Titel: | Haskell's Alarmpumpe für Seeschiffe. |
Fundstelle: | Band 210, Jahrgang 1873, Nr. II., S. 9 |
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II.
Haskell's Alarmpumpe für Seeschiffe.
Aus der Chronique de l'industrie, Juni 1873, S.
155.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Haskell's Alarmpumpe für Seeschiffe.
Es gibt für Erfinder kein würdigeres Ziel, als die Construction von Apparaten, welche
die Bestimmung haben, die Sicherheit der Seeleute und Schiffspassagiere zu erhöhen.
Der Apparat, welcher in Fig. 12 in
perspectivischer Ansicht dargestellt ist, gehört dieser Richtung an, und zeichnet
sich überdieß durch die Verschiedenartigkeit seiner Leistungen aus. Man kann ihn als
Alarmsignal bei Nebeln, als Telegraph, als Pumpe zur Entwässerung des untersten
Schiffsraumes oder zum Abspülen und Reinigen des Verdeckes, endlich als Feuerspritze
anwenden. Wir werden zunächst seine Construction und die Anordnung seiner Organe
beschreiben, und nachher einige Details bezüglich seiner Anwendbarkeit für
verschiedene Zwecke geben.
Das eiserne Maschinengestell trägt die drei Pumpencylinder A, deren Kolben durch die Stange B mit den
Kurbeln C in Verbindung stehen. Letztere sind unter
Winkeln von 130 Grad um ihre gemeinschaftliche Welle angeordnet. An dem einen ihrer
Enden enthält die Kurbelwelle ein Schwungrad D mit einem
Griffe a, an dem anderen ein Getriebe E, welches in ein Zahnrad F
greift. Die Kurbel G kann nach Belieben entweder an das
Ende E der Welle, oder an die Achse F des Zahnrades befestigt werden. Die Einlaßröhren
vereinigen sich bei H in ein einziges Rohr, welches
unterhalb des Verdeckes bis zur gewünschten Tiefe sich erstreckt. Oberhalb des
Verdeckes enthält dieses Rohr ein mit der äußeren Luft communicirendes Ventil b, und unterhalb desselben einen Hahn, mittelst dessen
die Verbindung mit dem unteren Schiffsraum aufgehoben werden kann. Die
Ausströmungsröhren vereinigen sich an der Stelle J,
welche direct mit dem Luftbehälter oder Windkessel L
communicirt. An dem oberen Ende des letzteren ist die Alarmpfeife M angebracht, welche man durch Niederdrücken des
Hebels N in Thätigkeit setzen kann. Bei J ist noch ein mit einem Hahn c versehener Ansatz K angebracht.
Soll der Apparat zum Auspumpen des unteren Schiffsraumes dienen, so öffnet man den
Hahn H und schließt b, um
jede Communication der Einlaßröhren mit der äußeren Luft abzuschneiden. Alsdann
setzt man mittelst der Schwungradkurbel a und nöthigen
Falles auch der an das Ende E zu befestigenden Kurbel
G, die Pumpen in Bewegung. Zur Sicherung eines
ungehinderten Ausgusses nimmt man den Ansatz K ab. Da
die drei Pumpen gleichzeitig arbeiten, sich jedoch beziehungsweise an verschiedenen
Punkten ihres Hubes befinden, so saugen sie das Wasser durch die Röhre H ohne Unterbrechung, wodurch jener Kraftverlust
vermieden wird, der sonst aus der successiven Stockung und Bewegung der Wassersäule
resultiren würde, wie dieses bei Pumpen mit einem und
selbst mit zwei Mindern der Fall ist. Das Wasser ergießt
sich aus dem Rohre J auf das Verdeck, von dem es
seitwärts über Bord fließt. Handelt es sich um das Abspülen des Verdeckes, so
schließt man den Hahn der in den unteren Schiffsraum führenden Röhre, schraubt bei
b einen Schlauch, den man über Bord in's Meer
tauchen läßt, und an K ein geeignetes Spritzenrohr,
worauf man den Hahn c öffnet. Wird nun die Pumpe in
Bewegung gesetzt, so saugt sie das Meerwasser herbei, und spritzt es durch das
letztgenannte Rohr an die gewünschte Stelle. Die nämliche Anordnung dient zugleich
zum Löschen eines ausgebrochenen Brandes; denn man hat gefunden, daß drei Männer im
Stande sind, mit einem Spritzenrohr von 0,013 Met. lichtem Durchmesser den Strahl in
horizontaler Richtung 27 Meter weit zu treiben. Mit einem ähnlichen Apparate, dessen
Pumpenstiefel 0,10 Met. lichten Durchmesser haben, sind zwei Männer im Stande, 10000
Liter Wasser in 1 Stunde 7,5 Met. hoch zu heben. Ein Hauptverdienst dieser Erfindung
besteht nicht allein darin, daß die Hebung des Wassers ununterbrochen vor sich geht,
sondern auch darin, daß, wenn an einem der Cylinder ein Unfall vorkommen sollte, man
denselben herausnehmen und repariren kann, ohne daß die anderen ihre Functionen
einzustellen brauchen, ein Umstand welcher vorkommenden Falles für die Sicherheit
des Schiffes von großer Wichtigkeit werden kann.
