Titel: | Die preußische Torspreß-Maschine; von A. Busch, Rittergutsbesitzer. |
Fundstelle: | Band 208, Jahrgang 1873, Nr. LXXXVII., S. 346 |
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LXXXVII.
Die preußische Torspreß-Maschine; von A. Busch,
Rittergutsbesitzer.Aus den „Neuesten Erfindungen.“
Busch, über die preußische Torspreß-Maschine.
Der ungeahnte Aufschwung der deutschen Groß-Industrie in Deutschland nach dem französischen Kriege hat die Preise des
Brennmaterials selbst in solchen Gegenden, wo Holz bisher kaum abzusetzen war, zu einer Höhe gebracht, die dem so lange
vernachlässigten Torfwesen eine große Beachtung zuwandte; andererseits drängt der überall mehr hervortretende Mangel an Arbeitskräften
die Landwirthschaft, das Maschinenwesen, wo es nur irgend geht, zur Ersparung der Arbeitskräfte anzuwenden.
Es ist nun eine bekannte Thatsache, daß jeder Torf, er mag von noch so guter Beschaffenheit seyn, in gepreßtem Zustande ein
weit
intensiveres und werthvolleres Brennmaterial abgibt, als in einfach gestochenem Zustande und dadurch wurden alle Bestrebungen
sofort
auf den einen Punkt hingelenkt, eine Presse zu construiren welche selbst leicht beweglich, mit Anwendung geringer Bewegungskraft,
ein
möglichst billiges, dabei aber vorzügliches Preßerzeugniß liefert.
Vor zwei Jahren, im Sommer 1871, wurde ich seitens des Lauenburger Zweigvereins der Pommerschen ökonomischen Gesellschaft
nach
Ostpreußen delegirt, um eine dort verbreitete, großes Aufsehen erregende Maschine in ihren Leistungen zu prüfen. Der sehr
leichte Gang
derselben, die einfache Herstellungsweise, wobei hauptsächlich Kinder zu benutzen sind, namentlich aber der Umstand, daß jeder
Torf,
von dem allerlockersten Fasertorf bis zum schwersten Pechtorf, ja altes Krümmelwesen zwischen Holz und Stubben, sogar rückgebliebene
Torfreste vom vorjährigen Stichtorfe sofort in schöne saubere Preßtorfstücke verwandelt wurden, bewog mich, unserem Vereine
diese
Maschine zum Ankaufe zu empfehlen, und konnte dieselbe bei mir am 1. August in Betrieb gesetzt werden.
Während der kurzen Zeit des Betriebes fand diese Presse bei den zahlreichen Besuchen die ihr abgestattet wurden, die größte
Anerkennung, und beschloß der Verein die Originalmaschine, welche uns trotz nicht sauberer Ausführung 152 1/2 Thlr. gekostet
hatte,
den HHrn. Maschinenfabrikanten Gebr. Stützke in Lauenburg i. Po. zum Nachbau zu übergeben, wogegen diese
Herren sich verpflichteten, dieselbe Maschine in sauberer dauerhafter Ausstattung unter Garantie für den Preis von 130 Thlr.
frei auf
den Lauenburger Bahnhof zu liefern.
Im vorigen Jahre wurden gegen 100 Stück derselben abgesetzt, und in diesem Jahre sind bereits so viel Bestellungen eingelaufen,
daß die
HHrn. Gebr. Stützke sich bewogen fanden, trotz der enorm gestiegenen Rohmaterialien und Arbeitslöhne den
Preis der Maschine nicht zu erhöhen.
In Folge der Arbeiten der ersten Maschine in meinem Moore im ersten, sowie zweier Stützke'scher Maschinen im
vorigen Jahre habe ich nun außer dem zahlreichsten Besuche zum Theil aus weiter Ferne, eine solche Anzahl Briefe mit Anfragen
der
verschiedensten Art erhalten, und laufen solche noch täglich ein, daß ich es für das Einfachste halte, auf diesem Wege ein
Gesammtbild
der Maschine und ihrer Leistungen zu geben, um so mehr als die Vorzüglichkeit derselben in keiner Weise die öffentliche Besprechung
zu
scheuen hat.
