Titel: | Zur Geschichte der violetten Rosanilinderivate; von Professor A. W. Hofmann. |
Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. XLI., S. 150 |
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XLI.
Zur Geschichte der violetten Rosanilinderivate; von Professor A. W. Hofmann.
Aus den Berichten der deutschen
chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1873, Nr. 5.
Hofmann, über die violetten Rosanilinderivate.
In neuester Zeit hat Hr. F. Hobrecker in Crefeld einen von dem Rosanilin abstammenden schön-violetten
Farbstoff aufgefunden, welcher sich durch seine große Krystallisationsfähigkeit und den Reichthum seiner allerdings immer
noch stark
in's Rothe ziehenden Tinte auszeichnet. Dieser Körper, von dem mir Hr. Hobrecker eine Probe behufs näherer
Untersuchung zu übersenden die Güte gehabt hat, entsteht durch die Einwirkung einer Mischung von Benzylchlorid und Methyljodid
auf
Rosanilin in methylalkoholischer Lösung. Nach kurzer Digestion der Mischung im Wasserbade setzen sich aus tiefviolettgefärbter
Flüssigkeit metallischgrün-glänzende, nadelförmige Krystalle eines Jodids ab, welche nur noch einmal umkrystallisirt zu werden
brauchen, um vollkommen rein zu seyn. Das mir von Hrn. Hobrecker übersandte Präparat hätte sofort für die
Analyse verwendet werden können, ist aber noch einmal aus Alkohol umkrystallisirt worden. In kaltem Alkohol ist das Jodid
schwer
löslich, in heißem etwas löslicher; in Wasser ist es nahezu unlöslich.
Das bei 100° C. getrocknete Jodid hat bei der Analyse Zahlen gegeben, welche unzweifelhaft zu der Formel
C⁴² H⁴⁰ N³ I
führen, wie sich aus der Vergleichung der Versuchszahlen mit den theoretischen Werthen alsbald ergibt.
Theorie.
Versuch.
I.
II.
C⁴²
504
70,68
70,56
–
H⁴⁰
40
5,61
6,00
–
N³
42
5,89
–
–
I
127
17,82
–
17,67
–––
–––––
713
100,00
Für die Jodbestimmung wurde die Substanz in zugeschmolzenem Rohre bei sehr hoher Temperatur mit Salpetersäure behandelt, und
es mag
hier bemerkt werden, daß nach vielen Versuchen, welche Hr. Nietzki über die nicht ganz leichte Bestimmung
des Jods in Anilinfarbstoffen angestellt hat, die Carius'sche Methode immer noch die zuverlässigsten
Ergebnisse geliefert hat. Um gute Zahlen zu erhalten, muß man indessen rauchende Salpetersäure anwenden und das Rohr nicht
unter 3 bis
4 Stunden lang auf wenigstens 300° erhitzen.
Nach vorstehender Analyse erweist sich der schön-krystallisirte Farbstoff als das Jodmethylat des
tribenzylirten Rosanalins,
C⁴²H⁴⁰N³I = C²⁰H¹⁶ (O⁷H⁷)³
N³ . CH³I,
und entsteht also nach der Gleichung
C²⁰H¹⁹N³, H²O + 3 C⁷H⁷Cl + CH³I =
C²⁰H¹⁶ (C⁷H⁷)³ N³, CH³I + 3 HC¹¹ + H²O.
Noch soll hier bemerkt werden, daß ich mich in letzter Zeit eingehend mit den Oxydationsproducten der Methylaniline beschäftigt
und
durch den Versuch festgestellt habe, daß die in dieser Reaction gebildeten Verbindungen dieselbe Zusammensetzung haben, wie
die durch
die Einwirkung des Jodmethyls auf das Rosanilin entstehenden.