige Millimeter überein. Zu Firmeny
wurde
bei einer Tiefe von 250 Metern nie eine Differenz von 25 Millimetern gefunden. Die Abweichung in den wiederholten Resultaten
der
Messung betrug in der Regel 10 bis 15 Millimeter. Es ist hierdurch constatirt, daß bei dieser Methode der Fehler nicht größer
ist, als
5 Millimeter per 100 Meter. Der in Rede stehende Apparat hat den Vortheil, daß er nur geringe Kosten
verursacht, leicht aufzustellen ist und eine rasche Messung gestattet. Die Messung eines 260 Meter tiefen Schachtes und die
Controlle
beim Aufwinden beanspruchte mit Inbegriff der zur Aufstellung des Apparates erforderlichen Zeit, nur eine halbe Stunde.