Die preußische Torfpresse, wie sie nach mehrfachen Verbesserungen sich jetzt als am vortheilhaftesten herausgestellt hat,
besteht aus
einem etwa 6 Fuß hohen, 2 Fuß weiten, auf einem Schlitten angeketteten Holzbottich von starken Bohlen, durch den in senkrechter
Richtung eine starke Welle läuft, welche nach Art eines Thonschneiders mittelst eines Zugbaumes durch ein Pferd in Bewegung
gesetzt
werden kann, auf welcher unten eine sich mitdrehende eiserne Scheibe, darüber zwei vollständige Schraubenschnecken und darüber
4
Viertelschraubensegmente, welche auf der Welle so angeordnet sind, daß sie ebenfalls einen vollständigen Schneckengang bilden,
befindlich ist. Mehrere in den Bottichwänden befestigte Messer und durchgehende Eisenstangen verhindern, daß die Torfmasse
sich auf
den Schnecken festsetze, und mit der Welle sich herumdrehe. Der Bottich hat an der hinteren oberen Seite einen Einschnitt
zum
Hineinwerfen der rohen Torfmasse und unten vorn ein eisernes Mundstück, welches durch einen einfachen Hebel zu öffnen ist,
und in dem
sich eine hölzerne conische Form befindet, durch welche der Preßtorf in 4 schönen glatten endlosen Strängen auf einen etwas
geneigt
stehenden Tisch heraustritt, auf dem er in beliebig lange Stücke geschnitten werden kann. Die ganze Maschine enthält so durchaus
unzerbrechliche Theile, daß der Besitzer einerseits nicht den Mangel einer Maschinenfabrik in der Nähe zu fürchten hat, andererseits
der Fabrikant auf die weiteste Entfernung hin vollständige Garantie übernehmen kann.
Zum Betreiben der Maschine gehören ein fleißiges Pferd, 3 Männer und 3–4 Mädchen oder Knaben, je nach Entfernung und Größe
der
Trockenplätze. Ist das Moor naß, so daß das Pferd mit den Füßen einsinkt, so ist für dasselbe eine Umlaufbahn von Bretern
2
1/2–3 Fuß breit, aus einzelnen Kreissegmenten bestehend, herzustellen. Nur wenn der Torf ganz im Wasser steht, oder sehr weich und naß ist, muß derselbe vorher ausgeworfen werden, und
etwas abtrocknen, ebenso muß ganz trockene Torfmasse angefeuchtet werden; in der Regel wird jeder Torf, wie er im Moore liegt,
nach
bloßer Entfernung der obersten Paltenschicht zu verwenden seyn; ist der Torf in den verschiedenen Lagen von sehr verschiedener
Beschaffenheit, so ist ein Durcheinanderwerfen dieser Lage beim Auswerfen empfehlenswerth. Zwei Männer gehören dazu den Torf
auszuwerfen, und auf Karren an die möglichst nahe stehende Maschine zu schaffen; ein dritter besorgt das Einwerfen in dieselbe,
wobei
er darauf zu achten hat, daß die Maschine stets gefüllt ist und die 4 fertigen Torfstränge gleich schnell heraustreten, und
von
schöner glatter Beschaffenheit sind.
Läßt sich der Torf auf dem angenäßten Tisch nicht glatt vorwärts schieben, sondern zerdrücken sich die Stränge, so ist die
Masse weich;
treten die Stränge abkrümelnd heraus, so ist sie zu trocken; treten sie nicht gleich schnell heraus, oder ist ein Strang nicht
voll,
so ist etwas verstopft, das Mundstück wird schnell geöffnet und der fremde Gegenstand entfernt.
Bei nur geringer Uebung sind diese einzig zu beachtenden Uebelstände leicht ganz zu vermeiden. Ein Mädchen oder Knabe steht
an der
linken Seite des Abschneidetisches, (von der Maschine aus) und schneidet, während sie mit der linken Hand einen Torfstrang
anfaßt, mit
einer hölzernen 4 Zoll breiten und hohen Spatel ein 10zölliges Stück Torf ab, welches sie sofort nach dem Abstich an das Ende
des
Tisches schiebt, wo es von einem der übrigen 2–3 Mädchen oder Knaben auf die Karren geladen und fortgekarrt wird. Ist
genügender Platz vorhanden, so lege man die einzelnen Stücke einfach nebeneinander auf die Erde; das außerordentlich schnelle
Trocknen
dieses Preßtorfes wird dadurch noch vermehrt, so daß der Torf bei günstiger Witterung schon nach drei Tagen aufgeringt, und
nach 14
Tagen bis 3 Wochen in große Haufen gebracht werden kann.
Ich wiederhole, daß jeder Torf durch die Pressung der Maschine bedeutend consistenter, specifisch schwerer wird und dadurch
bedeutend
an Heizkraft gewinnt. Torf auf hannover'sche Art gewonnen, hat lange nicht die Festigkeit und Brennkraft, und braucht zum
Trocknen
drei- bis viermal so viel Zeit. Leichter Fasertorf, der als Stichtorf wegen seiner Leichtigkeit und seines großen Volumens
zu
keiner Kesselfeuerung gebraucht werden kann, wird durch die Pressung hierzu befähigt.
Ein Volumen Preßtorf wird wohl gleich zwei Volumen Hannovertorf und drei Volumen Stichtorf an Heizeffect gleichkommen, abgesehen
davon, daß bei der Fabrication kein Abfall in den Mooren liegen bleibt und
alle Krümeltheile mit verarbeitet werden können.
