Titel: | Gramme's magnetelektrische Maschine zur Erzeugung des elektrischen Lichtes. |
Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. XLIV., S. 166 |
Download: | XML |
XLIV.
Gramme's magnetelektrische Maschine zur
Erzeugung des elektrischen Lichtes.
Nach der Revue industrielle, März
1873, S. 158.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Gramme's magnetelektrische Maschine zur Lichterzeugung.
Es ist ein großer Unterschied zwischen dem Problem der Erzeugung des elektrischen Lichtes und dem der galvanischen Versilberung
oder
Vergoldung. Im ersteren Falle bedarf es einer hohen Spannung und einer geringen Quantität der Elektricität, im zweiten ist
die
Quantität der wichtigste Factor. Je größer die Spannung, desto bedenklicher sind die mit den Commutatoren verbundenen
Unannehmlichkeiten. Die bei jeder Entladung an den Polen auftretenden Funken zerstören die betreffenden Organe der Maschine,
und
machen sie in wenigen Stunden unbrauchbar. Nur die magnetelektrische Maschine der Gesellschaft l'Alliance
Beschrieben im polytechn. Journal, 1863, Bd. CLXVII S. 104. bis jetzt eine praktische Lösung des Problemes des elektrischen Lichtes dargeboten, aber ihr hoher Preis und ihre geringe
Kraft standen ihrer allgemeineren Einführung im Wege.
Gramme's Maschine, von welcher Fig.
21 die Frontansicht mit theilweisem Durchschnitte, Fig.
22 die Seitenansicht und Fig. 23 einen
Horizontaldurchschnitt darstellt, ist mit den Uebelständen der commutirenden Maschinen nicht behaftet; sie nimmt nur den vierten
Theil
des Raumes der Maschine der Gesellschaft l'Alliance ein, erzeugt mit der gleichen Triebkraft ein
doppelt so intensives Licht, und kostet für das gleiche Licht nur halb so viel. Diese Leistung bezeichnet einen großen Fortschritt
in
einem der interessantesten Zweige der modernen Wissenschaft.
Die Maschine besteht 1) aus sechs verticalen eisernen Cylindern, welche an ihren unteren Enden durch einen gußeisernen Sockel
und an
den oberen Enden durch eine viereckige gußeiserne Platte mit einander verbunden sind; 2) aus einem an die verticalen Cylinder
in der
Mitte ihrer Höhe befestigten Messingrahmen, welcher die Achsen der rotirenden Elektromagnete aufnimmt; 3) aus Kupferdraht
erster
Qualität, womit die sechs verticalen Cylinder, welche zusammen einen kräftigen Elektromagnet bilden, umwickelt sind; 4) aus
drei
kreisrunden rotirenden Elektromagneten; 5) aus Armaturen, Stromsammlern und dem zur Transmission der rotirenden Bewegung dienenden
Zugehör.
Einer der rotirenden Elektromagnete hat den Zweck, in dem festen Elektromagneten Magnetismus zu erregen, während die beiden
anderen die
Beleuchtungs-Elektricität erzeugen. Der quadratische Sockel hat eine Seitenlänge von 31 1/2 Zoll engl.; die senkrechten
Eisencylinder sind 3 Fuß 7 5/16 Zoll hoch und haben einen Durchmesser von 3 5/16 Zoll. Die ganze Höhe der Maschine beträgt
nicht mehr
als 4 Fuß 3 5/16 Zoll, und ihr Gewicht ungefähr 1 Tonne. Die Geschwindigkeit der vor den Polen des Elektromagnetes rotirenden
elektromagnetischen Spiralen beträgt 300 Umdrehungen per Minute. Jede der Armaturen umfaßt 1/3 des
Umfanges derselben. Die Sammler bestehen im Wesentlichen aus Bündeln von übersilbertem Kupferdraht, welche durch Platten und
Justirschrauben zusammengehalten werden. Obgleich diese Maschine nur auf die Erzeugung eines Lichtes gleich 500 Carcelbrennern
berechnet war, so erzeugte sie doch ein Licht von nahezu doppelter Intensität. In einer Reihe von Versuchen erhielt man während
mehrerer Stunden ein Licht gleich 900 Brennern. Die zur Untersuchung der Maschine seitens der französischen Akademie der
Wissenschaften niedergesetzte Commission hat eben so günstige Resultate erhalten. Obgleich verschiedene Aenderungen in der
Intensität
des Lichtes beobachtet wurden, so konnten sie doch nicht der Maschine zugeschrieben werden, weil diese bei constanter Geschwindigkeit
continuirliche Ströme von gleichmäßiger Intensität liefert; vielmehr waren jene Aenderungen die Folge mechanischer Unregelmäßigkeiten,
welche während der Versuche beobachtet wurden. Die elektrische Spannung der Maschine ist äquivalent 105 gewöhnlichen Bunsen'schen Elementen, während die Quantität nur 5 Elementen entspricht. Der um den Elektromagnet
gewickelte Kupferdraht wiegt 550 Pfund, und derjenige der drei rotirenden Spiralen 150 Pfund. Die Kosten einer Gramme'schen Maschine, welche ein Licht von 500 Carcelbrennern erzeugt, belaufen sich auf 10000 Francs.