Soll der Apparat zum Signalisiren verwendet werden, so
öffnet man den Hahn zum Ansaugen der Luft und schließt den Hahn c, so daß nun die Pumpen die Luft in dem Behälter L bis zu einer beliebigen Spannung comprimiren. Beim
Niederdrücken des Hebels N entweicht alsdann die Luft
durch die am oberen Ende des Luftbehälters angebrachte Pfeife. Der Erfinder hat ein
Verzeichniß sehr leicht zu begreifender Signale zusammengestellt, welche mit der Pumpe gegeben
werden können. Für die gewöhnlichen Lootsensignale wird der Apparat von einem
einzigen Manne bedient, welcher das Rad D mit der einen
Hand dreht, während er mit der anderen den Hebel N
handhabt. Für Signale, welche einen durchdringenderen Ton oder eine raschere
Aufeinanderfolge von Pfiffen verlangen, kann die Pumpe mittelst der auf die Achse
des Rades F gesteckten Kurbel G in Bewegung gesetzt werden, wodurch eine raschere Rotation der
Hauptwelle erzielt wird. Die Signale bestehen, analog dem telegraphischen Alphabet
des Morse'schen Apparates, aus einer Reihenfolge von
langen und kurzen Tönen. Ein kurzer und ein mittlerer Ton z.B. bezeichnet den
Buchstaben A, ein kurzer Ton E; zwei kurze Töne I, vier kurze H, ein langer Ton L u.s.w.
Das Nothsignal besteht aus einer Reihe kurzer, rasch einander folgender Pfiffe. Auf
analoge Weise werden die Punkte des Compasses signalisirt. Ein Ton von mittlerer
Dauer bezeichnet z.B. Nord, und so werden Ost, Süd und West beziehungsweise durch 2,
3 und 4 Töne angezeigt. Zwischen jedem dieser Cardinalpunkte gibt es 7
Zwischenpunkte, die man durch 1, 2, 3 und 4 kurze Töne nach vorheriger Anzeige des
entsprechenden Cardinalpunktes signalisirt, z.B. Nordwest durch einen mittleren Ton
gefolgt von 4 kurzen Tönen. Auf solche Weise läßt sich der Curs eines Schiffes in
die Entfernung signalisiren, und somit jeder Möglichkeit eines Zusammenstoßes
vorbeugen. Es wird sogar behauptet, daß der Schall der Luftpfeife auf größere
Entfernung und schärfer vernehmbar ist, als derjenige der Dampfpfeife, weil die Töne
der letzteren durch Condensationswasser afficirt werden. Eine Spannung der Luft von
2,2 Atmosphären genügt, um eben so intensive Töne wie die einer Dampfpfeife zu
geben, welche unter einem Drucke von 4,5 Atmosphären in Wirksamkeit gesetzt
wird.
Der Haskell'sche Apparat eignet sich ganz besonders für
Segelschiffe, bei denen man über keinen Dampf verfügen kann. Außerdem läßt er sich
auch auf dem Lande, z.B. in Hüttenwerken als Alarmsignal oder als Signal für die
Ruhepausen u.s.w., mit Vortheil verwenden.