Bei dem überaus leichten Gange der Maschine (Dynamometer-Proben zeigten eine Zugkraft von nur 80–85 Pfd. am 13 1/2füßigen
Hebel, je nach den Formen bei richtiger Feuchtigkeit des Torfes an), genügt ein fleißiges Pferd zu 10stündiger Arbeit vollständig,
welches in der Minute 2 Umgänge à 37 Schritt, also 74 Schritte zu machen hat. Das Anstrengende für
das Pferd liegt nicht im Ziehen, sondern im Rundgehen, und wird dieß dem einen Pferde leichter, dem anderen schwerer.
Neben der gleichmäßigen Schnelligkeit des Pferdes liegt nun die Leistung der Maschine nach Stückzahl einzig und allein in
der Größe der
Formen, und der Länge der abgeschnittenen Stücke. Zu der ostpreußischen Originalmaschine erhielt ich eine mittlere Form (Nr.
2), ließ
den Torf 9'' lang abschneiden, und erzielte an Durchschnittsleistung der Maschine täglich 8500 Stück. Die HHrn. Gebr. Stützke liefern zu ihren Maschinen drei verschiedene Formen. Ich arbeitete mit der großen Form, ließ den Torf 10''
lang abschneiden, und wenn ich im vergangenen Jahre 7000 Stück als das was meine Arbeiter durchschnittlich täglich fertig
stellen
mußten, angebe, so klingt das weniger. Ich habe aber eine weit bedeutendere Masse Torf in diesen 7000 Stück verarbeitet, als
im Jahre
vorher in 8500, und nur denselben Lohn für Arbeit und dreimaliges Umsetzen bezahlt.
Die Form Nr. 1 ist 3 1/2'' hoch, 3 1/2'' breit, liefert in 50 Minuten bei 118 Umgängen des Pferdes, 1000 Stück 10'' langer
Torfstücke
bei einer Zugkraft von circa 80 Pfd. am 13 1/2füßigen Hebel, und liefert in diesen 1000 Stück 122,500
Kubikzoll = 70 7/8 Kubikfuß nassen Torf. Absolut trocken wiegt ein solches Stück Torf 1 Pfd. 1 Loth.
Die Form Nr. 2 ist 3 3/4'' hoch, 3 3/4'' breit, liefert in 1 Stunde 5 Minuten bei 130 Umgängen des Pferdes, 1000 Stück 10''
langer
Torfstücke bei einer Zugkraft von 85–88 Pfd. am 13 1/2füßigen Hebel, und in diesen 1000 Stück 140,625 Kubikzoll = 81 9/21
Kubikfuß nassen Torf. Absolut trocken wiegt ein Stück Torf 9 Pfd. 17 Loth.
Die Form Nr. 3 ist 4'' hoch und 5'' breit, liefert in 1 Stunde 15 Minuten, bei 144 Umgängen des Pferdes 1000 Stück 10'' langer
Torfstücke bei einer Zugkraft von 92–95 Pfd. am 13 1/2füßigen Hebel, und in diesen 1000 Stück 175,000 Kubikzoll = 101 1/4
Kubikfuß nassen Torf. Absolut trocken wiegt ein solches Stück Torf 1 Pfd. 1 Loth.
In diesen Zahlen wird jeder das finden, was er von der Torfpresse verlangt, manche meiner Nachbarn schneiden die Stücke 8''
lang, manche 12''; einer arbeitet lieber mit der kleinen, ein anderer mit der
großen Form.
Die angegebenen Zahlen sind das sorgfältig ermittelte Durchschnittsresultat vielfacher Proben.
Ich arbeitete im vergangenen Jahre nur mit zwei Maschinen und eigenen Leuten, und zahlte für das 1000 Stück 10'' lang mit
Form 3
gearbeitet 6 Sgr. Für 3maliges Umsetzen à 6 Pfg. = 1 1/2 Sgr. Für das fertige Tausend im großen
Haufen also 7 1/2 Sgr. Die Hauptersparniß aber liegt darin, daß ich für diese 7 1/2 Sgr. den dreifachen Heizwerth von gleicher
Stück-Anzahl Stichtorf fabricire, abgesehen von den ersparten Fuhren und Arbeitslöhnen.
Als Beweis für das außerordentlich schnelle Trocknen dieses Maschinentorfes führe ich noch an, daß der vom 1. bis 20. Mai
v. J.
gefertigte Torf bereits vom 15. Juni bis 3. Juli v. J. in meiner Dampfbrennerei sich als vorzügliches Heizmaterial bewährte.
Aus voller Ueberzeugung empfehle ich also diese preußischen Torfpressen als das Beste, was wir heute zur Erzeugung eines festen
Preßtorfes bei billigster Herstellungsweise haben. Die Maschinen werden bis zur Ernte wieder in meinem Torfmoor arbeiten,
und wird es
mir angenehm seyn, jedem sich dafür Interessirenden hier die Vorzüge derselben vor Augen zu führen.